PRIMORDIAL, MOONSORROW, DER WEG EINER FREIHEIT, DEATH THE LEVELLER

Bochum, Matrix, 27.04.2018

Die irischen Primordial um den Ausnahmeshouter Alan Averill haben mit "Exile Among The Ruins" eine neue Longrille auf dem Markt und sind mit den finnischen Moonsorrow auf Co-Headliner-Tour in den europäischen Landen. Ähnliches gab es 2006 schon einmal und in Anlehnung an diese ersten Live-Performance von Moonsorrow titelt auch die aktuelle Tour "Heathen Crusade". Als Support dabei die deutschen Dunkelmetaller von Der Weg Einer Freiheit und, scheinbar auch nur in Bochum am Start, die Iren Death The Leveller als Opener.

 

Death the Leveller - live - 2018Death The Leveller aus Dublin in Irland eröffnen um 19:00 Uhr das heutige Package und überzeugen mit dunklem, metallischen Doom mit einigen Melodic Death Anteilen. Der Vierer dürfte den meisten im Publikum noch recht unbekannt sein, so sie sich erst 2016 gründeten und bislang nur eine EP mit allerdings vier ultralangen Stücken aufweisen können. Drei von diesen Dingern werden heute mit Begeisterung feilgeboten und getreu dem Motto "Three Songs No Flash" bleibe ich demzufolge als bislang einziger Fotograf die ganze Show über im Graben. Bei nur sporadisch helleren Spots und ansonsten eher düsteren Nebenanteilen vergeht die Zeit allerdings wie im Fluge bei gleichsam beschränkter Ausbeute. In den ersten Reihen wird derweil über den Namen der Band gerätselt, so rein gar nix auf irgendwelchen Flyern zu finden ist. Der glatzköpfige Basser Dave Murphy kommt mir irgendwie bekannt vor und Gerry Glince an der Gitarre war schon mal beim heutigen Headliner Primordial unter Vertrag. Sänger ist Denis Dowling und der agiert gar nicht wie ein Anfänger, sondern macht seine Sache richtig gut. 

 

Der Weg eine rFreiheit - live - 2018Der Weg Einer Freiheit kommen aus Würzburg, gründeten sich 2009 und legten mit "Finisterre" in 2017 ihr viertes und bislang letztes Album vor. Der Vierer fröhnt dem dunkelsten aller Metalgenre, im Fachjargon dem Post Black Metal. Dabei schreit / growlt Nikita Kamprad so derbe in das Mikro, dass man die durchweg deutschen Texte kaum verstehen kann. Mal brutal aggressiv mit Aufforderungen zum wildesten Bangen und dann wieder melancholisch, langsam, ja sphärisch werden die Nummern, die da mit "Einkehr", "Skepsis Part I", Zeichen", "Requiem" und "Aufbruch" titeln, performt. Zu Erkennen sind die Metaller in den dichten, der Düsternis angepassten Nebelschwaden kaum.

 

Moonsorrow - live - 2018Um 21:00 Uhr ist dann endlich Zeit für den Co-Headliner. Die finnischen Moonsorrow gründeten sich 1995 und veröffentlichen 2001 mit "Suden Uni" ihren ersten Longplayer. Auf dem Cover ein mythenhafter, fast Mensch gewordener Isegrim und als Opener ein charakteristisches Wolfsgeheul. Mit der Scheibe, die wie alle nachfolgenden Veröffentlichungen in 2008 von Drakkar Records re-released wurden, war es auch mich geschehen, denn von da an, waren die Finnen für mich der Inbegriff des epischen Pagan Metal. Ihre Songs werden durch wahnsinnige Melodiebögen und unglaublich rasante Leadgitarren ausgekleidet und dazu bringt Basser Ville Sorvali eine feine Kreischstimme mit. Überhaupt geben sich die Mythenfanatiker, trotz teils grusligem Facepaintings, wenig böse sondern powern, was das Zeugs hält und leiten immer wieder zum Mitmachen an. Es dürfte kaum möglich sein, dieses epische Flair und den genialen Sound der Platten auch live auf die Bühne zu bringen. Dennoch räumen Moonsorrow gekonnt ab, wenn auch die Songs merklich gleichförmiger klingen. Die letzte Scheibe ist "Jumalten Alka" von 2016. Hiervon gibt es: "Ruttolehto incl. Päivättömän Päivän Kansa", "Mimisbrunn" und "Suden Tunti". "Kivenkantja" von dem gleichnamigen Release aus 2003 ist das älteste Stück des heutigen Abends und wird entsprechend begeistert aufgenommen. Es ist einfach schade, dass sich die Finnen auf den deutschen Bühnen so rar machen und nur vereinzelt bei ein paar Open Airs mal vorbeischauen (zum Beispiel beim Party.San in 2017).

 

Primordial - live - 2018Primordial sah ich das erste und letzte Mal auf dem Rockharz 2016, wo mich die Combo um Sänger / Shouter Alan Averill einfach restlos begeisterten. Es ist diese Mischung aus Pagan- / Viking-Metal, kombiniert mit richtig metallischen Sequenzen und natürlich dieser unglaublich agile, cool posende und wie wild gestikulierende Fronter. Sein Outfit tut das übrige hinzu. Facepainted, gekleidet in abgewetzten Lederklamotten mit dreckigen Bandagen, halt wie ein Zombie aus der Gruft entsprungen. Bei "To Hell Or The Hangman" umgibt er sich stilsicher mit einer Galgenstrick und hängt sich beinahe selber auf. Einerseits betend und knieend wie ein reudiger Sünder, dort sich scheinbar selbst an Kreuz nagelnd und anderseits das eben noch als Kruzifix dienende Mikro wie ein Schwert in den Raum stechend und das Publikum dabei wild zum Mitmachen auffordernd. Der Ire  ist sich auch nicht zu schade selbst in den Graben zu hüpfen und sich von seinen Fans vergöttern zu lassen. Die heutige Setlist mit einer Spieldauer von gut eineinhalb Stunden umfasst insgesamt zwölf Songs. Fünf Tracks, nämlich der Opener "Nail Their Tongues", "To Hell Or The Hangman", "Stolen Years" , Upon Our Spiritual Deathbed" und natürlich der Titeltrack stammen vom aktuellen Album "Exile Amongst The Ruins" und von "To The Nameless Dead" aus 2007 werden vier Perlen, unter anderem die Kracher "As Rome Burns" sowie der abgefeierte Rausschmeißer "Empire Falls" zum Besten gegeben. Die Gang geizt auch nicht mit tollen Licht- und Nebeleffekten und ausreichend Dampf wird auch noch dazu in das alte Gemäuer gejagt.

 

 



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey