ROLAND EMMERICH – DIE OFFIZIELLE BIOGRAFIE - von Jo Müller


Label:HANNIBAL
Jahr:2016
Running Time:400Seiten
Kategorie: Neuerscheinung
 

Ich muss gestehen, dass ich nach diesem Buch, Filme mit Sicherheit anders sehen werde. Hier kann man so einiges über den Entstehungsprozess so nebenbei lernen, dass einfach für die Zukunft Nachwirkung haben wird. Was nicht heißen soll, dass die Freude auf Filme verloren geht. Das hätte ich eigentlich nicht erwartet, denn das Buch fängt so unkonventionell und sprunghaft an, dass ich es am liebsten nach fünfzig Seiten weggelegt hätte, bestünde nicht die Verpflichtung einer Rezension. Und dann macht es Peng und das Eis war gebrochen. Die restlichen Seiten, nachdem das Konzept mich erreicht hatte, verflogen im Nu.

Man hat versucht mit kurzen Passagen von Erzählungen, Interviews und Zusammenfassungen von Filmen, einen vielleicht drögen Stoff zu umgehen, erreicht aber zuerst Verwirrung. Dabei sind die eigentlichen Themen der Karriere des Herrn Emmerich („Moon 44“, „Independence Day“, „Godzilla“, „Der Patriot“, „2012“), recht spannend. Hier wurde mir erstmal bewußt, dass ich alle seine Filme gesehen hatte. Nur das Drumherum ist leider weniger aufregend. In den Interviews mit verschiedenen Teilnehmern, Roland, seiner Mutter, seiner Schwester und vielen mehr aus seinem Umfeld, werden oft diesselben Fragen diskutiert. Überhaupt wird in einigen Passagen öfters auf bereits erwähnte Informationen zurückgegriffen, wie zum Beispiel die Karriere des Vaters, die im Detail, so weit ich mich erinnern kann fünf mal mindestens erklärt wird. Und da gibt es noch einige Aspekte die als Serie auftauchen. Nicht so cool. Was mehr als unspannend ist sind die Detailerzählungen der Storylines, verschiedener Filme des Meisters. Das geht über Seiten und macht jeden Film fast schon uninteressant ihn vom Gesichtspunkt der Geschichte her, zu gucken. Und trotzdem wird das Buch zu einem kurzweiligem Leseerlebnis.

Vielleicht weil Roland selber ein Filmemacher meiner Zeit (quasi vom Teenageralter an) ist. Man hat die Reise auf Zellulid mitgemacht und jeden neuen Streifen mit Spannung erwartet. Man war berauscht von den Trickszenen. Man ist dem Thema nahe aber da der Autor den Regisseur mit „Sie“ anredet, bekommt das Ganze eine gewisse Distanz, die dennoch gekünstelt wirkt. Und überhaupt wird das private Leben von Roland Emmerich kaum angebracht. Alles passiert im Flug und persönliche Themen werden nur dezent angesprochen. Selbst die Problematik homosexuell zu sein kommt erst am Ende des Buches zur Sprache. Na ja, immerhin erhält man einen guten Eindruck, wie es hinter den Kulissen in Hollywood sein kann und mit welchen Schwierigkeiten Roland Emmerich in seiner Heimat zu kämpfen hatte. Obwohl man aus betuchtem Hause und mit Connections des Vaters im amerikanischem Ausland, doch schon eher die Mittel hat einen Film zu drehen. So ist das Buch, wahrscheinlich unfreiwillig eher ein Schmöker als ein Sachbuch innerhalb einer Biografie, denn dazu muss mehr Privates ran. Hier fehlt einfach etwas Tiefe und Emotionales. Da gibt der erste Fototeil im Buch etwas mehr her. Dafür ist der zweite Picture-Abschnitt eher unspektakulär und die Fotos von Roland Emmerich wirken recht gestellt. Im Übrigen ist davon auszugehen, dass Autor Jo Müller zu nah am Menschen Roland Emmerich steht und ihn fast vergöttert. In dieser Hinsicht hätte ich mir mehr Distanz gewünscht. Ich hatte öfters den Eindruck als wäre Fragen komplett abgesprochen. Wer den Mann wirklich kenneklernen will, muss sich die Filme anschauen. Am besten chronologisch.

ISBN: 978-3-85445-477-9

Note: Keine Wertung
Autor: Steve Burdelak


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