STAHLMANN, JOHNNY DEATHSHADOW, SCHATTENMANN

Bochum, Matrix, 20.05.2017

Anfang März startete die "Bastard Tour 2017" der Stahlmänner mit insgesamt fünfzehn Venues in Deutschland und einem in der Schweiz und heute, zum Abschluss der Tour, ist die Matrix in Bochum dran, die mehr als gut gefüllt ist. Nach Martin Soer, dem Sänger von Stahlmann, ist die Matrix auch seine absolute Lieblingslokation und mehr als passend für den Style der Band. Das heute überwiegend etwas jüngere und vermehrt auch weibliche Publikum darf heute, neben den silbergrauen Industrialvertretern aus Göttingen zudem zu den Klängen und Lichtspielen von Schattenmann lauschen und als weiteren Support gibt es Johnny Deathshadow.

Schattenmann-live-2017Pünktlich, exakt um 20:00 Uhr kommen Schattenmann, die Band um Frank Herzig, den Gitarristen von Stahlmann auf die Bühne. Aber halt, am Anfang sind sie kaum zu erkennen. So sind im Schwarzlicht nur die mit Neon-Effekten bemalten Gesichter, Körper und auch neonfarbenen Saiten der Gitarren zu sehen, weitere Konturen kann man nur erahnen. Bislang gibt es nur eine Tour - EP des Vierers, deren Line-Up mit großer Geheimniskrämerei und PR-mäßig gut aufgezogen auch erst seit Mitte letzten Jahres bekannt gemacht wurde. Im Februar schloss sich dann eine erste aber umjubelte Tour mit Heldmaschine an. Weitere Mann en sind Patrick Schott, Jan Suk und Luke Shook. Stilistisch ebenfalls der Neuen Deutschen Härte zuzuordnen durchbrechen Schattenmann diese Klanggewitter mit melodischen, verspielten Elementen und klingen so ruhiger, tragender, ja schleppender, wenn auch flotte Elemente, wie bei "Rot", durchaus vorhanden sind. Rhythmische Drums und fast tanzbare Beats kommen bei "Brennendes Eis". Weitere Songs sind der bandeigene Track "Schattenmann", das gleich zu Anfang gezockte "Der Böse Mann" oder auch "Gekentert". Die Jungs machen Spaß und geben ordentlich Gas auf der Bühne und werden von Anfang an frenetisch abgefeiert. Dabei gibt sich Frank sehr aktiv, rennt zu seinen Jungs, dann wieder direkt an die Bühne und feuert die Fans mächtig an. Eine halbe Stunde haben die Jungs und die nutzten sie perfekt aus.

Johnny Deathshadow - live-2017Eine kurze Umbaupause und um 20:45 Uhr geht es mit Johnny Deathshadow weiter. Die Band wurde 2010 von Jonathan Schneider (Gesang) und Eike Cramer (Gitarre) als Coverprojekt für Horrorpunk in Hamburg gegründet. Nach einer EP in 2013, einer Single in 2014 kam 2016 nun das Debüt mit dem Titel "Bleed With Me", von dem heute auch alle Songs stammen. Nach dem Intro zeigen sich die mit totenkopfartigem Corpsepaint, der Drummer trägt gar ne Gasmaske, geschmückten Jungs beim Opener "Shadow" gleich kräftig am Bühnenrand. Neben dem Drumkit zwei aufgeständerte Drops mit den Bandinitialien. Umgehend knallt dem Hörer ein brachiales Gewitter um die Ohren, angesiedelt irgendwo zwischen Gothic Metal, Industrial, Punk und auch derbsten Hardcore-Anleihen, wie beim rappigen Titeltrack. Brachial, thrashig auch "Black Clouds Dark Hearts" und die Jungs geben richtig Gas und finden eine abfeiernde Meute vor. Vom Sänger dann eine kurze Bandvorstellung, eine Dankeschön an Schattenmann und die Danksagungen an den Headliner, die natürlich frenetisch bejubelt werden. Auch am Merch, nach dem gleichfalls halbstündigen Gig mit weiteren Stampfrhythmen und auch ordentlich Elektroanteilen, werden die Totenschädel von vorwiegend weiblichen Fans fast erdrückt und geben bereitwillig auf alles Autogramme, was ihnen so geboten wird.

Stahlmann-live-2017Fast eine dreiviertel Stunde dauert es dann bis die grauen Stahlmann die Bühne der Matrix entern und nach dem Intro geht es gleich los mit der im Februar erschienenen Single "Bastard" und dem Titeltrack des voraussichtlich Ende Juni erscheinden fünften Longplayers. Der vierte hieß "CO2" und erreichte Platz 22 der deutschen Charts. Stahlmann sind inzwischen zu einer Institution in dem Neue Deutsche Härte Genre geworden und wenn sie sich stilistisch damit unweigerlich an die Berliner mit dem rollenden R oder auch an die viel zitierten Omph! anlehnen, habe sie ihr eigenes Credo geschaffen, in dem sie sich rein äußerlich mit dem prägenden silbergrau und stilistisch durch vermehrt Goth- und EBM -Anteile abgrenzen. Ganz abgesehen davon ist Sänger und Gründer Martin Soer eine redewütige aber gute Seele und quatscht drauf los, was das Zeugs hält. Dabei geht es um kaputte Hosen, schwarze Herzen, Lobhudeleien an die Matrix, wo die Band beim allersten Mal noch vor knapp 20 - 30 People agierte aber dennoch die Stimmung schon damals so geil wie heute war und ganz nebenbei wird noch die Geburt des Töchterchen vom Drummer Maximilian Thiele gefeiert und ihr auch gleich ein Song gewidmet. Stahlmann-drummerneu-live-2017Ganz viel Dank natürlich auch an den Gitarristen Frank Herzig, dem Sänger der zuvor aufgetretenen Schattenmann, mit dem Martin ganz viele Songs zusammen schreibt. Und wenn er die Herkunftsorte seiner Bandmitglieder mit Göttingen (er selber), Nürnberg (Frank Herzig) und Duisburg (der Basser AblaZ) und Takkatukkaland (Drummer) darstellt, muss man unweigerlich grinsen. Irgendwas vom Tod quatscht er noch beim Song "Schmied" und irgendwas von Sex, was ich hinten leider nur brückstückhaft mitbekomme bei "Teufel". "Sadist" knallt schon ziemlich und ist ganz nahe bei Rammstein, obwohl man kaum T-Shirts der Berliner sieht. Irgendwie überwiegen mehr die weißen Letter von Schattenmann über den unterschiedlichst ausgeprägten Brustteilen der anwesenden Weibchen. "Stahlwittchen" stampft und groovt und wird mit viel "hehehe" bedacht. Dann "Engel der Dunkelheit" und erstmalig fällt mir diese unglaublich geile Lightshow so richtig auf, als Sänger und auch Drummer bei seinem kurzen Solo in sehr effektvolle Sternspots getaucht werden. "Spring Nicht" ist auch cool, vor allen Dingen weil bis zum Mischpult tatsächlich auch alle springen und dann "Schwarz", wie das halt zuvor schon zitierte Herz. Wieder ein Stampfer mit ordentlich Geklatsche. "Plasma" überzeugt mit fetten, metallisch angelegten Beats  und groovt saumäßig gut. Rings um mich herum bangt alles oder versucht sich in interessant angelegten Springtanzschritten, wobei sich einige auch ziemlich auf den Allerwertesten legen. Was bei "Tanzmaschine" passiert, muss ich hier kaum aufführen. Nach einer kurzen Pause dann die dunkel, balladesk angelegte B-Seite von der Single namens "Nichts Spricht Wahre Liebe Frei". Stampfend geht "Süchtig" ab und zum Schluss eine einfache, ja fast im klassischen Industrial angelegte Mitmachnummer mit "Asche", wobei nochmal alle Bandmembers des heutigen Tages auf die Bühne kommen, ähnlich wie übrigens schon beim dritten Song "Stahlmann", den Jonathan Schneide rund Martin zusammen trällern, nachdem der eine dem anderen noch einen Schottischen hinter die Binse gekippt hat. Nach knappen 90 Minuten ist das Industrialgewitter dann letztlich vorbei und da heute Tourschluss ist, bleibt nun viel Zeit für den Merch, der sowas von eingenommen wird, dass für die Heimkehrer kaum Durchlass ist. Coole Sache bleibt da nur zu konstatieren.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey