THE GHOST WOLVES, THE REPLACEMENT KILLERS

Bonn, Kult41, 28.04.2017

Da wohnt man schon seit Jahrzehnten in der Region, und plötzlich entdeckt man eine neue Location, von der man noch nie zuvor gehört hat. Das KULT41 in Bonn, seit ca. 1999 ehrenamtlich betrieben vom gemeinnützigen Bonner Kulturverein Nordstadt e.V, bietet eine Bühne mit guter Beleuchtung, zusätzlich noch einen weiteren Veranstaltungsraum, Proberäume, Atelier usw. Dazu unschlagbare Getränkepreise! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal weniger als fünf Euro für einen halben Liter Bier plus einen Softdrink bezahlt habe. Etwas problematisch ist das Parken, in unmittelbarer Nähe.  Nur mit ganz viel Glück findet man hier etwas, ansonsten sollte man es im Bereich Frankenbad versuchen, das etwa einen halben Kilometer zu Fuß entfernt ist.

the replacement killersDer Abend startet mit The Replacement Killers, einer Band aus Königswinter. Die zwei Musiker Matteo Villa und Rolf Becker trafen sich vor knapp zwanzig Jahren eher zufällig bei einer Jamsession. Nach einem Nashville Trip und dortiger Einspielung eines Mini-Albums gründeten die beiden eine Künstleragentur, und touren munter durch die Lande. So bekommen die anwesenden Zuschauer, heute dann auch einen kleinen Überblick aus dem Repertoire der Replacement Killers. Irgendwo zwischen Johnny Cash und den Pogues angesiedelt, spielt Matteo die Gitarre und steuert die Vocals dazu bei. Währenddessen bearbeitet Rolf Becker unnachgiebig die Trommelfelle. Ein gut eingespieltes Team, das den Nerv des Publikums trifft, und nicht ohne Zugabe die Bühne verlassen darf. Ein Angebot an Merchandise sucht man aber heute vergeblich, und so halte ich meinen Platz vor der Bühne und bin gespannt auf den nun folgenden Auftritt des Duos aus Austin/Texas.

the ghost wolvesUnd schon ist es soweit, der Umbau ging dank der ehrenamtlichen Helfer des Kult41 rasch von statten, und The Ghost Wolves betreten die Bühne. Jetzt bin ich erst einmal geplättet! Ist dieses Inferno verbreitende, weißgekleidete Geschöpf, eine Rampensau par excellence, das gleiche kleine zurückhaltende Mädel vom Merchstand? Dort wo wir eben noch eine Hand Made Weste der Wolves erstanden haben? Ja, das ist Carley Wolf, der weibliche Part der Ghost Wolves, die hier gerade scheinbar eine Metamorphose vollzogen hat. Hammer, absoluter Hammer! Die Frau bearbeitet ihre Gitarre voller Inbrunst, lotet die Grenzen der Distortion aus, fegt dabei wie ein Derwisch über die Bühne, und rockt das sich die Balken biegen. Vor kurzem habe ich die aktuelle CD rezensiert, aber die Live Variante setzt da locker noch mal einen drauf. Könnte das Album durchaus eine druckvollere Abmischung vertragen, stimmt hier heute alles. Die beiden geben Vollgas, die Stücke drücken fett in die Ohrmuscheln. Einfach mitreißend, selbst die im normalen Gespräch recht helle Stimme von Carley kommt kraftvoll rüber. Eine Show für Auge und Ohr! Und während Wirbelwind Carley abgeht wie Schmitz Katze, trommelt sich Jonny Wolf die Seele aus dem Leib. Schnell und präzise, dazwischen immer wieder der Griff zum Synthie zur Untermalung der Songs. Jeder Song ein kraftvolles Gebräu aus Gitarre, Schlagzeug und Carleys unwiderstehlichen Bühnenpräsenz. Selbstredend  beziehen sie das Publikum mit ein. Die tanzende und hüpfende Meute gibt dann auch reichlich Applaus, und die geforderte Zugabe wird gerne gegeben. Es müssen nicht immer die großen Bands sein, die einem ein geiles Rockkonzert bescheren. Ich bin begeistert, und werde mir die Band auf jeden Fall noch einmal im Kölner Sonic Ballroom anschauen. Carley und Jonny sind derweil schon am Merchstand zugegen, und signieren CDs, Vinyl und Poster. Und auch jetzt sind sie sehr sympathisch, Jonny schreibt mir sogar noch die Setlist auf da ja heute fast alles nur noch über Tablet läuft.

Setlist: Attitude Problem, Strychnine In My Lemonade, Fast, Bunny Run, Crybabies Go Home, Whettin’ My Knife, Dissappear, Attack, White Lily, Grandmas A Rebel, Gonna Live, Baby Fang Thang



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach