JEN MAJURA - INZENITY


Label:SAOL
Jahr:2017
Running Time:40:14
Kategorie: Neuerscheinung
 

Meine erste Begegnung mit Jen Majura liegt schon viele Jahre zurück, damals in Köln im Studio 672, mit ihrer Band Black Thunder Ladies. Junge, hab ich gedacht, was für ein Gerät; also die Gitarre natürlich, nicht dass jemand meint, ich möchte missverstanden werden. Und in den darauf folgenden Jahren, als Gitarristin für Knorkator, Equilibrium, Doz Of Hell und viele mehr. Irgendwann erschien das erste Soloalbum im typischen Jen-Style, eben nicht in irgendeine Schublade einsortierbar. Vielfältig, filigran, aber immer mit Druck. Nun ist die Lady mittlerweile als Gitarristin für Evanescence unterwegs, und das ruft zweifelsohne die Neider auf den Plan. Ich höre die Unkenrufe bis hierhin; Warum schon wieder ein Soloalbum… Wer will das hören? Natürlich nur weil sie es sich jetzt leisten kann, das übliche bla bla bla eben.

Aber ich schweife ab, also ab mit dem Silberling in den Player und den Startknopf gedrückt. Jesus, da fällt mir glatt die Fernbedienung aus der Hand. Hatte ich doch die Lautstärke gewohnheitsgemäß schon etwas hochgeregelt, bläst es jetzt gerade meinen Nachbarn den Schmalz aus den Ohren. Fette Dynamik und satter Pegel… So muss eine Abmischung sein. Keine dieser kastrierten „Ich lauf auf jeder Orgel“ Produktionen. So hämmert dann „All The Other Ones“ schön druckvoll aus den Boxen, gefolgt von dem recht coolen Titel Track „InZENity“. So wie es geschrieben wird, ist auch das Stück, ein wenig oldschool, viele Breaks, interessanter Gesang, verpackt als Reise durch den Majuristischen Kosmos. Die Frau Doktor Who des Metals zeigt wo es langgeht, beamt sich durch 1001 Stile, ohne die Kontrolle über ihr Instrument zu verlieren oder in Belanglosigkeit abzudriften. Gewürzt mit den entsprechenden Texten, weitab von der Menstruations-Lyrik mancher Kolleginnen, erfährt man einiges aus dem Leben der Darstellerin und was sie sonst so bewegt. Natürlich gibt es auch sanftere Töne, wie in „Lied Ohne Namen“ oder die Schluss Nummer mit Überraschungspart „ Far Away“ Meine persönlichen Favoriten sind allerdings die Gaspedal-Nummern wie „Sick Brain“ oder „Drama Queen“. Alleine die illustre Besetzungsliste dieses Albums rechtfertigt schon den Kauf, und so ganz nebenbei erwirbt man noch eine saugeile Platte dazu. Obwohl: Zum Schluss muss ich natürlich vor dem Teil warnen. Wer jetzt elf Songs mit den immer gleichen Melodiebögen und Arrangements erwartet, könnte eventuell enttäuscht werden. Aufgeschlossene Musikliebhaber, mit einem weiten Horizont sollten unbedingt mal die Ohren auf Empfang stellen. Hier gibt es erstklassige Musik zu entdecken.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Pistol Schmidt


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