ATRIUM NOCTIS - Geschichten kann man nicht in einem Satz erzählen


Ursprünglich nur zur Untermalung von Filmmusik gegründet, entwickelte sich aus Atrium Noctis schnell eine richtige Band. Das Theatralische hat diese Melodic Black Metal-Band aber immer beibehalten. Die Musik gleicht nicht selten einem epischen Soundtrack, der viel Düsternis vermittelt. Dies liegt vor allem an den Keyboards von Gründerin Hydra Gorgonia, die als einziges permanentes Mitglied die Band trotz zahlreicher Besetzungswechsel immer wieder vorantreibt. Ich ging mit ihr Bandgeschichte und Konzept durch. Größtenteils kurz und prägnant stellte sie sich meinen Fragen.

logo Daniel: HELL-ö Hydra! Lass uns mal bei der Gründung 2002 beginnen: Stimmt es, dass Atrium Noctis nur als Projekt für Filmfestspiele gegründet wurde? Das klingt interessant! Kannst Du uns darüber etwas mehr erzählen?

Hydra: Hallo Daniel! Eine Bandgründung war anfangs gar nicht geplant. Ein befreundeter Filmer, der sich bei den Kurzfilmfestspielen in Oberhausen beworben hatte, bat mich, hierzu Musik zu liefern. Gesagt, getan! Ich suchte mir Musiker, die dieses zeitlich begrenzte Projekt mit mir in die Tat umsetzen wollten. Der Erscheinungstermin für die Filme verzögerte sich jedoch um ein Jahr. In dieser Zeit entstanden weitere Songs, die wir auf der CD „Blackwards“ veröffentlichten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits beschlossen, als feste Band zusammen zu bleiben. Atrium Noctis war geboren.

Daniel: Was waren das für Filme? Und sind diese Filme, an denen Ihr beteiligt wart, jemals veröffentlicht worden?

Hydra: Zwei der Kurzfilme und eine Videoinstallation sind mit unserer Musik versehen 2003 in Oberhausen aufgeführt worden. 2004 sind diese beiden Filme in Schongau prämiert worden.

Daniel: Wie kam es dann dazu, dass Ihr als Band doch weiter gemacht habt?

Hydra: Wir hatten so viel Spaß mit der Musik, dass wir beschlossen, eine weitere CD („Eyes Of Medusa“) in Angriff zu nehmen.

Daniel: Was bedeutet der Bandname Atrium Noctis überhaupt? 

Hydra: „Atrium Noctis“ heißt „Vorhof der Nacht“ oder „Bogengang durch die Nacht“.

Daniel: Euer Logo sieht geil aus! Wer hat es entworfen?

Hydra: Schön, dass es Dir gefällt, Daniel! Guido Meyer de Voltaire, seines Zeichens Sänger und Gitarrist der Bonner Band Aardvarks und hauptberuflicher Grafiker, hat den Schriftzug und das Logo entworfen.

Daniel: Welche Bands haben Euch beeinflusst? Und haben sich diese Einflüsse im Laufe der Jahre geändert?

Hydra: Damals haben uns folgende Bands beeinflusst: Dimmu Borgir, Cradle of Filth, Graveworm, Finntroll, Satyricon, Ad Inferna, Summoning, Moonsorrow und Empyrium. Mindestens genauso viel Einfluss hatten aber auch Beethoven, Brahms, Mussorgsky, Tschaikovsky und Dvorak. Während der Einfluss der Metal-Bands mit der Entwicklung eines eigenen musikalischen Stils immer mehr in den Hintergrund trat, ist der Einfluss der erwähnten Klassiker immer noch präsent.

Daniel: Worum geht es genau in Euren Texten?

Hydra: Die Texte wie auch die Musik erzählen die vielfältigsten Geschichten. Auf der „Aeterni“ erzählt eine Geschichte von Zerberon, dem mächtigen Herrscher der Unterwelt, der verlorenen und geknechteten Seelen nicht zum ersehnten Frieden und zur Vergebung kommen lässt, sondern sie mit Hoffnungslosigkeit und ewigen Qualen bestraft. Eine andere Geschichte handelt von Leviathan, dem erhabenen Wasserdrachen, dem jeweils in der letzten Vollmondnacht im Winter eine Jungfrau geopfert wird. Wieder eine andere Geschichte erzählt von einem Falken, der des Nachts die Seelen in Ehren ergrauter Krieger in die Anderswelt geleitet.

Daniel: 2014 sind gleich drei Leute Eurer Besetzung ausgetauscht worden, Woran hat´s gelegen?

Hydra: Nach Veröffentlichung unserer dritten CD „Home“ und unseres damaligen Label-Vertrags verließen drei Musiker die Band. Der Grund war wohl die Befürchtung, die mit dem Label verbundenen Erwartungen nicht angemessen erfüllen zu können, wie z. B. vermehrte Auftritte.

atrium noctisDaniel: Lass uns mal zu Eurem neuen Album „Aeterni“ kommen! Ganze sieben Jahre sind seit dem Vorgänger „Home“ ins Land gezogen. Warum hat es dieses Mal so lange gedauert?

Hydra: Nachdem die alte Besetzung die Band verlassen hatte, galt es in erster Linie adäquaten Ersatz zu finden. Dies ging wider Erwartens recht schnell. Es fanden sich erfahrene Musiker, die sich mit viel Begeisterung in Musik und Band einbrachten. Leider war kein passender Schlagzeuger dabei. Songs, deren Länge zwischen acht und zehn Minuten sind, lassen sich nicht über Nacht schreiben. Es braucht schon seine Zeit, um diese Kompositionen bis ins Detail auszuarbeiten. Im Nachhinein zeigte es sich, dass der Bassist ausgetauscht werden musste. Nachdem wir endlich einen fähigen Drummer gefunden hatten, konnten wir die „Aeterni“ instrumental im Studio aufnehmen. Kurz vor Beendigung der Studioaufnahmen gelang es uns, zwei fähige SängerInnen zu rekrutieren. Die Ausarbeitung der Gesangslinien und das Schreiben der Lyrics dauerten elf Monate. Dann konnte endlich auch der Gesang im Studio aufgenommen werden. Nach Einspielen des ADE-Parts durch einen klassischen Gitarristen konnte die CD endlich abgemischt werden. Damit war die CD aber noch lange nicht fertig: Der Maler musste noch die Bilder für das Booklet malen. Bandfotos mussten erstellt werden. Die Grafikerin brachte alles in eine angemessene Form und machte das Booklet. In der Zwischenzeit wurde die CD gemastert. Zum guten Schluss fand sich nach entsprechender Suche ein Label, das bereit war, die CD zu verlegen.

Daniel: Eure Songs sind ziemlich lang. Ist das etwas, auf das Ihr als Künstler auch wert legt? Oder hat sich das eher zufällig ergeben?

Hydra: Geschichten kann man nicht in einem Satz erzählen.

Daniel: Wie lange habt Ihr denn in der Zeit an dem Album gearbeitet? Wie lange hat es gedauert, die Songs für das aktuelle Album zu schreiben und aufzunehmen?

Hydra: Siehe vorletzte Frage.

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen? Und wer hat produziert?

Hydra: Produziert haben wir die CD selber. Aufgenommen wurde sie in einem kleinen unbekannten Studio in Siegburg.

Daniel: Das Cover sieht geil aus! Wer hat es gemalt? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Hydra: Dann solltest Du erst mal das komplette Booklet mit den Zeichnungen von Peter Tritschler, dem Vater unserer Sängerin Kalliope, sehen!

Daniel: Das Cover schreit geradezu nach einer Vinylversion? Gibt es irgendwelche Pläne dafür?

Hydra: Nein, Pläne gibt es nicht, obwohl Deine Idee an und für sich gut ist.

Daniel: Für das neue Album seid Ihr von Naturmacht Productions zu Sliptrick Records gewechselt. Wie kam es dazu?

Hydra: Naturmacht Productions hatte uns anlässlich der Vermarktung der „Home“ folgendes zugesagt: 

1. Internationale Werbung
2. Neue Band-Shirts
3. Kleine Deutschland-Tournee
 

Eingehalten wurde von diesen drei Punkten leider keiner. Die Werbung, den Promoter und fünfzig Band-Shirts haben wir dann selber bezahlt. Sag selbst: Was sollen wir mit so einem „Label“ anfangen?! Die Zusammenarbeit mit unserem neuen Label kann also nur besser werden.

Daniel: Ihr habt bis heute vier Alben veröffentlicht. Sind sie alle noch erhältlich?

Hydra: Ja, über unsere Homepage www.atrium-noctis.com, wenn auch nur in geringer Stückzahl.

atrium noctisDaniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Und wenn ja: Wann und wo kann man Euch demnächst mal sehen?

Hydra: Wir haben gerade am 7.10.17 auf dem Cologne Metal Festival gespielt. Am 6.2.2018 kann man uns zusammen mit Soulslasher und MadneS in Düsseldorf sehen.

Daniel: Du bist das einzige, noch verbliebene Urmitglied. Warum handelt es sich für Dich bei Atrium Noctis immer noch um dieselbe Band?

Hydra: Weil Atrium Noctis immer noch die von mir komponierte Musik spielt.

Daniel: Was steht in Zukunft noch bei Atrium Noctis an?

Hydra: Als Nächstes produzieren wir ein professionelles Video. Das Programm für die nächste CD ist so gut wie fertig und der Studiotermin ist bereits gebucht. Ein größeres Fotoshooting ist für Anfang nächsten Jahres geplant.

Daniel: Alles klar, Hydra! Das Schlusswort soll Dir gehören!

Hydra: Danke, Daniel! Lasst Euch von der „Aeterni“ in eine Welt von Geschichten, Sagen und Legenden entführen!

http://www.atrium-noctis.com/

https://www.facebook.com/atriumnoctis/



Autor: Daniel Müller