IMMORTAL - NORTHERN CHAOS GODS


Label:NUCLEAR BLAST
Jahr:2018
Running Time:42:14
Kategorie: Neuerscheinung
 

Immortal gehören seit Beginn der Neunziger zu den Mitbegründern und der Speerspitze des norwegischen Black Metal. Ende der Neunziger fingen sie an, melodischer, epischer und langsamer zu werden. Seitdem haben sie mich – ehrlich gesagt – nicht mehr interessiert. Die alte frostige Raserei, die ihre Musik immer ausgemacht hatte, war plötzlich völlig verschwunden. Auch die Soloprojekte von Abbath (I – „Between Two Worlds, 2006, und das selbstbetitele Abbath-Debüt aus dem Jahr 2016) und Demonaz(„March Of The Norse“, 2011) konnten bei mir nicht zünden. Dann kam es innerhalb der Band zum großen Streit: Abbath, der immer das Aushängeschild von Immortal war, verlor einen gerichtlichen Streit über die Namensrechte der Band. Demonaz, der jahrelang nur noch im Hintergrund die Fäden gezogen hatte, bekam ihn zugesprochen und durfte unter dem Namen Immortal weitermachen. Ich hätte nie gedacht, dass er noch so viel Bock auf rasenden Black Metal hat! Das gedrosselte Tempo der letzten Jahre war anscheinend ganz klar Abbath verschuldet.

Denn schon bei den ersten Tönen des Openers, der gleichzeitig auch der Titeltrack ist, wird klar, dass Immortal endlich wieder schnellen, wütenden und frostigen Black Metal spielen, den ich ihnen nach dem Einheitsbrei der letzten Jahre nicht mehr zugetraut habe! Hier geht´s richtig ab! Die schnellen, dünnen Gitarren strotzen nur so vor klirrender Kälte, ebenso der dünne und transparente Schlagzeug-Sound von Drummer Horgh, der der Band ebenfalls nach der Trennung von Abbath geblieben ist. Der Kreischgesang von Demonaz klingt richtig angepisst. Seine Wut der letzten Jahre muss endlich raus! Obwohl die Musik stur geradeaus ist, klingt sie dennoch immer besessen und chaotisch; fast wie zu alten „Battles In The North“- und „Blizzard Beasts“-Zeiten. „Gates To Blashyrkh“ erinnert noch etwas an die spätere, epische „At The Heart Of Winter“-Ära, klingt aber weniger bombastisch. Ihr größter Hit war 1995 „Blashyrkh (Mighty Raven Dark)“. Textlich wurde dieser auch zwei weitere Male verwurstet, nämlich in „Gates To Blashyrkh“ und „Mighty Raven Dark“, bei denen es sich beide Mal nicht um eine Neuaufnahme des Klassikers handelt. Natürlich bleiben die ersten beiden Alben nach wie vor unerreicht, aber dass Immortal Anno 2018 mal wieder an die späteren Glanztaten Mitte bis Ende der Neunziger rankommen würden, hatte ich in dieser Form nicht erwartet! Nach Marduk die zweite alte skandinavische Black Metal-Band, die mich erstmals seit Jahren wieder mit einem neuen Album begeistern kann! Respekt!

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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