DAMNATION´S HAMMER - Very Heavy Metal


Eine der größten Überraschungen, die kaum Beachtung gefunden haben, waren ohne Zweifel die Engländer Damnation´s Hammer, die zum Jahresende hin ihr zweites, geniales Album „Unseen Planets, Deadly Spheres“ in Eigenregie als schmuckes Digipack veröffentlichten und wie eine Art Triptykon mit melodischem Gesang klingen, was in dieser Form bislang völlig einzigartig ist; eine wahrhaft mächtige Power-/Doom-Dampfwalze, die es verdient hat, eine größere Hörerschaft zu erreichen. Gründer, Songwriter, Sänger und Gitarrist Tim Preston stand mir schön ausführlich Rede und Antwort.

logoDaniel: Hi Tim! Wie geht´s Dir? Bitte lass uns zunächst ganz von vorne anfangen, okay? Wann und wie kam der Stein für Damnation´s Hammer ins Rollen?

Tim: Ich hatte zuvor schon in einigen Bands gespielt. Die erwähnenswerteste war wohl Dearly Beheaded. Mitte der Neunziger haben wir ein Demo, eine EP und zwei Alben gemacht. Damnation´s Hammer gründete ich dann 2007, nachdem ich ein Jahr zuvor die Celtic Frost-Reunion gesehen hatte. Sie begannen das Set mit „Procreation (Of The Wicked)“, spielten es aber noch viel schleppender als ohnehin schon. Das hörte sich richtig geil an! Ich merkte sofort, dass ich solche Musik machen wollte. Ich habe mit die Band dann in meinem Kopf zusammen gesponnen. Es hat allerdings ungefähr ein Jahr gedauert, bis ich die passenden Leute dafür gefunden hatte. Da ich keinen geeigneten Gitarristen gefunden hatte, wechselte ich kurzerhand vom Bass an die Gitarre. Ich hatte zuvor auch noch nie gesungen. Auch das war für mich das erste Mal.      

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Tim: Ja, wie gesagt, war ich zuvor schon Bassist bei Dearly Beheaded. Was die anderen Leute in der Band angeht: Unser Schlagzeuger Gary war vorher Gitarrist bei Nightmare Visions, unser Basser Jamie war vorher auch in zwei anderen Bands aktiv. Er übernimmt auch den Part von Steve Harris in der Iron Maiden-Coverband I´m Maiden. Im Gegensatz dazu spielt er aber auch noch in einer Blues Band, die  The Frogg Brothers heißt. Sie spielen unter anderem eine geile Version von Motörheads „Ace Of Spades“.

Daniel: Ich finde, dass Ihr einen völlig eigenständigen Sound habt, was heutzutage ja leider sehr selten ist. Welche Bands haben Euch also genau beeinflusst?

Tim: Schön, dass Du das so sagst. Das ist das beste Kompliment, das Du als Band bekommen kannst! Wie gesagt, Celtic Frost waren eine große Inspiration für uns; für mich persönlich auch Voivod, obwohl man das in unserer Musik nicht so sehr hört. Ich glaube, es wäre einfacher, einzelne Songs aufzuzählen, um die richtige Stimmung für unsere Musik einzufangen. Da wären zum Beispiel Black Sabbath´s „Sign of the Southern Cross”, „Tribal Convictions” von Voivod, Metallica’s „Call Of Ktulu” und „The Thing That Should Not Be” oder auch Iron Maiden’s „Seventh Son Of A Seventh Son”; dramatische Songs, die Bilder in Deinem Kopf entstehen lassen, mal bildlich gesprochen. Unser Leadgitarrist hat einen klassischen Background: Black Sabbath, Depp Purple, Rush usw. Wenn er an seinen Soli arbeitet, dann will er, dass sie im Gedächtnis bleiben. Sie sollen dem Song dienen und nicht nur von Noten überschwemmt sein. Wir erfinden das Rad nicht zwingend neu und benutzen schon Bekanntes. Trotzdem kenne ich keine Band, die genauso klingt wie wir. Wir lassen beim Schreiben einfach alles raus, was in uns steckt. Und wenn wir im Proberaum an neuen Riffs arbeiten, dann klingt es sofort nach Damnation´s Hammer. Ich bin überwältigt davon, dass Du uns auch einen eigenen Sound attestierst!   

Daniel: Eure Texte handeln hauptsächlich von Literatur wie H. P. Lovecraft und Robert E. Howard, die ebenfalls beide mit zu meinen Liebsautoren zählen!

Tim: Echt? Geil!

Daniel: Welche von Lovecrafts Geschichten gefällt Dir den am besten?

Tim: Meine Lieblingsgeschichte von Lovecraft ist „Berge Des Wahnsinns”. Ich habe Gerüchte gehört, dass da bald mal ein Film von gemacht werden soll, was natürlich toll wäre, wenn man es richtig macht. „Die Farbe Aus Dem All” finde ich auch toll!  

Daniel: Wo Du Filme gerade kurz angeschnitten hast: Magst Du auch Lovecraft-Verfilmungen wie „Dagon”, „The Call Of Cthulhu”, „Necronomicon”, „Dreams In The Witch-House”, “Re-Animator” usw.? Oder beschränkst Du Dich eher auf seine Geschichten?  

Tim: Ich habe „Re-Animator” vor langer Zeit einmal gesehen. Den Schwarz-Weiß-Film „Call Of Cthulhu” kenne ich auch. Mit den anderen Filmen bin ich leider nicht sehr vertraut. Sieht aus, als hätte ich da Nachholbedarf. Ich mag auch „Die Mächte Des Wahnsinns”. Der beruht zwar nicht auf H. P. Lovecraft, fühlt sich aber so an! Meine Lieblingsfilme sind ansonsten „Alien“, „Das Ding“ und „Der Weiße Hai”.

Daniel: Welche andren Horror- und Fantasy-Autoren magst Du den noch so?

Tim: Wenn ich ehrlich bin, lese ich heute nicht mehr so viel wie früher, weil mir dafür einfach die Zeit fehlt. Ich habe eine zweijährige Tochter, eine Frau und einen festen Job. Das bisschen Freizeit, das ich habe, investiere ich in die Band, sei es Songs schreiben oder proben. Wenn ich dann doch mal die Zeit habe, mir ein gutes Buch zu schnappen, dann greife ich doch meistens wieder auf Lovecraft zurück.  

Daniel: Welche anderen Inspirationen führen bei Euch zu Texten?

Tim: Keiner unserer Songs befasst sich mit einer bestimmten Geschichte von H. P. Lovecraft oder Robert E. Howard. Sie klingen einfach so, wie sie klingen sollen. Ich komme einfach mit einem interessanten Songtitel daher und denke mir etwas dazu aus. Ich lasse meine Gedanken schweifen und rücke mir dann alles so zurecht, dass es zu dem Song passt. Die Werke von H. R. Giger sind da ebenfalls eine große Inspiration für mich. Die gesprochene Passage in „Disciples Of The Hex” war zum Beispiel einfach nur eine Beschreibung seines Werkes „Anima Mia“. Ich habe einfach nur beschrieben, was ich sah, und das passte einfach perfekt zum Thema dieses Songs.

damnation´s hammerDaniel: Lass uns auch mal über das „Konzept” von „The Hex” reden, das sich wie ein roter Faden durch alle Eure Veröffentlichungen zieht, ja? Das Demo „Serpent´s Wrath” enthielt den Song „The Hex”, Euer Debüt „Disciples Of The Hex” hatte „The Hex II”, und auf Eurem neuen Album ist schließlich „The Hex III” zu finden! War das von Anfang an so geplant, oder hat sich dss eher zufällig ergeben?

Tim: Gut erkannt! Das war natürlich Absicht! Der erste Teil von „The Hex” wurde von dem Celtic Frost-Song „Tears In A Prophet´s Dream” inspiriert. Ich wollte auf dem Demo eine atmosphärische Klangcollage in diesem Stil haben. Es wurde tatsächlich wirklich „geschrieben”, im wahrsten Sinne des Wortes! „The Hex“ beeinflusste dann wiederum natürlich den Songtitel „Disciples Of The Hex”. Interessanterweise ist der Herzschlag, der bei „The Hex III” auf dem neuen Album zu hören ist, der meiner Tochter, als sie noch im Mutterleib war.

Daniel: Werdet Ihr diese Konzept auf Euren nächsten Veröffentlichungen den auch weiterhin beibehalten?

Tim: Ja, ohne Zweifel wird es auf jeder weiteren Damnation’s Hammer-Veröffentlichung eine neue Version on „The Hex“ geben. Wir benutzen „The Hex III“ auch live zwischen den Songs, um eine düstere Atmosphäre einzufangen, während wir unsere Instrumente stimmen und einen Schluck trinken.

Daniel: Euer Debüt-Album „Disciples Of The Hex” wurde erst 2012 veröffentlicht; ganze fünf Jahre nach Gründung der Band. Warum hat es so lange gedauert? 

Tim: Wie bereits erwähnt, hatte ich zunächst nicht die richtigen Musiker dafür gefunden. Ich muss mit den Leuten auf einer Wellenlänge sein, wenn ich solche Musik erschaffen will. In der Besetzung, die „Disciples Of The Hex“ eingespielt hatte, saß noch Steve, ein alter Freund von mir, hinterm Schlagzeug. Er lebt auf der Isle Of Man, einer kleinen Insel zwischen England und Irland, falls Du das nicht wissen solltest. Ich schickte ihm die Songs mit Klick per E-Mail, und er trommelte sie daraufhin ein. Diese Situation war nicht gerade ideal, wie Du Dir vorstellen kannst. Es war frustrierend und zeitaufwendig. So ist das erste Album entstanden. Als ich dann endlich alle Schlagzeug-Spuren zusammen hatte, habe ich mich mit unserem Produzenten Mark Mynett zusammengesetzt und alle Gitarren live eingespielt. Zu der Zeit war Steve der einzige Schlagzeuger, den ich kannte. Wir hatten also keine andere Wahl.   

Daniel: Wie seid Ihr mit I Hate Records in Kontakt gekommen, die Euer Debüt veröffentlicht hatten? Warum habt Ihr den Deal nach nur einem Album wieder verloren?

Tim: Tatsächlich umfasste der Vertrag nur ein Album. Ich spielte ihnen auch „Unseen Planets, Deadly Spheres” vor, aber sie waren nicht interessiert an einer Veröffentlichung. Aber um ehrlich zu sein, ist I Hate Records auch ein Doom-Label, und Damnation’s Hammer ist keine reine Doom-Band. Ich würde uns eher als Doom-geladenen Metal bezeichnen, oder als „Very Heavy Metal“.  

Daniel: Bei Eurem neuen Album „Unseen Planets, Deadly Spheres” handelt es sich um eine Eigenpressung. War das nicht sauteuer? Und gab es keine geeigneten Labels, die an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wären?

Tim: Oh ja, das war verdammt teuer! Wir haben das Album selbst veröffentlicht, weil es nur wenig Interesse seitens der Plattenfirmen gab. Wir haben das Album an 54 verschiedene Labels geschickt und waren selbst überrascht, dass kein vernünftiges Angebot reinkam. Ein paar waren auch dabei, wo wir hätten draufzahlen müssen. Ich bin eigentlich immer davon ausgegangen, dass es idiotensicher für Labels sei, wenn man ihnen ein komplett fertiges Album vorsetzt. Sie einfach nur einen Barcode reinsetzen und es rausbringen müssen; mehr nicht. Es gab aber auch positive Resonanzen, zum Beispiel von Nuclear Blast USA, aber denen waren wir zu klein. Auch Season Of Mist haben uns sehr für unser Album gelohnt, aber wir passen nicht wirklich in deren Konzept. Aber natürlich wollten wir, dass die Leute unser Album hören. Deswegen haben wir es dann schließlich selbst veröffentlicht. Wir haben es als Digipack mit Booklet rausgebracht, damit es auch nach etwas aussieht. Ich bin sicher, dass „Unseen Planets, Deadly Spheres” seine Hörer finden wird. Bisher gab es viele positive Kritiken. Bau Dir etwas auf, und sie werden kommen!  

Daniel: Ich mag den kraftvollen Sound des Albums total! Wo und mit wem habt Ihr aufgenommen?

Tim: Danke! Ja, eine gute Produktion ist sehr wichtig, und sie ist besser geworden, als wir uns das vorstellen konnten. Das Album von Mark Mynett produziert, gemischt und gemastert. Er ist Dozent für Musikproduktionen an der Universität in Huddersfield, hier in England. Er kennt sich also richtig gut aus. Das Schlagzeug und die Gitarren haben wir im Studio der Universität aufgenommen, den Gesang und die Gitarrensoli dann bei ihm zu Hause in Manchester.   

Daniel: Ich finde das Cover auch total geil! Wer hat es gemacht? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?  

Tim: Auf das Artwork bin ich vor langer Zeit zufällig im Internet gestoßen. Als ich die Idee hatte, das Bild für unser Cover zu verwenden, suchte ich nach danach im Internet, fand aber weder einen Kontakt, um um Erlaubnis zu fragen noch nach einer geeigneten JPEG-Datei. Ich habe leider keine Ahnung, wer der Urheber dafür ist. Die ursprüngliche Idee war, eines von Beksinskis Kunstwerken zu verwenden. Das hätte uns jedoch 500 Euro gekostet. Also haben wir das gelassen. Vielleicht werden wir das aber in Zukunft doch mal machen, denn ich liebe seinen Stil einfach.   

Daniel: Das Cover schreit ja geradezu nach einer Vinyl-Veröffentlichung. Ist in dieser Richtung irgendetwas geplant?  

Tim: Wir würden wirklich liebend gerne Vinyl machen, aber das würde uns viel zu viel kosten. Zudem hatten wir nicht bedacht, dass uns pro Seite nur neunzehn Minuten und zwanzig Sekunden zur Verfügung stehen würden. Wir müssten bei unserer Albumlänge schon eine Doppel-LP anpeilen, was die Kosten noch weiter in die Höhe treiben würde. Oder wir hätten ein paar Songs dafür streichen müssen.   

Daniel: Wie Du bereits erwähnt hattest, spielt Ihr auch live. Werden wir jemals die Gelegenheit bekommen, Euch mal auf deutschen Bühnen zu erleben? Oder habt Ihr vielleicht auch schon einmal hier gespielt, und ich habe es nur nicht mitbekommen?

Tim: Ja, wir spielen so oft wie möglich live. Wir haben schon auf ein paar kleinen Festivals hier in Großbritannien gespielt. Wir haben Anfang 2017 sogar das Glück gehabt und vor Sacred Reich auf deren Tour gespielt. Das war eine tolle Erfahrung für uns. Natürlich klingen wir völlig anders als sie, und wir wussten nicht, wie wir bei ihren Fans ankommen würden. Wir mussten uns aber nichts vormachen, und alles hat gut geklappt. Der Auftritt in Glasgow ist sogar bei Youtube zu finden, falls ihr Interesse habt. Wir haben einen Die Hard-Fan namens Roger, der bis auf einen verpassten Gig alle unsere Konzerte gesehen hat. Er hat ein paar unserer Konzerte mitgeschnitten und uns zur Verfügung gestellt. Wir wollen solche Aufnahmen ebenfalls veröffentlichen und haben ausschließlich dafür eine weitere Bandcamp-Seite eingerichtet, die „Reciting The Hex“ heißt und extra für solche Aufnahmen gedacht ist. Wir würden übrigens liebend gerne mal in Europa spielen!  

damnation´s hammerDaniel: Wenn Leute jetzt an Eurem Zeug interessiert sein sollten, wie kann man am besten mit Euch in Kontakt treten und Euer Zeug bekommen? Und sind alle Eure Veröffentlichungen überhaupt noch erhältlich?

Tim: „Unseen Planets, Deadly Spheres” gibt es auf unserer Bandcamp-Seite: https://damnationshammer.bandcamp.com/. Wir haben auch noch ganz wenige Exemplare von „Disciple Of The Hex”. Unser Demo ist allerdings ausverkauft.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Damnation´s Hammer aus?

Tim: Wir sind immer noch offen dafür, unser neues Album über ein Label zu veröffentlichen, wenn es dazu kommen sollte. „Disciples Of The Hex” wurde schließlich auch erst in Eigenregie veröffentlicht, bevor es zur Veröffentlichung durch I Hate Records kam. Wir wollen dieses Jahr so viele Gigs wie möglich an Land ziehen und live spielen. In der Zwischenzeit schreiben wir weiterhin neue Songs. Wir haben schon ein paar Ideen für den Nachfolger von „Unseen Planets, Deadly Spheres“. Wir werden uns noch eine Weile die Zeit vertrieben.   

Daniel: Na gut, Tim! Das Schlusswort soll Dir gehören!

Tim: Danke für das Interview und Dein großartiges Review, Daniel! All Hail!

http://www.damnationshammer.co.uk/

https://www.facebook.com/Damnations-Hammer-192388110818548/

https://damnationshammer.bandcamp.com/

https://recitingthehex.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller