German Swordbrothers Festival 6

Lünen, Lükaz, 11.03.2017

lunar shadowEinen Super Einstieg haben wir diesem Quintett 2015 bescheinigt, als sie mit ihrer EP „Triumphator“ ans Licht traten. Das Debütalbum von Lunar Shadow ist grad raus und titelt „Far From Light“, liegt uns aber noch nicht vor. Beschränken wir uns also auf ihren Auftritt. Wo sie in den Jahren zuvor als Zuschauer hier waren, darf das Quintett heute das sechste German Swordbrothers eröffnen. Um das gleich zu erwähnen, sind sie eine von nur zwei deutschen Bands heute. Die Band kniet sich gut rein, auch die beiden Gitarristen legen so einige Meter zurück. Irgendwann setzt  ihr Shouter, der stimmlich noch Luft nach oben hat, sein Lederstirnband ab. Das Publikum befeiert die powermetallischen Rhythmen, zumal das Feeling solch temporeicher Songs wie "The Hour Of Dying" ziemlich genau den Nerv der Audienz treffen. Max trägt auf seiner Gitarre einen Aufkleber von Atlantean Kodex, ist auch vor ihrem Candlemass Shirt tragenden Shouter für die Ansagen zuständig, besitzen auch einen hohen Melodieanteil wie besagte Bands, rocken aber definitiv zügiger. Von diesem Fünfer kommt noch was.

 

wretchEin noch höheres Tempo als die Band zuvor legen Wretch an den Tag. Von allen Bands auf diesem Planeten, die sich diesen Namen gaben, sind dies hier die Cleveländer, die mal für das Headbangers Open Air den Song „Make This Garden Burn“ geschrieben haben, und diesen auch heute vortragen. Unter aggressiv riffenden Gitarren und einem powermetallischen Grundgerüst bietet der Fünfer eine bewegungsreiche Performance mit "Sleepless Dreams" und "I Will Defy" wie auch Material vom neuen Album „The Hunt". Immer mehr fällt die hellere Stimme vom kleinen Sangesderwisch auf, die ähnlich der von Tobias Sammet von Edguy kommt, wie auch sein Spiel mit dem Mikrofonkabel, als wolle er es aus dem Anschluss reißen. Er bedankt sich mehrmals für den üppigen Applaus und Rufen nach Zugabe, ein Auftritt mit Ausrufezeichen.

 

outrageNun kommen mit Outrage eine der härtesten Bands in der Geschichte des (German) Swordbrothers und man darf gespannt sein, denn viele haben sie noch nie live gesehen, obwohl es die Pforzheimer schon seit 1983 gibt. Im schwarzen Gewand wie ein Priester betritt Shouter Frank Pfeiffer die Bühne und erteilt Besuchern in der ersten Reihe, einen roten Punkt vor den Kopf malend, sowas wie die Absolution. Keine Ahnung, kenne mich mit religiös anmutenden Gepflogenheiten nicht aus. Frank hat optisch was vom Sänger von Rammstein, als er sein Schwarzes auszieht und mit freien Oberkörper agiert. Musikalisch zeigt man sich tight, bedient die alte Schule und erfreut sich des bislang fettesten Sounds heute. „Into The Abyss Of Belial" stammt aus 1984 und von damals sind nur noch Frank und Gitarrist Udo übrig geblieben. Bei „Hot On The Trail" bemerkt man, dass es etwas leerer im Saal geworden ist, als ob die Süddeutschen nicht ganz den Nerv des Publikums treffen würden, dabei sind sie klar eine Achtziger Band, und liefern musikalisch definitiv keinen Bullshit. Das wissen auch die verbliebenden Anwesenden zu schätzen und feiern das Quartett ab, darunter CROSSFIRE Kollege Daniel Müller.

 

split heavenMan sollte Split Heaven schon auf der Uhr haben, auch wenn man ihre aktuelle Platte "Death Rider" nicht ganz so euphorisch abfeiert wie den Vorgänger "The Devil's Bandit". Man kann bei den Jungs trotz einiger Wechsel in der Besetzung eine geile Entwicklung feststellen, das spürt man immer deutlicher. Split Heaven stellen sich gleich als Mexikaner vor, haben aber mit Sänger Jason von Skelator einen US-Amerikaner in der Besetzung, und legen von Anfang an eine ziemlich mitreißende Show hin. Ganz schön was los auf der Bühne und dementsprechend im Publikum. Neue Temposongs der alten Maiden-Schule mit durchgängigem Arschtritt wie „Battle Axe" und vom Album "The Devil's Bandit" bekommen mit Doppelhalsgepose und Synchrongebange zu jedem Solo konsequent Anfeuerungsrufe zurück. Besonders erwähnenswert sind die tight zackigen Drums von Schlagwerker Tomas. Wenn man von diesem Stoff noch deutlich mehr vertragen konnte, war mit "Speed Of The Hawk", von dem es auch einen Clip gibt, leider schon Schluss. Dieser Auftritt hier war wahrlich der Hammer!

 

dark forestDie sympathischen Briten von Dark Forest sind etwas zarter als die Band zuvor, aber nicht minder schnell. Der Fünfer hat ebenso was von der alten Maiden-Schule wie auch einen glücklicherweise nicht zu hohen Folkanteil und wird momentan als ziemlich auf der Überholspur befindlich bemerkt. Mit "Beyond The Veil" steht ein amtliches Album am Start, von dem sie früh "On The Edge Of Twilight" und "Where The Arrow Falls" vorlegen. Im Gegensatz zu den Mexikanern zuvor mit einem Tacken weniger Foffo, werden aber mit Anfeuerungsrufen abgefeiert. Überzeugende Darbietungen von "The Battle Of Badom Hill" und "Sons Of England" sind Beweise für eine starke Show, das kann man ihnen nicht absprechen. CROSSFIRE Kollege Bert Meierjürgen ist auch ziemlich zufrieden. Sie können aber nichts dafür, nach diesen heute überwältigenden Mexikanern auf die Bretter geschickt worden zu sein, zumal sie einen deutlich mehr als soliden Gig hinlegen und nicht nur mit "Autumns Crown" den Saal rocken. Dark Forest hätten heute noch mehr glänzen können, wenn das Billing ihnen einen Auftritt vor Split Heaven gegeben hätte.

 

tad moroseNa klar, viele hätten heute als Headliner lieber Grim Reaper gesehen, doch nach der Operation von Shouter Steve Grimmet ist vorerst nicht an Auftritte zu denken. Die Organisatoren haben schnell einen Ersatz beschaffen müssen, den sie mit den Schweden von Tad Morose gefunden haben. Macht insofern auch Sinn, weil viele dieses Quintett schon lange nicht mehr live gesehen haben; der Verfasser dieser Zeilen zuletzt noch mit Bassist Anders, der längst zu Wolf abgewandert ist. Hatte ich vor dem Konzert noch großkotzig in den Raum geworfen, dass die Bollnäser mit der Liveenergie wie Morgana Lefay antreten würden, passiert tatsächlich so etwas in der Art. Daran sind nicht nur Knaller wie "The Unwelcome Guest", "Sword Of Retribution" oder dem neueren "Where Ignorance Reigns" Schuld, sondern auch wuchtiger Sound und starkes Acting. Die Flying V Fraktion mit Gitarrist Kenneth rockt wie Sau und ist allzeit für jede Pose gut, während tad morosesich Wolf Hoffmann Lookalike Christer Andersson auch mal auf der andere Bühnenseite sehen lässt. Das ist Powermetal mit Niveau, aber trotzdem kommt es hier und heute zur Unsitte, dass zum Headliner nicht nur Abwanderungstendenzen spürbar sind, sondern dass zum Schluss, so etwas kurz nach Geisterstunde, nur noch gespenstisch wenige Banger vor der Bühne stehen. Doch die feiern ab und bekommen nach "Black Fire" zum Finale noch grandiose Versionen von "Anubis" und "No Mercy" vor den Latz geknallt, dass sogar die Metaller, welche die Band nicht zu ihren Favoriten zählen, ihnen Respekt zollen und anderswo Gründe für den unverständlichen Zuschauerschwund suchen. Becher, Fahnen und Daumen hoch für Tad Morose!



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer