FIREWIND, MANIMAL, SCAR OF THE SUN

Bochum, Rockpalast, 01.03.2017

Seit Mitte Februar 2017 sind die griechischen Melodic Metaller um Gitarrenhexer Gus G. auf Europa- und UK-Tour und neben München und Aschaffenburg wird am 1. März 2017, und damit zum Ende der Route, der letzte Gig ist morgen in Belgien, auch der heimelige Rockpalast in der Matrix in Bochum bespielt. Mitten in der Woche, dazu noch ein Pokalspiel von Schalke und letztlich darf man auch nicht vergessen, dass der Gig bereits einmal verschoben wurde, sind alles Gründe, warum der schon kleine Schuppen nicht aus allen Nähten platzt, wie er eigentlich sollte, wenn sich einer der besten Metalgitarristen die Ehre gibt. Dabei als Opener die Modern Metaller Scar Of The Sun, ebenfalls aus Griechenland, und, wenn man denn den Worten von Jürgen (Metalgott) glauben darf, die übergeilen Manimal, wo man nur die Augen geschlossen halten muss, um hörtechnisch fast den leibhaftigen Rob Halford von Judas Priest erleben zu dürfen.

scar of the sunKurz vor acht betreten die fünf Athener Scar Of The Sun die Bühne, steigen mit Tasten leider vom Band ein und eröffnen mit "Among Waters And Giants" im melodischen Metal mit knackigen Sechssaitern. Zwei Scheiben haben sie bis dato raus und der letzte Output "In Flood" stammt von 2016. Ein bisschen hymnisch mit proggigen Gitarren dann "Sand" und der hochaktive Terry Nikas ist sichtlich von den "amazing people" in Bochum begeistert. Der obligatorische Dank an die nachfolgende Band und an den großen Gus G. von Firewind und mit wieder Klavier, dann dunkleren Tönen und schwer riffend dann "Versus The World", nein nicht ein Cover von Amon Amarth, wie hier vielleicht einige denken könnten. Bei "Ode To A Failure" nach vormaligen Klatschen nun wirklich mal ein "Hehehe" aus dem Publikum und bei "The Truth Without The Lies" hört man sogar Doublebass. Die Griechen haben ihre Sache gut gemacht und sind mit einem sehr agilen Shouter mit guter, allerdings etwas weicher akzentuierter Stimme, ausgestattet.

 

manimalUm viertel von neun machen Manimal nicht da weiter, wo Scar Of The Sun aufgehört haben, nein, sie legen noch mal ordentlich einen drauf. Facepainted, sprich schwarz sind die Augen und Augenränder, wie zum Beispiel bei den Neue Deutsche Härte Rockern von Hämatom, aber was da aus den Boxen knallt, ist wirklich ganz nahe bei den britischen Judas Priest, zumindest "Trapped In The Shadows". Beim nachfolgenden "Shadows" kommt mir allerdings etwas mehr Queensryche mit noch Geoff Tate in den Sinn. "Have you a good time?" fragt Samuel "Sam" Nyman und die schwedischen Powermetaller machen zu viel Beifall aus dem Publikum mit "The Dark" weiter. "The Darkest Room" groovt ziemlich fett, das Mikro entfernt sich vom klassischen Metal in mehr proggigere Gefilde und am Ende richtig bissige Shouts. Gute Gitarren, eine variable Stimme und dazu noch ordentlich Action auf der Bühne sind die Grundlagen für einen klasse Gig. Bei "Human Nature" geht es sogar mit einem Solo am Viersaiter rein und wieder hochgereckte Fists und Klatschen aus dem kleinen Rund. "You want more?" und weiter geht es mit ziemlich derbem Stoff in Form von "Invincible". Zum Rausschmeißer "Irresistable" präsentiert sich der Fronter mit Zwangsjacke auf der Bühne und mit wieder sehr priestmäßigen Anleihen fällt dann um 21:30 Uhr der Vorhang.

 

firewindIm Januar 2017 erschien mit "Immortals" das achte Album von Firewind, die Combo um Gus G., die ex-Klampfe von Ozzy Osbourne. Fast fünf Jahre ist das zehnte Bandjahr und das letzte Album mit "Few Against Many" aus 2012 nun schon her. Im Jahr 2007 und seit 2015 ist Goldkehlchen Henning Basse dabei, dem sowohl die ruhigen Sachen wie auch die richtig derben Brecher liegen. Ich sah ihn Mitte 2016 noch auf der Full Metal Cruise IV als Mitshouter von Skyline und zusammen mit Frank Beck (Gamma Ray) intonierte er auch einige Songs von Uli Jon Roth. Aber ganz ehrlich: Am besten passt seine kraftvolle Stimme zu den super riffigen und schnellen Nummern von Firewind mit wehenden Haaren auf der Bühne und schwingenden Matten davor. Nach dem Opener "Ode To Leonidas", einer superfetzigen Nummer, die sich nach alles anderem als einer Ode anhört, kommt als vierter Song der Titeltrack vom vorletzten Album und dann das geile "Between Heaven And Hell", fast schon ein Klassiker mit coolem Refrain und tollen Soli vom vielleicht fünftbesten Gitarristen der Welt, wenn man mal den Ausführungen eines treuen, ganz objektiven Fans Glauben schenken darf. Zu "Hands Of Time" wurde ein Video veröffentlicht und alle Kommentare in den Medien machen einfach nur Spaß, sinniert Hennig. Zu "War Of Ages" erzählt Gus G. eine Story, wie es zu dem Song kam und bei "Lady Of 1000 Sorrows" stellt er zunächst die Band vor und dann feinste, sich duellierende Gitarren und ein langes Solo auf den Tasten von einem Bob Katsionis, der seinen Sechssaiter hinter dem Keyboard immer parat hält. Ein firewindultraschnelles "World On Fire" und die etwas klassisch inszenierte Überhymne "Mercenary Man" und Bochum ist verzückt, ob der Klasse und Spielfreunde der Band. Zum guten Schluss hüpft der übergeniale Gus G. beim Rausschmeißer "Falling To Pieces" noch unter das Publikum und präsentiert sich spielend als echter Star zum Anfassen. Nach rund 90 Minuten fällt dann um 23:15 Uhr der Hammer unter einen tollen Auftritt der Griechen, den leider heute nur viel zu wenige genießen durften. Ein Jammer.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey