HATE SQUAD - Getöse und Chaos


Vor drei Jahren brachten Hate Squad zum zwanzigjährigen Jubiläum der Band ihre Compilation „You Are Not My Fuckin´ God (Best Of 20 Years Of Raging Hate)“ heraus, die ich als Original zum Besprechen für CROSSFIRE bekommen hatte. Ich kenne die Hannoveraner Death-/Thrasher schon seit ihrem Debüt-Album „Theater Of Hate“ aus dem Jahr 1994 und hatte richtig Bock auf ein ausführliches Interview. Leider verlief das damals irgendwie im Sande. Als ich neulich mal wieder ein paar alte CDs heraus kramte, waren auch Hate Squad dabei und ich hatte die alte Idee wieder aufgegriffen. Über Facebook schickte ich Sänger und Gründer Burkhard Schmitt eine Mail, er antwortete schnell und hatte auch Bock drauf. In zwei langen Telefon-Sessions von jeweils einer Stunde (weil der Akku meines Festnetzes zwischenzeitlich abkackte) stand er mir Rede und Antwort und plauderte ausführlich die gesamte Bandgeschichte aus. Aber auch seine vielen weiteren Aktivitäten, die in der Masse zum Teil etwas untergegangen sind, werden hier nochmal eindringlich beleuchtet. Viel Spaß!

logoDaniel: Hi Burkhard! Erzähl uns doch bitte zunächst, wie es 1993 zu der Gründung von Hate Squad kam! Hattet ihr schon vorher in anderen Bands gespielt?

Burkhard: Hi Daniel! Also der Großteil unserer Band hat vorher noch in keiner nennenswerten Band gespielt. Das entstand mehr oder weniger aus Langeweile heraus, würde ich mal sagen. Wir waren ja noch recht junge Bengels, hingen zusammen ab und haben gesagt, lasst uns eine Band gründen. Es war also gar nicht so spektakulär. Wir waren junge Typen aus einer kleinen Stadt, und wir waren uns irgendwann einig, dass es dann auch losgehen muss mit der Band.

Daniel: Welche Bands haben euch beeinflusst? Und inwiefern haben sich diese Einflüsse in all den Jahren verändert?

Burkhard: Beeinflusst haben uns natürlich eine Menge Bands aus allen möglichen Richtungen, also Sepultura, Fear Factory, Machine Head, als wir die Band gegründet hatten. Dazu kamen noch Bands wie Napalm Death oder Entombed, aber auch viel Punk, Hardcore und Rap. Das war ja auch die Zeit mit der ganzen Crossover-Geschichte, die ja schon im Gange war.

Daniel: Wovon handeln eure Texte? Von den üblichen Metal-Klischees wart ihr ja immer meilenweit entfernt.

Burkhard: Wer mich an Bands zu Texten beeinflusst hat, kann ich so gar nicht sagen, weil man ja froh war, dass man überhaupt mit seinem Englisch da etwas zusammengeschustert bekommen hat. Mich hat eigentlich immer beeinflusst, was hautnah um mich herum passiert ist oder was ich für Erfahrungen im Leben hatte. Ich fand immer auch Texte gut, die etwas sozialkritisch waren. Ich komme ja auch mehr so aus dem Thrash Metal-Bereich. Da war es auch immer ein Thema, näher an der Realität zu sein und nicht wie eine Power Metal-Band über Drachen zu singen. Das war nie mein Ding. Da hat mich dann doch eher die Thrash Metal-, Hardcore- und Punk-Szene beeinflusst.

Daniel: Findest du es eigentlich jetzt, zwanzig Jahre nach „I.Q. Zero“, auch erschreckend, wie aktuell die Texte auch heute noch sind, wenn man sich das derzeitige politische Geschehen so anschaut?

Burkhard: Auf jeden Fall! Das kam mir neulich auch wieder in den Sinn, mit der Sache, die in München passiert ist, oder in letzter Zeit auch in Frankreich oder Belgien oder auch in der Türkei. Es gab auch wieder Selbstmordattentate in Afghanistan. Letztendlich passiert ja alle paar Tage etwas. Und man wundert sich auch, dass solche Texte, wie zum Beispiel „Not My God“ oder „Terror“, die schon zwanzig Jahre auf dem Buckel haben, heute aktueller denn je sind. Solche Sachen wie ISIS oder Al Kaida gab es in den Neunzigern natürlich noch nicht. Da war doch alles noch etwas friedlicher als heute.

Daniel: Wie seit ihr 1994 an euren Plattenvertrag bei GUN Records gekommen?

Burkhard: Ja, wie sind wir daran gekommen? Letztendlich haben wir uns ja mit unserem Demo bei allen möglichen Plattenfirmen beworben. Da waren natürlich auch Verträge bei, die einigen Bands das Genick gebrochen hätten. Da waren viele dubiose Firmen bei, die auch später bekannt waren, zum Beispiel Inline Music oder D&S Records. Da hat man später nicht viel Gutes drüber gehört. Die haben vielen Bands komplett alles verbaut. Viele hatten sich dann auch aufgelöst. Da hatten wir einige Angebote. Ich habe mich damals selbst um alles gekümmert, hatte aber auch nicht wirklich Bock darauf. Ich hatte mit den Leuten telefoniert und fand die oft nicht sonderlich sympathisch. Wir haben erst einmal alle Angebote links liegen lassen. Es wurde dann auch alles relativ knapp. Wir waren schon im Studio und wollten ursprünglich noch ein zweites Demo aufnehmen, haben das dann spontan umgemodelt und ein paar Songs mehr aufgenommen, um eine ganze Platte zu machen, und haben dann den Vertrag mit GUN Records bekommen. Zum Glück, denn sonst hätten wir die ganzen Studiokosten, die wir bis dahin schon hatten, nämlich gar nicht bezahlen können, hehe! Das war schon alles ziemlich riskant damals. Aber dann hat ja zum Glück doch noch alles irgendwie geklappt am Ende.

Daniel: Vor eurem zweiten Album „I.Q. Zero“ erschien die Single „Not My God“ als Promo-CD mit einem T-Shirt zusammen in einem Jutebeutel. Wie viele von diesen Beuteln gab es eigentlich? Und warum zur Hölle waren die T-Shirts neongelb mit leuchtend roter Aufschrift? Wer hatte damals diese obskure Idee?

Burkhard: Ja, das war 1995, zwei oder drei Monate, bevor „I.Q. Zero“ rauskam. Das Ding nannte sich „Survival Package“ mit Promo-CD, T-Shirt, Feuerzeug, Flaschenöffner, Taschenmesser, Kugelschreiber, ein Aufkleber und einem Newsletter für unsere anstehende Tour mit Kreator. Wir hatten nur die Einzelteile und haben sie dann auch selber zusammengepackt in einer Nacht. Die Idee mit den Shirts hatte die damalige Plattenfirma. Es gab, glaube ich, achthundert von den gelben Dingern. Es gab dasselbe Shirt auch noch zweihundert mal in grau mit rotem Aufdruck. Und es gab auch noch, bei Erscheinen der „I.Q. Zero“-Scheibe in ausgewählten Shops am Tag der Veröffentlichung, Shirts in schwarz mit gelber Schrift. Das habe ich selber auch nur einmal und habe es mir auch selber in Hannover gekauft. Von denen gab es, glaube ich, nur hundert Stück.

Daniel: Als ihr eurer zweites Album „I.Q. Zero“ veröffentlicht hattet, wart ihr ziemlich groß und in aller Munde. Die Promotion war hervorragend. Wie groß wart ihr damals wirklich? Weißt Du was von offiziellen Verkaufszahlen?

Burkhard: Na ja, wie man´s nimmt. Ja gut, Verkaufszahlen kann ich dir alles nennen, glaube ich; zumindest so grob. Als die Platte rauskam, waren wir ja gerade mit Kreator und Grip Inc. auf Europa-Tour. Die erste Scheibe, „Theater Of Hate“, wurde so um die achthundert bis neunhundert mal verkauft, zumindest in Deutschland. Im Ausland war es leider nicht so viel. Die „I.Q. Zero“ hat so leicht an den zwanzigtausend gekratzt, soweit ich weiß; von der ominösen „Sub Zero“ EP waren es an die dreitausend. Beide zusammen als Doppel-CD dann zweitausend, von der „Pzycho!“ dann etwa an die siebentausend verkaufte Alben. Das war so die erste Phase bei GUN, vor der langen Pause. Danach waren es dann nicht mehr so viele wie in den Neunzigern, aber von „H8 For The Masses“ haben wir auch nochmal etwa dreitausend verkauft, von der „Degüello Wartunes“ etwa zweieinhalb bis dreitausend. Und von der „Katharsis“, das war ja unser letztes reguläres Album, kann ich dir das gar nicht mehr so genau sagen. Das hat sich natürlich alles ganz stark nach unten entwickelt durch die ganzen Download-Geschichten und so. Wir sind auch nicht mehr so viel getourt wie früher. Aber die „I.Q. Zero“ war schon die am besten verkaufte Scheibe, und die anderen lagen alle etwas darunter.

Daniel: 1996 erschien eure EP „Sub Zero – The Remixes“. Fear Factory hatten das ja zu der Zeit auch gemacht. Wie kam es zu dieser Idee? Und wie seid ihr mit den Bands in Kontakt gekommen, die eure Songs auf der EP geremixt hatten? Die Krupps oder T.A.S.S. waren ja auch keine Unbekannten.

Burkhard: Ja, hehe! Das ist natürlich eine gute Frage! Also, als erstes hatten wir ja auch schon auf unserem allerersten Demo einen Track, wo wir mit einem Beat auf dem Amiga experimentiert hatten, den „Everlasting Life - 6 Times A Day-Remix“. Da hatten wir ja auch schon gezeigt, dass wir uns da nicht limitieren lassen wollen. Hinzu kam noch natürlich, dass wir auch offen für andere Musikrichtungen waren, auch für Rap, und dass Bands wie Die Krupps oder Nine Inch Nails auch so etwas gemacht hatten. Pitch Shifter fanden wir auch ziemlich cool und die Remix-Alben von Fear Factory oder Ministry, wo wir voll drauf abgefahren waren. Gerade die erste Fear Factory, „Soul Of A New Machine“ und die nachfolgende Remix-Scheibe, „Fear Is The Mindkiller“, waren ein Gradmesser für uns, an denen wir uns orientiert haben. Ich weiß gar nicht mehr, wer damals genau die Idee dazu hatte. Irgendjemand hatte mal vorgeschlagen, dass wir das mal machen sollten. Und wir haben dann über unser damaliges Management ein paar Leute kontaktiert und gefragt, ob die Bock hätten, da etwas zu machen. Ein paar Leute haben geklappt, ein paar nicht. Die Krupps hatten auf jeden Fall Interesse gehabt, The Speed Freak, Atari Teenage Riot, Alec Empire und Gigantor, eine Melodic Punkband aus Hannover, deren der Bassist damals ein Arbeitskollege von mir gewesen war. Wir haben aber mehr Leute gefragt, als zustande gekommen sind. Wir hatten auch, zum Beispiel Frontline Assembly gefragt, aber es kam da eher was mit den deutschen Sachen zustande. Und wir haben dann das von den Leuten genommen, die Bock hatten. Einige Sachen, die wir dabei zustande gebracht hatten, fanden wir auch ziemlich krass teilweise. War auch ein ganz schönes Inferno! Also gerade von Atari Teenage Riot und Alec Empire: Wer da etwas empfindlich ist, das war ja auch kaum unhörbar, haha! Aber es war Getöse und Chaos und hat irgendwie doch ganz gut zu uns gepasst. Aber die Version von „Not My God“ von den Krupps finde ich zum Beispiel auch heute noch ziemlich geil. Und ich kann mich daran erinnern, dass deren Version sogar damals auch in manchen Rock- und Metal-Discos oft gespielt wurde. GUN Records hatten auch noch mal extra die Diskotheken und DJs mit der Remix-Scheibe bemustert. Und die Nummer war ja auch richtig tanzbar. Aber ich finde es auch generell sehr interessant, wenn andere Leute, die aus völlig anderen Richtungen kommen, sich an deiner Musik vergehen. Ich finde das immer sehr spaßig.

Daniel: Euer Albumcover zu „Pzycho!“ sah voll Hip Hop-mäßig aus. Warum? Ich war in der Schule mit einem Hiphopper befreundet, der sich das Album nur wegen des Covers gekauft hatte. Dabei war die Musik völlig in Ordnung! Nu Metal war gerade im Kommen. Wolltet ihr solche Leute damit vielleicht auch ansprechen, um mehr Alben zu verkaufen? Oder gab es da auch andere Gründe für?

Burkhard: Ja, das kann ich mir vorstellen! Eigentlich hatte das damit gar nichts zu tun. Wir brauchten halt für die „Pzycho!“ damals ein Cover. Und ich kannte da einen Typen, Jan Meininghaus. Den könnte man heute auch kennen. Damals war er noch sehr unbekannt; ein Künstler aus dem Ruhrgebiet. Mit seinem Kumpel Thomas Eberhard hatte er damals ziemlich coole Graphiken und gemacht. Später haben sie für uns Sachen gemacht, auch Merchandise und sowas. Ich hatte den ab Mitte der Neunziger auch mit Violent Propaganda gemanagt. Und da ich wusste, dass er eigentlich alles machen kann, was man ihm vorgibt, haben wir ihm ein paar Ideen gegeben. Er hat ja auch zu den einzelnen Songs im Booklet auch noch Graphiken gemacht. Und das ist dann eben dabei herausgekommen. Und das Frontcover fanden wir auch ziemlich stylisch. Wir hatten uns gar keine Gedanken gemacht, ob das vielleicht zu sehr nach Rap oder Hiphop aussehen könne. Wir mochten ja auch so Sachen wie N.W.A., Public Enemy oder Beasty Boys. Deswegen hatten als Band damit auch überhaupt kein Problem. Ob die Leute das gut fanden, oder ob das Cover überhaupt zu uns passen würde, waren Sachen, über die wir wirklich gar nicht nachgedacht hatten. Es war ja auch diese Zeit, wo „Spawn“ voll angesagt war und alle diese Figuren gesammelt haben. Klar, hatte dieses Graffitti schon etwas mit der Hiphop-Kultur, Sprayen und Breakdance zu tun. Ich war auch als zehnjähriger Junge übrigens ein ziemlicher guter Breakdancer! Mir war das also auch alles nicht so fremd. Das war schon so gewollt, aber diese ganzen Vorwürfe aus der Metalszene konnte ich trotzdem nicht so ganz nachvollziehen. Das muss jeder selbst für sich beurteilen, wie er das einzuordnen hat. Ich finde es heute noch geil. Es stach schon sehr heraus. Ob die Cover von heute so künstlerisch wertvoll sind, wenn man irgendwelche abgesäbelten Körperteile da mit Photoshop bearbeitet, ist halt auch die Frage. Das, was der Jan damals gemacht hat, war noch alles von Hand gezeichnet. Ich das Cover auch heute noch ganz geil und es passte auch gut zur CD.

Daniel: 1998 erschien das Drei-Track-Demo „H8“. Warum? Nach drei Alben war das dich recht ungewöhnlich. Und in welchem Format ist es überhaupt erschienen? 1998 war ja so die Zeit, als Kassetten schon weg vom Fenster und MP3-Dateien noch nicht da waren.

Burkhard: Ja genau! Ja, wir hatten ja 1997, nach der „Pzycho!“, keinen Plattenvertrag mehr. Anfang 1998 war das dann beendet, aus den verschiedensten Gründen. Das kann ich echt alles gar nicht so kurz gefasst wiedergeben. Von der alten Besetzung waren ja nur noch unser Drummer Helge, unser Bassist Bauke und dabei. Einer der Gitarristen ist dann ja ausgestiegen. Da brauchten wir dann irgendwen, der gitarrenmäßig mit uns weiter macht, und haben jemanden über mein Management gesucht und dann auch gefunden, den Michael Gerstlauer von Dryrot aus Bayern, mit denen ich mich zur der Zeit sehr gut angefreundet hatte. Der ist zunächst eingesprungen und dann auch bei uns eingestiegen. Das Demo haben wir dann auch im Proberaum gemacht. Wir sind nicht extra ins Studio gegangen. Und er hatte das dann auf Mini-Disc mit einem Mischpult aufgenommen und auf CD gepresst, um uns bei einigen Plattenfirmen wieder ins Gespräch zu bringen, was uns auch zum Teil gelungen ist. Wir hatten Gespräche mit Firmen, was dann aber nicht geklappt hat. Wir hatten auch Interesse von Labels, die dann pleite gegangen sind. Wir waren auch in Kontakt mit High Gain, die gerade so Sachen wie Pro-Pain gesignt hatten. Das Demo entstand allein im Proberaum in Eigenregie. Das war keine allzu amtliche Sache. Aber das Demo gehört auch irgendwie zu unserer Geschichte dazu. Und danach gab es ja dann ohnehin eine längere Pause bei uns.

hate squadDaniel: Wie kam es zu der langen Pause zwischen 1998 und 2004? War die Band da überhaupt noch aktiv?

Burkhard: Also, uns gab es als Band immer. Wir hatten uns nie aufgelöst zwischendurch. Erstmal mussten wir ja erst einmal wieder eine stabilere Besetzung finden. 1998 hatten wir ja erst einmal das Demo gemacht. 1998 und 1999 hatten wir noch einiges an Shows gespielt, zum Beispiel auf dem With Full Force. 1999 ist der Mark Künnemann, der ja vor der „I.Q. Zero“-Tour mit Kreator ausgestiegen war, wieder eingestiegen, weil Michael ja in Bayern war und wir ganz ohne Gitarre schlecht proben konnten. Ich hatte ihn dann gefragt, ob er nicht ab und zu mal mit uns proben würde, damit wir weitermachen konnten. Seitdem ist er ja auch bis heute dabei. 2000 war auch kein gutes Jahr. 2000 und 2001 gab es bei uns einige Todesfälle in der Familie. Meine Mutter ist damals gestorben, genauso wie ein Jahr später meine damalige Freundin, meine erste große Liebe. Zwischendurch wurde mein Hund, der neulich sechzehn Jahre alt wurde, hier in meinem Wohnzimmer geboren. Das war auch nicht so geplant. Das ging auch von meiner damaligen Freundin aus, dass der Hund auf einmal schwanger war und wir neun Stück davon hatten. 2000 war auch das einzige Jahr, in dem wir mit Hate Squad keine einzige Show gespielt haben. Das war zeitlich gar nicht möglich. Und da haben wir auch den Kopf dafür nicht frei gehabt. 2001 ist dann Michael aus Bayern zwischenzeitlich ausgestiegen und wir hatten einen neuen Gitarristen, Martin Blankenburg aus Hannover. Wir hatten zwar mit Michael schon einige neue Songs geschrieben, aber als er nicht mehr dabei war, wollte der Rest der Band dann, dass wir komplett neue Songs schreiben sollten, da die Besetzung ja auch neu war, mit zwei anderen Gitarristen. Ich fand die Idee zwar nicht so gut, weil sich dadurch noch alles weiter verzögern würde. Das war mir schon klar. Aber der Rest der Band wollte das so, und dann haben wir das dann auch so gemacht. 2002 sind wir noch einmal in ein kleines Proberaumstudio gegangen und haben ein kleines Demo gemacht. Die beiden Songs habe ich auch auf die Compilation gepackt, da sie ja sonst auch nirgendwo veröffentlicht wurden. 2004 kam dann das Album „H8 For The Masses“ über Swell Creek Records raus. Das war ja das Label von unserem Bassisten Bauke De Groot. Wir hatten zwar auch ein paar Angebote, hielten es aber für eine gute Idee, es dieses Mal selbst über ein bandeigenes Label zu machen. So war das dann unsere „Comeback-Scheibe“, wie sie dann auch genannt wurde, obwohl es uns ja eigentlich immer gegeben hatte. Wir hatten ja nun mit Line-up Wechseln und Schicksalsschlägen zu kämpfen. Aber da hängen ja auch Arbeitsplätze dran und so, und dadurch hatte sich halt alles etwas verzögert.

Daniel: Mit den letzten drei Alben „H8 For The Masses“ (2004), „Degüello Wartunes“ (2008) und „Katharsis“ (2011) hattet ihr eure neue Marschroute weiter gefestigt. Eine Frage habe ich aber zu „Degüello Wartunes“: Marcus Bischoff von Heaven Shall Burn hat dort Guest Vocals bei drei Songs übernommen, ebenso wie Timo Böhling und Julian Tamke (beide Maintain). Wie kam der Kontakt zustande? Und warum gerade bei drei Songs, und nicht – wie sonst üblich – nur mal bei einem?

Burkhard: Ja, Marcus hat bei „Rise Up“, „My War“ und „Rivers Of Blood“ mitgemacht, genau. Und der Timo hat auch bei „Rise Up“ mitgemacht und bei „Hannover H8core“, wenn mich nicht alles täuscht. Heaven Shall Burn hatten ja „Not My God“ von uns gecovert auf dem „Antigone“-Album. Das war auf dem Digipack drauf uns auf dem Japan-Import. Und ich fand den Sound richtig gut und wollte wissen, wo sie das Album gemacht haben. Das war das Rape Of Disharmonies Studio in Thüringen. Da haben wir dann „Degüello Wartunes“ und „Katharsis“ aufgenommen. Und das war das Stammstudio in den Anfangstagen von Heaven Shall Burn und auch Maroon. So ist der Kontakt entstanden. Und wir hatten sie dann gefragt, ob sie uns dabei helfen würden. Ich suchte eh noch Leute für ein paar Backing Vocals. Meine Leute waren alle nicht mehr vor Ort. Und dann hatten wir die beiden angerufen und gefragt, und haben wir die dann ran gekarrt. Geplant waren sie zunächst auch wirklich nur für einen Song, aber das hatte dann so gut geklappt und Bock gemacht, dass sie gleich bei mehreren Songs mitgemacht hatten. Es ist ja im Metal-Bereich auch nicht so üblich, dass man so Gastleute dabei hat. Das passiert im Rap-Bereich ja viel öfter. Im Metal-Bereich ist das dann oft so, dass es am Sänger scheitert, der dann ein Egoproblem hat und das nicht will. Ich bin da aber überhaupt nicht so. Von mir aus hätten die beiden auch noch bei fünf Songs von mir singen können. Das hätte mich nicht gestört. Eigentlich war es anfangs nur bei „Rise Up“ geplant, weil wir diese Backgound Vocals brauchten und keiner mehr da war. Aber ich denke, die Gastbeiträge haben das Album auch noch einmal mit aufgewertet.

Daniel: Auf dem Cover von „Katharsis“ prangte ein Aufkleber, auf dem ihr als „The Founders Of German Metalcore“ bezeichnet wurdet. Siehst Du das auch so? Hörst Du überhaupt Metalcore? Oder fühlt ihr euch dieser Szene überhaupt zugehörig?

Burkhard: Ja, sagen wir mal so: Ich kann mich schon damit anfreunden. Ich finde den Begriff jetzt nicht wirklich irgendwie schrecklich oder so. Dafür mache ich auch schon zu lange Musik. Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, da wurden ganz normale Thrash Metal Bands auch in Metalmagazinen als Hardcore Metal angepriesen. Ich kann diese Kritik mit dem Begriff Core heute nicht ganz nachvollziehen. Wahrscheinlich waren diese Leute damals noch sehr, sehr jung oder noch gar nicht da. Denk einfach mal an so Sachen die späteren Sepultura, D.R.I., Crumbsuckers, S.O.D. usw. Teilweise hat man das dann auch Thrashcore genannt. Von Exodus habe ich auch ein Bootleg, das heißt „Hardcore Metal“. Die Bezeichnung „Core“ hat mich nie gestört. „Core“ sagt ja auch, dass man am Puls der Szene oder am „Kern“ der Sache steht. Ob wir nun tatsächlich die „Founders“ oder Vorreiter vom deutschen Metalcore sind, kann ich nicht beantworten. Das muss jeder für sich selber beantworten. Aber ich weiß natürlich auch, dass wir in Deutschland mit die ersten überhaupt waren, die so massiv Hardcore mit Thrash- und Death Metal gepaart haben. Es gab zwar schon Thrash Metal, der Hardcore-lastig war, oder Hardcore, der Metal-lastig war, aber in der Form, wie wir es dann auch mit Death Metal-Gesang gemacht haben, war das damals nicht unbedingt Gang und Gäbe. Aber wenn man heute sieht, was da so als Metalcore verkauft wird, wie Heaven Shall Burn, Maroon oder Caliban, das sind alles Bands, von denen ich auch nachweislich weiß, dass sie von uns beeinflusst wurden. Insofern geht die Beschreibung schon in Ordnung. Aber wie man das dann bezeichnet... Wir waren auf jeden Fall die ersten, die sich getraut haben, alles in einen Topf zu werfen und einfach unser Ding gemacht. Dadurch hatten wir auch unseren eigenen Sound und stachen aus der Masse hervor. Und ich glaube, sonst hätten wir damals dann auch unseren Deal bei GUN Records auch gar nicht bekommen.

Daniel: Euer letztes musikalisches Lebenszeichen war 2013 die Compilation-Doppel-CD „You Are Not My God – Best Of 20 Years Of Raging Hate“). Hattet ihr dabei Einfluss auf die Songauswahl? Oder hat das Label dies in Eigenregie erledigt?

Burkhard: Das ist eine gute Frage. Die Compilation kam ja – genau wie die „H8 For The Masses“, bei Swell Creek Records raus, dem Label von unserem Bassisten Bauke. Dann hatten wir ja alles in eigener Hand. Die Tracklist ist daher auch auf meinem Mist gewachsen. Ich hatte nur das Problem, dass ich selber auch Sammler von all dem Zeug bin. Ich hätte noch einiges mehr drauf packen können. Ich habe zum Beispiel noch andere Remixe von der „Sub Zero“, die noch unveröffentlicht blieben, die nur auf Kassetten und Masterbändern existierten und bei einem Wasserschaden des Labels verloren gegangen waren. Ich hätte gerne noch mehr drauf gehabt, aber irgendwann ist die Spielzeit für die zwei CDs dann halt auch mal voll. Aber ich denke, ich habe einen ganz guten Querschnitt ausgesucht, das von jedem ein bisschen was dabei war; dass jemand, der die Band überhaupt noch nicht kannte, einen Eindruck über unser Schaffen bekommen hat.

Daniel: Von Eurem ersten Demo „Theater Of Hate“ (1993) waren drei der fünf Songs enthalten. Warum nicht alle? Da hätten sich doch bestimmt ein paar Sammler die Finger nach geleckt, oder?

Burkhard: Ja, aber einen leichten Anreiz, dass das Demo noch einen Sammlerwert haben muss, sollte das Demo ja auch haben, ne? Hehe! Das wäre ein bisschen zu einfach gewesen, einfach zwei oder drei komplette Demos drauf zu packen. Dann hätte es auch noch mehr Platzprobleme gegeben. Hätte ich das komplette „Theater Of Hate“ Demo drauf gepackt, hätte ich vielleicht die beiden Demotracks von 2002 weglassen müssen, die sonst nirgendwo erhältlich waren. Ich hatte ja auch die beiden Demotracks mit drauf gepackt, die nicht auf dem Album waren: die Demoversion des Albumtitels „Theater Of Hate“, „Einflugschneise“ und den Remix von „Everlasting Life“. Das waren ja auch die beiden, die nicht auf der Platte gelandet sind. Insofern sind ja im Prinzip schon die raren Versionen vertreten. Nur die Versionen von „Perverse Insanity“ und „Condemned To Die“ sind nur auf dem originalen Demo. Und die das ist dann ja doch der Anreiz für Sammler, dass sie das Demo dann vielleicht doch noch als Original mal bräuchten, die ja sonst schon alles andere haben.

Daniel: Gibt es eigentlich ein Hate Squad-Album, das Du besonders gerne oder vielleicht heute auch überhaupt nicht mehr magst? Und wenn ja: warum?

Burkhard: Schwer zu sagen. Also, ich sage mal, es gibt halt so bestimmte Kriterien für die Platten. Wenn ich jetzt mal danach gehe, wo ich mich zum Beispiel gesanglich am weitesten finde oder so klinge, wie ich am ehesten klingen möchte, oder wo die Aufnahme am reibungslosesten gelaufen ist für mich, wo ich komplett gesund war, und ich vielleicht nicht erkältet oder so war, dann würde ich sagen „Katharsis“, wobei das wohl die Platte von uns ist, die ja wahrscheinlich die wenigsten Leute kennen werden, im Vergleich zu den alten Sachen. Ich hatte keine Grippe oder so, und es hat alles gut geklappt. Da hatte ich eigentlich genau den Punkt erreicht gesanglich, den ich schon immer erreichen wollte. Die „I.Q. Zero“ ist natürlich auch eine Hammerscheibe, allerdings würde ich den Gesang, so wie er da ist, heute auch nicht wiederholen können, denn die drei Wochen im Studio damals waren die reine Party. Ich frage mich sowieso, wie meine Stimme das durchgehalten hat. Und gesundheitlich ging es mir bei den letzten beiden Alben, also „Degüello Wartunes“ und „Katharsis“ gesundheitlich richtig gut. Bei „Degüello Wartunes“ war ich zumindest nicht krank. Da hatte ich nur fast mein Auge rausgehauen. Da gab es auch Fotos auf MySpace damals, wo ich ein Veilchen hatte. Da war ich ein bisschen beeinträchtigt. Aber das ging eigentlich auch noch. Bei den beiden Platten davor, also „H8 For The Masses“ und „Pzycho!“, da ging es mir richtig schlecht mit Fieber, Rotznase und so. Bei der „H8 For The Masses“ konnte ich auch kaum sprechen eigentlich. Von der Power, die ich da reinlegen wollte, von den hundertzehn Prozent, die für die Platte geplant waren, waren es von mir vielleicht noch so fünfundachtzig Prozent. Aber ich musste es halt durchziehen; das Studio war ja auch gebucht. Aber was ich auch sagen muss, ist, dass der Mix der Platte auch nicht gut gewesen ist. Ich habe noch alte Vorab-Mixe zu Hause, die viel besser klangen. Wir hatten ja die Platte mit Hermann Frank von Accept im Horus Sound aufgenommen. Der weiß eigentlich auch, was er tut. Und wir waren auch voll motiviert. Aber irgendwas ist da im Endmix schiefgelaufen. Ich weiß auch nicht. Wenn ich den ersten Mix höre, dann war der Grundsound viel druckvoller und klarer. Auf der Compilation haben wir dann die beiden Demoversionen, aber auch fünf oder sechs Songs des Albums nochmal digital remastert, und das hört man dann auch. Das ist irgendwas schiefgegangen. Und die „Pzycho!“ hat ja sowieso ihre ganz eigene Geschichte. Da schreibe ich vielleicht mal ein dickes Buch drüber, wenn ich mal Rentner bin. Da habe ich richtig Bock drauf! Viele Leute fragen mich auch heute noch danach, was da los war. Und wir hatten dann ja auch unseren Plattenvertrag bei GUN verloren. Da gibt es eine ganze Menge zu erzählen, was da schief ging und so! Ich glaube, wenn ich da alles so schreiben würde, wie es wirklich war, dann bekomme ich mit manchen Leuten echt Ärger, hehe! Bei der ersten Platte habe ich einfach rein gegrölt. Da hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Bei „I.Q. Zero“ hatte ich dann voll die Säuferstimme. Wir haben die Platte ja in Düsseldorf aufgenommen. Wir waren drei Wochen im Studio, direkt neben der Rheinkirmes, und sind jeden Abend da hingegangen und haben gesoffen. Bei „My Truth“ hört man das auch so ein bisschen noch. Da überschlägt sich dann alles, haha! Das mit der Zusammenfassungen der Platten war mir noch wichtig. Die Frage fand ich gut!

Daniel: Seit es um Hate Squad etwas ruhiger geworden ist, suchst Du Dir ständig andere Betätigungsfelder, zum Beispiel Violent Propaganda Mailorder-Distro-Label Music Services und Violent Creek Records. Was machst Du da genau? Und was für Bands habt ihr dort unter Vertrag?

Burkhard: Mit einigen Sachen, ja. Violent Propaganda gibt es eigentlich schon seit 1995. Da lief es ja mit Hate Squad ziemlich gut. Und da ist eine Band, Excrement hießen die damals, aus Hannover an uns herangetreten, das waren Freunde von uns. Die nannten sich später Vice Cracker. Ich wollte so etwas sowieso machen. Und dann hatte ich gleichzeitig acht Bands gemanagt, unter anderem auch kurze Zeit mal In Flames. Wir waren ja mal mit denen auf Tour, und dann hatten die mich einfach mal gefragt im Bus. Ich hatte mich dann auch mal um amerikanische Bands gekümmert und mal geguckt, ob ich ein Label finde oder so. Mittlerweile manage ich aber nur noch Bands, in denen ich selber mitmache. Da kümmere ich mich drum. Das wird mir sonst zu viel. Im Moment kümmer ich aber mehr um Mailorder. Das baue ich mir gerade auf. Mein Onlineshop ist fast fertig. Ich muss da jetzt noch Ware reinstellen. Ich bin ja auch ein fanatischer Plattensammler. Und ich habe noch ganz viel Zeug von Bands, die ich früher gemanagt habe, aber auch von aktuellen Bands; auch die ganzen Violent Creek-Sachen. Das Label machen ja unser Bassist, der Bauke, und ich. Wir wollten halt mal ein Label machen, ein Sublabel von Swell Creek, nur für Thrash- und Death Metal-Bands. Unter Vertrag haben wir zur Zeit aktuell vier Stück. Das sind Hateful Agony aus München. Die haben auch drei witzige Coverversionen mit drauf gepackt von Carnivore, Sadus und Metal Church. Toxic Waltz, auch aus Bayern, die haben jetzt eine Scheibe mit uns gemacht. Wie der Name schon sagt: leichte Bay Area-Einflüsse kann man da auch hören. Battle Creek, da kommt im Oktober das neue Album. Und das nächste Signing ist Angerhead aus Kalifornien. Die haben in der Bay Area auch schon mit vielen bekannten Bands gespielt und sind da auch mit allen befreundet. Und Steve Souza von Exodus ist auch Gastsänger auf der Platte. Und unser Highlight ist Traitor, das war unsere erste Band. Und um Hateful Agony und Traitor hatte ich mich vorher auch schon mit Violent Propaganda als Manager gekümmert. Ich wollte solchen Bands halt auch eine eigene Plattform bieten. Zwei Bands aus Brasilien und Chile sollen auch noch bei uns unterschreiben. Es gibt immer viel zu tun. Ich habe ja auch noch einen ganz normalen Job, und dann ist das mit der Zeit leider nicht immer so einfach.

Daniel: Du hast auch noch eine Radioshow, „Thrashking“, wenn ich das richtig verstanden habe. Wann, wo und wie oft wird sie ausgestrahlt? Und was gibt es da auf die Ohren?

Burkhard: Ja, angefangen hat das mit „Thrashking“ eigentlich bei Facebook mit einer Seite und einer Gruppe. Da ist auch eigentlich schon viel los. Ich wollte halt Internetradio machen, „Thrashking Radio“. Und im Moment arbeite ich gerade an „Thrashking TV“. Es wird viele Clips geben, wo ich irgendwas vorstelle, worauf ich gerade Bock habe. Dann kann man auch sehen, wo ich mich immer so herumtreibe. Es wird ein paar Klamotten geben und ich habe auch noch einige andere Pläne. Wahrscheinlich werden wir über Violent Creek auch mal einen „Thashking“-Sampler rausbringen oder sowas. Ich habe da einen Haufen Ideen. Das ist eine ganze Menge Arbeit, denn ich mache da auch alles alleine. Ein alter Freund von mir macht den ganzen Adminkram und postet halt viel in der Gruppe, aber sonst mache und zahle ich da alles alleine. Um da groß zu posten, ist mein Tag dann leider doch zu kurz, denn hat auch nur vierundzwanzig Stunden. Da verschwende ich dann meine komplette Freizeit, außer ich gehe mit dem Hund raus oder bin auf der Arbeit.

Daniel: Du hattest 2012 ein Demo der Band Painstyle eingesungen, „In Black Despair“. Wie kam es dazu? Immerhin kommen sie ja auch Bayern und Du aus dem Raum Hannover.

Burkhard: Also, eigentlich gibt es nur ein einziges Demo. Das war aber schon von 2008. Das, was du meinst, ist so ein Advance-Ding von dem Album, was wir 2009 aufgenommen haben. Das ist auch voll der Kracher geworden eigentlich. Vor allem die Drums von Marco Minnemann sind geil. Der drischt alles im Grund und Boden. Ich bin eigentlich kein Instrumentalfanatiker, aber das musst du dir anhören! Aber du wirst es kaum glauben: Bis jetzt wollte kein Label das Ding rausbringen. Ja, wie kam ich dazu? Der Gitarrist, Joe, der auch alle Songs geschrieben hat, hat mich 2007 mal kontaktiert, ob ich mal Bock hätte, ein paar Guest Vocals beizusteuern. Und dann bin ich da hingefahren mit dem Zug und war zwei Tage da, habe mich auch sofort mit den Jungs gut verstanden und das lief einfach. Und sie sagten dann, ich könnte auch bei allen drei Songs mitmachen, und ob ich nicht gleich mit einsteigen wollte. Und in meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich zugesagt und habe auch nicht mehr an meine ganzen anderen Projekte gedacht. Wir haben dann auch eine Platte angepeilt. Das war auch eine Odyssee, bis die dann fertig wurde, und wir hatten auch viel Geld reingesteckt. Es klingt wie eine Mischung aus Morbid Angel/Cannibal Corpse meets Slipknot/Meshuggah; also ziemlich sick. Und ich hoffe, dass wir das jetzt bald mit Violent Creek Records auch mal hinkriegen. Erstmal stehen ja noch andere Veröffentlichungen an. Aber ich hoffe, dass wir dann mit Painstyle auch irgendwann so weit sind.

Daniel: Bei Bloodstain warst Du auch mal. Mit denen hast Du aber keinen Tonträger veröffentlicht, oder? Warum eigentlich nicht? Was für Musik war das?

Burkhard: Doch, von Bloodstain gab es eine EP - Da bin ich allerdings nicht mit drauf – und ein ganzes Album. Die kann ich dir mal schicken. Die ist richtig geil! Das ging so in die Richtung Hatebreed, All Out War; also schon ziemlich Hardcore-lastig, aber sehr brachial, auch mit einer räudigen Produktion. Die haben auch eine Bassistin dabei; ziemlich cool! Wir haben auch ein coole Shows gespielt. Bei Youtube kann man auch ein paar Clips sehen. Da war auch geplant, dass ich da als Gastgänger mitmache, bei dem Ektomorf-Coversong „Fuck You All“. Und als ich dann da im Studio war, kam dann auch die Idee auf, ich soll doch gleich ganz mitmachen. Ich hatte dann auch noch unseren allerersten Hate Squad-Gitarristen Tim Baurmeister mit angeschleppt. Es war aber schon zu spät, mich das richtig zu involvieren. Da war ich aber auch nur bei vier oder fünf Songs im Background zu hören.

hate squadDaniel: Eine weitere Band von Dir ist Rise Above Ruins. Das scheint moderneres Zeug zu sein. Wann kommt da denn mal ein Album? Da gibt es auch noch keins, oder?

Burkhard: Ja, mal gucken, wie weit wir da noch kommen. Also, Rise Above Ruins ist so ein Ding, da gibt es noch kein Album und keinen Tonträger. Ist eine ganz witzige Sache, denn das hat auch eine ganze Menge mit Hate Squad zu tun. Zwischen der „Pzycho!“ und der „H8 For The Masses“ die Zeit, das waren ja etwa sieben Jahre, in der Zeit hatten wir ja eine Gitarristen aus Bayern, den Michael Gerstlauer. Das war auch so ein Wahnsinniger! Der hat dann so fünfzehn-zwanzig Songs für Hate Squad geschrieben, von denen aber nur ein einziger auf dem „H8 For The Masses“-Album gelandet ist; nämlich „Time For Revenge“. Er schrieb nachher auch nochmal zehn für ein anderes Projekt, so im Stil von White Zombie, Prong, Machine Head und Fear Factory, die aber alle leider nirgendwo verwendet wurden. Und Tim Baurmeister, unser erster Gitarrist auf den ersten zwei Scheiben, hat auch noch mal mit mir ein Projekt machen wollen. Da sind dann auch nochmal zehn Songs entstanden. Da habe ich mir auch in den Kopf gesetzt, da mache ich mein eigenes Ding draus. Und sei meinten, mach da mit, nimm das ganze Material. Und da ist ein Song mit Gesang bisher bei herausgekommen, den man auch bei Youtube irgendwo finden kann. Den hatte ich noch mit Tim in seinem Wohnzimmer aufgenommen. Und das ganze Instrumental-Zeug liegt jetzt schon seit zehn-fünfzehn Jahren hier herum, sind aber mit den Jahren, meiner Meinung nach, auch nicht schlechter geworden, finde ich. Was Michael damals mit Hate Squad geschrieben hatte, waren richtige Thrash Metal-Bretter. Das ging schon in Richtung Slayer „Reign In Blood“, die Sachen von Tim waren auch ziemlich heftig. Wenn ich mal dazu komme, und ich finde geeignete Musiker finde, die mir den ganzen Krempel einspielen, bin ich auch gerne gewillt, mir zumindest mal die besten zehn Songs raus zu picken und fertig zu machen. Aber es kostet halt auch immer viel Zeit, das alles fertig zu machen. Ich will ja auch, dass es dann richtig gut wird.

Daniel: Ist es dir eigentlich wichtig, dass sich alle Deine Bands voneinander unterscheiden? Oder hat sich das eher zufällig ergeben?

Burkhard: Nein, eigentlich nicht. Wenn ich auf irgendwas Bock habe, dann mache ich das, auch wenn sich alle drei Bands mal überschnitten haben. Ich habe auch schon mal um achtzehn Uhr mit Bloodstain und später um zweiundzwanzig Uhr mit Hate Squad auf dem Maifest in Berlin-Kreuzberg gespielt. Und das war schon nicht ohne! Was da mit viel Bewegung so abgeht, das war wirklich schon Extremsport! Aber wenn ich auf irgendwas Bock habe und es mir gefällt, dann mache ich mit; wenn es sich irgendwie machen lässt. Es gibt aber auch noch so drei Sachen, die ich noch machen werde, die noch so ein bisschen geheim sind. Es gibt schon Facebook-Seiten. Aber das mache ich noch nicht publik. Das hat auch nicht alles mit Metal zu tun. Es ist etwas elektronisch, aber auch sehr extrem. Es ist ein bisschen mein Alter Ego, mein anderes Ich, sozusagen. Und es wird von mir sogar noch etwas im Bereich Black Metal geben, hehe!

Daniel: Noch einmal zurück zu Hate Squad: Es fällt auf, dass ihr kaum mit Besetzungswechseln zu kämpfen hattet. Du und Drummer Helge Dolgener seid von Anfang an dabei, Gitarrist Mark Künnemann schon seit 1994 und Bassist Bauke De Groot auch schon seit 1995. Ist es dir wichtig, mit den anderen Bandmitgliedern lange befreundet zu sein? Oder blendet man das im Musikgeschäft völlig aus?

Burkard: Na ja, man kennt sich, und es macht immer noch Bock. Ach, ich habe einfach keinen Bock mehr, mit Leuten zu arbeiten, die mir auf den Sack gehen. Das hatte ich schon mit einundzwanzig bei SPV. Da wurde ich ins kalte Wasser geworfen und habe auf einmal mit Motörhead oder Sodom zusammen gearbeitet. Ich mache vieles jetzt auch schon lange genug. Ich hatte ja auch ein Fanzine und viel Tapetrading betrieben usw. Das hatte ich schon alles. Ich hätte auch bei Hate Squad alle rausschmeißen können, um mehr machen zu können. Ich hatte keinen Job, keine Frau und keine Kinder, als die anderen voll eingespannt waren, und hätte noch viel aktiver werden können. Ich hätte Vollgas geben können. Klar gab es bei mir auch Zeiten, wo alles mal nicht ging. Da muss man sich eben entscheiden. Und dann ist es doch besser, wieder Freunde in die Band zurück zu holen, die man ewig kennt, und auf die man sich verlassen kann. Wenn wir jetzt zum Beispiel ein Angebot bekämen, zwei Monate mit Slayer zu touren oder in Wacken zu spielen, bei dem geringen Aufwand, den wir im Moment betreiben, dann muss man natürlich gucken, denn dann weiß ich jetzt schon, dass da einige von uns große Probleme bekommen würden, allein schon wegen der Arbeit. Aber ich weiß auch, dass wir dann eine Lösung finden würden, und dass, wenn wie auf der Tour jemanden ersetzen müssten, die jetzige Besetzung definitiv erhalten bleibt!

Daniel: Wie sehen dort eure Zukunftspläne aus?

Burkhard: Na ja, die Zeit verfliegt im Moment. Klar könnten wir jetzt auch eine Show spielen, aber wir hätten auch nichts Neues anzubieten. Selbst die Compilation ist jetzt schon wieder drei Jahre alt. Wir müssen jetzt ein bisschen besser planen. Aber es kommt auf jeden Fall was! Von Hate Squad wird es auf jeden Fall noch mindestens zwei weitere Alben geben, sofern mir nicht etwas Schlimmes zustoßen sollte. Ich würde auch noch zehn weitere machen. Von mir erscheint eh noch eine ganze Menge Kram. Mein Traum ist es ja auch, irgendwann mal eine Show in den USA zu spielen. Das haben wir mit Hate Squad zumindest noch nicht erreicht. Als wir damals angefangen haben, habe ich mir drei Sachen gewünscht: dass wir auf dem Dynamo spielen. Das passierte dann auch ziemlich schnell, 1995; unfassbar, dass das überhaupt passiert ist. Als zweites, dass wir im Vorprogramm von Sepultura spielen, am besten bei uns in Hannover. Da sollten sie im Capitol spielen auf der „Roots“-Tour, eine der letzten Shows mit Max Cavalera überhaupt. Das ist auch schon passiert. Und ja, USA fehlt noch irgendwie. Und solange das nicht passiert ist, wird es für Kritiker schwer, uns loszuwerden. Oder sie müssen uns Flugtickets kaufen, haha! Ich wüsste auch nicht, wieso wir mit der Band aufhören sollten. Wir haben ja keinen Druck! Wenn keiner unsere Platte machen will, dann machen wir es halt selber über unser eigenes Label. Es drängelt keiner, und das ist auch gut so. Wir konnten auch nie davon leben. Wir gucken mal!

Na gut, Burkhard! Das Schlusswort soll Dir gehören!

Burkhard: Cool, dass wir das so hinbekommen haben! Ich muss dir ein Kompliment machen: Du hat sehr gut recherchiert! Hat mir echt viel Spaß gemacht! Viele Fragen zu Hate Squad hatte ich natürlich auch schon gehört, viele aber auch nicht. Das war ein guter Abriss. Aber auch die anderen Sachen, die du gefragt hast. Da waren viele gute Sachen bei. So viel gibt es ja bei Hate Squad aktuell nicht zu erzählen. Und es ist auch schön zu sehen, dass sich Leute auch für andere Sachen interessieren; gerade mit dem Label und so. Vieles davon war auch total unterbewertet bisher. Coole Sache! Wäre cool, wenn du mir den Link schickst! Danke!

http://www.hatesquad.com/

https://www.facebook.com/hatesquad



Autor: Daniel Müller