DARKTHRONE - ARCTIC THUNDER


Label:PEACEVILLE
Jahr:2016
Running Time:39:21
Kategorie: Neuerscheinung
 

Seit neunundzwanzig Jahren und nunmehr siebzehn Studio-Alben terrorisieren die norwegischen Black Metal-Urgesteine nun schon die Szene und gelten als eine der kompromisslosesten Bands auf diesem Planeten. Aber stimmt das überhaupt? Sie starteten mit Thrash Metal-Demos und legten mit dem Debüt „Soulside Journey“ ein technisch durchaus versiertes Death Metal-Album hin, bevor sie erst Ende 1991 räudig produzierten und simpel gespielten Black Metal zu ihrem Markenzeichen machten. Seit dem vor zehn Jahren veröffentlichten „The Cult Is Alive“ schissen Darkthrone aber noch mehr auf alles als schon zuvor, distanzierten sich von der Black Metal-Szene und wurden um einiges punkiger, was nicht jedem alten Fan so gefiel. Diejenigen, die jetzt aber denken, dass sich dies auf den letzten fünf Alben so verankert hat, und keine großen Erwartungen am neuen Werk schüren, müssen sich jedoch eines Besseren belehren lassen. Denn so rotzig wie auf „Arctic Thunder“, übrigens ein Tribut an die gleichnamige, alte norwegische Thrash Metal-Band aus den Achtzigern, klangen Darkthrone wirklich schon ewig nicht mehr. Der schleppende Opener „Tundra Leech“ erinnert an das glorreiche „Quintessence“ vom legendären „Panzerfaust“-Album von 1994. Die dünnen, glasklaren Gitarren klirren dabei wie in alten Glanzzeiten. „Burial Bliss“ hätte auch 1996 auf „Total Death“ stehen können. „Boreal Fields“ beginnt ungewohnt mit akustischen Gitarren und geht in ein düsteres Black-/Doom-Opus über. „Inbred Vermin“ ist ein simpler Rocker, der recht unspektakulär daherkommt, auch wenn der verkommene, abgefuckte Gesang von Nocturno Culto natürlich geil ist. Das Anfangsriff des Titeltracks klingt schön nach altem Achtziger Metal; vom Gesang natürlich mal abgesehen. „Throw Me Through The Marshes“ ist wieder doomiger ausgefallen. „Deep Lake Trespass“ treibt an, obwohl die Gitarren dieses Mal verhältnismäßig melodisch klingen. Der Strophenteil hätte jedoch von der Rotzigkeit auch Mitte der Neunziger veröffentlicht worden sein können. „The Wyoming Distance“ klingt eher wie eine schwächere Nummer ihrer letzten fünf Alben. So ganz auf Rückbesinnung schwören Darkthrone eben nicht. Das wäre auch viel zu einfach. Darkthrone hatten immer ihren ureigenen Song. Selbst als es tonnenweise Darkthrone-Kopien um die Jahrtausendwende gab, war ihr Sound noch immer unverkennbar. Und das ist auch heute noch so. Fans der Neunziger Jahre-Darkthrone könnten also enttäuscht sein, werden aber auch schnell merken, dass „Arctic Thunder“ ihr schwarzmetallischstes Album seit „Sardonic Wrath“ (2004) ist.

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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