ACID DEATH - Weniger Lyrik, mehr Aggressionen


Als Fan alten griechischen Death Metals war ich überrascht, dass ich mich niemals mit Acid Death befasst hatte. Dazu kam durch eine Flut an Wiederveröffentlichungen zum Besprechen, nämlich die ersten beiden Alben „Pieces Of Mankind“ (1997), „Random´s Manifest“ (2000) sowie die 2008 kostenlos online gestellte, ursprünglich 1992 als Debüt geplante EP „Balance Of Power“. Sie spielen genialen, technischen Death Metal, der mich an geile Bands wie Death, Cynic, Atheist, Pestilence oder Sadus erinnern. Als sie von meiner Abfeierei dieser Tonträger durch Links Wind bekamen, fragten sie mich direkt nach einem Interview. Und natürlich hatte ich da richtig Bock drauf!

logoHELL-ö Savvas! Wie geht´s Dir? Lass uns doch einmal ganz von vorne anfangen: Wann und wie kam es damals genau zur Gründung von Acid Death? Kannst Du Dich daran noch erinnern?  

Savvas: Hallo Daniel! Ja, danke, mir geht es gut! Die lange Reise begann im Jahr 1989. Wir waren noch sehr jung und wollten einfach Musik machen. Dazu wurden wir von den großen Namen der Szene damals inspiriert; Du weißt schon, Europäischer Thrash Metal und amerikanischer Death Metal eben. Ich bin heute der Einzige, der noch damals mit dabei ist. Natürlich hat sich seit 1989 so einiges geändert, aber es ging in der Band von Anfang an bis heute immer nur um die Musik an sich.  

Daniel: Hattet Ihr zuvor den schon in anderen Bands gespielt?

Savvas: Nein, damals noch nicht. Wir waren ja erst so sechzehn-siebenzehn Jahre alt und hatten kaum Erfahrung an unseren Instrumenten. Wir mussten erst einmal lernen, wie man spielt, Songs schreibt und in einer Band zusammenarbeitet. Wir mochten die Musik zu der Zeit und fanden es toll, zusammen zu finden und einfach drauflos zu spielen.    

Daniel: Gib uns doch bitte einen kurzen Überblick über Eure Veröffentlichungen!

Savvas: Von uns gibt es vier Studio-Alben, eine Mini-LP, eine Split-LP mit Avulsed, eine 7”-Single, ein einziges Demo-Tape im Jahr 1990 und noch ein paar weitere, inoffizielle Veröffentlichungen. Man muss bedenken, dass der Name Acid Death zwar schon seit 1989 existiert, wir uns aber 2001 vorerst auflösten und dann erst 2001 wieder reformierten.  

Daniel: Welche Bands hatten Euch damals beeinflusst? Und inwieweit haben sich diese Einflüsse in all den Jahren geändert?

Savvas: Nun ja, die Haupteinflüsse waren damals sicherlich Bands wie Kreator, Sodom, Death, Morbid Angel usw. Im Laufe der Jahre haben wir dann aber unseren musikalischen Horizont erweitert. Da kamen Jazz und Fusion dazu, wir mochten aber auch den technischen Death Metal Anfang der Neunziger, wie Atheist oder Cynic; später dann auch Sachen wie Meshuggah. Weißt Du, eine musikalische Reise endet niemals!   

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Veretet Ihr dort vielleicht eine bestimmte Kernaussage, die Ihr vermitteln wollt?

Savvas: Wir haben von Anfang an um qualitative hochwertige Texte bemüht und wollten uns nicht mit dem üblichen Death- und Thrash Metal-Kram der damaligen Zeit abgeben. Wir haben uns eher mit den üblen Seiten des Lebens und haben Bücher von Stephen King und Clive Barker verarbeitet, aber nicht nur von ihnen. Seit 2001 sind unsere Texte dann direkter geworden, so zu sagen. Es ging zwar immer in dieselbe Richtung, es wurde aber weniger Lyrik und mehr Aggressionen.   

Daniel: 2001 hatten sich Acid Death vorzeitig aufgelöst. Was war da los?

Savvas: Ja, das stimmt. Es war damals unser einziger Ausweg. Nach zwölf Jahren und vier Alben war einfach die Luft raus. Es gab ständig Streitereien und wir haben teilweise gar nicht mehr miteinander geredet. Es geschah von heute auf morgen während der Vorproduktion zum dritten Album. Die Band blieb bis 2009 auf Eis, bevor es wieder losging. Wir haben dann endlich alles ausgeräumt und besprochen, wie es mit der Band weitergehen soll. Seit 2011 sind Acid Death endlich wieder offiziell zurück. 

Daniel: Wie kam es den 2011 dann genau zur Rückbesinnung? 

Savvas: Es war gar nicht so leicht für mich, weil ich zu der Zeit noch eine andere Band namens Kinetic hatte und Dennis Kostopoulos, unser erster Gitarrist, noch bei Infidel spielte. 2009 trafen wir erstmals wieder aufeinander, kamen aber nicht mehr auf einen Nenner. 2010 klappte es dann deutlich besser. Wir zwei kooperierten wieder und suchten uns zwei neue Leute, die seit den Anfangstagen große Fans der Band waren. Und so ging es dann schließlich weiter.    

Daniel: Was habt Ihr den zwischendurch noch so getrieben? Wart Ihr noch in der Metal-Szene tätig?  

acid deathSavvas: Ja, wir haben nie damit aufgehört, Musik zu machen. Wie gesagt, hatte ich ein Death-/Thrash Metal-Projekt namens Kinetic. Kostas Alexakis, der heutige Acid Death-Schlagzeuger, spielte dort auch. Dennis war bei Infidel. Und die anderen hatten auch noch in irgendwelchen anderen Bands gespielt, soweit ich weiß. Weißt Du, es ist wie die Luft, die wir einatmen: Wenn wir aufhören, Musik zu machen, atmen wir auch nicht mehr.   

Daniel: Ihr habt gerade Eure 2008er EP „Balance Of Power” auf Vinyl und Kassette wiederveröffentlicht. Stimmt es, dass diese Aufnahmen ursprünglich 1992 als Euer Debüt-Album geplant war? Warum kam es denn damals noch nicht dazu? Hattet Ihr die Songs jetzt eigentlich extra neu aufgenommen?

Savvas: Ja, das stimmt! „Balance Of Power” sollte tatsächlich 1992 unser Debüt-Album werden. Es gab 2008 eine kostenlose und nicht so gute Version, die man sich runterladen konnte. Aber das hat für uns heute keine Bedeutung. Wir nahmen es 1992 mit sechzehn Spuren in vierzig Stunden auf, als ich gerade mal achtzehn Jahre alt war und wir noch keinerlei Studio-Erfahrungen hatten. Aus heutiger Sicht klingt die Aufnahme vielleicht wie ein schlechter Witz, aber für damalige Verhältnisse war das völlig in Ordnung. Die Aufnahme klingt roh, hat aber im Jahr 2017 immer noch das authentische Old School Feeling. Deshalb gab es auch keinen Grund, die Songs noch einmal neu aufzunehmen.    

Daniel: Wie wichtig ist es Euch denn, diese alten Kultformate, also Vinyl und Kassetten, in der heutigen MP3 verseuchten Zeit am Leben zu erhalten?

Savvas: Ich habe beide Formate immer schon geliebt! Zum Glück ist die LP ja heute wieder zurück, und ich bin froh, dass viele Tonträger auch wieder auf Kassette veröffentlicht werden! Ich glaube, dass in Vinyl die Zukunft für Bands und Plattenfirmen liegt. Das digitale Format ist zwar auch praktisch, vor allem, weil man es zu Vertriebszwecken ganz einfach verschicken und Kosten sparen kann, aber Vinyl hat natürlich eine ganz bestimmte Magie!  

Daniel: Du und Gitarrist John Anagnostou sind die einzigen, noch verbliebenen Ur-Mitglieder der Band. Waren die anderen Mitstreiter nicht mehr an der Band interessiert? Und hast Du zu ihnen heute überhaupt noch Kontakt?

Savvas: Nicht John, sondern Dennis war noch ein Original-Mitglied; zumindest das langjährigste Bandmitglied nach mir. Na ja, soweit ich weiß, spielen die anderen heute noch in anderen Bands, aber nicht mehr professionell. Als ich 2011 die Band wieder ins Leben rief, wollte ich die Ex-Mitglieder, ehrlich gesagt, aber auch nicht nerven, ob sie wieder dabei sein wollten. Dazu kam es also nicht.   

Daniel: Soweit ich weiß, spielt Ihr auch live. Wann und wo kann man Euch den mal wieder auf deutschen Bühnen wiedersehen? Habt Ihr da schon irgendetwas geplant? 

Savvas: Wir versuchen immer, so oft wie möglich live zu spielen. Das ist natürlich nicht immer einfach, vor allem dann nicht, wenn man gerade dabei ist, neue Songs zu schreiben. Wir haben 2016 im Vorprogramm von Six Feet Under bei euch in Deutschland gespielt und 2014 mit Master. Wenn das neue Album Anfang 2018 fertig ist, hoffe ich doch, dass wir bald wieder nach Deutschland zurückkehren. Die Reaktionen des deutschen Publikums waren toll, vor alle, als wir in Städten wie München, Berlin, Aalen und Essen spielten. Ich kann nur positive Dinge wiedergeben!   

Daniel: Dann lass uns auch mal kurz über die griechische Metal-Szene reden, ja? Ich bin nämlich ein Riesen-Fan von Horden wie Rotting Christ, Varathron, Katavasia, Septic Flesh, Obsecration, Thou Art Lord, Necromantia und vielen anderen. Steht Ihr in Kontakt mit einigen dieser Bands? Und welche griechischen Bands, alte  wie neue, kannst Du uns noch empfehlen?

Savvas: Ja, wir sind mit einigen dieser Bands befreundet, die Du erwähnt hast! Sie gehören ja, genau wie wir, auch der ersten Generation von Death Metal-Bands in Griechenland an, wenn man so will. Wir haben schon oft mit ihnen zusammen gezockt und sind bis heute gut mit ihnen befreundet. Verglichen mit der Einwohnerzahl, hat Griechenland einen hohen Prozentsatz an aktiven Bands. 2008, noch zu MySpace-Zeiten, habe ich mich mal näher damit beschäftigt. Griechenland hat zehn Millionen Einwohner, aber mehr als 2700 Bands im Rock- und Metal-Bereich. Bis heute hat sich diese Zahl sogar verdoppelt! Ein paar junge Bands, die ich euch weiterempfehlen kann, wären zum Beispiel Chronosphere (Thrash Metal), Tardive Dyskinesia (Death Metal/Djent), die allseits beliebten Suicidal Angels natürlich, W.E.B. (Dark/Death Metal) und Inner Wish (Power/Heavy Metal). Es gibt hier so viele alte und neue, sehr gute Bands.

acid deathDaniel: Wie sehen den Eure Zukunftspläne mit Acid Death aus? Wird es bald ein neues Album geben? Und wie wird es klingen: eher wie das ganz alte Zeug oder so technisch wie Eure letzten Sachen?   

Savvas: Das neue Album fertigzustellen, hat oberste Priorität. Ich hoffe, dass wir im Herbst das Studio entern können und das Album Anfang 2018 veröffentlicht werden wird. Ich kann noch nicht genau sagen, wie das Album klingen wird, aber es wird die eine oder andere Überraschung geben!  

Daniel: Okay, Savvas! Dann gehört Dir noch das Schlusswort!

Savvas: Vielen, vielen Dank für dieses Interview und Deine Präsentation, Daniel! Wir wünschen Dir und dem CROSSFIRE alles erdenklich Gute! Ja, Acid Death sind wieder da und stärker als je zuvor. Wir stecken immer hundert Prozent in unsere Musik! Checkt uns, Jungs und Mädels!   

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Autor: Daniel Müller