SWEEPING DEATH - Einen Refrain sollte man mitsingen können!


Dass ich mit Abstand die meisten Interviews für CROSSFIRE mache, ist allgemein bekannt. Ungewöhnlich ist jedoch, dass eine Band zweimal zu Wort kommt. Spontan fallen mir da nur Sinner, Universe und Burial Vault ein. Nun gesellen sich auch die Newcomer Sweeping Death ins dieses Tirumvirat. Dabei ist das erste Interview mit den Süddeutschen gerademal anderthalb Jahre her. Trotzdem ist seitdem eine ganze Menge passiert. Die komplette Bandgeschichte hatten wir ja schon im ersten Interview durchgekaut. Nun lässt Sänger Elias Witzigkeit auch das letzte Jahr ausführlich Revue passieren!

logoDaniel: Hi Eli! Na, alles klar? Schön, mal wieder ein Interview mit Dir zu machen! Unser erstes fand erst im letzten Jahr statt. Seitdem ist einiges passiert! Lass uns doch zunächst mit Eurer EP „Astoria“ anfangen! Sie war ziemlich schnell ausverkauft, und es gab noch im letzten Jahr eine Neuauflage. Wie hoch waren beide Auflagen überhaupt?

Eli: Hallo Daniel! Vielen Dank für die Möglichkeit wieder mit dir über Sweeping Death und unser neues Album „In Lucid“ zu sprechen. Um noch kurz etwas über „Astoria“ zu sagen: Ich denke, für eine junge Band war die EP ein perfekter Start. Wir haben um die 45 Gigs damit im letzten Jahr gespielt. Da entwickelt man schon eine besondere Beziehung zu den sieben Songs, vor allem, wenn man im Vorprogramm von Bands wie Sepultura oder Destruction auftritt, die alle einen riesigen Katalog an Material haben. Umso mehr hat es uns natürlich gefreut, dass so viele Leute Interesse an unserer Scheibe hatten/haben. Wie viel wir genau verkauft haben, kann ich Dir gar nicht sagen. Wir haben nie irgendwas richtig aufgeschrieben und auch einige verschenkt, aber ich denke, insgesamt waren es um die 1000 CDs.

Daniel: Auf der Neuauflage war ein Bonustrack drauf, „Sonic Magic“. War der bereits zur Erstveröffentlichung fertig? Oder ist der erst später entstanden?

Eli: „Sonic Magic“ war immer ein besonderer Song für uns. Ich glaube, es war einer der Allerersten, die wir überhaupt als Sweeping Death geschrieben haben. Der Gesang war bloß nie fertig. Ich habe es einfach ewig nicht geschafft, genau das drauf zu singen, was der Song verdient hatte. Nach Release der EP verstrich einige Zeit bis unser Bassist Andreas mit der Idee kam, den Song nochmal zu überarbeiten. Zusammen haben wir dann alle Gesangslinien neu ausgearbeitet und ihn aufgenommen. Besonders der Text von „Sonic Magic“ liegt mir am Herzen. Ich habe davor auch schon immer versucht, echte Emotionen in einen Text einfließen zu lassen, ohne das am Ende etwas dabei rauskommt, was über die Zeit an Gültigkeit verliert. Bei „Sonic Magic“ ist mir das gelungen.

Daniel: Ich ärgere mich als Sammler immer, wenn es kurze Zeit später eine Neuauflage mit Bonustracks gibt. Einerseits wollen Bands und Plattenfirmen, dass man das Album kauft, andererseits ist der Käufer immer der Dumme, der von einem Album immer gleich mehrere Versionen kaufen muss, um alle Songs zu haben. Warum habt Ihr Euch zu diesem Schritt entschlossen? „Sonic Magic“ hätte von der musikalischen Ausrichtung her doch auch locker auf das neue Album „In Lucid“ gepasst…

Eli: Textlich stimme ich Dir da voll zu! Aber musikalisch sehe ich „Sonic Magic“ als Teil von „Astoria“ und vor allem als Teil der Anfangszeit der Band. Grund für die „Astoria - Special Edition“ war kein Wirtschaftlicher oder so. Wir wollten den Leuten einfach etwas für die Unterstützung zurückgeben, die wir bis dahin schon bekommen hatten. Und da wir dann eh keine CDs mehr hatten und nachbestellen mussten, war das die perfekte Gelegenheit. Von der Neuauflage haben wir auch noch welche, also noch kann die Scheibe auch bestellt werden. Nachbestellen werden wir aber dann nicht mehr. Der Fokus liegt jetzt zu 100 Prozent auf dem neuen Album.

Daniel: Apropos neues Album: Zwischen EP und Album ist nur etwas mehr als ein Jahr vergangen. Das ging ziemlich schnell! Waren einige Songs bereits fertig geschrieben, als die „Astoria“ EP erschien?

Eli: Nein. Der Grund warum „jetzt schon" ein neues Album erscheint, ist unser Sieg beim Metal Only-Contest. Da konnte man seine CD hinschicken, und unter allen Einsendungen wurde in mehreren Runden das beste Album gekürt. Zu gewinnen gab es für den ersten Platz die komplette Finanzierung eines neuen Albums. Als wir die Nachricht bekamen, dass sich unserer EP gegen so viele andere durchgesetzt hatte, standen wir natürlich erstmal vor der Aufgabe, ein komplett neues Album zu schreiben. So machten wir uns ans Songwriting. Das war manchmal schon anstrengend, neben den vielen Gigs ständig zu proben. Wir wollten natürlich nach dem Erfolg der EP auch ordentlich nachlegen und nicht nur irgendwas aufnehmen - vor allem wenn die Kosten schon komplett übernommen werden. An der Stelle liebe Grüße und vielen Dank an Wolle Steiner und das ganze Team von Metal Only... und natürlich auch an unseren Produzenten Rolf Munkes, der sich nicht nur finanziell beteiligt hat, sondern das Album aufgenommen, gemixt und gemastert hat! Wir hoffen sehr, dass ihr eure Investition nicht bereut! Für unseren Teil, sind wir verdammt stolz auf „In Lucid“.

sweeping deathDaniel: Ich finde, dass Ihr musikalisch innerhalb kürzester Zeit einen Riesensprung gemacht habt! Wo liegen für Dich genau die Unterschiede zwischen beiden CDs? Und war das ein Schritt, den Ihr ganz bewusst so gegangen seid? Oder hat es sich ganz einfach in diese Richtung entwickelt?

Eli: Ich finde, „In Lucid“ ist wesentlich erwachsener als die EP. Auf der haben wir teilweise einfach oft versucht, das Maximum an musikalischem Können einzubauen; zweistimmige Tapping-Solos und all solche Sachen. Auch wenn das neue Album insgesamt noch progressiver ist als die EP, waren solche Muskelspielchen nicht mehr nötig. Klar, auch die vielen Gigs haben uns einiges gelehrt. Egal wie verschachtelt ein Song ist: Einen Refrain sollte man mitsingen können.

Aber all das war am Ende gar nicht so wichtig. Wir hören mittlerweile einfach alle andere Musik. Opeth, Tribulation, Dissection… Es gab da einfach ein paar Bands, die sich dermaßen in unsere Hirne und Herzen eingebrannt haben. Wir mussten diese Einflüsse einfach hörbar umsetzen. Alles andere wäre Selbstbetrug gewesen.

Daniel: Obwohl man bei Facebook eine ganze Menge gelesen hat und Ihr viel live gespielt habt, habt Ihr „In Lucid“ erneut in Eigenregie veröffentlicht. Gab es immer noch kein interessiertes Label? Ich kann mir das, ehrlich gesagt, gar nicht vorstellen!

Eli: Es gab ein paar Anfragen, aber der richtige Name oder der richtige Deal war da einfach noch nicht dabei. Das hat aber keine Eile. Wir entwickeln uns als Band ständig weiter, und wenn es dann soweit sein soll, sind wir bereit. Solange booken wir selber und auch sonst liegt fast alles, bis auf ein paar Promo-Sachen in unserer Hand. Das hat auch seine Vorteile. Unser Logo konnten wir einfach ändern, ohne jemanden vorher fragen zu müssen. Wir haben bisher echt einen guten Start hinter uns, also von dem her sehen wir das ganz entspannt. Aber klar: Ein großes Label im Rücken würde die Dinge vereinfachen.

Daniel: Ihr bezeichnet Euch mittlerweile als Progressive Metal-Band. Die Thrash Metal-Elemente der EP sind praktisch komplett verschwunden. Siehst Du das auch so?

Eli: Na ja, vielleicht nicht ganz. In „Horror Infernal“ kann man schon noch einen Thrash-Einfluss erkennen, aber der Hauptgrund, warum wir uns ein bisschen von dem Namen „Thrash“ distanzieren wollen ist, dass es einfach so viele Thrash Metal-Bands gibt. Viele davon machen das verdammt geil. Da brauchen wir uns nicht auch noch dazu zu gesellen. Wir möchten den Leuten lieber etwas anderes bieten. Jetzt nennen wir uns „Progressiv Heavy Metal“. Das trifft es vielleicht ein bisschen besser, aber im Endeffekt ist das mit den Genres auch gar nicht so wichtig. Wer uns gut findet, tut das sicher nicht, weil wir jetzt eher Heavy oder eher Thrash sind, sondern weil wir einfach Sweeping Death sind.

Daniel: Ungewöhnlich für eine junge Band wie Euch ist, dass Ihr nicht nur die musikalische Ausrichtung, sondern auch Euer Logo geändert habt. Warum? Wart Ihr mit dem alten Logo im Nachhinein unzufrieden? Oder gab es andere Gründe dafür?

Eli: Das alte Logo hat super zu dem „Astoria“-Zeug gepasst, aber zu dem neuen Album eher nicht so. Ein Logo ist dermaßen wichtig, und es sollte auch wiederspiegeln, was den Hörer dann auf Platte sowie live erwartet. Das neue Logo macht das verdammt gut. Spätestens als wir das alte Logo zusammen mit dem neuen Artwork gesehen haben, war klar, dass wir mit dem Neuen den richtigen Schritt gegangen sind. Neben dem neuen Logo hat sich auch unsere Performance auf der Bühne, Outfits, Bühnenbild etc. verändert. Auch das war eine nötige Konsequenz. Ich empfinde die Möglichkeit, sich verändern zu können, als extrem befreiend und wichtig. Am Ende vom Tag verdienen wir ja mit der Musik kein Geld. Es geht einzig und allein um die Musik als Kunst und den Spaß daran. Und wenn man Musik als Kunst sieht und Kunst als Ausdruck von Gefühlen, dann macht es ja auch keinen Sinn, sich genauso auszudrücken wie jemand anderes, weil man ja auch nie genau das gleiche fühlt wie jemand anderes. Oder zu versuchen, die gleichen Gefühle zu kopieren, die man vor einem Jahr hatte - auch sinnlos. Ich weiß, dass sich an der Stelle sicher einige an den Kopf fassen, aber für uns funktioniert diese Sichtweise, und für den Mut mit ein paar Konventionen zu brechen, wurden wir bisher immer belohnt.

sweeping deathDaniel: Das Cover zieht ziemlich urig aus. Aus wessen Feder stammt es?

Eli: Das Artwork hat der englische Künstler Adrian Baxter zusammen mit uns entworfen. Ich hatte ihn im Internet entdeckt, da er schon für größere Bands wie Mayhem oder Cloak gearbeitet hatte. Wir hatten am Anfang einige Ideen, wie das Cover aussehen sollte, und er hat das wirklich perfekt umgesetzt. So sieht man jetzt auf dem Cover einen Baum, der auf der einen Seite recht kahl ist, und auf der anderen Seite trägt er Blätter und Früchte. Das repräsentiert das Dunkle und das Licht, den Tod und das Leben, das Chaos und die Vernunft. Unser ganzes Album kann ganz gut mit diesem Konzept des Kontrastes aufgeteilt werden. Sowie auch unsere Einflüsse haben wir auf dem Album versucht, sehr erhabene Melodien mit harten Riffs, ruhige Passagen mit Blastbeats und Clean Vocals mit harten Screams zu kombinieren. Am Ende soll so etwas Besonderes entstehen. Das war auch schon bei „Astoria“ der Anspruch, aber mit „In Lucid“ ist uns das noch besser gelungen.

Daniel: Ihr spielt ziemlich viel live. Wann seid Ihr endlich mal bei uns im Ruhrpott zu sehen?

Eli: Wir waren erst auf dem „Metal 4 Meinerzhagen". Das ist ja nur eine Stunde vom Pott weg. Der Gig kann trotz nicht so geilem Sound als Erfolg verbucht werden, weil wir ein paar echt coole Leute kennen gelernt haben, die uns jetzt öfter in den Pott bringen möchten! Saugeil! Grüße an Jörg und Dirk an der Stelle!

Daniel: Wie sieht´s überhaupt in Zukunft so bei Sweeping Death aus? Gibt es bald eine Plattenfirma im Rücken, Vinyl, noch mehr Gigs etc.?

Eli: Also noch mehr Gigs gibt es auf jeden Fall! Das ist schon mal sicher. Wir sind jetzt gerade am Festival-Booking für nächstes Jahr dran, und auch sonst steht einiges an. Zum Thema „Vinyl" möchte ich jetzt noch gar nichts verraten. Da ist etwas in Planung.

Daniel: Na gut, Eli! Dann gehört Dir nun das Schlusswort!

Eli: Natürlich erstmal vielen Dank an Dich, Daniel, für die Gelegenheit, ein bisschen über die Band und das neue Album zu sprechen! Und vielen Dank an alle, die bis hierhin gelesen haben! Wir sind jetzt schon total begeistert, wie gut unser neues Zeug ankommt und sind sehr gespannt auf die Reaktionen, wenn das Album erst einmal veröffentlicht ist. Ich hoffe wir sehen uns bei einem unserer Konzerte!

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Autor: Daniel Müller