Heavy Metal Maniacs Festival 2016

Amstelveen (NL), P60, 23.09.2016 - 24.09.2016

Am Freitag, 23.09.2016, gibt es im P60 diesmal gleich vier Bands als Anheizer, von denen die Briten Troyen den überzeugendsten Auftritt abliefern. Ihr sehr Boogie und Hardrock angehauchter Metal aus der NWOBHM-Zeit hatte Groove und Feeling. Die niederländischen Urgesteine Jackal haben danach natürlich das heimische Publikum auf ihrer Seite und mit Erwin Sierefeld einen ganz starken Sänger in ihren Reihen. Musikalisch fehlen ihrem Heavy/Power Metal jedoch die Höhepunkte. Iron Angel aus Deutschland sind mit Ihrem Power/Thrash Metal sicherlich die härteste Band des Tages. Der Auftritt war stark, die Songs gingen überraschend gut rein, aber in Holland davon auszugehen, dass trotz großem Publikumsanteil aus Deutschland alle die deutsche Ansagen verstehen, ist doch etwas arrogant. Den Opener Maverick aus Spanien haben wir leider verpasst. (Bert Meierjürgen).

 

iron kobraIm Gegensatz zum Billing der letzten Jahre wurde diesmal bei den Heavy Metal Maniacs nicht gekleckert, sondern geklotzt, dass sich für die diesjährige Bandauswahl auch eine weitere Anfahrt lohnte. Iron Kobra reisten aus dem Ruhrpott an und fungieren als Opener des Hauptkonzerttages. Das Quartett hat sein aktuelles Album "Might And Magic" dabei, wie auch Drummer Björn, der heute an den Drums aushilft. Ein ziemlich langes Intro lassen sie vorweg abspielen, im Gegensatz dazu sticht optisch ein ziemlich mickriges Backdrop ins Auge. Dafür spielen sie hier im P60 mal auf einer größeren Bühne und nutzen die Breite auch gut aus. Dass sich ihr Basser seinen Rickenbacker bis fast unter seinen Hals geschnallt hat, ist dabei wohl niemandem entgangen. Ihre rifflastigen Songs wie "Fire!", "Born Under The Tower" und "Black Magic Spell" bringen erste Resonanz, das Publikum wippt mit. Für "Heavy Metal Generation" stellt ihr Shouter sein Brett zur Seite und man spielt den Song mit nur einer Gitarre. Dafür hat er nun zwei freie Arme, um zum Mitsingen aufzufordern. Mit einem kurz und knapp geprügelten "Speedbiker" kommt man zum Ende. (Joxe Schaefer).

 

frenzyNicht nur Fans von amtlichem Power Metal sind sehr gespannt auf Frenzy aus Madrid. Die Band um die ex-Steelhorse Gefährten Choco am Bass, Ruben am Schlagzeug und Shouter Anthony konnten bereits mit ihrer EP "Lethal Protector" punkten. Die fünf erklärten Comicfans spielen mit zwei sich prima ergänzenden Gitarristen und legen sofort zügig und mitreißend los. Nur blöd, wenn man sich gerade jetzt entschieden hat, hinter benachbartem Einkaufszentrum etwas essen zu gehen. Denn Frenzy drehen ordentlich auf und es kommt beachtlich Bewegung in die Menge. Ein neuer Song "Blind Justice" oder das Grim Reaper Cover "Rock You To Hell" kriegen die Menge schnell in den Griff. Für letztgenannten Song hat Anthony auch passend die hellbrüllige Stimme. Die äußerst sympathischen Spanier erspielen sich gerade eine eindeutige Empfehlung für die deutschen Festivals. Trotz Rufen nach Zugabe ist nach 45 Minuten leider kein Platz mehr für das Racer X Cover "Loud And Clear". (Joxe Schaefer).



iron thorNoch länger als bei Iron Kobra ist das Intro zu Iron Thor, denn sie lassen gleich einen kompletten Song zur Einführung laufen. Für eine ganze Stunde bekommen die Besucher die Show, welche die Band, die selbsternannten Messengers Of Thor, zum Tribut des gleichnamigen Kanadiers liefert. Dieser war besonders in den Achtzigern sehr aktiv, aus dieser Zeit stammen Songs wie "Anger (Is My Middle Name)" und natürlich "Thunder On The Tundra". Diese werden mit einem Arsenal an Posen geliefert, bei denen die Verkleidung ständig verrutscht, müssen aber gegen Showelemente wie eine Eisenbiegeeinlage und eine theaterreife Kampfvorführung mit zwei weiteren Muskelmännern hinten anstehen. Songs wie "Rock The City" und "Ride Of The Chariots" werden vom hier auch aktiven Iron Kobra Gitarristen fast besser als im Original gebracht. Nur fast, denn die zu leise abgemischte Gitarre geht im Gesamtsound etwas unter. (Joxe Schaefer).

 

salemEs sind nur starke Bands im Billing. Das kann man gar nicht oft genug wiederholen, erst recht bei Salem. Auf dem diesjährigen Headbangers Open Air, wo Gitarrist Paul sein Shirt auszog und dem Verfasser dieser Zeilen gab, weil es das letzte in der passenden Größe war, traten sie zu früher Nachmittagsstunde auf, jetzt hier in Holland dürfen sie zu späterer Stunde ran. Es fallen dem Publikum viele Größen ein, wenn man Shouter Simon beim Acting zusieht. The Whos Roger Daltrey wegen seines Aussehens, Whitesnakes David Coverdale wegen seines Spiels mit dem Mikrofonständer oder Aerosmiths Steven Tyler wegen seiner Tücher daran. Viel Doppelhalsgepose und groovigeres Material mit einiges an Dynamik gibt es nicht nur zu "The Answer" von Forgotten Dreams", sondern in einigen Stücken mehr, dass es noch Rufe nach Zugabe und reichlich Shakehands mit den vorderen Reihen gibt, noch als der Vorhang sich zur Umbaupause schließt. (Joxe Schaefer).

 

savageDie nächste Stunde gehört den Briten von Savage. Ebenfalls wie Salem eine New Wave Of British Heavy Metal Band, beeindruckten sie 1983 die Metalwelt mit ihrem unangreifbaren "Loose 'n' Lethal" Album, das mit Sägegitarren und ordentlich Geschepper gut und gerne als Proto-Thrash durchgeht. Auch die "We Got The Edge"-Maxi im darauffolgendem Jahr konnte beeindrucken und mit diesem Titelsong startet der Vierer in sein Programm. Sie erwischen heute beste Soundverhältnisse, bringen die doppelte Flying-V-Attacke und können wie Hölle grooven, auch wenn Basser Chris Bradley auffallend oft sein Instrument stimmt. Nach einem schnellen Happy Birthday für Drummer Mark geht’s zügig weiter im Programm. Spätestens mit dem Abschlusstriple "On The Rocks", "Ain't No Fit Place" und vor allem "Let It Loose" hats auch der letzte Fan begriffen, was hier abgeht und lässt die Sau raus. Offensichtlich hagelt es hier und heute grandiose Auftritte reihenweise, aber der Knaller soll erst noch kommen. (Joxe Schaefer).

 

ramDenn was die Schweden von RAM hier abreißen, lässt sich vor Begeisterung schwer in Worte fassen. Sofort vom ersten Ton an gibt die Truppe um Shouter Oscar alles und sofort zu "The Omega Device" und "Under The Scythe" überträgt sich die Energie auf die Audienz und es entsteht gute Randale im Stall. Obwohl sie den Judas Priest Hammer kreisen lassen, sind sie locker die heftigste und auch geilste Band heute. Schon früh im Programm zelebrieren sie den grandiosen Neunminüter "Suomussalmi (The Few Of Iron)" vom "Lightbringer" Album, den die Fans gerne vereinfacht 'Salami' nennen. Aber die Fette mit scharfem Gewürz. Und irgendwo mittendrin konnte man auch zu "Machine Invaders" durchdrehen. Oskar erklärt die enge Verbundenheit zu den Heavy Metal Maniacs, denn in Schweden im Jahre 2003, zu ihrem zweiten Gig ever, waren die Maniacs dabei. So voll im Saal, welcher sich über der Kneipe im Erdgeschoss und dem Bistro in der ersten Etage in der zweiten Etage befindet und über steile Treppen zu erreichen ist, war und wird es heute nicht mehr, so viel sei schon mal verraten. Daher ist es für nicht vor Ort gewesene Leser unschwer zu erraten, dass hier gerade der heimliche Headliner spielt. Zum Schluss klettern die Fans auf die Bühne, bangen zusammen mit den Schweden "Infuriator" und die Messe ist gelesen. Was soll jetzt noch kommen? Jetzt wäre alles gesagt, meinen die Fans. (Joxe Schaefer).

 

mean manUnd in der Tat ist die Vorfreude auf Chris Holmes wirklich nicht mehr besonders groß. Der ex-W.A.S.P.-Gitarrist firmiert nun mit drei unbekannteren Musikern unter dem Banner Mean Man. Das war auch mal ein Songtitel von seiner alten Band, wir erinnern uns gerne an das ulkige Cover, doch das Stück soll heute ungespielt bleiben. Dafür gibt es nach drei eigenen Tracks das allseits bekannte "L.O.V.E. Machine". Opener ist "Shitting Bricks", das mit vielen seiner schon bekannten Songs auch auf der neuen Scheibe unter dem Banner Chris Holmes steht, die der Mean Man aus L.A. in verschiedenen Variationen offenbar öfter neu veröffentlicht. Mit seiner alten Gitarre, in der schon einige Korpushölzer fehlen, und mit seinem Bandana bis tief ins Gesicht drückt man bluesige Sachen mit sowas von einem Heavy Groove aus den Speakern, der irgendwie ansteckt. Da passt jetzt "Sleeping In The Fire", das jeder sofort erkennt und mitmacht. Chris fordert den Soundmann mehrmals für mehr Monitorsound auf und dreht letztendlich selbst seinen Amp hoch. In dem Plus an Lautstärke geht’s bis zum Schluss weiter. Gegen Ende wird noch "Wild Child" und natürlich "Animal (F**k Like A Beast)" gebracht und es fällt auf, dass sein Gitarrist, permanent mit einer Doppelhalsigen agierend, alle vier W.A.S.P.-Stücke singt, selbst das Cover von Neil Young "Rocking In The Free World". Die Band war letztlich doch eine kleine Überraschung und konnte neben ein paar wenigen W.A.S.P.-Klassikern durch eigene Stücke mit fiesem Groove überzeugen, was Holmes & Co auch davon unterscheidet, seine eigene Tributeband zu sein. Das Finale bildet das AC/DC Cover "Highway To Hell", zu dem Musiker der Bands zuvor und alle Fans auf die Bühne kommen können, um gemeinsam den Klassiker zu spielen und zu trällern. Ein gelungener Abschluss eines gelungenen Festivals. (Joxe Schaefer).



Autor: Bert Meierjürgen, Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer