BLACKMORE`S NIGHT, ROTH

Dinslaken, Burgtheater, 03.08.2017

 Seit Anbeginn meiner Leidenschaft für Rock und Metal bin ich Fan des Saitenhexers Ritchie Blackmore und damit Anhänger von Deep Purple, Edelfan von Rainbow aber auch durchaus Liebhaber der rockigeren Elementen seines Projektes Blackmore`s Night mit Ehefrau und Sängerin / Songwriterin Candice Night und ihrer Band "Of Minstrels". Exakt vor 20 Jahren erschien mit "Shadow Of The Moon" das Debüt des britisch-amerikanischen Traditional Folk Rock Duo und 2015 wurde mit "All Our Yesterdays" das mittlerweile zehnte Studioalbum veröffentlicht. Zur Feier ihres Erstlingswerkes aus 1997 erscheint im August dieses Jahres mit "To The Moon And Back" die mittlerweile dritte Compilation. Angehängt an die Veröffentlichung ist eine Tour mit insgesamt fünf Gigs in Deutschland, die am 30. Juli in Calw, Kloster Hirsau begann und am 19. August 2017 in Rothenburg ob der Tauber, Eiswiese, enden wird. Heute darf ich dem Folk- und Renaissancespektakel im Burgtheater in Dinslaken beiwohnen und mit mir zusammen etwa 800 bis 1000 andere Jünger, die zu einer guten Füllung des netten Rundes führen. Als Support die Band / das Dou Roth mit dem Untertitel "Keyfiddle Medieval Colours", wie es rechtsseitig als Deko auf einem Schild prankt.

 

Roth - live - 2017Thomas Roth beherrscht die Keyfiddle, auch Nyckelharpa genannt, wie kaum ein anderer. Seit 30 Jahren bereichert er die Mittelalterszene mit seinem unverwechselbaren Spiel, Gesang und seinen Moderationen. Zunächst war er drei Jahrzehnte Mitstreiter bei der Band Des Geyers Schwarzer Haufen, seit 1999 nur noch Geyers, von dem zum Beispiel das Liedgut "Was Wollen Wir Trinken" stammt und welches auch heute zum Ende der Setlist für viel Mitmachen, Singen und Klatschen bei den Gästen gut klappte. Seit 2013 ist der Spielmeister mit Roth - Keyfiddle Journey auf Solpfaden unterwegs und nimmt auf seinen musikalischen Reisen durch die Zeiten des Mittelalters immer ein paar geeignete Musiker mit und tritt so mal als Duo oder auch zu dritt auf. Heute wird er von Harald Scharpenecker an der Gitarre begleitet. So Thomas seit etwa dreißig Jahren mit Ritchie mehr als nur gut bekannt ist, ist die Teilnahme bei der kleinen Tour nicht wirklich verwunderlich. Mehr zum Zuhören und Genießen sind die Waisen, die uns die beiden heute in ihrem knapp halbstündigen Set präsentieren. Dabei ist folklastiges aus der Schweiz, harmonische Melodien aus Asturien von der Nordküste in Spanien oder auch etwas flottere Rhythmen von den Anden Südamerikas, gespickt mit Lauten aus dem Dudelsack.

 

Blackmores Night - live - 2017 text1Um kurz vor 21:00 Uhr betreten die Protagonisten von Blackmore`s Night zum Intro "Do You Hear The People Sing?" die steinere Bühne des Theaters mit den vorgelagerten, steineren Absätzen, die wir Fotografen für die ersten drei Lieder einnehmen dürfen. Der schwarze Magier tritt kurz vor, verneigt sich, weist dann auf die anderen Members der "Of Minstrels" und besonders seine Ehefrau hin und verbleibt dann im Hintergrund. Und ab da übernimmt Candice Night vor ihrem mit Efeu verzierten Mikroständer die Regie. Und toll hat sie sich mal wieder mit ihrem ledernen Kleid mit Korsage und den gold- bis kupferfarbenen Ärmelteilen aus Stoff heraus geputzt und dazu kommen ihre wallendenden, blond lockigen Haare besonders zur Geltung. Immer ein Lächeln auf den Lippen, dazu eine tolle Stimme, die heuer bei fantastischen Soundverhältnissen besonders gut rüber kommt und immer wieder ein paar Seitenblicke zu ihrem Mann mit hier und da entsprechenden Aufforderungen doch auch mal nach vorne zu kommen. Selbiger feixt still vorsich hin, konzentriert sich ansonsten auf das Spiel der unterschiedlichen Akustikinstrumente und liefert sich ab und an ein spielerisches Duell mit Mike Clemente (Earl Grey Of Chamey) am Bass, dem er auch mal den Filzhut vom Kopfe stößt. Blackmores Night - live - 2017 text2So geht es vom Opener "Dancer And The Moon" über "Dance Of Darkness" zum wieder flotteren "Under A Violet Moon". Klar darf auch das Deep Purple Cover "Soldier Of Fortune" nicht fehlen und zuvor ein paar Anekdoten über den ach so bösen Ritchie zu den alten Zeiten von Deep Purple. Gelächter auch bei der Anekdote zum vormaligen Job von Candice, die in deutscher Sprache auf ein Atomkraftwerk verweist. Das kennt man als regelmäßiger Besucher ihrer Auftritte natürlich schon aber es erzeugt auch hier wider die gewünschten Lacher. Über das instrumentale "Durch den Wald Zum Bach Haus" schließt mit dem Rednex Cover "Wish You Were Here" sicher ein melodisches und Candice` Stimme voll zur Geltung bringendes Highlight an. Noch ein Cover, welches da "Ocean Gypsy" titelt und nun ist David Baranowski (Bard David of Larchmont) auf seinen Tasten an der Reihe und dann ein klasse Solo mit tollen Lichtspots vom Schlagzeuger (Troubadour Of Aberdeen) mit anschließendem Trinkgelage, in dem er "per pedes" im derb metallischen Stil weiter spielt. Nach dem ruhigen "Toast To Tomorrow" folgt dann "Fires At Midnight mit einem ganz langen Akustikteil von Master Blackmore und beim folkigen "Renaissance Fair" zeigt Frau Night mal wieder ihre tollen Künste auf der Flöte. Immer wieder versammeln sich die Fans vor der Bühne und gehen dann nach entsprechenden Gesangs-und Klatscheinlagen wieder auf ihre ihnen zugestammten Plätze in den ersten Reihen zurück. So geschehen bei zum Beispiel "Spinners Tale", "Peasant's Promise" und dem anschließenden "Allan Yn Y Fan". Mit "Hanging Tree" und "Wind In The Willows" werden dann langsam die Schlussakkorde angespielt und es folgt dann auch der Rausschmiss mit dem allseits bekannten Uriah Heep Cover "Lady In Black". Irgendwie erwartet jeder noch eine Zugabe, aber als Candice und Ritchie die Bühne verlassen und nur noch die "Band Of Minstrels" den letzten Jubel entgegen nimmt, ist klar, dass nach knapp zwei Stunden wirklich Schluss ist.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey