Seit dem 20. Oktober 2017 sind die Vollgasrocker von Ohrenfeindt aus Hamburg - St. Pauli auf Promotour für ihr letztes Machwerk "Zwei Fäuste Für Rock `N` Roll", welches am 23. Juni 2017 bei AFM Records erschien und gleich mal auf Platz 49 der Deutschen Media Control Charts einstieg. Ich sah Chris Laut (Bass, Gesang, Mundharmonika), Pierre "Keule" Blesse (Gitarre) und Andi Rhode (Schlagzeug) das letzte Mal im August diesen Jahres auf dem Rockharz und ein paar Monate davor beim Rockfels auf der Loreley. Heute ist also für mich Premiere in einem kleinen Club, eine Location wo die Jungs, mit ihrem energiegeladenen Riffrock auch am Besten hinpassen. Eher dem gängigen Deutschrock gehören Schreiber aus Bad Segeberg an, die als Anheizer die Tour begleiten. Proppevoll ist der Rockplast und neben dem üblichen Publikum haben sich einige Fanclubs der Hanseaten heute eingefunden und machen schon mal richtig Radau.
Um 19:45 eröffnen Schreiber ihr knapp dreiviertelstündiges Set und rein äußerlich kommen die Jungs, wie ein wild durcheinander gewürfelte Meute daher. Der Shouter Christian Schreiber, ausstaffiert mit Hut, agiert ganz vorne mit gutem Organ und einer Menge coolen Sprüchen, immer darauf bedacht die Meute am johlen und rumspringen zu halten. Da wird mit "...die Fäuste hoch für Ohrenfeindt..." für den Headliner skandiert, mit "...singt ihr mit mir?..." ordentlich zur Party aufgefordert und dass die Jungs sich einen auch hinter die Binse kippen können, wird mit "...Prost ihr Säcke...", nebst bekanntem Echo deutlich. Etwas zurückhaltend agiert der kurzhaarige Basser Stephan Haupt, während Schlagzeuger Lukas Haman mit bloßem Oberkörper , rotem Bart und Käppi auch bei jeder skandinavischen Deathmetal-Combo beteiligt sein könnte. Sehr im ursprünglichen Rock / Metal veranlagt, mit langem Haupthaar und Sonnenbrille, haut Kay-Uwe Kurth in den Sechssaiter. Der Stoff aus dem die Rockerträume geschmiedet werden, wird mit viel "hehehe" und "hohoho" aufgenommen und macht auf ganz straighten, gitarrenlastigen Deutschrock ohne weiteren Firlefanz, auch wenn "Blender" mal ein paar schleppende, tragende Momente hat. Eigentlich geht es immer in die Vollen mit fetzigen Leads, anteilig auch klassischem Riffrock, analog dem Headliner und mit dem Rausschmeißer "Laut Und Geil" werden die punkigen Wurzeln überdeutlich. .
Um kurz vor 21:00 Uhr heißt es Bühne frei für Vollgasrock von Ohrenfeindt und das Trio wird vom Fleck weg richtig abgefeiert. Kein Wunder beim Opener "Zwei Fäuste Für Rock 'N' Roll", ganz frisch von der neuen Scheibe und weiteren Nummern, wie "Auf Die Fresse Ist Umsonst" oder "Zum Rocken Geboren". Das sind Songs von der Straße und für das Volk auf der Straße, garniert mit knackigen Licks und ordentlichem, australischem Riffrock. Ohrenfeindt als reine Kopie von AC/ DC zu bezeichnen, ist einfach, passt nur hinten und vorne nicht. Klar, ist das richtig eingängiges Zeugs und "Keule" macht auch ganz bewusst auf Angus Young, allerdings ist da noch eine ordentliche Schippe Led Zeppelin und Classic Rock von Deep Purple oder Rose Tattoo dabei. Chris und Pieree animieren beiden das Publikum, klatschen die Freaks vorne ab und stechen ihre Klampfenhälse in die jodelnden Massen hinein. Die Fans grölen jeden Song mit und das Bier fließt in Strömen durch die Kehlen und was vorbei geht, sammelt sich pfützenartig auf dem Boden. Das groovige "Ein Allerletztes Mal" klingt warm und schleppend. Bei "So Nicht" stellt sich das Trio hintereinander vor und nach kurzem Drumming vom immer im Kreis grinsenden Andi gibt es richtig was auf die Fresse mit ""Rock 'N' Roll Sexgott". Lieder wie "Rock `N` Roll Mädchen", "Alles Nur Aus Plastik", "Motor An" und "Strom" kommen aus einen Guss und bringen die Party zum Höhepunkt. 
Im letzten Drittel ein paar nachdenkliche Worte von Chris. Bei allem Spaß am Musizieren und am Rocken liefern die Texte der Hamburger authentische Lebensbilder, die zum Teil auch nachdenklich machen sollen und gesellschaftskritische Züge tragen. Die Band engagiert sich auch für ein Kinderhospiz und unterstützt ein Wasserprojekt in der Dritten Welt. Voll Stolz berichtet Chris Laut von größeren, vierstelligen Summen, die die Band für diesen guten Zweck zusammengespielt haben. Nach einer kurzen Pause, das Trio verlässt dabei nicht die Bühne, gibt es als erste Zugabe "Rockstar" und dann wird die St.-Pauli - Hymne zu "Sie Hat Ihr Herz An St. Pauli Verloren" angestimmt. Mit so einem Fußballkram kann ich nichts anfangen, aber wenn man Anhänger dieser Vereins hat, gehört das wohl dazu. Nach rund eindreiviertel Stunden fällt dann mit der bandeigenen Nummer "Ohrenfeindt" der letzte Vorhang. Für die Band und die Fans ist allerdings noch lange nicht Schluss , denn man trifft sich noch merklich vergnügt am Merchstand, wo eine Menge Kram unter das Volk gebracht wird.
