KLONQUE - Ein dumpfer Schlag auf deinen Hinterkopf


Das durchgeknallte Duo Thomas Neitsch/Peter Geltat zählt nicht nur zur aktuellen Holy Moses-Besetzung und hat dort einen progressiveren Einschlag hinterlassen, sondern hat auch ein neues Projekt aus der Taufe gehoben, bei dem sich die beiden richtig austoben und einfach alles machen, was in ihrer anderen Band keinen Platz hat. Zur Zeit gibt es eine Vier-Track-EP in digitalem Format, die ganz schön chaotisch, aber ebenso genial ist. “Burn Particularly” ist progressiv, chaotisch und brutal. Allzu ernst nehmen sie sich jedoch nicht. Man hört, dass zwar hoher technischer Anspruch, aber auch ein Augenzwinkern mitspielen. Hier trifft technischer Death Metal auf Moderne, ohne sich an jeglicher Trendreiterei aufzugeilen. Kennt ihr nicht? Müsst ihr hören! Thomas und Pete stellten sich zwischen den derzeitigen Festivalgigs mit Holy Moses dem Federkrieg und standen mir Rede und Antwort.

logoDaniel: Hi Thomas! Erzähl uns doch zunächst etwas über die Entstehung und den Werdegang von Klonque!

Thomas: Pete und ich kennen uns schon seit den Schulzeiten, als wir anfingen, mit unseren Gitarren übelsten Lärm zu produzieren. Seit dieser Zeit haben wir in verschiedenen Bands gespielt. Mal zusammen, mal jeder in einer anderen. Irgendwann vor vier Jahren kam Pete dann zu Holy Moses und so entstand langsam die Idee, wieder etwas Eigenes zu probieren. Im Frühjahr 2015 saßen wir letztendlich zusammen und überlegten uns, was wir für ein Projekt starten könnten. Das war sozusagen der Startschuss für Klonque.  

Pete: Wir hatten zwar von Anfang an geplant, Musik mit Gesang zu kreieren, aber unsere ersten Songs waren eher Instrumentals, die wir teilweise als Playthroughs auf Youtube stellten. Als wir dann an den Texten und am Gesang gearbeitet haben, wurden die Songs dann aber teilweise nochmals umgeschrieben und neu arrangiert.

Daniel: Welche Bedeutung hat der Bandname?

Pete: Stell dir einen dumpfen Schlag auf deinen Hinterkopf vor, so fühlt sich Klonque an… nein, Spaß beiseite. Wir hatten lange überlegt, welchen Namen wir der Band geben sollten, waren uns aber schnell einig, dass es ein Kunstwort, aber kein typisches Klischeewort sein sollte. Ich glaube, der Name zeigt auch, dass wir nicht die allzu ernsten Typen sind, und auch mal Spaß bei der Sache haben.

Thomas: Letztendlich hat der Name keine echte Bedeutung, aber Klonque kannst du vielleicht wirklich mit dem Geräusch eines Schlags oder vielleicht auch zweier anstoßender Gläser, gefüllt mit Gin Tonic, übersetzen…

Daniel: Handelt es sich bei Klonque nur um ein Projekt für zwischendurch oder eine richtige Band?

Thomas: Es ist schon eine richtige Band. Auch, wenn Pete und ich zu zweit alle Songs schreiben und produzieren, so werden wir in Zukunft auf jeden Fall als Quartett live spielen; mit Gerd Lücking, der ja auch bei Holy Moses spielt, an den Drums und Ishay Sommer von The Outside am Bass. Die Jungs sind extrem gute Musiker und es macht wirklich Spaß, den Kram auch als komplette Band zu spielen.

Daniel: Eure Musik ist ziemlich technisch und freaky. Welche Bands zählen zu euren Haupteinflüssen?

Thomas: Direkte Einflüsse für Klonque gibt es eigentlich nicht. Wir versuchen uns auch davor zu schützen, nicht wie eine bestimmte Band zu klingen. Wir ziehen unser eigenes Ding durch. Ganz frei machen kann man sich natürlich auch nicht. Ich denke, man könnte bei uns ein paar Spuren vom schwedischem Death Metal finden.

Pete: Wir mögen auch beide eher technische Musik. Bei uns laufen viele Bands wie Gojira, Extol, Mastodon oder Meshuggah. Die werden sicherlich ihre Spuren hinterlassen haben. Wir haben in unserer Jugend auch viel Death, Slayer, Nevermore oder Morbid Angel gehört und vielleicht hört man das auch. Von Thomas kommen dann noch die Black Metal-Einflüsse. Und ich mag halt auch so Gitarrenquatsch, wie Animals As Leaders, Periphery oder Necrophagist.

Thomas: Necrophagist mag ich auch. Haha!

Daniel: Worum geht es in euren Texten? Geht es nur um die Erfüllung der üblichen Metal-Klischees? Oder steckt mehr dahinter?

Pete: Na ja, wir haben auch Texte, die in das blutige Horror-Raster passen, aber andere haben philosophische oder politische Themen. “You Think You Know” ist zum Beispiel ein “Fuck Off!!!” gegen die ganze braune Pegida Nazi-Scheiße.

Thomas: Also eine bunte Mischung aus Splatter, Politik und Philosophie.

klonqueDaniel: Wie lange habt ihr gebraucht, um die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

Thomas: Wir haben 2015 angefangen, die ersten Ideen festzuhalten. Das waren dann noch nicht immer komplette Songs, aber ein Grundgerüst. Im Sommer letzten Jahres begannen wir in einer kleinen Garage, abgeschottet von der Zivilisation, die ersten Texte zu schreiben. 

Pete: Für die eigentlichen Aufnahmen von „Burn Particularly“ haben wir zwei Wochen gebraucht. Zu diesem Zeitpunkt stand aber auch schon 90% des Materials fest.

Thomas: Dadurch, dass wir nicht direkte Nachbarn sind, sondern in Berlin und Frankfurt am Main wohnen, gestaltet sich das Songwriting manchmal etwas schwierig. Meistens nehmen wir uns eine Woche Zeit und nehmen erstmal alles auf, was uns in den Sinn kommt und aus den Fingern fällt. Das arrangieren der Songs passiert dann immer später am Rechner bei vielen Skype-Sessions.

Daniel: Gibt es eigentlich auch Pläne für eine CD-, Vinyl- und/oder Tape-Version? Soweit ich weiß, gibt es die EP ja bislang nur digital.

Pete: „Burn Particularly“ werden wir nicht auf CD veröffentlichen. Das wird sehr wahrscheinlich eine digitale Veröffentlichung bleiben. Wir arbeiten aber auch schon wieder an dem nächsten Album, was dann wahrscheinlich auch auf CD oder auch LP erscheinen wird.

Thomas: … und Kassette, haha! Wir haben uns gegen eine CD-Veröffentlichung von „Burn Particularly“ entschieden, weil es einfach mehr kostet, als es im Moment einbringen wird. Uns ist wichtiger, dass unsere Musik von jedem gehört werden kann, der es hören will. Deswegen haben wir „Burn Particularly“ auch auf Soundcloud, Bandcamp oder Spotify zum streamen veröffentlicht. Und falls uns jemand unterstützen will, kann er natürlich trotzdem einfach über Bandcamp, Itunes oder Amazon die EP als digitalen Download kaufen.

Daniel: Gab es keinerlei Interesse von Plattenfirmen, diese EP zu veröffentlichen?

Thomas: Ehrlich gesagt, haben wir uns gar nicht darum bemüht, bei einem Label vorstellig zu werden. Wir wollten die EP ganz und gar selbst raus bringen und auch einfach sehen, wie weit man damit kommt.

Pete: Wir werden jetzt sehen, wie die Reaktionen auf „Burn Particularly“ ausfallen. Wenn wir einige Shows gespielt haben und das Material für das kommende Album geschrieben ist, können wir weiter sehen.

Daniel: Spielt ihr auch live? Und wann und wo kann man euch mal sehen? Habt ihr da irgendetwas geplant?

Pete: Wir haben jetzt mit den Proben begonnen und versuchen spätestens Anfang nächsten Jahres die ersten Shows zu spielen. Im Moment ist noch nichts festes geplant. Also an alle Booker, die das hier lesen sollten: Wir sind heiß auf ein paar gute Shows!

Daniel: Peter Geltat und du spielt ja auch bei Holy Moses. Wie kam der Kontakt zustande? Und wart ihr vorher schon Fans der Band der Band?

Thomas: Ich kenne Sabina von Holy Moses seit 2007 und wir hatten damals auch einige Shows mit Desilence im Vorprogramm von Holy Moses. Scheinbar schien sie sich daran zu erinnern, dass ich da den Bass malträtiert habe und rief mich dann Anfang 2008 an, als sie einen neuen Bassisten brauchten.

Pete: Thomas rief mich 2011 an und hat mich gefragt, ob ich ein paar Soli für Holy Moses´ “30h Anniversary - Best Of” Doppel-CD einspielen würde. Das habe ich dann natürlich gerne gemacht. Da habe ich dann auch Sabina kennengelernt. Als die Band dann 2012 einen neuen Gitarristen gesucht hat, lag es ja nahe, dass sie mich fragten.

Thomas: Holy Moses sind und waren natürlich immer schon eine Institution im deutschen Thrash. Wir sind beide immer noch jedes Mal geflasht von den Fans und den Shows und natürlich froh, bei Holy Moses spielen zu können.

Daniel: Ist es euch wichtig, dass Holy Moses und Klonque unterschiedlich klingen? Oder hat sich das eher zufällig so ergeben?

Thomas: Dadurch, dass ich bei Klonque Gitarre, und nicht wie bei Holy Moses Bass spiele, ergeben sich schon automatisch ein paar Unterschiede. Der zweite große Unterschied sind natürlich die Vocals, die von Pete und mir kommen. Aber grundsätzlich sehe ich beide Bands schon eher in unterschiedlichen Richtungen. Bei Klonque haben wir alle Freiheiten, sind nicht am Death- oder Thrash Metal gebunden, sondern können auch einfach ganz gegensätzliche Dinge ausprobieren. Diese Freiheit war uns von Anfang an wichtig und ich schätze, das wir in Zukunft noch wesentlich weiter gehen werden.

klonqueDaniel: Du hast mit Gitarrist Peter Geltat zuvor bei Desilence gespielt. Wo liegen für dich die Unterschiede zwischen Klonque und Desilence, sowohl musikalisch als auch textlich?

Thomas: Klonque ist härter und technischer. Wir haben auch viel mehr Death- und Black Metal-Einflüsse. Seit Desilence haben wir uns ja auch weiterentwickelt. Wir haben jazzig-krachige Parts drin, die bei Desilence nie denkbar gewesen wären.

Pete: Unsere Stimmen und Vocal Lines sind auch völlig anders. Bei Desilence hat Hagen (Hirschmann) sich komplett um Gesang und Texte gekümmert. Ich weiß jetzt auch ehrlich gesagt nicht mehr, wovon seine Texte handelten. Und es ist jetzt auch schon so lange her, da haben wir uns nie Gedanken darum gemacht, ob beide Bands irgendwie ähnlich klingen könnten.

Daniel: Wird es von Desilence in Zukunft auch wieder etwas geben? Oder ist das Kapitel abgeschlossen?

Pete: Das Kapitel ist abgeschlossen. Ich sehe die Jungs ab und zu in Berlin und wir trinken auch mal ein Bier zusammen, aber niemand von uns denkt an eine Weiterführung von Desilence.

Daniel: Wie sehen generell eure Zukunftspläne mit Klonque aus?

Pete: Wir wollen auf die Bühne und fangen jetzt an zu proben. Ich denke, Anfang nächsten Jahres werden wir die ersten Shows spielen. Außerdem schreiben wir die nächsten Songs, um dann ein komplettes Album rauszubringen.

Thomas: Für den Anfang die Weltherrschaft! Danach müssen wir mal weitersehen, haha!

Daniel: Na gut, Thomas! Das Schlusswort soll Dir gehören!

Thomas: Wenn Sie das hier lesen, haben Sie sich erfolgreich durch die wirre Gedankenwelt von Klonque gekämpft. Für jegliche Unannehmlichkeiten bitten wir Sie herzlichst um Entschuldigung. Wir wünschen Ihnen noch einen entspannten Weiterflug und sagen vielen Dank! Ihr Facility-Management von Klonque.

Love, Peace & Death Metal!

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https://klonque.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller