6TH ANNUAL NITROFEST

Hannover, MusikZentrum, 31.03.2018

Ja, so ist das, wenn man viele Leute, und davon vorzugsweise Musiker, kennt. Da hatte uns Henny Wolter doch beim Nikolaut in Oberhausen von dem Nitrofest erzählt, und dass die Dirty Denims dort spielen; neben den Nitrogods natürlich, aber das alleine war ja schon Anreiz genug, mal in Hannover vorbei zu schauen. So liefen wir dann gegen Mittag mit unserem Motörhome dort ein, und lernten schon mal Teile der Crew und den Veranstalter kennen. Selten wird man so herzlich empfangen; total nette und unkomplizierte Leute. Wir fühlten uns direkt wie zu Hause. Nachdem wir uns dann erst einmal einen Kaffee gegönnt haben, die Kameras bereit waren und das Outfit passte, liefen dann auch schon die Mitglieder der diversen Bands ein. Begrüßung, Shake Hands und der übliche Smalltalk. Schließlich gibt es immer etwas zu erzählen. So verging der Nachmittag recht schnell, und dann war es auch schon fast soweit. Soundcheck fertig, Merchandise-Stände bestückt und nicht zu vergessen: Die Pommesbude war startklar. Zivile Preise auch hier, es brauchte also niemand zu hungern. Eine wirklich prima Location für Veranstaltungen dieser Art.

Nitrofest - Volter - live - 2018In der bereits gut gefüllten Halle betreten nun die Hannoveraner Lokalmatadore von Volter die Bühne. Getreu dem Motto der Nitrogods, „Three Man Are Enough“, brettern sie auch direkt los, und es ist unschwer zu erkennen, dass sie starke Motörhead-Fans sind. Backenbart, Rickenbacker Bass und auch stimmlich ganz nah dran, präsentiert Sänger Gregor, zusammen mit seinen Mitstreitern Harry und Anton, das Programm. Hier werden absolut keine Gefangenen gemacht, sondern man rumpelt mit Vollgas nach vorne und hat die Menge vor der Bühne direkt im Griff. Klarer Heimvorteil, würde ich behaupten, und genau das Richtige zum Vorglühen für die nachfolgenden Bands.

Setlist: A.L.A.P.D, Rock ’N’ Roll Queen, 2 Lane Backdrop, Off To War, Mister Sinister, Rock’N’Roll, Dead Inside, Volter, Över The Top

Nitrofest - The Dirty Denims - live - 2018Als nächste Band sind nun die zu 50 % runderneuerten The Dirty Denims am Start. Die Positionen an Bass und Schlagzeug wurden neu besetzt, natürlich mit Augenmerk auf die ursprüngliche und bewährte Konstellation mit zwei Mädels und zwei Jungs. Und mein lieber Scholli, die Lady am Schlagzeug, Suzanne Driessen, hat einen ordentlichen Bumms. Heute ist erst ihr zweiter Auftritt mit der Truppe, und sie drischt auf die Felle, dass es eine wahre Freude ist! Und Neuzugang Marc Eijkhout am Bass reiht sich exzellent in den Vierer aus Eindhoven ein. Ihr selbstbetitelter Happy Hard Rock sorgt auch jetzt wieder für erstklassige Stimmung, und die Urgesteine der Band, Mirjam und Jeroen, zeigen einmal mehr, wie der Hase zu laufen hat. Ein Auftritt wie aus einem Guss: dynamisch, druckvoll, hier stimmt absolut alles. Das Keyboard hat Mirjam heute zu Hause gelassen. Man drückt das Pedal durch, und vielleicht auch, weil Henny mir vor der Show mit einem Augenzwinkern sagte, hier herrscht Keyboard-Verbot. Aber wenn es einer darf, dann sind es die Dirty Denims. So tobt die Meute. Schweiß, Bier und Rock ’n‘ Roll lassen die Location dampfen. Auf der Bühne ist nicht weniger los. Die Happy Hard Rocker genießen sichtlich den zur Verfügung stehenden Platz und toben energiegeladen über die Bretter, die die Welt bedeuten. Und auf einmal sind sie weg und rocken durch die gesamte Location, im Saal, auf der Empore, einfach überall. Der Funktechnik sei Dank, denn mit Kabeln wären solche Eskapaden nicht möglich. Diese Mischung aus AC/DC, Rose Tattoo, Joan Jett, Ramones und The Donnas zündet einfach jedes Mal auf ein Neues.

Setlist: Fit In Stand Out, One Way Ticket, Dirty Job, Black Cross, Don’t Waste My Time, Make Us Look Good, What I like About, 24/7/365, Can’t Get Enough Of Rock & Roll, Loud Stuff, Hit Me With Your Best Shot, Famous

Nitrofest - Nitrogods - live - 2018Jetzt ist die Truppe an der Reihe, die der heutigen Veranstaltung als Namensgeber dient, die unvergleichlichen Nitrogods. Und wie sollte es anders sein, der Dreier startet wie gewohnt mit der Vehemenz eines Panzergeschwaders. Hier gibt es keine Gefangenen. Jede Location wird im natürlich übertragenen Sinne dem Erdboden gleichgemacht. Gibt es ein Leben nach den Nitrogods? Ein klares Nein ist die Antwort. Henny, Oimel und Klaus rocken das Musikzentrum in Grund und Boden, die Menge feiert jeden Song in höchster Ekstase und moscht, was das Zeug hält. Ich glaube, selbst Lemmy hätte einen Riesenspaß mit den Jungs gehabt. „You Are The Nitrogods, You Play Rock’n’Roll!“ höre ich es imaginär von der himmlischen Bar knurren. Keine Hänger, keine Langeweile, kein unsinniges Gefiedel; einfach nur Mörderspaß! Nicht zu vergessen, das schon traditionelle Bierflaschen-Solo von Schlagzeuger Klaus Sperling. Und als absolutes Sahnetüpfelchen kommt die Zugabe aus der Feder des Meisters. Mit „Overkill“ gibt es kein Halten mehr. Wer jetzt noch ruhig steht, ist entweder total taub oder schon tot. Leute, ihr habt mich wieder mal so richtig positiv fertiggemacht!

Setlist: Rats And Rumours, Roadkill BBQ, At Least I’m Drunk, Gasoline, Boogeyman, Lipsynch Stars, Rancid Rock, Wheelin, A Los Muertos, Damn Right, Black Car Driving Man, Whiskey Wonderland, Wasted in Berlin, Overkill

Nitrofest - Dead Lord - live - 2018Schlussendlich ist nun der heutige Headliner soweit, die Bühne zu betreten. Ein verdammt schwieriger Job für Dead Lord aus Stockholm/Schweden. Den Slot nach den Nitrogods zu belegen, bedeutet, mehr als 150 Prozent geben zu müssen. Die Menge ist einfach durch, und so kämpfen die Retro-Rocker standhaft gegen eine anfänglich recht müde Atmosphäre an. Erst ab der Hälfte ihres Sets sind die Zuschauer soweit regeneriert, dass die Stimmung allmählich wieder Richtung Siedepunkt marschiert. Dabei spielt dieser Verschnitt aus Thin Lizzy, UFO und ähnlich gearteten Bands hervorragend zusammen. Feine Gitarrensoli und eingängige Harmonien zeichnen die Songs aus, und auch wenn das alles nichts Neues ist, kommen die Stücke sehr gut an beim mittlerweile erholten Publikum. Sänger Hakim Krim, Olle Hedenström an der Gitarre, Martin Nordin am Bass und Schlagzeuger Adam Lindmark genießen nun auch sichtlich den entgegengebrachten Applaus und spielen sich in Höchstform. Nun wird auch lautstark nach einer Zugabe verlangt, die natürlich auch gegeben wird; beim ersten Song sogar mit Verstärkung von Jeroen Teunis und Mirjam Sieben von den The Dirty Denims an Gitarre und Gesang. Eine schöne Einlage, die zeigt, wie freundschaftlich das Verhältnis auch hinter den Kulissen ist. Und so zeigt die Uhr nun knapp zwanzig Minuten vor Eins an, und ein großartiges Event geht leider zu Ende. Sollte es terminlich passen, sind wir im nächsten Jahr garantiert wieder dabei!

Setlist: Don’t Give A Damn, Reruns, No Regrets, Because Of Spite, Kill Them All, Never Die, Strained Fools, Too Late, When History Repeats Itself, Hank, Storm, Onkalo, Hammer To The Heart, Ace Of Base



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach