VINTAGE COLOUR - Man sollte sich mehr einer Leidenschaft wie Musik widmen


Es gibt mittlerweile unzählige kleine, lokale Bands, die akribisch arbeiten und sich auf der Bühne auf gut Deutsch gesagt „den Arsch abspielen". Dennoch bekommt man dies nicht immer mit. Zu diesen Bands gehören auch Vintage Colour aus dem Raum Unna/Dortmund. Ursprünglich starteten sie als reine Instrumental-Band, haben jetzt aber mit Martina Grasmück auch eine Sängerin am Start, was das gerade in Deutschland sehr beliebte Schubladendenken noch etwas schwieriger gestaltet. Live konnten sie sich schon einen sehr guten Ruf erspielen. Nun ist es an der Zeit, der Band auch eine größere Plattform zu bieten, damit sie mehr Aufmerksamkeit bekommen. Verdient haben sie es allemal. Ich sprach mit Schlagzeuger Michael Wieczorek über das Konzept und den Werdegang von Vintage Colour.

logoDaniel: Hi Micha! Na, alles klar? Fangen wir mal ganz vorne an: Wann und wie kam es zur Gründung von Vintage Colour?

Michael: Hi Daniel! Ja, alles gut soweit; danke der Nachfrage. Zur Gründung von Vintage Colour kam es 2015 auf dem jährlichen Rock Hard Festival in Gelsenkirchen. Thomas und ich haben in alten musikalischen Zeiten geschwelgt und kamen auf die Idee, eine neue Band zu gründen. Da wir genau zehn Jahre zuvor zuletzt in einer gemeinsamen Band gespielt haben, war es für uns Zeit, mal wieder etwas Neues gemeinsam zu beginnen.

Daniel: Wie habt Ihr Euch kennengelernt? Kanntet Ihr Euch vorher schon und wolltet vielleicht immer schon gemeinsam Musik machen?

Michael: Ja, wir kannten uns schon viele Jahre vorher. Kennengelernt haben wir uns in einer gemeinsamen Band.

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Michael: Ja klar. Wie das halt so ist. Jeder sammelt in verschiedenen Bands seine ersten eigenen Erfahrungen, später dann zusammen.

Daniel: Der Bandname ist ziemlich klangvoll und passt gut zur Musik, finde ich. Woher stammt er? War es ein Songtitel einer Eurer musikalischen Einflüsse oder Ähnliches? Oder sollte er einfach nur gut klingen?

Michael: Wir haben sehr, sehr viel über einen Namen nachgedacht. Wir wollten einen eigenen Namen haben, der leicht zu merken, aber trotzdem eigen ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie es genau dazu kam. Ich kann mich aber nach vielen Logos und Namen und Ideen daran erinnern, dass Thomas den Wunsch nach „Vintage“ im Namen hatte. Ich bin dann auf „Colour“ gekommen, und das war’s dann. Ich sage ihm immer aus Scherz, er ist „alt“ (Vintage), und ich bringe die Farbe (Colour) ins Spiel;-)

Daniel: Ihr bezeichnet Eure Musik als Melodic Doom Rock. Welche Bands haben Euch genau beeinflusst?

Michael: Beeinflusst, würde ich sagen, sehr viele. Man kann es aber nicht auf einzelne Bands reduzieren. Die musikalische Vielfalt und Erfahrung haben Martina, Sebastian, Thomas und ich über die Jahre hinweg gesammelt. Das drückt sich dann auch in unserem Stil wieder. Wenn ich jetzt ein paar Bands nennen würde, dann könnte ich Avatarium, Opeth, Fates Warning, Dream Theater, Iron Maiden etc. nennen. Aber wie gesagt, da spielen so viele Stilrichtungen eine Rolle. Das kann man nicht runterbrechen.

Daniel: Eure CD „Silence“ war eine Instrumental-CD, die noch eher dem Progressive Rock zuzuordnen war. Haben sich Eure Einflüsse verändert, seitdem Ihr eine Sängerin dabei habt?

Michael: Ja und nein. Wir versuchen unseren eigenen Stil nur etwas zu erweitern :-). Die Einflüsse haben sich in der Art geändert, dass wir mit Martina genau die Sängerin gefunden haben, die mit ihrer Stimme perfekt zu den tiefen Tönen der Gitarre und des Basses passt. Sie passt sich perfekt ins musikalische Geschehen ein. Die Grundidee bei der Gründung der Band war damals eine atmosphärische, eigene, lichtintensive Band zu gründen, allerdings rein Instrumental, ohne Gesang. Falls wir über eine Stimme und Stimmfarbe als zusätzliches Instrument damals nachdachten, kam nur eine hohe, klare, aber auch etwas verzerrte Stimme in Frage. Und durch Zufall haben wir mit Martina genau diese auch gefunden. Die Art unserer Musik wollten wir im Grunde beibehalten, was uns auch ausmacht. Mit dem Gesang als neue zusätzliche Möglichkeit, die Musik zu erweitern, frischte alles etwas auf und macht es intensiver. Allerdings werden wir auch nicht davon Abstand halten, einige rein Instrumentale Songs hin und wieder zu schreiben, was auch den Ursprung der Bandgeschichte als Gedanke bedeutet.

Daniel: Ärgert es Euch eigentlich im Nachhinein, dass die CD instrumental ist? Gibt es eventuell Pläne, das Album noch einmal mit Gesang neu aufzunehmen?

Michael: Nein, das ärgert uns nicht. Es ist halt für einige etwas verwirrend, wenn man von einer rein instrumentalen Band zu einer rein klassischen Formation mit Gesang die musikalische Richtung ändert. Dies ändert dann halt auch zwangsläufig die Zuhörer. Einige finden es halt interessanter, einige halt etwas weniger. Aber dies ist ja auch normal bei so einem Wandel. Ja, tatsächlich gibt es nicht nur Ideen, sondern auch schon Ergebnisse. J Wir sind kurz vor dem Abschluss unserer neuen CD mit dem Namen „Moonwalk“. Diese wird einige alte Songs zusätzlich mit Martinas Stimme und komplett neue Songs enthalten.

Daniel: Habt Ihr mittlerweile auch Texte für die alten Songs, oder bleiben sie so wie sie sind?

Michael: Wir haben einige instrumentale Songs von damals neu aufgefrischt und mit Martina erweitert. Natürlich haben wir jetzt auch Texte. Das Schöne dabei ist Folgendes: Bei der Erschaffung der instrumentalen Songs haben wir schon eine Geschichte zum Song oder auch der Stimmung und Atmosphäre. Martina ist dann quasi auf den Zug aufgesprungen und setzt ihren Text auf die Grundidee des Songs auf. Einige instrumentale Songs bleiben auch instrumental, einige haben wir mit dem Gesang erweitert.

vintage colourDaniel: Wie kam es überhaupt, dass Martina als Sängerin in die Band kam? Und war Euch von Anfang an klar, dass Ihr eine Sängerin wollt, oder hat sich das eher zufällig ergeben?

Michael: Wir haben Martina durch Zufall kennengelernt. Im Grunde hatten wir ja vor eine Instrumentale Band zu sein, die nur durch eine klare hohe Stimme erweitert werden könnte, da die Stimmfarbe dadurch besser in die tiefen Töne von Thomas und Sebastian passen würde. Es gab in Essen ein Konzert von Fates Warning, wo Thomas und Sebastian hinwollten. Durch Zufall und Glück ist bei der Fahrgemeinschaft jemand abgesprungen, und Martina ist ins Auto eingestiegen und mitgefahren. Da kam man halt ins Gespräch und schon hatte man einen gemeinsamen Nenner. Da Martina bereits im Saarland, wo sie ursprünglich herkam, ihre musikalische Erfahrung über Jahre mitbrachte, war der Gedanke schnell geboren, sie mal zu uns einzuladen. Es hat auf Anhieb sehr gut gepasst, und wir haben beschlossen, unsere Musik etwas umzukrempeln und Martina mit einzubeziehen. J

Daniel: Lass uns nochmal auf Eure CD „Silence“ zurückkommen. Ihr habt sie in Eigenregie veröffentlicht. War das nicht sauteuer? Gab es keine Plattenfirma, die an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wäre? Oder hat Euch das gar nicht interessiert?

Michael: Na ja, teuer… Wie heißt das so schön: Über Geld redet man nicht. ;-) Eine Plattenfirma kam für uns erstmal nicht in Frage, da wir in Umkreis erstmal einige Erfahrungen sammeln wollten, wie eine instrumentale Musik überhaupt ankommt und Zuhörer findet. Da wir wie damals und auch heute sehr von unserer Musik überzeugt sind, machen wir soweit es geht und so viel wie möglich komplett in Eigenregie; angefangen von den Aufnahmen, Layout, Grafikdesign, Komposing, Internet, T-Shirts, Homepage, Booking über Werbung bis zum Vertrieb… Wir haben noch alles selbst in der Hand und arbeiten auch mit viel Ehrgeiz und Energie daran, so viel wie möglich in Eigenarbeit zu lösen. Ich finde, das kann sich auch hören und sehen lassen. Ich denke, wir werden erst etwas auslagern und abgeben, wenn wir nicht mehr weiter kommen. D wir allerdings erst am Anfang stehen, können wir noch vieles zum Glück alleine machen. Dies spart enorme Kosten für uns. Ich denke, dass eine Plattenfirma erst auf uns aufmerksam werden wird, wenn wir noch häufiger auf die Bühne gehen, viel Werbung machen, der Name bekannter wird und wir eine gute Show abliefern. Da dies allerdings nicht von heute auf morgen geht, kann dies

natürlich auch dauern. Und wer weiß was die Zukunft noch so zu bieten hat…

Daniel: Wie viele CDs habt Ihr eigentlich machen lassen und wo?

Michael: Wir haben 100 CDs, die limitiert und nummeriert sind, als erste und einzige Auflage erstellt.

Daniel: Ihr habt auch ein paar Shirts gemacht. Wo habt Ihr sie machen lassen, und wie viele gibt es davon?

Michael: Die T-Shirts haben wir in Polen durch Freunde herstellen lassen. 150 Stück waren es. Von Girlies S bis Man XL in verschiedenen Farben war einiges dabei. Auf unserer Homepage kann man diese sehen und ebenso bestellen.

Daniel: Ich weiß, dass Ihr auch live spielt. Da Ihr musikalisch schwierig einzuordnen seid, würde mich interessieren, mit was für Bands Ihr Euch so die Bühne teilt?

Michael: Schwierig würde ich jetzt nicht sagen. Es formt sich gerade so, dass es viele Zuhörer erreichen könnte. ;-) Bis jetzt haben wir mit Bands aus verschiedenen Stilrichtungen gespielt.  Von Metal bis Rock über Gothik oder Grunge war da vieles bei. Ich denke, in Zukunft wird es sich mehr und mehr herauskristallisieren, was am besten zu uns passt.

Daniel: Auf Eurer Homepage ist neben den eigentlichen vier Bandmitgliedern noch Fabian Kötter als Lichttechniker (aber ohne Foto) angeführt. Ist er tatsächlich eine Art „fünftes Bandmitglied“? Und begleitet er Euch immer, wenn Ihr live unterwegs seid?

Michael: Ja, Fabian ist ein sehr sehr wichtiger Bestandteil unserer Band. Denn Musik und Atmosphäre nimmt man immer mit den Ohren und den Augen wahr. Mit Fabian haben wir einen sehr erfahrenen Lichttechniker an Bord, der unsere Musik sehr schön mit seiner Lichtstimmung untermalt und wirksam werden lässt. ;-) Er ist quasi immer dabei…

Daniel: Wann, wo und mit wem kann man Euch denn demnächst wieder auf der Bühne sehen?

Michael: Bestätigt ist erstmal der 10.3.2018 in Recklinghausen mit Unicorn Rodeo und der 5.5.2018 mit Sleeping God im JKC Kamen.

Daniel: Wenn man jetzt – nach Lesen des Interviews – an Euren CDs und Shirts interessiert sein sollte, wie kann man am besten mit Euch in Kontakt treten?

Michael: Am besten über die üblichen Wege. Wir sind im Internet vertreten über unsere Homepage, Facebook, Youtube, Instagram oder Soundcloud und vielem mehr…

vintage colourDaniel: Was steht in Zukunft noch so bei Vintage Colour an?

Michael: Ich hoffe, sehr viel ;-)! Wir haben viele Ideen und Aufgaben vor uns; als erstes die neue CD „Moonwalk“ fertigstellen. Danach kommt unser erstes Video. Der Vertrieb unserer Songs und Werbung etc. spielen da auch mit; neue Bandfotos sowieso. Also, man kann sehen, bei uns wird es nie langweilig. Wir haben immer was und irgendwie zu tun…

Daniel: Alles klar, Micha! Dann wäre ich mit meinen Fragen durch. Das Schlusswort soll Dir gehören!

Michael: Erstmal danke Dir, Daniel, für Dein offenes Ohr und Deine Zeit. Ich habe auch Dich als tollen Schlagzeuger und Musikliebhaber kennengelernt. Dadurch komme ich auch schon zum Thema: Ich finde, man sollte sich mehr einer Leidenschaft widmen, wie z. B. Musik oder Malen oder so… Denn das befreit die Seele. In der heutigen Zeit vergessen das halt leider einige Menschen. Denn Musik verbindet, auch wenn man nicht dieselbe Sprache spricht. Mit Vintage Colour wünsche ich mir viele neue Erfahrungen und tolle musikalische Momente. Darüber hinaus noch viel mehr, nur dies würde nun den Rahmen sprengen ;-). In diesem Sinne: Rock on! --VC--

www.vintage-colour.de

https://de-de.facebook.com/vintagecolour.band/

 



Autor: Daniel Müller