JUDAS PRIEST - FIREPOWER


Label:SONY
Jahr:2018
Running Time:54:18
Kategorie: Neuerscheinung
 

Anfang März 2018 erschien mit "Firepower", das achtzehnte Album der New Way of British Heavy Metal - Legenden Judas Priest. Der letzte Meilenstein der Briten um den mittlerweile sechsundsechzigjährigen Shouter Rob Halford, datiert mit "Painkiller" aus 1990. Später erfolgte der Ausstieg des Sängers, nachfolgend mittelmäßige Metalscheiben mit Tom „Ripper“ Owens als Ersatzsänger und nach der Reunion mit Halford eher ausufernde Konzeptwerke, die nicht bei jedem den gewünschten Anklang fanden, obwohl sich der letzte Output "Redeemers Of Souls", aus 2014 super verkaufte. 2011 wurde K. K. Downing durch Richie Faulkner ersetzt, mit dem merklich frisches Blut in die altehrwürdige Combo einfloss. Mit der Veröffentlichung der Single "Lightning Strike", im Januar 2018, überschlugen sich die Kritiker und umjubelten die Insulaner. Ja, man erwähnte sie zurück in den 90er-Jahre und verglich die Nummer mit Perlen aus "Painkiller", "Ram It Down" und sogar "Screaming for Vengeance" wurde zitiert. Dann der erste Rückschlag, nachdem am 12. Februar bekannt wurde, dass Gitarrist Glen Tipton aufgrund seiner bereits zehnjährigen Parkinson-Erkrankung nicht mehr teilnehmen wird. Er wird auf der kommenden Tour durch Andy Sneap ersetzt, der auch das vorliegende Album produziert hat.

Die erste Platte, Seite A, geht es mit dem Titeltrack "Firepower" los. Der Song hat alles, was einen tollen Metalsong ausmacht. Er geht mit hämmernden Riffern hinein, Rob Halford kratzt stimmlich am Zenit, die Refrains nehmen mit ohne Ende und im hinteren Drittel gibt es noch ein hammergeiles Solo. Man möge wirklich fast meinen, Judas Priest hätten die Zeit, mal eben um knapp zwanzig Jahre zu den glorreichen Zeiten von "Painkiller" zurückgedreht. Auf einem ähnlichen Niveau, in Phasen sogar noch etwas besser bewegt sich "Lightning Strikes" mit stakkatoartig groovenden Sechssaitern, Faulkner / Tipton geben sich in ihren Alleingängen noch etwas verspielter und vor allen Dingen ist die Nummer viel melodischer, mit einem fast sehnsüchtig rüber kommendem Halford in den Wiederholungsteilen. Der Schwergewichtkracher "Evil Never Dies" hält das hohe Niveau, zeigt ein komplexeres Songwriting, überrascht durch den Wechsel von schnellen und langsameren Parts und Rob screamt sich in höllische Sphären. Nach dem dunkler, nachdenklicher gehaltenem "Never The Heroes", Herr Halford intoniert hier brillant und die chorartigen Refrains sind vom Feinsten, groovt "Necromancer" in vermehrt rauer metallischer Manier daher. Vielleicht ist es phasenweise etwas zu lang gehalten und wirkt in einigen Teilen zu glatt gebügelt. Priest bewegen sich aber weiterhin auf hohem Niveau. "Children Of The Sun", erinnert an die zurückliegenden Konzeptalben "Angel Of Retribution" aus 2005 und "Nostradamus" aus 2008 und hat nicht mehr diesen ganz frischen Spirit. Die zweite Platte, Seite C, beginnt mit dem kurzen Instrumental "Guardians", welches einen guten Opener für die bevorstehenden Livegigs abgeben könnte. Dann  geben sich die Briten auf "Rising From Ruins" nochmals besonnen, kritischer und garnieren selbiges mit viel Theatralik und Fülle. Mittelklassige Stampfer mit temporären Anleitungen zum Bangen / Moshen folgen mit "Flame Thrower", "Spectre" und dem späteren "Lone Wolf". Wer nun denkt, dass "Firepower" langsam aber sicher die Luft ausgeht, den muss ich leider schwer enttäuschen. Zugegebenermaßen kommen die Vinylseiten C und D nicht mehr so ganz an die drei ersten Nummern heran. Beim Monstergroover und explosivem "Traitors Gate", belehren sie uns jedoch eines Besseren und greifen mit "Traitors Gate", wo sie aus allen stählernen Rohren schießen, nochmals voll mit fettesten Heavy Metal an. "No Surrender" ist noch so ein Knaller und Metalkracher allererster Güte. Das knapp sechsminütige, als rockige Metalhymne, teils als Metaloper aufgezogene "Sea Of Red" schließt das fast einstündige Album ab.

Mit Judas Priest und ihrem legendären Auftritt in der Dortmund Westfalen Halle beim Rock Pop in Concert - Heavy Metal in 1983, übertragen im ZDF, begann damals, wahrscheinlich wie für viele andere auch, meine Liebe zu dieser "harten" Musik. Ich habe die Scheiben von "Firepower", seit Release, in allen colorierten Ausführungen im Plattenschrank, mich aber bislang nicht getraut selbige zu hören, geschweige denn zu rezensieren. Zu groß war einfach meine Enttäuschung über die letzten Outputs von Iron Maiden, die mich einfach nur kopfschüttelnd zurückließen. Irgendwie hatte ich Angst, dass auch Priest ihren Absprung verpassen, dazu noch die Parkinson-Erkrankung bei Glenn Tipton. Was soll ich sagen? Ja "the priest is back" mit einem guten, starken Album. Egal was die Gazetten schreiben. Nie habe ich ein Meisterwerk erwartet sondern wollte nur eine gute Metalscheibe, so wie es Accept in 2010 mit "Blood Of the Nations" hinbekommen haben. An diese Klasse kommen Judas Priest zwar nicht wirklich heran, kreieren aber mindestens fünf saugeile Nummern, wenig Füllwerk und ansonsten, saubere Mittelklasse.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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