HELLOWEEN

Bochum, RuhrKongress Halle, 24.11.2017

Helloween - 2017 - live -4Die 80er-Jahre und insbesondere die Mitte waren die Highlights eines jeden Metalenthusiasten, der diese Zeit miterleben durfte. 1985 erschien mit "Walls Of Jericho" die erste Scheibe von Helloween aus Hamburg, in der Besetzung Kai Hansen (Gitarre, Gesang), Michael Weikath (Gitarre), Markus Großkopf (Bass) und Ingo Schwichtenberg (Schlagzeug). Das Ding war der Burner, knallig, richtig laut und verflucht schnell. Speed Metal aus Deutschland eben, den es in dieser Form aber so noch nie gegeben hat. 1987 wurde dann "Keeper Of The Seven Keys Part I" released und mit Michael Kiske trat ein neuer Ausnahmesänger in Erscheinung. Die Songs, Helloween orientieren sich nun vermehrt im Power Metal, sind heute allesamt Klassiker. Ein Jahr später, Helloween werden nochmal eine Spur melodischer, wird Part II hinterher gelegt und die Singleauskopplung "Dr. Stein" knallte durch die Decke. In 1988 / 1989 schloss eine weltumspannende Tour an und Helloween waren in aller Munde und die deutsche Metalband. Der Tourstress forderte jedoch auch seine Opfer und Mastermind Kai Hansen verließ die Band und gründete Gamma Ray. Er wurde ersetzt durch Roland Grapow. Nach dem Release von "Chameleon" in 1993 wurden die Spannungen zwischen Kiske / Schwichtenberg auf der einen Seite und Weikath / Grapow auf der anderen Seite offensichtlich. Schwichtenberg erkrankte und verstarb 1995 und Kiske wurde nach seinem Rausschmiss in 1994 durch Andy Derris von Pink Cream 69 ersetzt. 2001 trennten sich Helloween von Grapow und Schlagzeuger Uli Kusch, die sich vermehrt um Masterplan kümmerten. Als neuer Gitarrist kam Sascha Gerstner hinzu. An der Schießbude gab es mannigfache Wechsel. Dani Löble erschien plattentechnisch erstmalig auf "The Legazy" von 2005. Die nun folgende Besetzung Derris / Weikath / Großkopf / Gerstner / Löble überdauerte dann die nächsten Jahre und ist bis heute zusammen.

 

Helloween - 2017 - live -2Lange brodelte die Gerüchteküche und dann war die Sensation perfekt. Helloween reunieren und gehen ab Herbst 2017 auf eine weltumspannende Tour unter dem Titel "Helloween - Pumpkins - United" mit Start am 28. Oktober 2017 in Sao Paulo (Brasilien), Was für viele Metalfans bis dato undenkbar schien. Offensichtlich haben Michael Kiske und Michael Weikath alle ihre Streitereien beiseite gelegt und auch Kai Hansen scheint wieder Bock auf seine alten Kumpanen zu haben. So gibt es nun Helloween fast wieder in Originalbesetzung mit drei Shoutern (Derris, Kiske und Hansen), gleichsam drei Gitarristen (Weikath, Gerstner und Hansen) sowie der Rythmusfraktion (Löble und Großkopf). Mit nur vier Venues in Deutschland sind alle Gigs ruckzuck ausverkauft und die Ruhrkongress-Halle ähnelt heute einer Pilgerstätte des Heavy Metal.

 

Helloween - 2017 - live -3Einen Support gibt es heute nicht. Braucht es auch nicht bei annähernd drei Stunden Spielzeit und einer Setlist, die an sich keine Wünsche offenlässt. Klar, als alter Kürbiskopf hätte man sich am liebsten die ersten drei Scheiben in Reihe vorgestellt, aber nee, der Andy muss ja auch was zu tun haben. Die Bühne ist cool, mit einem ordentlich Lauf- und Posersteg mitten hinein in die Massen und Dani`s Drumkit ist inmitten einer riesigen Kürbisfrucht positioniert. Die riesige Leinwand hat was und so gar nicht dem dunklem Metalaffin laufen zwischen den Nummern immer spaßige Comics mit knallig bunten Pumpkins über die Leinwand (Seth & Doc) oder eben entsprechende Musikvideos mit einem zum Beispiel langhaarigen Kiske in den 80ern, die so einige Schmunzler ernten. Etwas trauriger / nachdenklicher von der Szenerie aber mit einem gewaltigen Jubel werden die überlagerten Drumsequenzen von Ingo Schwichtenberg beim mal wieder herausragenden Drum Solo von Dani Löble bedacht. Kiske, Weiki und Gerstner werfen sich die Soli nur so zu und ein um das andere Mal beglücken uns richtig geile Double-Leads. Trotz Erkältung holt Michael stimmlich alles aus sich heraus und mit dem langen Opener "Halloween" und dem nachfolgenden Übersong "Dr. Stein" brillieren der alte und der neue Shouter und haben sich, ganz offensichtlich, richtig feste lieb. "I'm Alive" gibt es dann nur von Michael und bei "If I Could Fly" ist Mister Derris alleine am Mikroständer. Das geht dann rund eine Stunde mit Songs wie "Are You Metal", "Kids Of Century" oder "Perfect Gentleman" so weiter, ehe dann Kai Hansens große Viertelstunde und für mich das Highlight des Abends kommt. Helloween - 2017 - live -5"Habt ihr Bock..." und dann folgt ein übergeiles Medley aus "Starlight" / "Ride The Sky" / "Judas" und natürlich "Heavy Metal (Is The Law)", welches Kai ganz alleine singt und dazu noch so dermaßen geil in die Saiten haut. Alte Stücke wie das dreißig Jahre als "A Tale That Wasn´t Right" oder "A Little Time" folgen dann im bunten Wechsel mit neueren Derris-Nummern wie "I Can", "Why" oder "Sole Survivor", obwohl selbiges, geschrieben von Weiki, auch schon von 1994 datiert. Dazwischen das schon erwähnte Drum-Solo und zum Abschluss dann "How Many Tears". Es ist knapp nach 22:00 Uhr und "Invitation" mit leichtem Soundproblem auf Kiskes Mikro eröffnet dann das Finale. Nach "Eagle Fly Free" treibt es die Axemen wieder nach vorne und nochmal ist es Kai, der seiner Klampfe die übergeilen Leads entlockt. Felle von Dani Löble intronieren dann in das lange "Keeper Of The Seven Keys" mit einer perfekt auf die Nummer abgestimmten Lightshow. Eineer nach dem anderen verlässt nun unter Jubelstürmen die Bühne, während gleichsam das jeweilige Instrument / Mikro verklingt und als letztes macht Saschas Gitarre das Licht aus. Bei "Future World" regnet es dann Pumpkins-Ballons und mit Konfetti setzt "I Want Out" den Schlusspunkt unter eines der besten Konzerte, ja Event der letzten Jahrzehnte.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey