EPICA, VUUR, MYRATH

Köln, Essigfabrik, 14.11.2017

 

Und mal wieder Epica. Freunde und Fans von meinen Konzertfotografien wissen, dass ich Simone Simons nicht nur für eine der besten sondern insbesondere auch eine der attraktivsten Sopranistinnen im female fronted Symphonic Metal halte. Ergo darf ich mir eigentlich keine Tour von ihr entgehen lassen. Meine letzten Shots stammen von 2015. Da waren sie mit ihrem damaligen Album "The Quantum Enigma" auf Promotour. "The Holographic Principle" ist seit Oktober 2016 auf dem Markt und nun endlich beehren sie uns mit vier Gigs in Deutschland. Neben Berlin, Hamburg und München ist heute die Essigfabrik in Köln das Ziel der Symphonic Metaller und all ihrer Fans. Um der Tour noch die nötige Promotion mitzugeben, tauschte man im Tournamen kurzerhand "Holographic" in "Ultimate" aus nannte sie so "The Ultimate Principle Tour", die ab Mitte Oktober 2017, nach einer langen Reise durch die Vereinigten Staaten von Amerika, nach Europa rüberkam. Leuven in Belgien läutete am 17. Oktober den Tourstart in Europa ein. Mit im Gepäck sind Myrath aus Tunesien und die niederländischen Vuur, ein weiteres Sideprojekt von Anneke van Giersbergen.

Myrath - live - 2017Ich bin ein Dussel, Volltrottel zu Deutsch und das bewahrheitet sich auch heute wieder. Völlig in Gedanken programmiere ich mein Navi, in dem ich den letzten Aufenthalt in Köln suche und eingebe, mit dem Gedanken, dass das die Essigfabrik in Köln ist. Vermeintlich früh genug in der Nähe angekommen, suche ich mir einen Parkplatz und mache mich auf den Weg. Im Handy forsche ich dann nach der richtigen Adresse und stelle fest, dass ich von der Essigfabrik doch ziemlich weit weg bin, da mich das Navi in die Nähe der Live Music Hall navigiert hat. Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, dass ich relativ selten in Köln bin und so die einzelnen Veranstaltungsorte doch noch immer wieder verwechsel. Nun schon etwas gestresst, jumpe ich zum Auto zurück und gib ordentlich Gas. Dumm nur, dass ich leider keinen direkten Weg nehmen konnte, sondern nochmal über die Rheinbrücke musste und nun rennt die Zeit richtig davon. An der Essigfabrik angekommen, diese dürfte nahezu "sold out" melden, kriege ich noch den hinterletzten Parkplatz und nun heißt es richtig sputen. Nach ein paar Verwirrungen bezüglich der Akkreditierung schaffe ich es dann nassgeschwitzt noch zum zweiten Song in den Graben bei Myrath. Zitternd kriege ich noch ein paar vernünftige Shots hin, kann mich auf die fünf Tunesier aber nicht wirklich konzentrieren. Stilistisch ist das melodischer Power Metal mit orientalischem Beigeschmack und symphonischen Kredenzien, nicht ganz weit weg von Orphaned Land. Der langhaarige Sänger Zaher Zogarti macht dabei mit gut akzentuierten und etwas angerauten Vocals eine ziemlich famose Figur und weiß auch die Fans richtig bei Laune zu halten, beziehungsweise ordentlich zu pushen, so wie es sich für einen Support gehört. Nach den ersten drei Songs verlassen wir den Graben, so dass wir der ansehnlichen Bauchtänzerin, diese ist aber europäischen Ursprungs und hat eine ziemlich tolle Figur, nämlich nur wenig Bauch, leider, wie alle anderen nur aus dem Publikum folgen und ablichten können.

Setlist Myrath: Jasmin, Believer, Get Your Freedom Back, Storm Of Lies, Merciless Times, Beyond The Stars

 

Vuur - live - 2017Um 20:20 Uhr hüpfen Vuur auf die Bühne. Meine Vorbereitung auf diesen Gig war mal wieder unter aller Sau und so bin ich, ob der blonden Fronterin, doch erst mal richtig überrascht. Mann, das ist ja Anneke van Giersbergen. The Gathering habe ich leider nie gesehen, obwohl, was man noch für bezahlbare Münze bekommen kann, habe ich natürlich auf Platte. The Gentle Storm, das Projekt mit Arjen Lucassen und Anneke van Giersbergen, sah ich 2015 auf dem Rockharz und auch Ayreon, das musikalische Überprojekt von Herrn Lucassen, bei dem Anneke natürlich ins Mikro trällern darf, ist mir, zumindest auf CD und Vinyl geläufig. Vuur haben nach eigenen Worten der Fronterin die Melancholie von The Gathering und viele Elemente von The Gentle Storm, klingen aber insgesamt rauer. Die Band kam erst 2016 zusammen, debütierte 2017 mit "In This Moment We Are Free" und hatten am 9. Juni 2017 in Leeuwarden ihren ersten Auftritt. Der heutige Gig dürfte also für die meisten anwesenden Gäste eine Premiere darstellen und die dargebotenen Songs noch sehr neu sein. Der Stimmung tut aber keinen Abbruch und Anneke und ihre vier Jungs werden ordentlich abgefeiert. Übrigens macht die Sängerin auch an der Klampfe eine richtig gute Figur und bangt dabei ab, wie Schmitzkatze. Einfach Hammer diese Frau. Selbstredend werden das The Gentle Storm Cover "The Storm" in der Mitte des Sets und "Strange Machines" (The Gathering Cover) am meisten abgefeiert.

Setlist Vuur: Sail Away - Santiago, My Champion - Berlin, The Storm, Save Me - Istanbul, Days Go By - London, Your Glorious Light Will Shine - Helsinki, Strange Machines

 

Epica - live - 2017Epica stehen für female fronted Symphonic Metal in Perfektion mit druckvollem Bombastsound, einer immer wieder absolut überzeugenden Lightshow durch zügig wechselnde Spots, im Hintergrund angebrachter Lichtleisten sowie pointiert eingesetzter Nebelwolken, einer toller Stimme der heute im zünftigen "Schwarzen" gekleideten Sopranistin Simone Simons und engelsgleicher, langer roter Haare, die zu Fotostudien in künstlich erzeugten Luftturbulenzen einladen sowie fetten Growls des obergenialen Gitarristen Mark Jansen. Nach dem orchestralen Opener "Eidola", prescht "Edge Of The Blade", die Singleauskopplung vom letzten Album fett voran und sorgt für die ersten Headbanger- und Jubelattacken, gefolgt vom metallischen "Fight Your Demons". Bei "The Obession Devotion" mit choralen Elementen geht es um die Liebe. "The Holographic Principle - A Profound Understanding Of Reality" ist ein opulentes Meisterstück der neuen Scheibe. Dem Vorgängeralbum wird dann mit "Victims Of Contingency", optisch mit tollen Lichtleisten aufgewertet und "Unchain Utopia" gefrönt, ehe es mit Cry For The Moon" in eine kurze Pause geht. Mit fettem Intro in Form der Melodie von "We Will Rock You" von Queen von Coen Janssen am beweglichen und auch mal am Körper getragenem Umhängekeyboard wird das großartige Sancta Terra intoniert. Es folgt das mit tolles Hooks ausgekleidete "Beyond The Matrix" bei dem sogar ein Circle Pit in den Boden der Fabrik gestampft wird, ehe mit dem Klassiker "Consign To Oblivion" und nochmals Jubel, Trubel, Heiterkeit ein mal wieder glorreicher Epica-Abend zu Ende geht.

 

Setlist Epica: Edge Of The Blade, Unleashed, Fight Your Demons, The Obsessive Devotion, Universal Death Squad, The Holographic Principle - A Profound Understanding Of Reality, Victims Of Contingency, Unchain Utopia, Cry For The Moon, Sancta Terra, Beyond The Matrix, Consign To Oblivion

 



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey