INCURSED - Kommando mit Mut, Erniedrigung und Peitschen


In letzter Zeit entdecke ich immer wieder folkige Metal-Bands für mich, von denen ich noch nie zuvor etwas gehört habe. Dazu gehören auch Incursed aus Spanien, obwohl sie in regelmäßigen Abständen schon sieben Veröffentlichungen rausgehauen haben. Ich sprach mit Keyboarder und Sänger Jon Koldo „Jonkol“ Tera sowie Schlagzeuger Asier Amo unter anderem darüber, warum sie zwar zur ersten richtigen Besetzung von Incursed gehören, aber dennoch heute keine Urmitglieder der Band mehr dabei sind.

logoDaniel: Hey Jungs! Bitte erzählt uns doch zunächst, wann und wie es zur Gründung von Incursed kam! 

Amo: Incursed wurden 2007, also vor zehn Jahren, in Aranda de Duero in Spanien als Viking-/Pagan Metal-Projekt zweier Freunde, Narot und Sergio, geboren. In den ersten zwei Jahren passierte noch so gut wie gar nichts, weil es in unserem Kuhdorf schwierig war, geeignete Leute für diese Art Musik zu finden. Dies änderte sich, als Narot 2009 nach Bilbao gezogen war, eine größere Stadt im Norden Spaniens, wo er gleich drei Musiker kennenlernte: Lander, Jonkol und mich... Auf einmal waren wir so etwas wie eine Band! Heute sind von der damaligen Besetzung aber nur noch Jonkol und ich übrig, und wir kommandieren die Band nun mit Mut, Erniedrigung und dem Nutzen von Peitschen rum, haha!   

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Amo: Ja, die meisten von uns schon. Narot und Sergio formten Incursed, als sie noch in einer anderen Band waren. Ich habe neben meiner Schulband auch noch kurz in einer Melodic Death Metal-Band namens Waldheim gezockt. Ich war später auch noch bei My Sweet Torment. Das war aber erst nach der Gründung von Incursed. Zurzeit spiele ich auch noch in der Death-/Doom Metal-Band Hex.

Jonkol: Ich hatte vor Incursed auch schon in zahlreichen Bands gespielt: Eternal Wait, Argorlok, Mugan, Under Silence… Incursed sind aber die langlebigste von allen bislang. Allerdings hat von meinen vorherigen Bands lediglich Under Silence auch Konzerte gespielt. Nichtsdestotrotz habe ich viel bei den anderen Bands gelernt. Neben Incursed spiele ich heute auch noch bei Vhäldemar (Heavy-/Power Metal) und Orion Child (Dark Power Metal).    

Daniel: Gebt uns doch mal eine kurze Übersicht über alle Eure Veröffentlichungen! Die meisten unserer Leser werden Euch schließlich noch nicht kennen…

Incursed: Unsere allererste Veröffentlichung war eine EP mit dem Titel „Time To Unsheathe Our Rusty Swords, die 2009 veröffentlicht und später auf unserem ersten Album „Morituri“ aus dem Jahr 2020 als Bonus draufgepackt wurde. Damals hatten wir noch nach unserem eigenen Sound gesucht und mussten erst lernen, wie eine Band funktioniert. Wir buchten ein Studio und nahmen alle Schlagzeugspuren in nur sechs Stunden auf. Den Resthaben wir bei Narot im Wohnzimmer eingespielt. Na ja, wir sind heute nicht mehr allzu stolz auf diese Aufnahme, aber wir finden die Songs an sich darauf immer noch recht gut. Einige davon haben wir deswegen später auch nochmal aufgenommen. Ein echter Incursed-Fan sollte aber dennoch eine Kopie von „Morituri” im Schrank stehen haben, verdammt nochmal, haha! Wir haben halt festgestellt, dass wir so einiges anders machen mussten, wenn wir uns als Band verbessern wollten. Also sind wir 2012 in ein „richtiges“ Studio gegangen und haben „Fimbulwinter“ aufgenommen. Das Album war ein echter Erfolg für uns. Es hat alle unsere Erwartungen übertroffen! Es war unser „nordischstes“ Album, kann man sagen. 2014 haben wir dann das dritte Album „Elderslied” aufgenommen und kurz zuvor die EP „Beer Bloodbath” als Anheizer veröffentlicht. Das war schon ein gewaltiger Unterschied zwischen „Elderslied” und „Fimbulwinter”. Wir wollten nicht nur „eine weitere Viking Metal-Band“ sein. Wenn Du Dir das Album anhörst, dann ist es schon noch typisch Incursed, aber es ist viel orchestraler und komplexer geworden. Wir haben sogar einen Song auf Baskisch geschrieben: „Eureska“. Es ist eine alte Sprache von unbekanntem Ursprung. Dies Jahr, am 25.09.2017, haben wir unser aktuelles Album „Amalur” veröffentlicht. Wir haben es genauso gemacht wie schon vor drei Jahren und vorher noch eine EP vorangeschickt: „The Slavic Covenant“. Auf dieser EP sind wir weiter dem Weg gefolgt, den wir bereits mit „Elderslied“ eingeschlagen hatten. Textlich haben wir aber den Schwerpunkt mehr auf die Kultur unsers Landes gelegt.      

incursedDaniel: Welche Bands zählen denn zu Euren Haupteinflüssen?

Jonkol: Unsere Einflüsse sind sehr verschieden, aber ich denke, die Schnittmenge sind Bands wie Moonsorrow, Wintersun, Equilibrium, Vintersorg, Scar Symmetry, Keep of Kalessin usw., nur um mal ein paar Namen zu nennen. Wir hören aber alle tatsächlich sehr unterschiedliche Musik.  

 

Daniel: Eure Texte handeln von Schlachten, Krieg, Natur und Heidentum. Woher holt Ihr Euch die Inspiration?

Jonkol: Das war eher in der Vergangenheit so, dass wir diese von Dir genannten Themen mit einbezogen haben. Heute geht es bei uns mehr um einheimische Folklore, aber auch Geschichten die aus unserer eigenen Feder stammen. Es steckt sehr viel Kritik in unseren Texten, die jedoch nur dezent angedeutet wird. Wenn ihr euch also näher mit unseren Texten beschäftigen wollt, dann werdet ihr dort auf unerwartete Bedeutungen stoßen. Einflüsse holen wir uns aus allen Kulturen der Welt. Wir sind a nicht auf eine ganz Bestimmte fixiert. Manche Texte handeln auch vom alltäglichen Leben, stehen aber auch mit vorher genannten Einflüssen in Zusammenhang. Ihr könnt euch also ein eigenes Bild machen.    

Daniel: Ihr habt schon drei EPs und vier Alben veröffentlicht; eine ganze Menge Zeug also. Aber alle waren Eigenpressungen! Warum? Gab es keine geeigneten Plattenfirmen, die an den Veröffentlichungen interessiert gewesen wären? Oder habt Ihr Euch gar nicht erst darum bemüht?    

Incursed: Doch, wir hatten schon ein paar Angebote bekommen im Laufe der Jahre, aber wir waren damit nie zufrieden. Es wäre natürlich toll, wenn mal eine Plattenfirma vernünftig mit uns zusammen arbeiten würde, aber die Rahmenbedingungen müssen natürlich stimmen! Vielleicht haben wir einfach nur noch nicht das richtige Label für uns gefunden, oder das richtige Label hat uns einfach noch nicht gehört

Daniel: Wie viele Einheiten gab es den jeweils von Euren Veröffentlichungen? Und sind sie heute alle noch bei der Band erhältlich? 

Incursed: Normalerweise machen wir zwischen fünfhundert und tausend CDs und zweihundert oder weniger von den EPs. Neben den digitalen Downloads haben alle Veröffentlichungen auch noch in physischem Format, außer „Time to Unsheathe Our Rusty Swords“ und „Morituri”.

Daniel: Spielt Ihr auch live? Werden wir jemals die Gelegenheit bekommen, Euch auch mal auf deutschen Bühnen zu erleben? Und habt Ihr bei Euch in Spanien vielleicht auch schon mal im Vorprogramm bekannterer Bands gespielt?  

Incursed: Ja, wir spielen oft live und würden auch liebend gerne mal nach Deutschland kommen. Das ist aber gar nicht so einfach, wenn man alles selbst in die Hand nimmt. Um auf den dritten Teil Deiner Frage einzugehen: Ja, wir haben zum Beispiel schon mal mit unseren Landsleuten von Finsterforst, aber auch Suidakra, Ensiferum, Cruachan, Grave Digger und Axxis (Heilige Scheiße, waren da auch viele Deutsche anwesend!) gespielt. Außerhalb Spaniens sind wir sogar schon mit Bands wie Immortal, Eluveitie oder Korpiklaani aufgetreten.

incursedDaniel: Ich habe irgendwo gelesen, dass Eure beiden Ex-Gitarristen Narot Santos und Sergio Castro die Band gegründet hatten, aber beide nicht mehr dabei sind. Warum habt Ihr dann überhaupt unter dem Namen Incursed weiter gemacht? Hätte eine Namensänderung da nicht vielleicht mehr Sinn gemacht?   

Amo: Ja, das stimmt tatsächlich. Sie sind heute leider beide nicht mehr dabei, aber wir haben uns wenigstens im Guten getrennt. Wir sind immer noch gute Freunde. Wir haben nie darüber nachgedacht, Incursed deswegen zu begraben. Jonkol und ich sind zwar keine Gründungsmitglieder, aber wir hatten großen Einfluss auf alle unsere Veröffentlichungen. Wir gehören immer noch zum ersten festen Line-Up, das die Band jemals hatte. Desweiteren ist Jonkol auch immer schon der Hauptsongwriter bei Incursed gewesen. Deswegen geht der alte Spirit der Band dadurch auch nicht verloren.   

Daniel: Warum haben sie die Band überhaupt verlassen? Habt Ihr noch Kontakt zu ihnen?

Incursed: Wir gründeten Incursed zu Berufsschulzeiten, als wir alle noch sehr jung waren; so um die achtzehn-neunzehn Jahre. In all den Jahren hat sich in unserem Leben natürlich so einiges verändert. Wenn Du jung bist, ist es viel einfacher, in einer Band zu spielen. Aber wenn Du Dir Dein eigenes Leben aufbaust, dann musst Du irgendwann Prioritäten setzen. Wenn man eine Band hat, dann kommen auch viele andere Arbeiten auf Dich zu; nicht nur das Spielen. Es ist wie ein Zusatzjob, der Dir jedoch kein Geld einbringt; ganz im Gegenteil. Es ist schwierig. Wir machen weiter, weil wir dieses Leben und diesen “Krieg” leben, aber es gab eben auch Leute, die sich dagegen entschieden hatten und jetzt eben nicht mehr mit dabei sind. Das ist nicht schlimm. Man muss halt Prioritäten setzen. Aber ja: Wir haben noch Kontakt und sind noch immer gute Freunde!    

Daniel: Ich finde das Cover-Artwork Eures aktuellen Albums „Amalur“ total geil! Wer hat es gemalt? Wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen? Und war das nicht sauteuer?  

Amo: Adolfo Cantoya von Warbanner.euhat es gemalt. Wir sind schon seit einigen Jahren befreundet. Wir spielen sogar noch in einer anderen Band mit ihm zusammen: Hex. (check https://hexandhell.bandcamp.com/). Ich liebe seine Arbeit. Deshalb fragten wir als Band bei ihm an, ob er uns ein Cover für „Amalur” machen würde, und er stimmte zu. Er ist wahnsinnig gut! Es ist leider nie besonders günstig, wenn man mit tollen Künstlern arbeitet, aber der Preis ist angemessen. Schaut mal auf seiner Internetseiten rein, wenn ihr mit ihm Kontakt aufnehmen oder euch einfach seine Arbeiten ansehen wollt. Ich bin von seiner Arbeit jedenfalls schwer beeindruckt: http://www.warbanner.eu/

Daniel: Ich finde, Euer Cover eignet sich perfekt für eine Vinyl-Veröffentlichung. Ist in der Hinsicht schon etwas geplant?

Incursed: Das wäre super! Wir haben uns zwar damit auseinander gesetzt, aber es war uns nicht möglich. Vielleicht später einmal… 

Daniel: Ich kenne leider kaum Metal-Bands aus Spanien, außer Muro und Silver Fist (Heavy Metal), Akerbeltz, Empty und Frozen Dawn (Black Metal) und Mägo De Oz (Folk Metal). Gibt es bei Euch in Spanien einen guten Szene-Zusammenhalt? Und welche Bands aus Eurem Land könnt Ihr uns noch empfehlen?  

incursedIncursed: Zwischen den Bands läuft es hier sehr freundschaftlich ab, zumindest in der Pagan-/Viking-/Folk Metal-Szene, in der wir uns bewegen. Das heißt aber nicht, dass die Szene bei uns gesund ist. Es hat sich in den letzten Jahren ein wenig gebessert, aber spanischer Metal ist immer noch totaler Underground, mit Ausnahme einiger „klassischer“ Bands. Das bedeutet zwar nicht, dass Underground-Bands hier gar keine Unterstützung bekommen, aber es scheint so, dass wir im Ausland viel besser wahrgenommen werden. Hier gibt es eine Menge sehr gute Bands: Soziedad Alkoholika, Su Ta Gar, Drakum, Last Days of Eden, Heid, Northland, Orion Child, Hex, Vhäldemar, Deimocracy, Sechem, Mileth, Numen, Aiumeen Basoa, Yggdrassil, Melanism... um mal ein paar Namen zu nennen.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Incursed aus?

Incursed: Wir feilen gerade an einer Tour zum „Amalur”-Album im nächsten Jahr und wollen auch einige Festivals in Europa spielen. Wir hoffen, dass wir auch nach Deutschland kommen können. Drückt uns die Daumen!   

Daniel: Okay, Jungs! Die letzten Worte gehören Euch!

Incursed: Danke an Dich, Daniel, für Deine Zeit und dieses Interview! Vielen Dank auch an die CROSSFIRE-Leser und alle Metal-Fans aus Deutschland. Ihr könnt Euch unser aktuelles Album „Amalur“ und all unsere Musik auf unserer Bandcamp-Seite oder bei Youtube anhören. Wir hoffen, wir sehen uns bald!

http://www.warbanner.eu/incursed/

https://www.facebook.com/IncursedOfficial

https://incursed.bandcamp.com/

https://www.youtube.com/user/IncursedOfficial



Autor: Daniel Müller