DESASTERKIDS, VENUES

Köln, Tsunami Club, 15.09.2018

Venues - live 18 -2Heute gibt es für uns mal eine Premiere, der Besuch des Kölner Tsunami Clubs. Diese Location, welche früher unter dem Namen „Between“ geführt wurde, haben wir bislang unter der neuen Führung noch nicht bedacht. Mitten in der Kölner Südstadt gelegen, war natürlich der erste Schritt zuhause mal danach Ausschau zu halten, wo denn eventuelle Parkmöglichkeiten zu finden sind. Ach du Schreck, an dem Wochenende ist im „Frings Veedel“, zu Deutsch „Severins Viertel“, das wohl bekannteste Straßenfest Kölns anberaumt. Nämlich „Dä längste Desch vun Kölle“, für Nichtrheinländer „Der längste Tisch von Köln“, der seit neununddreißig Jahren jede Menge Schlemmereien und noch mehr Kölsch anbietet. Somit sind fast alle Zufahrtstraßen gesperrt, und die sowieso schon raren Parkplätze komplett ausgelastet. Bleibt nur das Parkhaus am Rheinau Hafen, zwar recht teuer aber mit knapp sechshundert Meter Entfernung zur Location noch akzeptabel. Da noch ein Interview mit Sängerin Nyves ansteht, sind wir also zeitig vor Ort und treffen zum Soundcheck in dem Kellerclub ein. Aufgrund der Lautstärke und mangels gescheitem Backstage Bereich verlegen wir das Interview kurzerhand nach draußen und treffen dann erst kurz vor Konzertbeginn wieder ein. 

Venues - live 18 -3Pünktlich auf die Minute, starten jetzt die Venues ihre Show. Die Band nannte sich anfänglich „Break Down A Venue“, entschloss sich aber dann den etwas sperrigen Namen abzulegen. Das mal nur am Rande erwähnt. Die Jungs und das Mädel aus Stuttgart rocken jedenfalls den Club wie die Hölle, und schmettern ihren erfrischenden Post Hardcore unbekümmert in die Ohren, des teilweise noch sehr jungen Publikums. Das macht großen Spaß und ich staune über die komplexe Musikalität der Songs. Ein wenig erinnert es mich an die italienischen Alternative Meister von Lacuna Coil, die ich auch sehr gerne höre und immer wieder live bewundere. Goldkehlchen Nyves, hat eine ähnlich prägnante Stimme wie Christina Scabbia und trotz einer fetten Erkältung, kommt ihre Stimme hier hervorragend zur Geltung. Dazu setzt der Growler Robin Baumann die nötigen bösen Akzente. Sicherlich eine zu Genüge bekannte Konstellation aber die Venues haben ihren absolut eigenen Stil dazu entwickelt. Venues - live 18 -4Zu keiner Sekunde habe ich dieses "schon tausendmal gehört" Gefühl. Ganz behutsam gibt man auch die eine oder andere Prise Popappeal dazu aber nie so viel das es kitschig wird. Metal ist definitiv das Grundgerüst, sehr modern und doch wiederum noch mit einem feingesponnenen Rockkonstrukt als Fundament. Eigentlich logisch, dass das noch recht junge Label Arising Empire, von Nuclear Blast Gründer Marcus Staiger, dem Sechser einen Vertrag angeboten hat. Immerhin hat man schon Szenegrößen wie Spoil Engine, The Charm The Fury, Betontod oder Any Given Day unter Vertrag. Da passen natürlich die Venues ausgezeichnet in das Portfolio. Aber zurück zur Bühne, der kurzweilige Auftritt geht leider viel zu schnell zu Ende. Bis auf das Stück „No Roses For A Life Lost“, von der Debüt EP im Jahre 2015, stammen die Lieder alle vom aktuellen Album “Arise“, das im Juli diesen Jahres veröffentlicht wurde. Und wie mir die Band mitteilte, wird auch irgendwann eine Vinylversion davon veröffentlicht. Direkt im Anschluss steht man auch schon am Merchandise Tisch bereit und sucht den Kontakt zu den Fans. Eine klasse Band, die es lohnt anzusehen! Verpasst sie nicht!

Setlist: We Are One, The Epilogue, My True North, Fading Away, Dilemma, Nothing Less, Star Children, No Roses For A Life Lost, Ignite

 

Desasterkids - officialNach dem wahrhaften Tsunami der Vorband, geht es jetzt an den Umbau und ich stelle mit Entsetzen fest, dass unser Kamerakku sich verabschiedet hat. Die Reserve liegt natürlich zu Hause auf dem Schreibtisch. Daher müsst ihr leider auf ein Live-Foto der jetzt folgenden Desasterkids verzichten. Die Hintergrundmusik wird plötzlich lauter und es ertönt die alte Europe Schnulze „The Final Countdown“. Ist das jetzt schon das Intro oder nur ein Gag vom Club. Ich finde es nicht mehr heraus und jetzt legen die teilweise schwerstens tätowierten Jungs aus Berlin los. Sänger Andi Phoenix und Gitarrist Iain Duncan sind dem einen oder anderen vielleicht noch bekannt von der Band We Butter The Bread With Butter. Mit durchgetretenem Pedal, geht es hauptsächlich durch die neuen Stücke des aktuellen Albums „Superhuman“ aber auch Stücke aus den beiden Vorgängeralben werden präsentiert. Die tobende Meute vor der Bühne honoriert die Performance der Jungs dann auch ordentlich. Eine überaus schwitzige Angelegenheit für so einen kleinen Kellerclub. Hier zeigt sich leider mal wieder, dass es immer noch Mitmenschen gibt, die Duschen für absolut überbewertet halten. Meistens solche Zottels, die bei vierzig Grad Raumtemperatur mit Parka und Mütze dastehen. Das tut natürlich der Musik keinen Abbruch aber ich bin stark bemüht, mich aus dieser Duftzone zu entfernen. Alles in allem ein gutes Paket für kleines Geld, inklusive kostenlosem Meet und Greet nach der Show. Einzig mit der Merchandise Firma sollten die Herren mal ein ernstes Wörtchen reden. Ein Stoffturnbeutel für zwanzig Tacken geht gar nicht. Die kosten selbst bei Gruppen der Oberliga selten mehr wie einen Zehner.

Setlist: Chasing Ghosts, Break Me, Walking Alone, I Do What I Do Because Fuck You, #famefamefame, Break Down The Walls, Slave, Dark Days, Bulletproof, Oxygen, Harlot Killer, #sicksicksick, Find What You Love



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach