FJORDHEKSA, DECAYING DAYS, NIGHTFYRE

Münster, Rare Guitar, 27.03.2017

nightfyreEndlich mal wieder ein Konzert an einem Montag. Und dann auch noch im obersympathischen Rare Guitar in Münster, einem Fachgeschäft für Saitenzupfer mit zig Exemplaren an den Wänden und superfreundlicher Bedienung. In diesem Block proben die Jungs von Nightfyre und das sogar heute. Eigentlich. Denn weil man grad schon mal da ist, kann man auch gleich den Opener machen, wenn man auch musikalisch unter den anderen beiden Bands etwas auffällt. Nach der Tagesschauzeit bringen sie ihren klassischen Metal auf die Bretter, legen mit einem langen, melodischen Intro los, das, total wichtig, selbst gespielt und nicht als Playback wiedergegeben wird. Es geht über in "Hunting The Night" und das gleich weiter in "Full Speed Ahead". Neubasser Jens ist heute das erste Mal im Stehen zu sehen. Seinen ersten Gig legte er mit der Band im November 2016 fußverletzt auf einem Barhocker sitzend hin, übrigens auch hier im Rare Guitar. Sein Acting ist heute logischerweise deutlich agiler, da fliegt Drummer Fridi glatt ein Stock aus der Hand. Der gewohnt shirtlose Fridi beteiligt sich an den Ansagen und betont immer wieder, dass heute Montag ist. Nightfyre feuern aber gut gelaunt an und erreichen mit der Stimmung ihr Publikum. Mit "Lunacy" und "Nameless Warrior" inklusive einer Bandvorstellung ist nach gut 55 Minuten Schluss. Das ist so viel Spielzeit, mit der manch größerer Headliner heutzutage schon zufrieden ist. Die Münsteraner sind top auf Draht und verschicken in dieser Verfassung deutliche Bewerbungen für die Sommerfestivals raus!

 

decaying daysFür eine gute Dreiviertelstunde treten Decaying Days mit melodischem Doom an, dem sie eine moderne Schlagseite verpassen. Die groovigen Sounds des Fünfers, übrigens auch aus Münster, kommen einerseits mit angenehm überschaubaren Klangfeldern aus, arbeiten andererseits aber auch mit Samples, die aus einer Sprechstimme, oder gleich aus ganzen Akustikgitarrenparts wie vor "Tempest" bestehen können. Das sieht putzig aus, wenn versiertere und lautere Gitarren zu hören sind, während die Saitenfraktion grad ihre Instrumente stimmt. Shouter Manuel besorgt es den Anwesenden schön unclean mit seiner markanten Stimme, die bei der Audienz gut ankommt. Zu den Songs, die sie vom soeben veröffentlichten Album "The Fire Of A Thousand Suns" vorstellen, gehört auch "The Fall Of Nightmares" und es wird offensichtlich, dass ihre Geschwindigkeit selten bis Uptempo hochgeschraubt wird. Sondern lieber greift man ernsthafter von unten und lässt tiefe Leads bohren. Dass der Einspieler eines Abschlusspianos jäh abgebrochen wird, nehmen alle Beteiligten mit Humor.

 

fjordheksaHeute treten Fjordheksa erstmals außerhalb ihrer Heimat von Aachen auf. Das Quartett um Shouter und Gitarrist Jonas, der helle Screams clean wie unclean bringt und ebenso gelassen bis aggressiv agiert, passt genau zum angestonerten Doom mit ein paar krassen Tempowechseln zu geilen Wutanfällen. Damit sind sie noch grooviger und schleppender als die Band zuvor. Sie bringen den Punch, stellenweise auch Gestampfe wie Cathedral. Dafür mitverantwortlich ist der einen auffälligen Bart tragende Drummer, dessen Drive ebenfalls so gepflegt erscheint, wie auch seine flinke Beckenarbeit. Im Sound bekommen sie sogar noch eine Trompete mit unter. Das erinnert etwas an die aufgelösten The 3rd And The Mortal, falls die noch jemand kennt. Der Bläser betritt dreimal für einen kurzen Teil eines Songs die Bühne, agiert mit einem Toilettenpümpel als Dämpfer und liefert auf jeden Fall eine sehenswerte Einlage ab. Er klatscht mit erster Reihe ab und spielt mit dem Blechinstrument als Luftgitarre weiter. Die Band selbst nennt das Instrument die 'Doompete'. Weitaus echter, als Einspieler zu verwenden. Mit einer EP und einer Split im Gepäck, beide beim Merch im schnieken Digi erwerbbar, bringen sie für eine kurzweilige Stunde den Supergroove. Auswärtsmission damit klar geglückt. Alles in allem kann man für sieben Euro einen Montag mit drei sehenswert starken Bands nicht besser ausklingen lassen.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer