SOUL ON FIRE - LEBEN UND MUSIK VON PETER STEELE - von Jeff Wagner


Label:VERLAG NICOLE SCHMENK
Jahr:2016
Running Time:308 Seiten
Kategorie: Neuerscheinung
 

Jeff Wagners „Soul On Fire“ ist keine Biografie im eigentlichen Sinne, denn der Autor hat nach eigenem Bekunden Mr. Steele nur dreimal getroffen. Einmal davon per Telefon. Also nicht unbedingt die traditionell besten Bedingungen, um ein Buch über eine Person zu schreiben. Das Wissen bezieht er also aus dem mehr oder minder engerem Umfeld. Frage: Was kommt raus, wenn Fans sich mit Fans, ehemaligen Bandmitgliedern, Freunden und Familie über das gemeinsame Idol unterhalten und das Ganze dann in ein Buch packen? Richtig: die ultimative Lobhudelei! Und tatsächlich, als Leser wird man den Eindruck nicht los, als sei der Zweck des Buches eine einzige, unaufhörliche Huldigung des umstrittenen Stars.  Das Buch umfasst fast dreihundert glossy Papier Seiten auf  denen Peter Ratajczyk, alias Mister Steele geradezu nervtötend vergöttert wird. Es strotzt nur so von Vokabeln wie „übermenschlich, Halbgott, genial, gebieterisch, ehrfurchtsgebietend, eine göttliche Aura“ und so weiter. HALLELUJAH! Ehrlich, ich mag Type O Negative und will die künstlerische Leistung nicht kleinreden aber das geht echt zu weit. Dazu fehlt dem Buch jede Distanz, ist mithin extrem unkritisch. Immerhin hat der, als außerordentlich sensibel und höchst intelligenter Mensch dargestellte Held, ja nicht umsonst den Vorwurf des rechten Gedankenguts heraufbeschworen, auch wenn er wohl letztlich kein Nazi war. Die Idee ein Album „White Power“, nennen zu wollen oder die berüchtigten „Jesus Hitler“ und „Untermensch“ sprechen eine andere Sprache. 

Die damalige Kritik an Carnivore und Type O Negative mit dem Hinweis abzutun, er sei kein Nazi sondern nur ein unverstandener Patriot, der Stolz darauf war weiß zu sein, zeugt in meinen Augen eher von einem Mangel an Sensibilität und einer gewissen „Dumpfheit“. Also eben nicht von den oben gepriesenen Tugenden. Naja, zumindest hat Peter es wohl später begriffen, dass man in Europa derartige Äußerungen anders wahrnimmt, als in Brooklyn. Aber es geht ja hier in erster Linie nicht um Herrn Steele, sondern um das Buch. Am schlimmsten daran ist, dass die Schreibe oder die Übersetzung  einfach grauenhaft schlecht ist. Bereits nach wenigen Seiten hab ich keine Lust mehr auf siebenzeilige Schachtelsätze, quäle mich aber weiter durch das verquarzte Vokabular (und ich bin ein Freund von Abstrusitäten) in der Hoffnung wenigstens etwas Unterhaltendes zu finden. Da geht es beispielsweise fast eine Seite darum, ob Peter denn nun eine Prüfung zum Polizisten abgelegt hat oder nicht und die Antwort bleibt offen. Die Erkenntnis? Weiß ich nicht, es gibt keine. Dass er oft depressiv war und zwischendurch als städtischer Gärtner arbeitete? Naja, so neu oder wissenswert ist das nicht gerade. Akribisch geht der Autor auf  fast alle denkbaren Aspekte ein, vom Verhältnis zu seinen (Ehe-) Frauen, dem ausgeprägten Familien - und Gerechtigkeitssinn über andere persönlichen Eigenarten, zur Playgirl-Episode, bei der sogar die Größe seines Schw***es gepriesen wird, bis hin zu seinem frühen Tod. Klar, gibt es bei der Lektüre  auch Lesenswertes zu erfahren aber insgesamt, ist „Soul On Fire“ die mit Abstand einseitigste  und am wenigsten unterhaltsame Lebensgeschichte, die ich jemals gelesen habe. So bleibt in optisch starkes Buch, welches ausschließlich absoluten Die-hard-Fans gefallen dürfte.

ISBN: 978-3-943022

Note: Keine Wertung
Autor: Sven Bernhardt


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