NEOCAESAR - Ein neues Wesen wird auferstehen!


Seit ich 1992 im Alter von mageren vierzehn Jahren zum Death Metal gefunden habe, bin ich ein großer Fan von Sinister. Bei Neocaesar spielen vier Ex-Mitglieder von Sinister, die aber nie zur gleichen Zeit dort waren. Ich bin zufällig über einen holländischen Freund auf diese Combo gestoßen, da ihr Schlagzeuger Eric de Windt in seiner Nachbarschaft wohnt. Ich hörte mir ihr kürzlich erschienenes Debüt „11:11“ an, war begeistert und leitete das Interview in die Wege.

logoDaniel: Hi Eric! Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie es zur Gründung von Neocaesar kam!

Eric: Hey Daniel! Neocaesar wurden Anfang 2013 gegründet. Bart und Mike wollten eine neue Band gründen, schrieben vier Demotracks und suchten nach weiteren Musikern. Kurz darauf stießen Michel und ich zur Band. Wir sind alle schon lange miteinander befreundet. Somit ging es mit dem Proben und Songs schreiben auch ziemlich schnell.   

Daniel: Wo kommt Euer Bandname her? Und was bedeutet er genau?

Eric: Der Bandname war Mikes Idee. Natürlich waren wir mit dem Namen sofort einverstanden, denn Neocaesar bedeutet so viel wie “Neuer Kaiser”. Ein neues Wesen wird auferstehen!   

Daniel: Ich finde es witzig, dass Ihr alle mal bei Sinister wart, aber nie zur gleichen Zeit, haha! Kanntet Ihr Euch dann alle vorher schon? Oder wie seid Ihr miteinander in Kontakt gekommen?

Eric: Ja, das stimmt, haha! Wir haben tatsächlich alle mal irgendwann in unterschiedlichen Phasen bei Sinister gezockt. Allerdings kannten wir uns alle vorher schon und haben zum Teil in anderen Bands schon gemeinsam Musik gemacht. Ich war der Sänger bei Sinister nach Mike, hatte aber auch schon mit Bart zusammen in einigen Bands gespielt. Bart, Mike und Michel sind auch schon vorher gemeinsam auf Tour oder im Studio gewesen.    

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Eric: Immolation, Suffocation, Deicide, Cryptopsy, Behemoth, Dissection usw. Sehr viele Bands! Diese sind die wichtigsten für mich. Aber ich mag zum Beispiel auch Jimi Hendrix und The Doors. Ich könnte noch sehr viel mehr Bands aufzählen. Gute Musik gibt es überall. Alte Musik kann einen genauso überraschen wie neue. Ich persönlich liebe vor allem Neunziger Jahre Death Metal. Da gab es so viele tolle Bands. Die Energie und die Arrangements, die Art, wie der Death Metal damals gespielt wurde, inspirieren mich auch heute noch. Es war unangefochten die beste Zeit für diese Musik. Da gab es so viel Qualität und Brutalität.     

Daniel: Ich find, dass Eure Musik sehr eingängig ist, auch wenn man hört, dass Ihr ziemlich fit an Euren Instrumenten seid. Ist es Euch wichtig, den Hörern zu zeigen, dass Ihr es drauf habt? Oder ist das eher etwas, dass sich zufällig ergibt?  

Eric: Wir schreiben einfach, was uns in den Sinn kommt. Ob sich der Song gut anfühlt, oder ob noch etwas fehlt, entscheiden wir, wenn es soweit ist. Wir nehmen meist mehrere Parts und verschiedene Versionen auf, bis wir alle damit zufrieden sind. Danach brennt das Feuer aus dem Proberaum auch zu Hause, haha! Wenn es mal etwas technischer wird, ergibt sich dies einfach und ist nicht so von vornherein geplant. Wir wollen uns nicht zwingend als Musiker verbessern. Die Songs basieren immer auf einem Riff und einem Schlagzeug-Part und müssen zum jeweiligen Song passen. Das ist alles.

Daniel: Worum geht es genau in Euren Texten?

Eric: Um uralte Mächte, Wissen, Kulte und Visionen.

Daniel: Euer Album „11:11” habt Ihr in Eigenregie veröffentlicht. Gab es kein Interesse von Labels? Und war das nicht sauteuer?

Eric: Oh ja, das war es. Wir haben alle viel Geld dafür bezahlt, sind aber sehr zufrieden mit dem Ergebnis nach all der harten Arbeit, die wir da reingesteckt haben! Bart hatte einen großen Anteil daran. Seine Hingabe und harte Arbeit für die Band und sein Ehrgeiz, alles Stück für Stück aufzunehmen, zu mischen und zu mastern, war überwältigend. Dafür gebührt ihm großer Respekt! Wir haben uns für ihn den Arsch aufgerissen! Was die Plattenfirmen angeht: Nuclear Blast übernehmen den Vertrieb und wir sind sehr zufrieden mit ihnen! Was dabei mal herumkommt, werden wir sehen.   

Daniel: Was bedeutet der Albumtitel genau? Worum geht es da?

Eric: 11:11 ist eine höhere Sequenzennumber und bedeutet eine höhere Stufe des Bewusstseins. Sie offeriert eine bestimmte Botschaft. Es würde etwas den Rahmen sprengen, dies alles genau zu erklären, aber die Wurzeln liegen in der Numerologie, so wie andere Sequenzen von Stammnummern wie 22, 33, 44 usw. Jede von ihnen vermittelt eine andere bestimmte Botschaft oder Energie.    

neocaesar Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Und gibt es schon Pläne, demnächst auch mal nach Deutschland zu kommen?

Eric: Da arbeiten wir gerade dran. Wir suchen immer nach Auftrittsmöglichkeiten. Wir wollen so oft wie möglich live spielen! Wir wollen rauskommen und die Botschaft vermitteln. Für Deutschland hätten wir noch ein paar Termine frei. Wie gesagt: Wir arbeiten dran.    

Daniel: Dann lass uns auch noch ein bisschen über Dich reden, ja? Du hast auf dem Sinister-Album „Aggressive Measures” gesungen. Wie kam es dazu?  

Eric: Ich bin da einfach so reingerutscht. Ich hatte ja bei Severe Torture gesungen, ein Demo mit ihnen aufgenommen und ein paar Konzerte gespielt. Und nach der dritten Show kam Aad von Sinister auf mich zu und sagte, dass er mich als neuen Sänger haben wollte. Und kurz darauf war ich schon dabei. Ich war jedoch loyal zu Severe Torture und wollte bleiben, Sie hielten mich aber für bekloppt und meinten, ich sollte diese einmalige Chance auf jeden Fall nutzen.   

Daniel: Du hattest ja auch 1998 auf dem Severe Torture-Demo „Baptized…” gesungen. Warum bist Du denn noch vor dem ersten Album ausgestiegen?  

Eric: Ich hatte nach meinem Einsteig bei Sinister einfach zu viel mit Konzerten, Album-Aufnahmen und Touren zu tun, um die nötige Zeit für Severe Torture zu finden.

Daniel: Eigentlich bist Du ja Schlagzeuger. War es nicht komisch für Dich, bei Severe Torture und Sinister gesungen zu haben? Bei Aad Kloosterwaard war es ja genau umgekehrt: Er hatte als Schlagzeuger angefangen und wurde später Sänger von Sinister, haha!  

Eric: Nicht wirklich. Ich meine, ich bin da halt so reingerutscht. Klar war es schon etwas Neues für mich. Ich habe mit acht Jahren angefangen, Schlagzeug zu spielen, aber ich habe erst mit sechzehn das erste Mal in einer Band gesungen. Aber das hat sich einfach so ergeben. Ich habe mich immer schon als Schlagzeuger gesehen. Gesang war zu einer bestimmten Zeit einfach nur Mittel zum Zweck. Aber ich habe mich weiterentwickelt und eine Menge Inspiration dadurch bekommen, haha!    

Daniel: Etwas komisch ist, dass Du von 2000 bis 2001 kurz Schlagzeuger bei Deströyer 666 warst, ohne jedoch ein Album mit ihnen gemacht zu haben. Wie kam es dazu, dass Du dort eingestiegen warst? Und warum währte der Spaß nur so kurz?  

Eric: Ich war in Australien im Urlaub und kam dort zufällig mit ihnen in Kontakt. Ich reiste nach Melbourne und hing mit ihnen. Wir haben immer nur gegrillt und gesoffen, haha! Und irgendwann erzählten sie mir, dass sie einen neuen Schlagzeuger bräuchten. Na ja, ich kann halt Schlagzeug spielen. Und so fing es an. Wir haben ein paar Konzerte gespielt, eine geile Tour Europa-Tour mit Immolation gemacht und ein paar Festivals gespielt. Dann gab es aber Stress innerhalb der Band, und es war Zeit für mich, weiterzuziehen.

Daniel: So weit ich weiß, trommelst Du auch bei Supreme Pain, die ich ebenfalls sehr geil finde! Allerdings hast Du auf keinem ihrer Alben gespielt. Seit Du in der Band bist, ist nichts mehr passiert. Weißt Du schon, wann da nochmal etwas kommt?  

Eric: Die Band hat sich leider schon vor einiger Zeit aufgelöst, weil es nach einigen Proben Unstimmigkeiten zwischen einem der beiden Gitarristen und dem Rest der Band gab. Ich glaube deshalb nicht, dass da noch etwas kommt. Ich habe aber keine Ahnung, ob da noch etwas in Zukunft geplant ist. Das ist auch schon wieder eine ganze Weile her…  

Daniel: Eine weitere Band, in der Du spielst, und die ich richtig geil finde, ist Temple, mit denen Du 2012 ihr bislang einziges Album „Structures In Chaos” veröffentlicht hattest. Steht da denn in Zukunft noch etwas an?

Eric: Wir werden sehen. Es wird ein neues Album geben. Es steht kurz vor der Fertigstellung! A.J. van Drenth (ex-Beyond Belief, ex-Throne) ist die treibende Kraft hinter dieser Band. Er schreibt die komplette Musik und alle Texte und ist für das gesamte Konzept verantwortlich. Wir sind langjährige Freunde und ich helfe ihm als Musiker immer gerne aus, wenn etwas ansteht. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt!

Daniel: In all Deinen bisherigen Bands und Projekten hast Du nie mehr als nur einen Tonträger veröffentlicht. Woran liegt das? Hast Du da nie so sehr hinter gestanden? Und ist Neocaesar endlich mal eine Band, mit der Du mehr machen wirst?

Eric: Ich habe schon viele Erfahrungen mit Bands und Leuten gemacht und möchte da eigentlich auch nicht näher drauf eingehen. Ich habe mich immer auf die Bands eingelassen und gesehen, wohin sich das entwickelt. Sie waren tatsächlich alle mehr nur wie Projekte für mich, ja. Bei einigen war eigentlich schon von vornherein klar, dass es nicht lange halten würde. Wir hatten einfach nur das zu Ende gebracht, was wir angefangen hatten. Manchmal klappte es gut und manchmal nicht. Manchmal gab es nervige Egotrips oder Ähnliches. Wenn die Grenze für mich überschritten ist, dann gehe ich. Es gibt aber immer auch einen gewissen Rahmen, den ich noch toleriere. Bei Neocaesar sind wir alle gute, langjährige Freunde die schon sehr viel Zeit miteinander verbracht haben. Bei uns ist alles ehrlich. Es gibt keine Streiterien und wir haben normalerweise immer sehr viel Spaß, haha! Wir sind eine richtige Band!

Daniel: Dann lass uns am Schluss auch noch eben über die Death Metal-Szene in Holland reden, okay? Ich bin nämlich ein Riesenfan von Bands wie Asphyx, Soulburn, Pestilence, Grand Supreme Blood Court, Sinister, Beyond Belief, Eternal Solstice, Etherial Winds, AntropomorphiA, Altar, Sempiternal Deathreign, Delirium, Spina Bifida, Acrostichon und vielen anderen. Hast Du Kontakt zu einiger dieser Bands?

Eric: Ich kenne ein paar Leute dieser Bands, sehe sie in Kneipen und treffe sie auf Konzerten. Es gibt aber keinen allzu regen Kontakt. Jeder hat seinen geregelten Job und alle Hände voll zu tun mit seinen eigenen Bands usw. Man trifft sich zwar, aber nicht allzu regelmäßig. Wenn wir uns über den Weg laufen, trifft man sich eben, und wenn nicht, dann eben nicht.

neocaesar Daniel: Wie sieht es den heute in der Szene aus? Unterstützen sich Bands gegenseitig? Oder besteht eher Rivalität und Eifersucht zwischen den Bands in Eurem Land?  

Eric: Ich finde, wir haben eine sehr gute Szene. Veröffentlichungen und Interesse gibt es an jeder Ecke. Es finden viele Konzerte statt, viele Leute und Musiker sind mit den Bands vertraut und jeder tut, was er kann. Die gegenseitige Unterstützung ist gut!   

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Neocaesar aus?

Eric: Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Es wird Zeit, unsere Musik überall zu verbreiten, viel live zu spielen, neue Songs zu schreiben und weiter Lärm zu machen!

Daniel: Alles klar, Eric! Dann bist Du nun vom Marathon erlöst, haha! Das Schlusswort soll Dir gehören!

Eric: Ja, danke für dieses Interview, Daniel, und für Dein Interesse an Neocaesar! Was Deine Fragen an mich angeht, hoffe ich, sie gut genug beantwortet zu haben.  

Viel Glück mit allem!

Cheerz!

https://www.facebook.com/Neocaesar.official/



Autor: Daniel Müller