LEE AARON, MAXWELL

Köln, Yard Club, 10.07.2017

Wieder mal führt der Weg in den Kölner Yard Club. Es ist schwül aber der Verkehr läuft erstaunlich gut für die Rush Hour. Und während ich gerade mein geistiges Zeitfenster um 32 Jahre zurückspule, solange ist mein letztes Lee Aaron Konzert nämlich her, bin ich gespannt was mich denn heute erwartet. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde das Lee, oder Karen Lynn Greening wie sie in Wirklichkeit heißt, nicht eine absolute Person der Begierde gewesen wäre. Stimmlich wie optisch ein Knaller. Ihr neues Album finde ich zwar ganz nett, vermisse jedoch ein wenig die Power darauf. Einfach mal abwarten wie das live klingt. Gerade angekommen läuft mir der Tour Manager von Maxxwell über den Weg und da wir uns bereits von anderen Bands her kennen, schnuppere ich mal kurz Backstage Luft und plausche mit den Jungs von Maxxwell und Lee Aaron‘s Band. Die Metal Queen herself ist leider noch nicht vor Ort, aber es wird bestimmt noch die Gelegenheit für ein Foto geben denke ich.

 Maxwell - live - 2017Pünktlich (ja sogar zehn Minuten zu früh), ordentlich, zuverlässig und bodenständig  starten die Schweizer Gilberto Melendez (Vocals), Cyril Montavon (Gitarre), Hef Häfliger ( Gitarre), Oli Häller (Drums) und  Adrian Müller ( Bass). Mit vollem Einsatz, Spielfreude und solidem Hard Rock ziehen sie das reichlich erschienene Publikum direkt in ihren Bann. Zuverlässig und präzise wie ein Schweizer Uhrwerk eben. Nein keine weitere Krokus Auflage und auch kein Gotthard Verschnitt! Fette Riffs, kernige Licks und eine satte Rhythmusfraktion, unterstützt von einer markigen Stimme treiben die Stimmung im Yard Club hoch. Ich bin positiv überrascht, und trotz der annähernd saunaähnlichen Temperaturen im Raum, ist ein still stehen unmöglich. Sänger Gilberto agiert fortwährend mit dem Publikum und man merkt wieviel Spaß die Jungs auf der Bühne haben. Zudem ist er vor und nach der Show noch am Merchstand eingesetzt und nimmt sich Zeit für jedes Anliegen der Fans. Eine sehr publikumsnahe und sympathische Truppe. Wer Maxxwell live erleben möchte, sollte sich schon mal „Zons Rockt“ in Dormagen vormerken. Dort spielen die Eidgenossen zusammen mit anderen illustren Namen. Ich weiß nicht ob es mein persönlicher Eindruck ist, aber die Songs vom letzten Album kommen heute deutlich härter und eingängiger rüber. Ich bin gespannt auf das neue Album, was derzeit in Arbeit ist und 2018 veröffentlicht werden soll. Nach gut vierzig Minuten ist das Set durch, und ich gehe mal ein wenig Luft schnappen. Zufällig treffe ich noch Freunde aus Belgien vom L.O.A.F. Festival, die extra für Lee Aaron angereist sind.

Setlist: Heads Or Tails, Slapshot, Man Of Steel, No Pain No Gain, No Changes, Trails Of Hate, Partykings, Queen Of The Night

 

Lee Aaron - live - 2017 - startDie Jungs von Maxxwell haben die Bühne bereits umgebaut und nun ist es Zeit für die Lady aus Kanada. Und Sie geht direkt in die Vollen! Begeisterung vom ersten Song an! Wahnsinn, ich kann es kaum fassen wie das hier abgeht. War ich während der Anfahrt darauf eingestellt , ein solides Konzert mit mehr oder weniger Poprock ähnlichen Songs zu hören, werde ich gerade eines Besseren belehrt. Die zierliche und immer noch sehr attraktive Lee gibt Vollgas, begleitet von einer Truppe die mächtig Spaß am Spielen hat. Zwischendurch greift sie immer wieder selbst zur Gitarre und rockt mit dem Gitarristen Sean, Keyboarder Kevin oder Basser  Dave Reimer Rock’n’roll mäßig die Bühne.  Währenddessen bearbeitet ihr Ehegatte John Cody unbeeindruckt die Trommelfelle, mit einer Coolness und Lässigkeit die mich an einen Bertram Engel erinnern. Hier sind Herz, Emotion und verdammt viel Bauchgefühl angesagt. Absolut kein Vergleich zu den Shows, die ich von früher kenne. Nein, hier steht eine selbstbewusste Rockerin auf der Bühne, die sich nicht mehr vorschreiben lässt, was sie zu tragen hat oder wie sie sie agieren soll. Lee wir lieben dich! Das Publikum ist voll aus dem Häuschen und trotz Lee‘s langer Bühnenabstinenz und Jazzausflüge, sind viele so textsicher, dass sie jeden Song mitsingen können. Sichtlich berührt, genießt Lee die ihr entgegengebrachte Begeisterung, klatscht Hände ab und nimmt immer wieder Augenkontakt mit den Fans auf. Nicht das oberflächliche „Ich liebe euch alle“ drüber schauen, nein richtig tief rein. Sehr ungewöhnlich und berührend zugleich. Eine Show die von Herzen kommt, ehrlich und ohne Schnörkel. Lee Aaron - live - 2017 - endeUnd eine Stimme die Gänsehaut verursacht, sie kann es einfach. Egal ob Rock, Ballade oder gar die kongeniale bluesige Version von Deep Purples „Mistreated“  lassen keine Wünsche offen. Und zum Schluss der Song, den ich ehrlich gesagt im Vorfeld heute nicht erwarte hätte. Aber jetzt singt Lee die „Metal Queen“.  Nun gibt es kein Halten mehr im Yard Club. Ich glaube hier ist keiner dabei, der da nicht mitsingen kann. Die euphorischen Begeisterungstürme des Publikums locken sogar noch eine Zugabe raus, die laut Setliste nicht vorgesehen war, „Odds Of Love“ vom „Emotional Rain“ Album. Hellyeah was eine geile Show! Und nach kurzer Abwärmphase steht Lee am Merchstand bereit, signiert geduldig die teilweise in Unmengen mitgebrachten Vinyls und CD‘s, quatscht mit den Fans, schießt Selfies wenn mal wieder einer sein Handy nicht bedienen kann und strahlt eine Herzlichkeit aus die ihresgleichen sucht. Natürlich nicht ohne sich zwischendurch das eine oder andere eiskalte Kölsch schmecken zu lassen. Ihr eigenes Merch ist leider nicht rechtzeitig geliefert worden und so gibt es am Stand nur die aktuelle CD zu kaufen.

Lee Aaron 2017 ist besser als jemals zuvor und für mich ist hier und heute klar: The Metal Queen Is Back!

Setlist: Diamond Baby, Tom Boy, Hands On, Rock Candy, Fire & Gasoline, Powerline/Lady Of The Dark, I’m A Woman, Baby Go Round, Some Girls Do, Sex With Love, Mistreated, Whatcha Do To My Body, Barely Holdin On, Metal Queen, Odds Of Love



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt