METAL CHURCH, PERZONAL WAR

Essen, Turock, 12.08.2016

perzonal warPerzonal War aus Troisdorf sind schon zwanzig Jahre am Start und kündigen auch an, das am 29. Oktober im Kubana zu Siegburg groß feiern zu wollen. Aber erstmal eröffnen sie hier und heute für Metal Church. Das Quartett ist freudig gestimmt, hat Bock und zeigt zwischen zwei seitlichen Aufstellern mit ihrem Logo und dem Artwork ihrer letzten Scheibe "The Last Sunset" agiles Acting. Von dieser Platte stammt auch "30 Years". Sie zeigen sich mal stampfend und mal zackiger, bringen den fast komplett gefüllten Laden schon in Bewegung. Gitarrist und Sänger Matthias Zimmer nennt nicht die stärkste Stimme sein Eigen und überhaupt kommen die Chöre nicht kerzengerade, was der Angelegenheit einen Beigeschmack gibt. Aber was solls, wenn die Audienz auch die letzten Songs wie "Incarnation" und "When Times Turn Red" abfeiert und danach zünftig applaudiert. Hauptsache man überzeugt mit seiner Show, darauf kommt es an.

 

metal churchDie meisten im Saal haben den Headliner bereits mindestens schon einmal gesehen, seit Shouter Mike Howe wieder dabei ist. Und trotzdem, oder gerade deswegen, macht sich eine gewisse Spannung breit, dass im Intro schon Metal Church Rufe durch die Location schallen. Die Band darf auf den Luxus bauen, nach dem Könner Ronnie Munroe, der sowohl die Stimme des inzwischen verstorbenen David Wayne vom ersten Album, als auch die von Mike Howe nahezu perfekt bringen konnte, nun eben wieder auf letztgenannten in persona zurückgreifen zu können. Los geht’s ohne Umschweife mit "Fake Healer" und Mike entert ohne seine Lederjacke mit den beiden weißen Ärmelstreifen die Bretter und ist bestens bei Stimme. Seine Roughness kommt und die Höhen sitzen. Doch leider klingen die Gitarren, wie bei Perzonal War zuvor schon, einfach zu dünn, auch bei "Start The Fire" oder dem griffigen "Reset" vom aktuellen Album, das Howe jedoch noch kräftiger als im Original singt. Die Anwesenden waren zu beträchtigen Teilen schon in den Achtzigern bei Metal Church dabei und feiern die Songs ab. Geil, wie sie zu "Gods Of Second Chance" mitmachen und sich von Mike metal churchbis ganz leise herunterdirigieren lassen. Nach "Date With Poverty", "No Tomorrow" und dem ergreifenden "Watch The Children Pray" kündigt Mike an, dass es ein weiteres Album geben wird. Ihre Ankündigung, dass sie wahrscheinlich nie wieder ihr erstes Album am Stück spielen werden, liegt jedoch schon länger zurück. Das war ungefähr nach ihrem abgefeierten Gig auf dem Headbanges Open Air 2013, als sie das Debüt unter Jubel in voller Länge spielten. Das war noch vor Howes Wiedereinstieg und ist auch nachvollziehbar, zumal er auf dem Album nicht zu Hören ist und heute die Songs seiner Ära im Vordergrund stehen sollen. Jedenfalls endet ihre reguläre Setlist mit dem aktuellen "Killing Your Time" mit dem unangreifbaren "Beyond The Black" vom 1984er Debüt. Und leider, leider bleibt das auch das einzige Stück vom ersten Album, das der inzwischen verstorbene Sänger David Wayne im Original gesungen hat und für Mike aber keine Schwierigkeit darstellt. Nach den Zugaben "Badlands" und "The Human Factor" ist dann nach neunzig Minuten Schicht im Schacht. Klar, dass in die Spielzeit nicht alle Hits passen und ein Kracher wie "Ton Of Bricks" fehlen müssen. Aber leider auch viele Songs vom ersten Album, wie "Gods Of Wrath" oder eben "Metal Church". Wenn man eines der besten Metalalben ever in seiner Diskographie stehen hat, ist es sträflich, nur einen Song davon zu bringen. Adel verpflichtet!. Sonst aber alles in Butter, eines der besten überdachten Konzerte, die man diesen Sommer besuchen konnte!



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Jörg Müller