FROSTBITER FESTIVAL IV

Wuppertal, Underground, 24.03.2018

FROSTBITER heißt das Festival des Deaf Forever Forums, das in diesem Jahr bereits in die vierte Runde ging, zum ersten Mal in Nordrhein-Westfalen. Das Underground in Wuppertal ist eine etablierte Location für Metalheads und bot einen angemessenen Rahmen für das Event.

Messerschmitt - FBF - 2018Messerschmitt als Opener? Da stimmt was nicht so ganz…“ war ein Kommentar auf der Facebook-Seite der Frostbiter-Veranstaltung. Was damit gemeint war, wurde uns schon nach der ersten Tönen klar, denn bei der 2010 gegründeten Thrash-/Speed Metal-Band aus Remscheid ging von Anfang an gehörig die Post ab. Ein Album haben sie erst draußen. Den Titeltrack, „No Dread To Kill“, der ebenfalls gespielt wurde, kannte ich noch von ihrem 2012er Demo „Speed Demo´n“ her. Simpel gestrickte Songs, dennoch gut gespielt, standen auf der Tagesordnung. Die Musik erinnerte an ganz alte Running Wild der „Gates To Purgatory“-Phase oder die deutschen Warrant, aber auch an Bands wie Hallows Eve oder Iron Angel. Ihre Mucke ist ganz bewusst an den guten, alten Achtzigern orientiert – riffbetont, völlig trendfrei und munter nach vorne losgehend. Dabei steht vor allem das mitreißende Posing und Headbangen der einzelnen Mitglieder im Vordergrund. Die beiden Gitarristen duellierten sich und stachelten sich gegenseitig an. Die Band war ständig in Bewegung. Treibendes Schlagzeug und gelegentliche, geile Backing Vocals sorgten ebenfalls dafür, dass Messerschmitt gehörig in den Arsch traten. Zudem war der Sound für einen Opener schon erschreckend gut, so dass von Anfang an Partylaune im Publikum herrschte. Das konnte ja nur ein toller Abend werden! (Daniel Müller)

Convictive - FBF - 2018Als zweite Band des Festivals betrat Convictive aus Duisburg als Ersatz für Cruda Sorte die Bühne, deren Schlagzeuger wegen einer Fußverletzung ausfiel. Grunzen und Schreien ist eigentlich gar nicht meine Welt, trotzdem war ich fasziniert von Sängerin Jalina (Nachname unbekannt), aus deren Mund biestige Töne kamen, die so gar nicht zu dem Erscheinungsbild eines zierlichen, kleinen Persönchens zu passen schienen. Ihre Musik-Richtung bezeichnet das Quintett als Post Black Metal, und tatsächlich ist die Kombination aus brutaler Black Metal-Härte und melodischen Post Rock-Elementen schwer in eine Schublade einzuordnen, aber live jedenfalls ein interessantes Erlebnis. Die Truppe eröffnete ihr Set mit „Hoffnung“ von ihrem in Kürze erscheinenden Debütalbum „Schemen“ und auch „Asche“ und „Taufe“ werden an späterer Stelle noch präsentiert. Ansonsten gab es drei Stücke von der 2016er EP auf die Ohren – „Obscuritas“, „Öffnung“ und „Gewahrwerden“ – sowie „Das rote Feuer“ von dem Demo „Blutnacht“ und schließlich „Schwarze Meere“ als Zugabe. Inhaltlich beleuchten die Texte das menschliche Verhalten und das Gefühl lebendig zu sein. Letzteres zeigte uns Frontfrau Jalina auf beeindruckende Art und Weise. Weiter so! (Birgit Kuklinski)

Goat Of Mendes - FBF - 2018Für Goat Of Mendes war der Auftritt in Wuppertal ein Heimspiel, befindet sich ihr Proberaum doch quasi um die Ecke. Die Halle war entsprechend voll und das Publikum gespannt wartend, denn schließlich kann man den Wiccan Metal von Goat Of Mendes nicht oft live erleben. Mit Backdrop und seitlichen Banner-Aufstellern sah die Bühnengestaltung professionell aus, und los ging es mit dem Intro „Between Here And Thereafter“ und „The Crow Of War“ vom neuen Album „Hagzussa – Riding The Fence“. Neu im Line-Up sind neben Sutur, Marco und Seeb jetzt Sash am Bass (seit 2016) und Daniel am Schlagzeug (seit 2015). Daniel trägt seinen Spitznamen „Butcher“ zu Recht – ein Drum-Gemetzel vom Feinsten. Vom 1998er Demo-Tape wurde „Of Torque And Antlers“ gespielt (welches 2002 auch auf dem dritten Album „Thricefold“ landete), wieder gefolgt von zwei neuen Stücken: „Maiden, Mother, Crone“ und „Samhain“, deren krachende Gitarren und heidnischen Texte genauso gut ankamen wie die nächsten beiden Songs „The Shaman“ und „Duende“ vom vierten und fünften Album. Mit dem Outro „Closing The Circle” beendeten die Jungs von Goat Of Mendes ihren Gig, der ihnen wirklich sehr gut gelungen ist. Auf eine Zugabe verzichteten sie zugunsten der anderen vier, nicht örtlichen Bands. Dabei hätte ich gerne noch „A Tale Of Doom And Passion“ gehört, welches eigentlich noch auf der Setlist stand! (Birgit Kuklinski)

Deus Inversus - FBF - 2018Deus Inversus, drei Russen und ein neuer deutscher Gitarrist aus Essen, die technisch versierten, satanischen Death Metal spielen, betraten danach die Bühne. Ihr drittes Album „Black Heaven“ erschien im August 2017 und einen Monat später fand die Release-Party im Helvete in Oberhausen statt. Somit stand auch heute das neue Werk im Vordergrund, von dem (bis auf „The Heritage“, „Kingdom Of Sin“, die drei Zwischen-Intros „Prelude“, „Interlude“ und „Overture“ sowie das Outro „Requiem“) sechs Tracks - sogar in chronologischer Reihenfolge - gespielt wurden. Den Opener „Stronghold Empire“ konnten wir zum Schluss als Zugabe sogar noch einmal hören. Von den ersten beiden Alben gab es jeweils nur den Titeltrack, nämlich „Legion Is Our Name“ und „Mastery Over The World“. Der offiziell letzte Song war „The Way Of War“. Schlagzeuger Sergey Polyanin trommelte den kompletten Gig mit Metronom über Kopfhörer und ballerte das Set präzise runter. Gitarrist Sergey Marulin stand wie immer kerzengerade auf der Bühne und nickte höchstens mit dem Kopf. Aber er schien mir heute dennoch bewegungsfreudiger als im September im Helvete. Der neue Gitarrist Lennart Strack hat sich mittlerweile gut in die Band eingefunden, wirkt beim Spielen sicher und headbangte auch ordentlich. Im Vordergrund stand wie immer Bassist und Sänger Dimitry Levin, der die erste Hälfte des Gigs mit Lederjacke absolvierte und immer wieder einen lustigen Spruch auf den Lippen hatte, wie man es von ihm kennt („Gleich trinken wir alle zusammen. Aber erstmal spielen hier.“). Die technisch anspruchsvolle Mischung aus Morbid Angel, Deicide und Immolation kam im Publikum, wo auch Mitglieder von Deathfist, Sabiendas und MadBrain anzutreffen waren, sehr gut an. Mich persönlich störte der klinische, getriggerte Drum-Sound auf Dauer etwas, aber der Spielfreude und dem Druck, der von der Band ausging, tat dies zum Glück keinen Abbruch. Ein geiler, wenn auch intensiver Gig!  (Daniel Müller)

Old Mother Hell - FBF - 2018 Die Newcomer-Band Old Mother Hell wurde als „erdiger Heavy Metal mit dezentem Doom-Einschlag“ angekündigt, und ihre Beliebtheit bei den Mitgliedern des Deaf Forever-Forums war offensichtlich. Erstaunlich, was die drei Herren Bernd Wener (Gesang/Gitarre), Ronald Senft (Bass) und Ruben André (Schlagzeug) auf der Bühne geleistet haben, deren Erstlingswerk „Old Mother Hell“ im Dezember 2017 sowohl im Deaf Forever als auch im Rock Hard zum Demo des Monats gekürt wurde. Ihre Musik ist in der Tat kraftvoll und melodisch. Den Vergleich mit W.A.S.P. konnte ich nicht nachvollziehen, den mit Grand Magus schon eher. Auf der Setlist standen natürlich alle sechs Songs des Demos in chronologischer Reihenfolge: „Another War“, das Midtempo-Stück „Mountain“, „Narcotic Overthrow“, „Howling Wolves“, „Kneel To No God“ und natürlich „Old Mother Hell“, dessen Charme man sich nicht entziehen konnte, egal wie kaputt man war. In Ermangelung weiterer Songs wurde „Mountain“ als Zugabe einfach noch einmal gespielt. Gut gemacht! (Birgit Kuklinski)

Alles in allem ein gelungener Abschluss für das FROSTBITER Festival. In der zum Underground gehörenden Kneipe konnte weiter gefeiert werden und schlau war, wer sich rechtzeitig um ein Hotelzimmer gekümmert hat! Einen herzlichen Dank an die Organisatoren vom Deaf Forever-Forum, Navina Bruchmann und Goat Of Mendes, die den Bands sogar ihr Equipment zur Verfügung gestellt haben. (Birgit Kuklinski)



Autor: Birgit Kuklinski, Daniel Müller - Pics: Britta Rönsch