COMANIAC - Kaltblütiger, direkter und manischer


Die Schweiz ist zwar nur ein kleines Land, war in Sachen Thrash Metal aber immer ein kleiner Geheimtipp! Egal ob alte Horden wie Coroner, Messiah, Drifter, die wiedererstarkten Poltergeist oder jüngere Bands wie FreaKings oder Comaniac: Was es von dort auf die Ohren gab und gibt, konnte und kann sich hören lassen! Ich war überrascht, als ich das neue Comaniac-Album hörte, denn obwohl es traditionell klingt, ist es weder billig noch abgekupfert. Genau mein Ding also! Ich kommunizierte mit Gitarrist und Sänger Jonas Schmid, der als einziges Mitglied des Quartetts nicht bei der Vorgänger-Band Suborned mit am Start war.

logoDaniel: Hi Jonas! Bitte erzähl uns doch zunächst etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Comaniac!

Jonas: Hi Daniel, hallo CROSSFIRE-Leserinnen und Leser! Comaniac habe ich 2012 mit einigen Schulkameraden gegründet. Nach zwei Demos und ersten Support-Shows für Bands wie Coroner und Toxik veröffentlichten wir nach drei Jahren das Debüt-Album „Return To The Wasteland“, das hervorragende Kritiken erhielt und als „das Thrash Highlight 2015“ bezeichnet wurde. Dank dem Erfolg konnten wir mit SAOL einen Label-Deal abschließen und weitere Support-Shows, erste Touren und auch Festivals wie die Metal Days in Slowenien spielen. Nach ersten Line-Up-Wechseln in der Band sind wir nun seit April 2017 mit dem zweiten Album „Instruction For Destruction“ unterwegs.

Daniel: Welche Bands haben euch beeinflusst?

Jonas: Ganz zu Beginn gab es für uns nur eins: Old School Thrash Metal! Wir waren gelangweilt von der damaligen Schweizer Metal-Szene, die hauptsächlich Weichspülmusik produzierte, und wollten unseren Helden wie Exodus, Sepultura oder Overkill frönen. Über die Zeit haben sich da sicher noch weitere Bands in unsere Gedächtnisse gespielt, wie Dream Theater, Iced Earth, Down, Opeth oder auch Immortal, die wohl auch da und dort etwas Einfluss auf unsere Musik haben. Grundsätzlich, würde ich aber sagen, dominiert immer noch klar der Thrash Metal in Anlehnung an die Bay Area.

Daniel: Worum geht es in euren Texten? Und habt ihr eine bestimmte Aussage, die ihr damit vermitteln wollt?

Jonas: Die Texte variieren stark von Album zu Album und haben viel mit unserer persönlichen Befindlichkeit zu tun. Grundbaustein ist immer eine gewisse Emotion, gekoppelt an ein Ereignis. Wir beschreiben jedoch nicht das Ereignis in den Lyrics, sondern viel mehr die Gefühlslage, wodurch die Texte eine gewisse Allgemeingültigkeit und vor allem auch Interpretierspielraum haben. Die Texte haben auch immer mit dem Motiv des jeweiligen Albums zu tun. Die Lyrics sind ein wichtiger Bestandteil unserer Musik und bekommen auch dem entsprechend eine Bedeutung im Songwriting.

Daniel: Drei von euch haben vorher bei Suborned gezockt, die ebenfalls Thrash Metal spielten. Wo genau liegt der Unterschied zwischen Suborned und Comaniac, sowohl musikalisch als auch textlich?

Jonas: Ich würde Comaniac als kaltblütiger, direkter und manischer beschreiben. Die Texte unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht – nicht zuletzt auch, weil bei Suborned damals eine Frau die Texte geschrieben hat, während bei Comaniac dies ein Mann tut. Klingt etwas banal, aber das hat offensichtliche Auswirkungen.

Daniel: Wie lange habt ihr gebraucht, um die Songs für das neue Album „Instruction For Destruction“ zu schreiben und aufzunehmen?

Jonas: Kurz nach dem Line-Up-Wechsel im Frühling 2016 sind wir als „neue“ Band zusammengesessen und haben unsere Ideen zusammen getragen. Es waren ein paar Songstrukturen aus unserem Archiv dabei, doch hauptsächlich haben wir damals im April 2016 von vorne angefangen und das Songwriting innerhalb von vier Monaten abgeschlossen. Dass das so zügig und erfolgreich ging, hatte sicher mit dem neuen Wind in der Band zu tun, den wir alle so sehnlichst brauchten. Es war klar für alle, dass wir schnellstmöglich wieder im Studio sein wollen und dementsprechend haben sich alle voll reingehangen, sodass wir im Herbst 2016 im Studio standen.

comaniacDaniel: Ich finde die Produktion richtig geil! Wo und mit wem habt ihr aufgenommen?

Jonas: Wie unser Debut Album wurde auch „Instruction For Destrcution“ im KHE Recording Studio in Sursee (Schweiz) aufgenommen und gemixt. Kusi Hospenthal machte wie immer einen super Job. Wir sind sehr zufrieden.

Daniel: Ich finde das Cover-Artwork sehr gelungen. Wer hat es gemalt? Und wie seid ihr mit dem Künstler in Kontakt getreten?

Jonas: Ganz nach dem Motto „Never change a winning team!“ haben wir uns auch in Sachen Artwork an die bekannte Adresse vom Debüt gewandt. Jan Yrlund von Darkgrove Design ist ein sehr spannender Künstler, der einen sehr eigenen Stil aufweist. Entweder man liebt es oder man hasst es – wir sind auch sehr zufrieden.

Daniel: Das Artwork eignet sich hervorragend für eine Vinylveröffentlichung. Ist da schon irgendwas geplant in dieser Richtung?

Jonas: Über das Schweizer Label Metalworld ist bereits eine limitierte Vinyl-Auflage erhältlich. Das ist schon nochmals ein ganz anderes Erlebnis, das Artwork so groß vor sich zu haben!

Daniel: Wie seid ihr an das Label SAOL geraten? Euer Debüt „Return To The Wasteland“ erschien ja noch in Eigenregie, soweit ich weiß…

Jonas: Über Suborned hatten wir schon guten Kontakt mit SAOL. Label-Diskussionen sind immer eine emotionale Sache in Bands, doch schlussendlich haben uns viele Aspekte von SAOL überzeugt und wir sind sehr froh, das zweite Album über dieses Label zu veröffentlichen. Die Jungs legen sich richtig ins Zeug und machen tolle Arbeit. Nach dem Debüt in Eigenregie ist dies sicher eine Steigerung in die richtige Richtung.

Daniel: Gibt es euer Debüt eigentlich noch? Oder sind die CDs alle vergriffen?

Jonas: Ja, unser Debut Album ist wieder erhältlich, nachdem es kurzzeitig vergriffen war. Wegen der großen Nachfrage konnten wir gleich nach der ersten Auflage über das amerikanische Label Stormspell Records eine Zweitauflage in Auftrag geben, die unterdessen auch wieder so gut wie ausverkauft ist. Seit einigen Wochen gibt es deshalb bereits eine dritte Auflage. Sie ist direkt bei uns beispielsweise über die Homepage erhältlich.

Daniel: Wenn man Interesse an eurem Zeug hat, wie kann man am besten mit euch in Kontakt treten?

Jonas: Wir haben einen neuen Merch-Store auf unserer Homepage zum Durchstöbern. Natürlich sind wir auch auf Facebook und auf weiteren Internetplattformen zu finden.

Daniel: Spielt ihr auch live? Und wenn ja: Kann man euch auch demnächst auf deutschen Bühnen bewundern?

Jonas: Die Live-Show hat uns schon immer ausgezeichnet, weshalb wir jede Auftrittsmöglichkeit nutzen! So sind wir auch regelmäßig auf deutschen Bühnen zu sehen – das nächste Mal im August 2017. Wir spielen eine Tour in mit einigen Shows im Vorprogramm von Overkill und sind dann deutschlandweit zu sehen.

comaniacDaniel: Lass uns mal über die Schweizer Metal-Szene reden, okay? Neben den alten Helden wie Hellhammer/Celtic Frost, Coroner, Messiah, Poltergeist oder Drifter haben ja zum Beispiel auch FreaKings erst kürzlich ein neues Album veröffentlicht. Habt ihr Kontakt zu Bands aus eurem Land? Und welche alten und jungen Bands kannst du uns noch weiterempfehlen?

Jonas: Natürlich sind wir sehr stark in der Szene verankert und wollten zu Beginn als Rebellion gegen den ganzen Weichspül-Mist aus der Schweizer Szene neuen Wind in die Szene bringen. Ich glaube, das haben wir auch geschafft und mit den Reunions von Coroner und Poltergeist ist ja auch einiges wieder im Lot. Plus gibt es natürlich auch viele erwähnenswerte Bands, die für Schweizer Präzision stehen. Mir persönlich gefallen da vor allem Algebra, Gonoreas oder The Burden Remains.

Daniel: Was steht in Zukunft noch bei euch an?

Jonas: Vorerst werden wir viele Konzerte in Europa spielen. Das neue Album soll ja auch live überzeugen und die Leute haben Bock, Comaniac zu sehen! Natürlich ist auch das Songwriting eine konstante Psychohygiene. Konkretes können wir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht verraten – schließlich hat die neue Scheibe kurz nach ihrer Veröffentlichung vorerst mal Vorrang vor neuem Material.

Daniel: Alles klar, Jonas! Das Schlusswort soll dir gehören!

Jonas: Vielen Dank für das Interesse und für das Interview! Wir freuen uns sehr auf die kommenden Shows in Deutschland mit Overkill und hoffen, den einen oder anderen im Publikum zu sehen!

http://comaniac.ch/

https://www.facebook.com/ComaniacOfficial/

 

 



Autor: Daniel Müller