REFUGE, VANISH, SOLAR FRAGMENT

Lünen, Lükaz, 15.12.2018

Refuge - live - 2018-1Nach einem stressigen und ereignisreichen Jahr steht nun das letzte Konzert des Jahres an; nicht nur für mich, sondern auch für Refuge. Allerdings steht das Konzert nicht unter einem guten Stern: Gerademal siebzig zahlende Gäste finden sich heute im Lükaz ein, da am selben Abend auch Kreator in Düsseldorf spielen. Dennoch haben Band und Publikum hier nochmal ihren Spaß und feiern eine ausgelassene Party.

Solar Fragment - live - 2018Pünktlich um 20 Uhr fangen die Dortmunder Melodic Power Metaller Solar Fragment an, die - bis auf Ex-Orden Ogan-Drummer Sebastian „Gnu“ Grüting, der erst 2013 dazu stieß - immer noch in der Originalbesetzung von 2004 zusammen spielen. Die Hälfte ihres Sets verpasse ich jedoch, weil mich Refuge-Gitarrist Manni Schmidt direkt bei ihren ersten Töne im Foyer zum Interview abholt. Die letzten Songs bekomme ich dann aber noch mit. Solar Fragment haben – wie alle Bands an diesem Abend – einen guten Sound erwischt und glänzen vor Spielfreude. Sie headbangen und posen, was das Zeig hält, Sänger Robert Leger ist super bei Stimme, und ihr im Prinzip typisch deutscher, hymnischer Power Metal, der heute Abend sehr gut ins Konzept passt, kommt gut im Publikum an.

Vanish - live - 2018Mit Vanish ist eine weitere Power Metal-Band im Gepäck. Die Combo um Fireleaf-Sänger Bastian Rose ist extra für diesen Gig aus Stuttgart angereist. Das liegt daran, dass sie denselben Booker wie Rage und Refuge haben. Die Bands kennen sich bereits persönlich und haben ein paar Gigs gemeinsam bestritten. Auch Vanish legen einen guten Gig hin. Bei „We Become What We Are“ darf das Publikum im Singsang-Spiel ausgerechnet das eunuchige „Are“ im Refrain mitsingen, was im Lükaz natürlich für heitere, gute Stimmung sorgt. Danach wird mit „Renewal“ im stampfenden Midtempo gegroovt und gebangt. Auch Bastian Rose ist gut bei Stimme und kann das Publikum überzeugen. Einziges Manko ist lediglich das gesampelte Keyboard, das stets aus dem Nichts ertönt. Diese hat der Sänger im Studio immer selbst eingespielt, auf der Bühne konzentriert er sich aber auf die viel wichtigeren Vocals. Ansonsten alles gut gemacht!

Refuge - live - 2018-2Als letzte Band betritt schließlich der Rage-Ableger Refuge die Bühnenbretter. Sie bezeichnen sich selbst nur als Spaß-Band, und das merkt man ihnen auch zu jeder Sekunde an. Neben vielen Rage-Klassikern aus der gemeinsamen Phase von 1988 bis 1993 graben sie aber auch einige Songs ihrer neuen Refuge-CD „Solitary Men“ aus. Gestartet wird mit „Don´t Fear The Winter“, welches sowohl bei Rage als auch bei Refuge immer der älteste Song des Sets ist und von dem mittlerweile schon dreißig Jahre alten „Perfect Man“-Album stammt, welches 1988 erschienen war. „Heute nicht in Düsseldorf?“ Keinen Bock auf Mille?“, fragt Peter „Peavy“ Wagner das Publikum direkt nach dem Opener, bevor es mit „Summer´s Winter“ und „The Man In The Ivory Tower“ auch gleich auch die ersten beiden Opening-Tracks des neuen Refuge-Albums gibt. „Was ist das denn?“, fragt Peavy, als der das orientalische Gitarren-Intro von Manni Schmidt hört. Natürlich wird hier „Shame On You“ vom „Trapped!“-Album angestimmt. Es folgt ein Block mit den Rage-Klassikern „The Missing Link“, „Nevermore“, „Enough Is Enough“ und „Invisible Horisons“. Letzteren singt Peavy im Refrain heute sogar wieder deutlich höher als auf den letzten Gigs und gibt dabei eine gute Figur ab. Mit „Mind Over Matter“ gibt es dann zur Abwechslung mal wieder einen Refuge-Song. Weiter geht es mit dem hymnischen „Baby, I´m Your Nightmare“, bevor es mit „Power And Greed“ vom „Trapped!“-Album sogar einen Track gibt, mit dem ich heute Abend überhaupt nicht gerechnet habe. „From The Ashes“ vom aktuellen Album beschließt dann das reguläre Set. „Hell Freeze Over“, der übrigens eine überarbeitete Version des unveröffentlichten Rage-Tracks „Like A Gun With Twisted Barrel“ ist, steht zwar etwas weiter vorn auf der Setlist, wird aber erst als erste Zugabe gespielt. Daraufhin folgt „Solitary Man“, „obwohl wir ja alle gar nicht alleinstehend sind“, wie Peavy sagt. „Ein Mann mit Kreator-Shirt steht hier in der ersten Reihe und ist nicht in Düsseldorf“, bemerkt Gitarrist Manni Schmidt. „Das muss gefeiert werden!“. Dafür gibt es tosenden Applaus im Publikum, bevor mit „Refuge“ vom 1993 erschienenen „The Missing Link“-Album quasi der Namensgeber der Band als letzte Zugabe rausgehauen wird. Die Band hat richtig Bock hier zu zocken und glänzt nur so vor Spielfreude. Es macht auch richtig Spaß, Drummer Chris Efthimiadis beim nicht immer ganz tighten Knüppeln zuzuschauen. Der sympathische Grieche war jahrelang raus aus der Metal-Szene und hat wieder richtig Spaß bei der Sache! Nach knapp anderthalb Stunden sind Refuge mit dem Set durch. Einzig das fehlende „Firestorm“ wäre als kleiner Wehmutstropfen anzumerken. Ansonsten war alles top! Und so geht sowohl für Refuge als auch für mich das Konzertjahr 2018 zu Ende.



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller