MICHAEL SCHENKER FEST, ABSOLVA

Oberhausen, Turbinenhalle II, 01.11.2018

MSG - 2018 - 2Den Rockgitarristen Michael Schenker kennt man von mannigfachen Bands, unter anderem von den Scorpions, wo er zwischen 1969 und 1973 und 1979 spielte und an den Platten "Lonesome Crow" (1972), "Fly To The Rainbow" (1974) und "Lovedrive" 1979 beteiligt war. Nach den Scorpions, wo er durch Uli Jon Roth ersetzt wurde, ging es zu UFO und mit Schenker entstanden so Meilensteine wie "Doctor, Doctor" oder "Rock Bottom". Er verließ UFO, kehrte kurzeitig zu den Scorpions zurück und gründete im selben Jahr die Michael Schenker Group / MSG mit Sängern wie Gary Barden ("The Michael Schenker Group", "MSG", "One Night At Budokan", später "Built To Destroy") oder Graham Bonnet ("Assault Attack"), die zwischen 1986 und 1993 mit dem Sänger Robin McAuley zur McAuley Schenker Group mit Scheiben wie "Perfect Timing" oder "Save Yourself" mutierte. 1993 stieg Schenker wieder bei UFO ein und belebte 1996 auch die Michael Schenker Group neu. MSG - 2018 - 3Er veröffentlichte hier diverse Instrumentalalben und mehrere Scheiben mit Coverversionen. 2002 erfolgte die erneute Trennung von UFO. 2011 erschien das Album "Temple Of Rock", mit Rockgrößen wie Pete Way, Chris Slade oder Herman Rarebell. Im darauf folgend Jahr firmierte man zu Michael Schenker´s Temple Of Rock und veröffentlichte drei Scheiben. 2018 erschien dann "Resurrection" von Michael Schenker Fest, welches er unter Mitwirkung aller MSG-Sänger aus den 80er-Jahren, nämlich Gary Barden, Graham Bonnet, Robin McAuley und Doogie White einspielte. Weitere Bandmembers sind Schlagzeuger Ted McKenna und der Bass Chris Glen, die beide von der Sensational Aley Harvey Band kommen und mit Michael schon ab 1980 zusammen gespielt haben. Aus dieser Zeit stammt auch der nächste Mann im Bunde, nämlich Steve Glen an der zweiten Gitarre und dem Keyboard. 

 

Absolva - 2018 -1In dieser Kombination ist die Band auf weltumspannender Tour und besucht am heutigen Tag, es ist Allerheiligen, ein Feiertag, die kleinere Turbinenhalle in Oberhausen, die gut besucht aber nicht ausverkauft ist. So ist die untere Ebene proppevoll, während die Balkone nicht geöffnet sind. Mit im Gepäck haben Michael Schenker & Co. die Briten von Absolva, die um Punkt 20:00 Uhr die Bühne betreten und die rund tausend Fans mit wuchtigem Hardrock der 80er-Jahre beglücken. Der Vierer aus Manchester in England ist in dieser Formation recht unbekannt, besteht aber aus sehr bekannten Protagonisten. Mir ist gleich so, als würde ich den Gitarristen kennen und richtig, es ist Luke Appleton von Iced Earth und sein Bruder Chris röhrt ins Mikro und bedient zudem die Lead-Gitarre. Martin McNee am Drumkit und Karl Schramm am Bass gehören, ebenso wie der Shouter, zur Liveband von Blaze Bailey (ex-Iron Maiden). Man ist durchweg in Jeans gedresst und präsentiert die kräftigen, nackten Oberarme. Nach den Dampfhämmern "Life On The Edge", "Rise Again" oder "Defiance", dem Titeltrack vom vierten Opus aus 2017, gibt es mit "Only When It´s Over" ein richtig gefühlvolle Nummer mit tollem Solo auf der Sechssaitigen. "Live For The Fight" steckt dann voller, riffiger Brecher und auch bei "Code Red" ist fettester Groove angesagt. Offensichtlich von Iced Earth abgeguckt, posieren die drei Gitarristen wunderbar in Front. Ein bärenstarker Auftritt mit toller, wuchtiger Mucke. 

 

MSG - 2018 - 4Nach dem dreiviertelstündigen Gig und einer halbstündigen Umbaupause gibt es aus den Boxen AC/DC und der Gitarrenmagier Michael Schenker nimmt seine Position an der rechten Seite ein. Gut gespottet erzählt er kurz die Laufbahnen seines Lebens auf und es geht los mit "Holidays", vom 1979-Album "Lovedrive" der Scorpions, wo Schenker auch die Vocals beisteuert. Beim UFO-Tack "Doctor Doctor", geben sich der im Western Style mit Hut ausgestattete Gary Barden, der im Jacket und Sonnenbrille gestylte Graham Bonnet, sowie der als echter Rockstar rüberkommende Robin McAuley, das Micro in die Hand. Nun war Doogie White an der Reihe und in seiner unnachahmlichen Art, glänzte er bei "Vigilante Man" von Michael Schenker´s Temple Of Rock, der neuen Nummer "Take Me To The Church" und beim UFO-Klassiker "Natural Thing". Die einzelnen Sets werden jeweils durch instrumentale Stücke separiert, bei denen der Basser Chris Glen, gespickt mit einer Spezialbrille, die Halle mit Laserstrahlen fixiert.MSG - 2018 - 5 Hier ist es "Captain Nemo". Ich sehe Schenker zum allerersten Mal und bin begeistert, wie cool er seine quietschbunte Flying V zockt und hingebungsvoll für die Fotografen posiert. Dem Hörensagen nach ist er phasenweise ein recht launischer Zeitgenosse und scheinbar blind wie ein Maulwurf. Heute ist davon nichts zu sehen. Er grinst sich eins in die Backen und hat richtig Laune. Es kommt Graham Bonnet, der ehemalige Rainbow-Sänger und mit Songs, die ich ureigens mit Michael Schenker verbinde. Es war halt genau meine Zeit und bei "Dancer", "Desert Song" oder "Assault Attack", habe ich wahrlich die Tränen in den Augen. Mit der Scorpions-Nummer "Coast To Coast", geht es weiter zum prägendsten Sänger dieser Zeit, nämlich Gary Barden und es erklingen in feinster Manier "Ready To Rock", "Attack Of The Mad Axeman", "Messin´ Around" und "Armed And Ready". Puh, was ein geiler Stoff. Dann folgt das instrumentale "Warrior" und die Riffs schlechthin, bei "Into The Arena". MSG - 2018 - 6Mein Gott, wie häufig habe ich diesen Song aus der Konserve genossen und geliebt. Weiter geht es mit Robin McAuley und die meines Erachtens etwas schwächere, weil zu poppig-catchige Phase mit "Bad Boys", der UFO-Nummer "Shoot Shoot", dem neuen "Heart And Soul" und nochmal UFO mit "Only You Can Rock Me" sowie "Too Hot To Handle". Es ist einfach fantastisch wenn "Rock Bottom" ertönt und man vor lauter Musikern mit vier Sängern nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll. Selbige Shouter posen aber vom Feinsten und stellen sich passend zum Shot in einer Reihe auf. Mit der Zugabe "Lights Out", fallen dann die Vorhänge und nach knapp zwei Stunden, endet eine fulminante und von allen Seiten abgefeierte Rockshow, die man sich keinesfalls entgehen lassen darf und sicher eines der Konzerthighlight in 2018 darstellt.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey