TRIPTYKON, VALBORG

Essen, Zeche Carl, 04.08.2016

Die Zeche Carl in Essen ist für ihre zahlreichen, legendären Metal-Konzerte bekannt. In letzter Zeit war dort aber herzlich wenig los. Meine letzten vier Konzerte dort waren zweimal The Exploited (2007 und 2009) und zweimal Gwar (2009 und 2010); beides nicht so richtig Metal und schon lange her. Aber manchmal ergeben sich seltsame Zufälle, wie an besagtem Donnerstag, als Triptykon in der Zeche Carl zugegen gastieren. Facebook erinnert mich morgens an die Veranstaltung. Meine Frau muss spontan die Schicht tauschen, so dass abends das Auto vor der Tür steht. Und meine beiden Bands, die hintereinander weg am Donnerstag proben sollten, sagen plötzlich ab. Der Weg ist also frei. Zum Glück!

valborgEinen Support Act gibt es dieses Mal auch. Bei dem letzten Triptykon-Gig in Essen war das nicht der Fall. Valborg kommen aus Bonn und haben seit 2009 satte fünf Alben rausgehauen. Aber ich kannte sie bislang nicht. Bei Vorbands ist das mit der Zusammenstellung des Billings immer so eine Sache, aber tatsächlich passen Valborg heute sehr gut zu einer eigenständigen Band wie Triptykon. Das Trio legt im vergleichbaren Stil los. Tiefe, dröhnende Gitarren, träges Schlagzeug und monotoner Brüllgesang, der bis auf zwei Songs, bei denen Fretless-Basser Jan Buckard ablöst, von Gitarrist Christian Kolf übernommen wird, reißen sofort mit. Der Livesound ist schwierig rüberzubringen. Dennoch gelingt es. Die Monotonie der Songs wirkt hypnotisch. Bis auf „Danke“ und „Jetzt kommt der letzte Song“ gibt es keinerlei Ansagen. Titel werden auch nicht genannt. Die letzten beiden Songs setzen sich aber dann etwas vom Rest der Setlist ab. Zum einen sind sie deutlich kürzer, zum anderen wirkt der stinknormale Vier-Vierteltakt glatt wie eine Uptemponummer und die schrägen Gitarren des Raushauers erinnern etwas an Voivod. Ein Blick nach hinten verrät, dass ich mit meiner Meinung nicht allein da stehe, denn die Halle hat sich heimlich, still und leise sehr gut gefüllt. Cooler Gig, coole Band!

 

triptykonEine schlanke, blonde und tätowierte Frau übernimmt in der Umbaupause den Soundcheck für Gitarre, Bass und Gesang, Währenddessen werden drei silbern lackierte umgedrehte Kreuze aus Holz vor den jeweiligen Mikroständern postiert. Das simple, aber effektive Triptykon-Logo ziert das Banner. Die Nebelmaschine läuft. Die Optik stimmt schon mal. Das Intro „Crucifixus“ ertönt, als die Band die Bühne betritt. Dann legen die Schweizer/innen gleich mit drei Celtic Frost-Songs los: dem mega schleppenden „Procreation (Of The Wicked)“, „Dethroned Emperor“ und „The Usurper“. Erst vor dem ersten eigentlichen Triptykon-Song, „Goetia“, kommt es zur ersten Ansage Toms: „Willkommen zu unserer Generalprobe. Ich will nicht schleimen, aber ich spiele viel lieber hier vor euch als auf dem Scheiß Wacken. Ich will ja keine Namen nennen, aber Sabaton und Blind Guardian passen nicht so zu uns. Euch kann ich es ja sagen.“ Denn dieser Gig ist die Generalprobe vor ihrem Wacken-Gig am darauf folgenden Tag. Nach „Goetia“ folgt mit „Obscured“ wieder ein Celtic Frost-Song, dieses Mal vom letzten Album „Monotheist“. Hier betritt Gastsängerin Simone Vollenweider die Bühne, die Tom schon seit alten Celtic Frost-Zeiten kennt. Sie bleibt auch beim nächsten Song „Boleskin House“ zugegen, bevor die Band mit „Circle Of The Tyrants“ und „Morbid Tales“ wieder Celtic Frost huldigt. Auf einen „Babylon Fell“-Ruf aus dem Publikum reagiert Tom schlicht mit „Nein!“ und kann sich das Grinsen nicht verkneifen. Überhaupt hat Tom Warrior die Gabe, mit wenigen Worten („Nein“, „Ihr seid nett!“), seiner tiefen Stimme und der langsamen triptykonPhrasierung seiner Worte die Meute in seinen Bann zu ziehen. Mit „Aurorae“ vom aktuellen Album wird es fast psychedelisch. Und beim letzten Song, dem fast zwanzigminütigen „The Prolonging“, steigert sich der träge Lavastrom in absolute Ekstase. Der Bass knarzt immer mehr, die Gitarrenwand dröhnt und am Ende ist man einfach total im Arsch. Bassistin Vanja Šlajh und Gitarrist V. Santura an den Außenbahnen bangen so heftig, dass ihre Köpfe fast auf Kniehöhe herabsinken. Das Stageacting ist generell bei allen Musikern sehr intensiv. Lediglich Tom Warrior strahlt eine unglaubliche Ruhe raus. Der Sound bleibt bis zum Schluss wuchtig. Die Band schafft es mühelos, die finstere Atmosphäre ihrer beiden Alben auch live hervorragend umzusetzen. Mit dem Outro „Winter“ wird man schließlich wieder in die Freiheit entlassen. Eine wahnsinnig gute Liveband, die mit wenig Mitteln sehr viel erreicht.



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller