SATYRICON, SUICIDAL ANGELS, FIGHT THE FIGHT

Essen, Turock, 25.09.2017

Vor ein paar Tagen haben die norwegischen Extreme oder auch Black Metaller von Satyricon ihren neuen Output "Deep Calleth Upon Deep" auf den Markt geworfen, vorangegangen war ein Wechsel von Roadrunner zu Napalm Records, und feiern dies jetzt mit einer kleinen Tour mit vier Gigs in den deutschen Landen. Nach Hamburg ist heute das Turock in Essen an der Reihe. Im Oktober geht es dann noch nach München und Berlin. Die Öffnungszeit wird in den einschlägigen Foren mit 19:00 Uhr angegeben. Normalerweise ist damit der Einlass und nicht der Beginn gemeint und so bekomme ich mit meinem Eintreffen um knapp 19:30 Uhr noch so gerade mit, wie die norwegischen Thrasher Fight The Fight die Bühne verlassen. Im Venue ist zu diesem Zeitpunkt nur wenig los und es füllt sich zusehends, was belegt, dass ich nicht die einzige Dumpfbacke bin, welche die Anzeigen falsch verstanden hat.

Suicidal Angels - live - 2017Als nächster Support entern die griechischen Suicidal Angels um Punkt 20:00 Uhr die Bühne und legen mit einem schnellen und knalligen Opener gleich richtig los. Der Vierer startete 2002 mit einigen Demos und haute 2007 sein Debüt raus. Nun ist man bei NoiseArt Records unter Vertrag und mit dem 2016-er Opus "Division Of Blood" beim siebten Output angelangt. Smashige, kurze Soli und derber Thrash, begleitet vom bereits jetzt voll abrockenden Publikum, bei der zweiten Nummer mit "Fire" im Refrain. "Bloodbath" prescht mit ultraschnellen Licks und Double Bass voll nach vorne und nicht nur der zeitweise auf Deutsch brabbelnde Shouter Nick Melissourgos hat was von Tom Araya. Mit dem Ausspruch "...wir werden mit Feuer kämpfen..."  wird der nächste Stampfer angesagt. Das kommt alles ziemlich Slayer-lastig und mit durchweg viel Speed rüber, was der Meute auch gut gefällt. Der nächste Start ist etwas komplexer und es folgen derbe Breaks und galoppierende Sechssaiter, die reihum abgefeiert werden. Neben einer holprigen deutschen Aussprache kann der Sänger insbesondere noch "Fuck you" skandieren. Er weiß aber auch das Publikum zu animieren und kriegt so die "hehehe-Chöre" beidseitig dirigiert und sogar eine "Wall Of Death" bei "Moshing Crew" organisiert. Nochmal ein fetter Circle Pit beim "Apokathilosis" und die Thrasherei hat ein Ende.

Satyricon - live - 2017Eine volle dreiviertel Stunde dauern der Umbau und der Soundcheck für den Headliner und zwischenzeitlich dröhnt aus den Boxen nur Iron Maiden. Nach atmosphärischen Klängen erscheinen hinter dicken Nebelwänden dann Satyricon. Die Gruppe besteht seit 1994 ausschließlich aus dem Shouter Sigurd „Satyr“ Wongraven und dem Drummer Kjetil "Frost" Haralstad, die beide keine Gründungsmitglieder waren und entsprechende Gastmusiker an den Tasten und an den Saiten hinzu bitten. Vor dem riesengroßen Backdrop positionieren sich so Frost hinten rechts, der Keyboarder Jonna Nikula hinten links, der Gitarrist Steinar „Azarak“ Gundersen vorne links, dann "Satyr" am bekannten Mikroständer und Diogo „Yogy“ Bastos an der zweiten Gitarre und Anders „Neddo“ Odden am Bass, jeweilig rechts. Vom neuen Werk stammt "Midnight Serpent" und eröffnet die Show in der nun proppevollen Venue mit atmosphärischen Klangbildern und langen, tragenden Gitarren. Schwer, sehr symphonisch und groß angelegt folgt dann "Our World, It Rumbles Tonight" vom 2013-Machwerk "Satyricon", während "Black Crow On A Tombstone" mit thrashigen Ansätzen für die älteren Satyricon steht. In 2017 widmen sich "Satyr" und "Frost" aber nicht nur dem dichten, ambientbehafteten Black Metal sondern packen in den Spaß machenden Titeltrack auch sehr riffige Parts und kräftige Screams hinein. Vom 2013 stammt wieder "Walker Upon The Wind", welches mit epischen Soundcapes eröffnet und auch böse und thrashige Momente hat. "Now, Diabolica!" geht schon als Klassiker mit tollen Mitgrölparts durch und wird richtig fett abgefeiert. Nach der zehnten Nummer "Blood Cracks Open The Ground" dankt der überwältigte Sänger seiner Fans und ist einfach hin und weg vor lauter Freude, was er sich aber als echter Black Metaller natürlich nicht anmerken lassen darf. Bei "Transcendental Requiem Of Slaves" hängt er sich dann selber den Sechssaiter um und positioniert sich thronend zwischen "Frost" und Herrn Nikola und vor sich seine durchweg moshenden Langhälse und davor die verschwitzte Meute. "Mother North" beendet dann die erste Runde, aber natürlich kehrt der Sechser auf sehnlichstem Wunsch der Fans zurück. "The Pentagram Burns" beißt, wie ein böser Wolf und ansonsten ist Groove, Groove und nochmals Groove angesagt. Ganz vorne, in den ersten beiden Reihen, wird gebangt und dahinter wellenartig im Rhythmus gewippt. Hebt "Satyr" aber seine Faust, sind alle "Fists" direkt oben. "Das hat heute richtig viel Spaß gemacht und ich habe es total intensiv erlebt", bedankt sich "Satyr" und weiter, "...the next is an oldschool moshpit...", gemeint ist "Fuel For Hatred". Und wieder ist Schluss und die Jungs stehen böse schauend auf der Bühne. "One More Song" kommt aus dem Publikum und "Frost" stampft im Takt auf den Bühnenboden, gefolgt vom nun wirklich letzten Kracher "K.I.N.G.".



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey