ALICE COOPER, THUNDER

Krefeld, König Palast, 18.11.2017

Alle Jahre wieder muß ich mir eine Alice Cooper Show ansehen. Also mache ich mich auf den Weg nach Krefeld in den König Palast. Diese Location besuche ich heute zum ersten Mal, und stelle fest, dass sie auch nicht zu einem regelmäßigen Zielpunkt werden wird. Leute geht es noch? Satte zehn Schleifen Parkgebühren, und auf Nachfrage wird dieser Wucherpreis nur bei Konzertveranstaltungen erhoben. Sonst gibt man sich mit fünf Kröten zufrieden. Den Hinweis „Sie müssen ja hier nicht parken“ hätte man sich auch schenken können, ja wo denn sonst bitte? Als Ortsunkundiger im Dunklen einen Platz suchen, womöglich noch abgeschleppt werden, ist jedenfalls keine Option. In der Halle die nächste Lachnummer. Für den halben Liter Cola im Becher gibt es keinen Deckel! Weil man könnte es als Wurfgeschoß benutzen! Wollt ihr mich verarschen? Wenn ich denn etwas werfen wollte, doch bestimmt kein kleines Plastikdeckelchen. Mini Frisbee des Todes oder was? Schließlich noch die penetranten Getränkeverkäufer, die einem dauernd ins Ohr schreien wie ein Brüllaffe. Ich war kurz davor, dem nächsten einen Schwinger zu verpassen und ihm seine Becher in den Hals zu stopfen.

Thunder - live - 2017Nun geht das Licht aus, und die gestandene Rocker von Thunder betreten die Bühne. Anscheinend sind sie aber auch etwas genervt, der Funke will nicht so recht zünden. Redlich versuchen sie, dass Publikum zum Mitmachen zu animieren aber es zeigt sich diesen Versuchen gegenüber resistent. Ich hatte sie vor einiger Zeit als Headliner in Bochum gesehen, und war absolut begeistert. Das ist heute leider nicht der Fall. Und so spielen sie ihren Set runter, ohne wirklich Stimmung aufkommen zu lassen. Selbst der alte Gassenhauer „Low Life in High Places“ konnte das anwesende Volk nur schwer zum Mitmachen anregen. Schade, denn die Songs haben schon ein hohes Potential und das musikalische Können der Herren steht außer Frage.

Setlist: Backstreet Symphony, I Love You More Than Rock 'n' Roll, In Another Life, Serpentine, Low Life in High Places, u. a.

Alice Cooper - live - 2017 - bericht1Die Uhr geht auf viertel nach Neun und nun ertönt die bedeutungsschwangere Ansage „Ihr seid auserwählt, die Nacht mit Alice Cooper zu verbringen. Eine Nacht voller Albträume und Wahnsinn.“ Der Meister betritt die Bühne im gewohnten Outfit und bekannter Maskerade, und startet mit „Brutal Planet“ direkt durch. Es ist wieder eine dieser Cooper Shows, wo all das passiert, was man sich vorgestellt hat. Die Älteren unter uns kennen das, und fordern es auch so und nicht anders. Horrorklamauk, melancholische Zwischentöne, Augenzwinkern und Vollgas Rock’n’Roll machen diesen Abend so besonders.  Und Alice bedient alle Wünsche, stimmlich in Bestform und mit einer grandiosen Begleitband. Ausnahmegitarristin Nita Strauss überzeugt nicht nur optisch, sondern spielt wie die Leibhaftige. Ein wahnsinniges Solo zu Ehren des verstorbenen Malcom Young, lässt keine weitere Frage zu ihrer Fingerfertigkeit an den Gitarren-Saiten aufkommen. Absolute Spitze!Alice Cooper - live - 2017 - bericht2 Und Alice Cooper präsentiert einmal mehr seine charakteristische Bühnenshow, die sich im Laufe der Jahrzehnte so gut wie nicht verändert hat. Genau so soll es auch sein, die Fans honorieren jedes Stück mit frenetischem Applaus, und obwohl die Halle nicht komplett ausverkauft ist steigt das Stimmungsbarometer auf den Höchstpegel. Immer wieder herrlich auch die teilweise kostümierten Gäste in der Halle, als Alice Look-a-like oder einfach nur horrormäßig gestylt. Frankensteins Monster, Spinnen und die übliche Guillotine sorgen für eine kurzweilige Show, und auch wenn gerade den älteren Zuschauern diese Effekte wohlbekannt sind. So vergehen die zwei Stunden wie im Flug, und der Meister lässt es sich natürlich nicht nehmen, den Klassiker „Schools Out“ als Zugabe zu spielen. Mit großen Luftballons, Feuerwerk und einer urplötzlich aus dem Nebel erscheinenden Doro Pesch erlebe ich einen fulminanten Abschluss dieser Show. Klasse Alice!

Setlist: Brutal Planet, Mister Nice Guy, Under My Wheels, Department Of Youth, Pain, Billion Dollar Babies, World Needs Guts, Woman Mass Distraction, Nita Strauss Solo, Poison, Halo Of Flies, Cold Ethyl, Only Women Bleed, Paranoiac, Dwight Fry, Killer/Love The Dead, Eighteen, School’s Out



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt