LIFE OF AGONY, NULL POSITIV

Münster, Sputnikhalle, 16.08.2017

Die aus Big Apple / New York und damalig in einem Zug mit Type O Negative genannten Life Of Agony um die schillernde Figur Mina Caputo sind auf Promotour für ihr neues Album "A Place Where`s No More Pain" und machen heute Station in der Sputnikhalle in Münster, die rappelvoll, ja ausverkauft ist. Mein kurzer Blick auf die "große" Venue zeigt einen Fotograben. Das ist ziemlich selten in dieser Location und weniger für uns paar Knipser, denn mehr für die Security vorgesehen, um so die erwarteten Crowdsurfer in Empfang zu nehmen. Als Support wurden nur wenige Tage zuvor Null Positiv aus Berlin bestätigt und lange davor war schon der Umzug vom nahen Jovel in die Sputte bekannt.

 

Null Postiv - Live - 2017 - MünsterUm Punkt 20:00 Uhr gibt es für mich erst einmal ein Wiedersehen mit der Band Null Positiv aus Berlin, um die so exzentrisch, im positiven Sinne, sprich ausgefallene, überschäumende und ausgelassen rüber kommende Shouterin Elli Berlin. Ich sah die Band bereits Ende Juni diesen Jahres im Vorprogramm der amerikanischen Thrasher Anthrax im Hyde Park in Osnabrück und weiß in etwa, was mich nun erwartet. Das Licht ist heute ein bisschen düsterer und auch der kleineren Bühne muss die hoch gewachsene Sängerin ihren Tribut zollen, in dem sie auf Sprünge vom Podest des Schlagzeugers gänzlich verzichtet und auch ihr Moshen etwas hinten anstellt. Dennoch kann der Vierer auch heute das gefüllte Rund vollauf begeistern und erweitert die damalige Setlist sogar noch um ein paar Nummern. Ich wiederhole mich hier gerne, aber Elli ist eine Sängerin, die Ihresgleichen sucht und wieder fällt mir als Vergleich nur Alissa White-Gluz von Arch Enemy ein, wenn auch Frau Berlin von der Statur wesentlich größer und mehr modelbetont wirkt. Stilistisch irgendwo zwischen Nu Metal und Heavy Metal mit einer Menge Coreanteilen einzuordnen, kommen die Songs gleichsam mystisch, wie hymnisch rüber, haben eine Menge melodischer Anteile und Eli wechselt klasse zwischen hellen Cleans, ja fast lieblich daher geträllerten Stimmen und rauen, dunklen, ja bissigen und bösen Growls. Gitarrist, Basser und Schlagzeuger passen im Look von Figuren aus dem Film "Waterworld" mit Kevin Costner in der Hauptrolle nicht nur optisch brilliant dazu.

Setlist: "Friss Dich auf", "Hoffnung", "Monster", "Labyrinth", "Unschlagbar", "Hass", "Unvergessen", "Zukunft Ungewiss", "Koma".

 

Life of Agony - Bericht - live 2017Nach einen ganz kurzen Umbaupause, letztlich werden nur die Drumkits ausgetauscht, kommen um exakt 21:00 Uhr, ohne weiteres Brimborium Life Of Agony auf die Bühne und legen umgehend mit dem Titeltrack ihres Debüts von 1993 los. Und das, was nun auf der Bühne und jenseits der Absperrung abgeht ist einfach unbeschreiblich. Es scheint als hätten die Fans jahrelang auf Mina Caputo, bis 2011 Keith Caputo, gewartet und lassen nun alles raus, was sich zwischenzeitlich aufgestaut hat. Da wird gemosht, gesprungen, gekreischt und versucht den einen oder anderen Mosh Pit in der viel zu engen Location unterzubringen. Ein paar Crowdsurfer lassen sich gar nicht von der Security bändigen und springen direkt in den Graben. Chaos bei den Fans und auf der Bühne sieht es kaum anders aus. Vor dem nur schemenhaft zu erkennender Drummer Sal Abruscato (ex-Type O Negative) und den trotz wild ihre Mähnen herumschlagenden, im Vergleich zur Shouterin eher ruhig wirkenden Axtmännern (Joey Z. an der Gitarre und Alan Robert am Bass), rennt sich eher Mina den Wolf ab. Sie ist vorne am Bühnenrand, wieselflink auf der linken und rechten Seite und schon wieder hinter beim Drummer und beim dritten oder vierten Song der Setlist springt sie zur Begeisterung der Crowd in den Graben und holt sich von der ersten Reihe ihre Knuddeleinheiten ab. Ich helfe ihr dann galant wieder auf die Bühne und sie bedankt sich mit einem verschmitzten Lächeln. Zwar insgesamt ziemlich schräg, ihr rotes Schlabbershirt und die verwaschene Jeans deuten gleichsam darauf hin, kommt sie dennoch oder gerade deswegen super sympathisch rüber. Bei der Setlist überwiegen Songs ihres Debütkrachers "River Runs Red" von 1993. Und trotz der an sich eher traurigen Thematik dieser Nummern, die von Suizid, Missbrauch und Alkoholismus handeln, verbreitet sie permanent gute Laune, sinniert über die dumme Welt / blöde Politik im neuen Song "Word Gone Mad" oder verhilft einer Motte / Falter zum Weg ins Freie. Selbst vor Anstrengung und unbändiger Power / Spielfreude klitschnass geschwitzt, verteilt sie dann Mineralwasser an ihre Fans und bittet um Frischluft durch Öffnung des Einlassbereiches. Da verzeiht Ihr auch Jeder, dass sie bereits nach fünfundsiebzig Minuten ohne weitere Zugabe von der Bühne geht.

Setlist: "River Runs Red", "This Time", "Method Of Groove", "Love To let You", "Otherside Of The River", "Lost At 22", "Weeds", "My Eyes", "Bad Seed", " I Regret", "Dead Speak Kindly You", "World Gone Mad", "Through & Through", "Underground".



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey