DIVAHAR - Geheimnisvoll, unirdisch und fremd


Die einzige All-Female Black Metal-Band, die ich bislang kannte, waren Astarte aus Griechenland. Ich war sehr überrascht, dass ich eine weitere solche Band entdeckte, und dass sie aus einem so kleinen und für Metal unbedeutenden Land wie Armenien stammt! Diese Band heißt Divahar. Ich schrieb 2014 ein Review zu ihrem bislang einzigen Album “Divarise” und kontaktierte Sängerin und Gitarristin Dev über Facebook. Ich musste fast drei Jahre warten und immer wieder nachhaken, um es zurück zu bekommen. Aber jetzt ist es endlich soweit!

logoDaniel: Hey Dev! Wie geht es Dir? Bitte erzähl uns doch zunächst über die Gründung von Divahar! Wann und wie hat alles angefangen?  

Dev: Hallo, und danke für das Interview! Ich bin froh, dass wir es endlich geschafft haben! Bitte siehe mir und der Band diese ewig lange Wartezeit nach! Die Idee zur Gründung der Band bestand bereits 2009, zur Gründung von Divahar und unserem ersten Konzert kam es dann aber erst 2010. Zwischen 2010 und 2017 kam es dann  zu ein paar Besetzungswechseln. Drei von uns sind aber immer noch von Anfang an dabei: Urubani, Skadi und ich.

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Dev: Nein, haben wir nicht. Ich weiß nicht genau, ob das nun gut oder schlecht ist. Einerseits ist das gut, weil wir von Anfang an für alles verantwortlich waren und die Band wie unser eigenes Kind behandeln. Andererseits fehlt uns dadurch aber auch die nötige Erfahrung, die wir erst in den Anfangsjahren sammeln mussten.

Daniel: Was bedeutet der Name Divahar eigentlich?

Dev: Unsere Landessprache ist Armenisch, was stark verwandt mit anderen indoeuropäischen Sprachen ist und denselben Ursprung hat. Sowohl in den meisten indoeuropäischen Sprachen als auch im Armenischen bedeutet das Wort „Dev-Diva-Dits“ so viel wie „geheimnisvoll“, „unirdisch“ usw. „Divahar“ bedeutet „Gabe“ oder auch „unirdisch“, kann aber auch mit „fremd“ übersetzt werden. Es ist also kein Zufall, dass unser erster Song überhaupt „Alien“ war. Am Ende des Songs werden Parallelen zwischen „dem Fremden“ und „Divahar“ gezogen.

Daniel: Die einzige All-Female Black Metal-Band – neben Divahar – die ich kenne, waren Astarte aus Griechenland. Haben sie Euch in irgendeiner Form beeinflusst? Oder ist Euer Konzept zufällig entstanden?   

Dev: Soweit ich weiß, gibt es mittlerweile mehrerer solcher Bands, aber es stimmt schon, dass Astarte diesbezüglich immer eine Sonderstellung innehaben werden. Es war schlimm für mich, von Tristessas Tod zu erfahren. Ihre Arbeit und Teilhabe an der Metal-Szene gebührt natürlich allem Respekt! In unseren Anfangstagen, als wir noch zu zweit – und später zu dritt – waren, haben wir darüber nachgedacht, warum wir keine komplett weibliche Band werden sollten. Heute ist uns das nicht mehr so wichtig, weil unser Schlagzeuger Daniel, der die Band sehr liebt, ein Mann ist. Er ist allerdings auch kein offizielles Mitglied, sondern hilft uns nur aus.   

divaharDaniel: Apropos Astarte: Ich weiß, dass Du auch mit Maria „Tristessa” Kolokouri bei Facebook befreundet warst, die vor knapp zwei Jahren an Leukämie gestorben ist. Habt Ihr Euch jemals persönlich getroffen?  

Dev: Nein, leider nicht. Und diese Chance bekommen wir leider auch nicht mehr… L

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Dev: In unseren Anfangstagen wurden wir vor allem von Bands wie Emperor, Burzum und Mayhem beeinflusst. Dass ist zwar auch heute noch so, aber wir suchen auch ständig nach neuen Einflüssen. Wir wollen uns keine Grenzen setzen, flexibler sein und ständig unseren Horizont erweitern.   

Daniel: Wovon handeln Eure Texte?

Dev: Wir behandeln eigentlich keine speziellen Themen. Wir verarbeiten unsere Gefühle und alles, was uns bewegt und was wir äußern wollen. „Alien“ handelt zum Beispiel sozialer Falschheit und leeren Normen. „Shadows“ handelt dagegen von der düsteren und geheimnisvollen Seite der menschlichen Seele, die in jedem von uns existiert und nach außen dringen will. 

Dev: Euer Debüt ist erst fünf Jahre nach Gründung der Band veröffentlicht worden. Warum hat es noch so lange gedauert? 

Dev: Das sist nicht ganz richtig: Es sind eigentlich vier und nicht fünf Jahre. Denn, wie gesagt, gründeten sich Divahar erst 2010. Es gibt viele Gründe dafür, warum es so lange gedauert hat. Es war uns wichtig, Bandmitglieder zu finden, die zu uns passten. Gleichzeitig kamen aber auch Geld- und Zeitprobleme dazu.  

Daniel: Wie seid Ihr mit Eurer Plattenfirma Sleaszy Rider Records gekommen, die „Divarise” schließlich veröffentlicht hat?  

Dev: Sie wurden auf uns aufmerksam und machten uns ein Angebot. Zufällig hatten wir genau zu der Zeit auch nach einem geeigneten Label für unser Album gesucht.   

Daniel: Gibt es den auch Pläne für eine Vinyl- und/oder Kassettenversion des Albums? Habt Ihr da mal drüber nachgedacht? 

Dev: Darüber wurde häufiger schon mal gesprochen. Aber wir kommen da irgendwie nicht weiter. Vielleicht kommt es ja eines Tages noch dazu. Aber, meiner Meinung nach, sind wir einfach zu klein, dass es sich dafür rentieren würde

divaharDaniel: Auf dem zweiten Track des Albums, „Blindness”, habt Ihr keinen Geringeren als Czihar Attila (Mayhem, ex-Tormentor, ex-Aborym) als Gastsänger ergattern können! Wie kam das denn zustande? Und kannte er Divahar zu diesem Zeitpunkt schon?  

Dev: Attila ist eine große Persönlichkeit, weil seine Stimme und seine Musik eine große Rolle für unsere Band spielt. Aus diesem Grund fragten wir ihn, ob er ein paar Gesangslinien für uns aufnehmen würde, und wir sind, ohne Zweifel, sehr zufrieden mit dem Endresultat. Er kannte Divahar zwar nicht, hat aber mit Vergnügen zugesagt. Er sang denselben Song auch noch einmal auf Armenisch ein und waqr dabei höchst professionell. Wir haben erst später darüber nachgedacht, die armenische Version zu veröffentlichen und werden dies wohl in Zukunft auch noch tun.

Daniel: Nach der Veröffentlichung Eures bis heute einzigen Albums ist nichts mehr passiert. Was war bei Euch los? 

Dev: Eigentlich war gar nichts Besonderes los… Wir haben danach noch ein weiters Musikvideo veröffentlicht. Vielleicht ist das nach außen hin gar nicht so offensichtlich, aber alle Bandmitglieder sind sehr in sich gekehrt geben nicht viel von sich preis, auch wenn wir viel unternehmen. Wir proben viel und spielen auch viele Coversongs. Viele denken, dass wir etwas abgetaucht sind, aber das stimmt nicht. Wir haben uns einfach nur etwas zurückgezogen. Ich weiß auch nicht, warum. Wir wollen einfach nicht zu sehr in der Öffentlichkeit stehen, auch nicht im Metal-Bereich. Man muss schon so ausdauernd sein wie Du mit den ständigen Erinnerungen an das Interview, um uns aus der Reserve zu locken.

Daniel: Ich weiß, dass Ihr auch live spielt. Werden wir einmal die Gelegenheit bekommen, Euch auch mal auf deutschen Bühnen bewundern zu können?  

Dev: Wir würden liebend gerne mal in Deutschland spielen! Das Problem ist bei Veranstaltern aber häufig die große Distanz zwischen den Ländern. Aber ich hoffe doch sehr, dass wir es eines Tages zu Euch schaffen werden!   

Daniel: Wenn Leute jetzt daran interessiert sind, Euer Alben und/oder Shirts zu kaufen, wie können sie am besten mit Euch in Kontakt treten?   

Dev: Heutzutage ist das ziemlich einfach. Sie können  uns bei Facebook anschreiben und bekommen auch definitiv eine Antwort!  

Daniel: Bitte lass uns auch kurz über die Metal-Szene bei Euch in Armenien reden, ja? Ich habe nämlich noch nie von einer anderen Band außer Euch aus diesem Land gehört. Gibt es denn eine richtige Szene bei Euch? 

Dev: Ja, gibt es, obwohl sie sehr klein und gespalten ist. Uns geht es am besten, wenn wir bei uns in Armenien spielen. Die Szene ist dort sehr überschaubar. Deshalb schauen wir uns auch ständig nach anderen Szenen um.   

divaharDaniel: Bitte erzähl uns doch noch, wie es in Zukunft mit Divahar weitergeht! 

Dev: Ich möchte nicht zu viel versprechen. Schon vor Jahren wollten wir ein neues Album veröffentlichen. Doch dies ist immer noch in weiter Ferne. Das wird die Zeit zeigen.   

Daniel: Okay, Dev! Dann gehört Dir nun das Schlusswort!

Dev: Ich danke Dir so sehr für Deine Zeit und natürlich Deine Geduld, Daniel! Genießt jeden Moment Eures Lebens! Die Musik spielt dabei eine große Rolle. Letztendlich machen uns diese Momente vollständig und machen uns zu dem, wer wir sind. Ich schließe Interviews meistens mit diesen klassischen Worten ab: Haltet die Flamme in Eurem Innern immer am Lodern!  

https://www.facebook.com/divaharband



Autor: Daniel Müller