DORO, SAVAGE BLOOD

Osnabrück, Rosenhof On Tour, 25.08.2017

Am 27. Oktober 2017 erscheint, 30 Jahre nach der Veröffentlichung der Single "Für Immer", dem unbestritten wichtigsten Song der deutschen Rock- und Metallady, ein opulentes Doppelalbum mit ausschließlich deutschsprachigen Songs. Nach ein paar Festivals, unter anderem auf der Kieler Woche, den slovenischen Metal Days oder auch im Amphitheater in Hanau, gibt es heute nochmal die Möglichkeit die deutsche Metalinstitution Doro bei einem Clubgig in Osnabrück zu bewundern, bevor es bis Mitte September auf eine Tour in die Staaten geht. Im November kann man der Metalqueen beim Metal Hammer Paradise am Weissenhäuser Strand beiwohnen und auch für das Ruhrpott Metal Meeting, welches Anfang Dezember die Metalheads nach Oberhausen zieht, hat die Band schon zugesagt. Nicht wirklich den Sinn hinter dem Ausdruck "Rosenhof On Tour" verstehend, ich bin ja auch kein Osnabrücker, begebe ich mich frühzeitig zum Rosenhof und stehe, wen wundert es, vor verschlossenen Türen. Der Rosenhof wird diesen Sommer modernisiert und umgebaut und so begibt sich die Location für drei Monate "on Tour" in den Stadt- und Landkreis Osnabrück, sprich auch Bramsche, Georgsmarienhütte und Co. sind mit von der Party. Dumm nur, dass die heutige Venue nicht so ganz präzise am Aushang ausgeschildert ist und so begebe ich mich auf eine längere Suche mit kurzer Stippvisiten am Hyde Park und anderen hafennahen Konstrukten, ehe mir eine Horde Kuttenträger präziser den Weg zum Zirkuszelt am Hafen in Osnabrück aufweist. Mittlerweise doch arg in Zeitnot, kriege ich es noch so gerade geregelt, meinen Fotopass zu erwischen und einen kurzen Kontakt mit dem Tormanager von Doro aufzunehmen, der mich dann mit einem Triple-A-Pass versieht und mir so ermöglicht, das ganze Set fotografisch zu begleiten. Nachdem auch der Eingang in den überschmalen Fotograben geregelt ist, läuft mir just in diesem Moment Justaf Brimborium (Markus Weckermann), seiner Zeichens Basser der supportenden Savage Blood und ehemaliger Tieftöner bei Sudden Death über den Weg und nach einem kurzen Schnack, ist auch hier mein stetiger Aufenthalt im Graben geregelt.

 

Savage Blood - live - 2017, support DoroPunkt 19:00 Uhr ist Stage Time für Savage Blood und schwups springen die fünf Lokalmatadoren auf die Bühne und legen los, was das Zeugs hält. Thrash, nein Metal, ach Quatsch der richtige geile Heavy Metal aus den 80er-Jahren ballert uns hier um die Ohren und bringt das jodelnde Publikum sofort auf Trab. Zu geil sind auch diese hämmernden, stakkatoartigen Riffs, gespickt mit klaren, melodischen Lines und jeder merkt den Jungs an, dass sie richtig Spaß auf der Bühne haben. Nun endlich können die alten Herren wieder zeigen , was sie drauf haben. Mit dem Shouter Peter Diersmann, der mich irgendwie an einen Mix aus Rob Halford von Judas Priest und Matthew Barlow, eher mehr an die ehemalige Röhre von Iced Earth erinnert, Marc Könnecke am Schlagzeug und Nico Luttenberg an der Gitarre, bestehen Savage Blood zum größten Teil aus ehemaligen Mitgliedern von Enola Gay, die zwischen 1987 und 2000 existierten, in dieser Zeit drei Scheiben auf den Markt warfen und als fester Bestandteil der deutschen Power Metal Szene galten. Mit den Sudden Death-Leuten Justaf / Markus am Viersaiter und Jörg Steinhake an der zweiten Gitarre komplettierte sich das Quintett und veröffentlichte Mitte 2016 eine EP mit fünf Tracks. Die Songs sind natürlich alle Bestandteil der Setlist und dazu gibt es noch "Guardian Angel", "Release The Beast", "Rapacious Attack" und "We Sweat Blood", die sich nahtlos einfügen. Wer Bock auf schweißnasse, lange Matten, einen hin und her wieselnden und hoch springenden Basser und einer grölenden Fronter der Extraklasse hat, der sollte die nächsten Gigs von den Jungs nicht verpassen. Einfach eine geile, umwerfende Scheiße, wovon sich manche, hoch gelobte Jungspunde mal einiges abschauen sollten.

 

Doro - live - 2017, Osnabrück-Text 12013 feierte die Band Doro als Headliner auf dem Wacken Open Air ihr dreißigjähriges Bühnenjubiläum und legte im Mai 2014 zwei ausverkaufte Konzerte in der Stadthalle von Düsseldorf, der ehemaligen Heimatstadt der Wahlamerikanerin hinterher. Sie sind auf jedem Festival der Welt zu Gast gewesen und spätestens seit dem 17. Juni 2013, ist sie, nach dem verliehenem Legends-Award in London, die unumstößliche "Queen Of Rock & Metal". Man kann über die Omnipräsenz von Sängerin Doro Pesch und ihren langjährigen Mitstreitern maulen und zetern, aber dennoch gehört die Combo live immer noch zu den angesagtesten Acts und allein durch die unbeschreibliche Energie von Doro Pesch, ist jede Show etwas ganz Besonderes. Die Halle oder sagen wir besser das Zelt ist brechenvoll und in den ersten Reihen drängeln sich die wirklichen Fans. Die Enge des Grabens hat auch was, denn nur selten, kann man ihr so nahe kommen und die Queen klatscht alle ab und nennt nicht wenige mit Namen. "Raise Your Fist", "I Rule The Ruins", das übergeile "Burning The Witches", Titeltrack der allerersten Warlock-Scheibe und "Fight For Rock" sind Nackenbrecher, auf die alle warten und die sie mit der gewohnten Power um die Ohren geballert bekommen. Nach dem Mitgrölklassiker "East Meets West" wird es mit "Without You", publiziert auf "Rare Diamonds" von 1991 erstmals ganz ruhig und sanft. "Revenge" erschien 2012 auf "Raise Your Fist" und ist für mich eine der besten Doro-Nummern der letzten Jahre. Bei "Für Immer" gehen Gitarrist Luca Princiotta und Basser Nick Douglas an die Tasten und weiter geht es mit dem knalligen "Earthshaker Rock", gefolgt von einem exzellenten Drum-Solo von Johnny Dee. "We Are The Metalheads" wurde 2009 released und gilt als offizielle Wacken-Hymne. Luca bedient hier sowohl den Sechssaiter wie auch das Keyboard. "Love`s Gone To Hell" erschien 2016 als Single und ist ziemlich neu auf der Playlist, ebenso wie das eher seltener gezockte "Burn It Up", welches 2000 auf "Call Of The Wild" gepresst wurde. Das Judas Priest - Cover "Breakin The Law" und die Mitmachnummer "All We Are" gehören allerdings zu Doro, wie "Fear of The Dark" zu Iron Maiden oder "The Hellion" zu Judas Priest. Doro - live - 2017, Osnabrück-Text 2In der ausufernden Zugabe dann neben einem extrem hoch springenden Basser Bas Maas nochmal mit "Hellbound" eine Nummer aus alten Warlock Zeiten und dann das super hymnische "Metal Tango". Puuh, Wahnsinn. Eigentlich sind alle platt und Schweiß und Bier fließen in Strömen. Und weiter geht es mit "True As Steel" und zum Schluss nochmal ein tief tönendes "Night Of The Warlock". Und nein, die Band verschwindet nicht mit Applaus hinter der Bühne, sondern alle lassen sich ausreichend Zeit noch am Bühnenrand Autogramme zu geben oder für das eine oder andere Selfie bereits zu stehen. Ich warte lieber ab, denn ich habe sage und schreibe fünfzehn Scheiben dabei, die ich mir signieren lassen möchte. Als ich Nick darauf anspreche, die Platten an Frau Pesch hinter der Bühne weiter zu reichen, staunt er nicht schlecht und ist sich ziemlich unsicher, ob der wertvollen Last. Nach einer halben Stunde kommt mir Luca mit einem Beutel entgegen und die Queen hat wirklich jede einzelne Scheibe mit ihrer Signature und einem lieben Spruch versehen. Alle anderen, bis auf Nick, ich fasse es nicht, fange ich dann im sich leerenden Rund des Bierzeltes ab und kehre als glückseliger Doro-Fan nach Hause. See you, again on Metal Hammer Paradise.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey