NERVENBEISSER - ZEITENWANDEL


Label:ECHOZONE
Jahr:2017
Running Time:46:15
Kategorie: Neuerscheinung
 

So vielfältig kann das Reviewen von CD´s sein. Gestern noch Melodic Death Metal und Classic Rock und heute gibt es mit Nervenbeisser Neue Deutsche Härte, Deutsch Rock oder von mir auch Elektro Rock. Das Duo mit dem Sänger / Komponisten Olaf Seider und dem Gitarristen / Songwriter / Produzent Walter Stobbe, gründete sich bereits 2001. Nach einem Demo und zwei EPs, unter anderem in Zusammenarbeit mit den Darkmetallern von Agathodaimon, erschien 2004 das Album "Geschlechterschlacht". Aufgrund von Differenzen mit dem Label, die sich scheinbar mehr auf die neue NDH-Hoffnung Eisbrecher konzentrierten, ging man danach getrennte Wege. 2009 veröffentliche Olaf mit "Zeitenwandel" ein Soloalbum, bei dem auch Walter mitwirkte. Selbiger gründete 2007 eine Metal-Crossover-Band namens Real Keepers. Nach Auflösung in 2013 kam es dann im Sommer 2014 zu einer Reunion der beiden Mitstreiter und 2015 konnte bei einigen Events das streng limitierte Album "Bondage 2" erworben werden. Mit Danse Macabre Records wurde im gleichen Jahr das Debütwerk aus 2004, in merklich veränderter Form nachgeschoben. Nach Supporttouren, unter anderem mit Stahlmann und Heldmaschine, folgte im Oktober 2017 eine Double-Headliner-Tour mit Hemesath. Kurz darauf wurde über Echozone dann das ursprüngliche Soloalbum von Olaf Seider "Zeitenwandel" im neuen Gewand und mit drei zusätzlichen Bonustracks neu auf den Markt gebracht. So umfasst die Neuauflage insgesamt zehn, durchweg in deutscher Sprache gehaltene Tracks, mit einer Spieldauer von knapp über einer dreiviertel Stunde. Los geht es mit "Tagesablauf" mit unheimlichen Klängen, einem bedrohlichem, erzählenden Flüsterton und dem stetigen Klicken einer Uhr. "Verkehrte Welt" bietet gezügelte Neue Deutsche Härte und elektronische Klänge.

Im Vergleich zu dem im Genre allgegenwärtigen Berlinern mit dem rollenden "R" klingt die Nummer allerdings fast zu zahm. Nach dem etwas langatmigen Einstieg erzeugt das Lied "Ein Letztes Mal" zwar Spannung verbleibt aber wiederum recht drucklos. Nach vermehrt Elektropop und deutlichen Anleihen bei Die Krupps in "Zeitenwandel" gibt es bei "Glücklich Allein" zunächst belangloses Geklimper, ehe es mit Krächzstimme und harmonischen Melodien ordentlicher voran schreitet. "Goldener Käfig" geht mit tanzbaren Rhythmen stilistisch in Richtung Electro Body Music (EBM) mit dunklen Anteilen. Richtig poppig, gespickt mit elektronischer Schräge aber bereits im Ansatz steckenbleibender Boshaftigkeit geht es mit "Du gehst" weiter. "Sieh In dein Herz" zeigt Krächzen, Schreie und dunkle, einfache Beats und auch "Todesengel" kann mit monotonen Tönen, einem einfachen Refrain und differenten Sprachsamples nicht wirklich überzeugen. Den Abschluss bildet das balladesk gehaltene "Alles Steht Still" mit akustischen Klampfen und ziemlich schmantigem Gesang. Trotz Re-Release, Neuabmischung und zusätzlich Bonustracks kommt das Altwerk meines Erachtens nicht an bessere Outputs neuerer Vertreter der NDH / Electro Pop heran und kann demzufolge nur im Mittelmaß stecken bleiben. Eine wirkliche Perle sucht man auf dem Album zudem vergebens. Vielleicht wäre ein neuer Release hier die bessere Wahl gewesen, als der Versuch den Staub der Anfangszeiten abzuwischen.

Note: 5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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