TRIVIUM, OBITUARY, BURY TOMORROW

Dortmund, FZW, 15.08.2017

Ich bin nicht unbedingt ein Freund der in ungeahnter Zahl vertretenen thrash- und deathmetallastigen Combos. Trivium haben sich aber spätestens seit ihrem 2011er-Output "In Waves" auch bei mir etabliert, so ihre Nummern durch eine tolle Mischung aus brachialen Arrangements und komplexem Songwriting mit merklich progressiven Anteilen, aus dem üblichen Geballer hervorstechen. So nehme ich heute gerne die Gelegenheit wahr, Matt Heafy & Co. auf ihrer European-Tour mal über die Fingen zu schauen. Und das FZW in Dortmund ist heute richtig gut gefüllt. Als Support sind die britischen Bury Tomorrow und die Ur-Thrasher von Obituary mit am Start.

Bury Tomorrow - live - 2017Die mir bislang völlig unbekannten Bury Tomorrow starten pünktlich um 20:00 Uhr die Sause mit ziemlich corelastigem Thrash, also genau dem Zeug, dem ich musikalisch eigentlich so gar nichts abgewinnen kann. Der britische Fünfer aus Southampton ist aber ordentlich flott unterwegs und weiß die ganze Bühne mit viel Gehopse, Gerenne und effektvollem Haareschütteln für sich einzunehmen. Insbesondere der ziemlich punkig rüber kommenden Shouter Daniel Winter-Bates ist dabei kaum zu bändigen und zwischen dem ganzen Gegrowle mit viel "Fuck You" geht es immer ganz nach vorne, um die Anhänger begeisternd mitzunehmen. "Cemetary" legt mit einem ruhigen, sphärischen Einstieg los und bei nachfolgenden Coreattacken fliegen nur so nur die Fäuste. Total happy ist Daniel darüber wieder in Deutschland zu sein und neben den Fans berücksichtigt er bei seiner Dankesrede auch die Security. Nach "Last Light" mit vermehrt Backings wird auch die Stadt Dortmund selbst noch mit Lobhudeleien überschüttet. Der Rausschmiss gelingt nach der halbstündigen Setlist dann mit "Earthbound" und einem fetten Circle-Pit, an dem fast ein Viertel des Publikums, vom Sänger als "Motherfucker" angestachelt, teil nimmt.

Obituary - live - 2017Kurz vor 21.00 Uhr kommen dann die Uralt-Thrasher oder auch Deathmetaller von Obituary auf die Stage. Bei einigen meiner Kollegen haben die Amerikaner aus Florida schon beinahe einen Legendenstatus, worin selbiger auch immer begründet sein mag. Mich können die Jungs mit ihrem brachialen Äxten und ihrem Schlagzeug-Kanonaden ganz und gar nicht überzeugen. John Tardy glänzt mit minimalen Aktionsradien und auch das übliche Bangen der Axtleute verläuft eher nach Schema F, wenn sie sich denn in der blauroten Lichtsuppe überhaupt zu erkennen geben. "A Lesson In Vengeance" kommt mit ganz guten Leads und viel Thrashgewalt daher und beim schweren Stampfer "Dying" stellt sich der Schlagzeuger zum Abschluss publikumswirksam auf das Kit. Klar macht sowas den Anhängern viel Spass. Neue Fans gewinnt man aber mit solchen Kamellen und immer ähnlichen Stampfern bei durchweg rotzigen Vocals nicht wirklich. Und ich bin nicht der Einzige, der so denkt, so sich die Halle im Vergleich zu den Jungspunden von Bury Tomorrow deutlich leert.

 

 

Trivium - live - 2017Von 22:00 bis 23.30 Uhr gehört dann die Stage den Headlinern von Trivium und das bei durchweg glasklarem Sound und einer tollen Lichtshow. Ganz von sich überzeugt baut sich Fronter Matt Heavy mittig auf und regiert von hier aus seine Fanscharen. Und er ist heute richtig gut bei Stimme und hat eine prächtige Laune. Da nimmt man ihm auch nicht übel, dass er andauernd seine Zunge rausstreckt. Bei "Down From The Sky" wechselt er stilsicher zwischen ganz hellen Screams und dunkelbösen Growls und auch "Until The World Goes Cold" mit melodischem Einstieg und sehr progressiven Gitarren wird von Beginn an abgeklatscht. "Hallo Dortmund, wie gehts?", versucht er im gebrochenen Deutsch und weiter knallt es in das Rund mit dem ganz neuen "The Sin And The Sentence", das mit einer fetten Double Bass einsteigt. Bei "Built To Fall" mit dem eingängigen Refrain bleibt keiner still und verschmitzt grinst sich der Sänger einen. Akustikelemente, Streicher vom Band, eine Double Bass und Coreangriffe, so geht "A Gunshot To The Head Of Trepidation" und ist wohl stellvertretend für die vielfältigen Arrangements der Amerikaner. Es folgen "Silence In The Snow", "Forsake Not The Dream" und der Dank an die Supportbands. Viel Klatschen begleitet "Throes Of Perdition", gespickt mit spannenden Gitarrenruns, klasse Growls und einem überderbem Rausschmiss. "Like Flight To The Flies" beinhaltet dann wieder ganz helle Gesangslinien und überzeugt mit hoch melodischen, ja mitnehmenden Fraktionen. Im Finale erklingt dann "In Waves", der Titeltrack vom wahrscheinlich bislang erfolgreichsten Machwerk, mit dem die Gang sogar den achten Platz der deutschen Charts erstürmen konnte. Auf Kommando gehen die Fans runter und jumpen wieder hoch. Ein tolles Spektakel.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey