BLOODROCUTED - Ehrlich gesagt, hatten wir einfach keinen Plan!


Es gibt zurzeit tonnenweise Thrash Metal-Bands. Die meisten geilen sich an der glorreichen Vergangenheit auf und bieten an sich nichts Neues. Aber immer wieder kommt es mal vor, dass mich ein Aha-Effekt voll aus den Socken haut, so wie Bloodrocuted aus Belgien, die sich zwar live den Arsch wund spielen, die aber bislang leider völlig an mir vorbeigegangen sind. Jedenfalls haben sie mich mit ihrem kürzlich erschienenen Album, „For The Dead Travel Fast“, voll überzeugt. Die Interview-Anfrage des Promoters nahm ich somit gerne entgegen.

logoDaniel: Hey Daan! Erzähl uns doch bitte zunächst etwas über die Anfänge von Bloodrocuted! Wann und wie kam der Stein ins Rollen? Und hattest Du zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Daan: Hi! Bloodrocuted begannen etwa 2010, als ich Bob in der Schule kennenlernte. Wir beide teilten unsere Leidenschaft für Bands wie Slayer, Exodus, Kreator usw. Also trafen wir uns mal zum Jammen von Songs. Eins führte zum anderen und hatten unseren ersten Song fertig. Zu der Zeit suchten wir uns weitere Bandmitglieder und spielten unser erstes Konzert. Wir hatten noch keinen Namen und haben uns kurzerhand für Bloodrocuted entschieden, weil wir alle große Fans von Deathklok waren.     

Daniel: Bitte gib uns doch einen kurzen Überblick über alle Eure Veröffentlichungen!

Daan: Unser Debüt-Album hieß „Doomed To Annihilation” und erschien 2013. 2014 veröffentlichten wir dann die Demokassette „Persecution Of The Misanthrope”, und auf dieses Demo folgte dann 2015 „Disaster Strikes Back”. 2016 machten wir ein weiteres Demo, auf dem wir nach einem neuen Sound gesucht hatten, und „Profanity” war das Resultat. Dieses Jahr veröffentlichten wir dann schließlich unser neuestes Album „For The Dead Travel Fast”.

Daniel: Ich mag die Art, wie Ihr Thrash Metal mit Blastbeats komboniert. Manchmal klingt es so, als hätten Kreator mit Dissection gejammt, haha! Welche Bands haben Euch also genau beeinflusst?

Daan: Da gibt es so viele, aber hauptsächlich Death, Kreator, Slayer, Carcass und Entombed, würde ich sagen.  

Daniel: Worum geht es genau in Euren Texten: nur um die üblichen Klischees? Oder gibt es auch eine Art Kernaussage? 

Daan: Ich würde eigentlich nicht sagen, dass es nur um die üblichen Klischees geht. Natürlich sind anti-religiöse Texte schon offensichtlich eine Art Metal-Klischee, aber unsere Texte handeln ja auch von Themen wie Depressionen, Rechten für Frauen oder Anti-Kapitalismus usw.   

Daniel: Euer Debüt-Album „Doomed To Annihilation” ist noch vor Eurem ersten Demo in Eigenregie erschienen, was doch recht ungewöhnlich ist. War das von Anfang an so geplant? Oder hat sich das einfach so ergeben? Und war das nicht sauteuer, ein Album ohne Plattenfirma im Rücken zu veröffentlichen?   

Daan: Ehrlich gesagt, hatten wir einfach keinen Plan, haha! Wir sind einfach nur vier Typen, die gerne Songs schreiben und Musik veröffentlichen. Deswegen hasben wir einfach alles so angenommen, wie es angeflogen kam. Das Album war schon sehr teuer, ja, aber wir spielen sehr viel live und konnten es so ganz gut finanzieren.  

Daniel: Wie seid Ihr dann später mit dem Label Punishment 18 Records in Kontakt gekommen? Immerhin kommen sie ja aus Italien und ihr aus Belgien…

Daan: Unser Gitarrist, Jason, schrieb Punishment 18 an, weil wir mit „Disaster Strikes Back“ einen Schritt weiter gehen wollten. Wir suchten einfach nach einem guten Vertrieb und hörten von einigen anderen Bands, dass sie mit ihnen sehr zufrieden waren.   

bloodrocutedDaniel: Ich finde das Cover Eures neuen Albums „For The Dead Travel Fast” sehr gelungen. Wer hat es gemalt? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Daan: Das Artwork stammt Pieter Geussens, einem jungen belgischen Studenten. Wir hatten zuvor mit Mario Lopez zusammen gearbeitet, wollten aber dieses Mal jemanden haben, der sich etwas von typischen Metal-Artworks abgrenzt. Außerdem fanden wir es cool, mal mit einem lokalen, unbekannten Künstler zu arbeiten.   

Daniel: Das Artwork würde sich bestens für eine Vinylversion eignen! Gibt es schon Pläne diesbezüglich?

Daan: Wir haben das im Hinterkopf, aber im Moment ist da noch nichts spruchreif. Wir wollen erstmal abwarten, ob die Nachfrage dafür überhaupt groß genug ist, und ob sich eine Vinylversion überhaupt bezahlt machen würde.  

Daniel: Gibt es Euer ganzes Zeug (Alben und Demos) überhaupt noch? Und wie kann man am besten mit Euch in Kontakt treten, wenn man daran interessiert ist?  

Daan: Die Demos sind komplett vergriffen, und von „Doomed To Annihilation” haben wir auch nur noch zwei Exemplare. Es gibt also definitiv nur noch „Disaster Strikes Back” und “For The Dead Travel Fast” bei uns zu erwerben. Interessierte können uns über Facebook oder über unsere Bigcartel-Seite kontaktieren, um an CDs und Merchandise zu kommen.

Daniel: Du meintest ja schon, dass Ihr auch live spielt. Wann und wo kann man Euch denn demnächst wieder in Deutschland zu sehen bekommen

Daan: Also, wir waren 2015 zusammen mit Suicidal Angels, Dr. Livingdead! und Angelus Apatrida auf Europa-Tour, und im Sommer 2015 haben wir eine Headliner-Tour in England gespielt. Das nächste Mal in Deutschland, haha? Wir sind jetzt gerade mit Nargaroth, Absu und Hate unterwegs. Du hättest also schon ein paar Chancen gehabt, uns in Deutschland live zu sehen.  

Daniel: Habt Ihr den bei Euch in Belgien auch schon einmal im Vorprogramm von größeren Bands gespielt? Have you already supported bigger bands on stage in Belgium maybe?

Daan: Ja, schon oft! Um Dir nur mal eine handvoll Bands zu nennen, haben wir uns schon mit Obituary, Havok, Nervosa, Melechesh und Skeletonwitch die Bühne geteilt.

Daniel: Du bist das einzige, noch verbliebene Gründungsmitglied von Bloodrocuted. Woran hat´s gelegen? Und warum handelt es sich – trotz der zahlreichen Besetzungswechsel – für Dich immer noch um dieselbe Band?  

Daan: Viele falsche Zeitpunkte und falsche Entscheidungen. Unser allererster Gitarrist, Toon, wollte keinen extremen Metal mehr machen, Gaetan verließ die Band, weil er nicht mehr genug Zeit aufbringen konnte, Bob verließ uns, weil er lieber als Mischer Livesound machen wollte und Sander, weil er sich voll auf sein Studium konzentrieren wollte. Für mich ist es eigentlich nicht mehr dieselbe Band wie früher, weil die Chemie zwischen den neuen Leuten und auch die Musik an sich viel extremer geworden ist.

bloodrocutedDaniel: Dann lass uns bitte auch kurz über die belgische Metal-Szene reden, ja? So bekannt ist diese ja nicht. Ich kenne After All, Evil Invaders und Hammerhead, wenn es um Thrash Metal geht und Ancient Rites, Enthroned, Goat Torment, Coldborn und Svartkrist im Black Metal-Bereich. Gibt es eine richtige Szene bei Euch in Belgien, die zusammenhält? Und welche anderen Bands (alte wie neue) kannst Du uns noch aus Eurem Land weiter empfehlen?  

Daan: Ach, es gibt schon sehr viele Bands hier, und die meisten unterstützen sich gegenseitig. Es gibt sehr viele Konzerte hier und viele Bands sind richtig gut! Die Szene an sich ist jedoch nicht so lebendig wie, zum Beispiel, in Deutschland oder Polen. Meine Lieblings-Bands aus Belgien sind Carnation, Marginal, Oathbreaker, Evil Invaders usw., aber es wäre auch zu viel des Guten, sie hier alle aufzuzählen.  

Daniel: Wie sehen den Eure Zukunftspläne mit Bloodrocuted aus?  

Daan: Wir planen im Moment eine Tour für November, schreiben schon wieder fleißig neue Songs und wollen auch weiterhin viele Clubshows spielen!  

Daniel: Alles klar, Daan! Dir gehört das Schlusswort!

Daan: Danke für das Interview! Und an alle Leser: Hört euch unser neues Album an, und wenn es euch gefällt, kauft es! Wir sehen uns!  

http://www.bloodrocuted.com/

https://www.facebook.com/BloodrocutedThrash



Autor: Daniel Müller