W.A.S.P., RAIN

Oberhausen, Turbinenhalle, 17.11.2017

W.A.S.P., sprich die Mannen um Shouter / Gitarrist Blackie Lawless sind auf großer Welttournee. Grund des Anlasses ist das Silberjubiläum von "The Crimson Idol", welches 1992 erschien, und, zumindest nach Meinung der Kritiker, als Krönung des lawlessschen Schaffens gilt. Nach Spanien, Italien, Frankreich und der Schweiz geht es Mitte November auch mit sieben Gigs in die deutschen Landen. Die kleine, hintere Turbinenhalle meldet seit Wochen "Sold Out" und so ist es heute nicht nur proppe-, sondern übervoll. W.A.S.P. galten Mitte der 80er-Jahre, mit Songs wie "Animal (F**k Like A Beast)" oder "9.5. Nasty", die allesamt auf dem Index landeten, und einer stilistischen Einordnung zwischen Alice Cooper, Twisted Sister, Kiss und Quiet Riot als richtig böse und vor allen Dingen laute Jungs und zogen die Massen an. Auf der "The Crimson Idol 25Anniversary World Tour 2017" waren als Support Beast In Black, sprich die neue Kombo um Kasperi Heikkinen, den ehemaligen Saitenhexer der deutschen U.D.O. vorgesehen. Selbige suchten aber, dem Hörensagen nach, bereits nach einem Gig das Weite und wurden durch die italienischen Rain ersetzt.

 

Rain - live - 2017Rain stammen aus Bologna und sind bereits seit 1980 aktiv. Nach der EP "The Rain Is Coming" von 1986, veröffentlichten sie danach sieben Full-Length. Von den Gründungsmitgliedern ist heute keiner mehr an Bord. Shouter des Quintetts ist Maurizio "Mala" Malaguti, der erst 2016 hinzu stieß und mit punkiger Frisur äußerlich ziemlich aus dem Rahmen fällt. Die Jungs hinterlassen einen richtig guten Eindruck und geben dabei ordentlich Gas. Wie ein Derwisch springt der Sänger hin und her und auch die Männer an den Klampfen wissen mit ihren langen Matten zu bangen und ordentlich zu agieren. Stilistisch bewegen wir uns im ziemlich harten Rock oder sagen wir mal im rockigen, klassischen Metal. Das ist nichts außergewöhnliches, passt aber immer und macht ordentlich Laune. Die Bühnenaufbauten sind recht mager, mit zwei weißen Seitenteilen aber, durch die Bank weg gibt ordentlich Licht, wenn auch selbiges recht eintönig in weiß / grau mit einigen Spots gehalten wird. Nach einer guten halben Stunde haben die Jungs ausgezockt und ernten einen verdienten Applaus.

 

Wasp - live - 2017 - 2"The Crimson Idol" ist eigentlich eine Solo-Scheibe von Blackie Lawless. Auf Druck der Fans wurde das Ding schließlich unter dem Bandnamen W.A.S.P. released. In der Story geht es um den Teenager Jonathan, der in den Augen seiner Eltern als totaler Versager gilt und nie die Anerkennung erfährt, die er sich eigentlich wünscht. Er reißt aus und kommt auf seiner Wanderung in Kontakt mit Alkohol und Drogen. Auf diesen Pfaden stiehlt er eine Gitarre und wünscht sich ein Rockstar zu werden. Mit viel Ehrgeiz und Üben schafft es Jonathan tatsächlich, lernt mit "Chainsaw" Charlie den Boss eines großen Plattenlabels kennen und wird vom Alex Rodman gemanagt. Vor einem Konzertabend nimmt er nochmals Kontakt mit seinen Eltern auf, die sich ihm weiter verweigern. Er erkennt, dass alle seine Mühen umsonst waren und hängt sich während eines Konzert mit den Gitarrensaiten auf. "The Crimson Idol" wurde erstmalig 2007 aufgeführt.

 

Wasp - live - 2017 - 3Heuer, weitere zehn Jahre später kommen die Fans erneut in den Genuss. Wobei der Begriff hier sicherlich etwas deplatziert scheint. Von Anfang an ist der Sound in der Halle grottenschlecht, ja bereits im Intro "The Titanic Overture", fliegt die komplette Akustik raus, sprich auf den Sechssaitern ist kein Saft mehr. Ergo wird nach ein paar Minuten die ganze Klamotte wiederholt. Im Einstieg und zwischen den einzelnen Nummern werden soundtrackartig Sequenzen mit visueller Unterstützung auf den Leinwänden eingespielt, während derer Mister Lawless, Doug Blair an der Leadgitarre und Mike Duda am Bass, komplett mit dem Rücken zum Publikum stehen. Bei der einzelnen Nummern wird es nicht viel besser. Beim schummrigen, eintönig rötlichem Licht, sind die Mannen, deren Bewegungsdrang auf ein Minimum reduziert ist, sprich sie stehen eigentlich nur auf der Stelle, zwar zum Publikum gewandt aber kaum zu erkennen. Einzig der Drummer wird ab und zu mal von ein paar Spots getroffen. Klar, sind die Die-Hard-Fans begeistert und grölen und rocken "Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue)", "Doctor Roctor", "The Idol" und alle anderen Tracks begeistert mit. Etwas aus der Distanz betrachtet, kann man nur den Kopf schütteln, ob dieser finsteren Darbietung. Sicher haben sich Blackie & Co. was bei der ganzen Sache gedacht. Nur bei einem Metalkonzert will man seine Heroes auch sehen und nicht nur erahnen. Der Sound bleibt mäßig bis holprig und kann nur ungenügend die Klasse dieser übergeilen Songs rüberbringen. Mit einem ätzend langen Abspann, aufgezogen wie ein Movie, endet nach 75 Minuten, einschließlich der Introwiederholung, der Gruselfilm. Ein Hubschrauber ertönt und "es werde Licht". "L.O.V.E. Machine", "Wild Child", "Golgatha" und "I Wanna Be Somebody" werden auf normale und umgehend begeisternde Art nachgelegt - mein Gott ist dieser Doug Blair eine geiler Gitarrist und auch Blackie ist an sich noch ganz gut bei Stimme - sind aber viel zu kurz, um über die Dunkelphase hinweg zu täuschen.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey