ULI JON ROTH

Stommeln, Dierks Studios, 15.12.2018

Uli Jon Roth, Scorpions Gitarrist von 1973 bis 1978 lud zum fünfzigjährigem Bühnenjubiläum ein. Das dann auch noch in einer für Rockfans heiligen Stätte, den Dierks Studios. Wurden doch hier neben den Scorpions Alben der 70er und 80er Jahre, viele Hardrock – Heavy Metal Meisterwerke von Dokken, Accept, Tiwsted Sister und vielen mehr geschaffen. Wie sich nachher rausstellte, war es zugleich ein fünfzigjähriges Bestehen der Dierks-Studios. Da Stommeln nur einige Kilometer meines Wohnortes entfernt liegt, war es für mich eigentlich klar, mir eine der hundert Karten zu kaufen. Organisiert wurde das alles vom Kopf der „Rock-Initiative Pulheim“ Guido Leidhäuser, der Punkband Fidele Senioren. Da muss man Guido und seinen Kumpels mal ein fettes Lob aussprechen, dass es noch Leute gibt, die sowas heutzutage aus Idealismus stemmen. Neben diesem Event organisiert die Rock Initiative Pulheim auch ständig kleinere Konzerte im Rockbereich.

Uli - 2018 - 2Nun zu Uli Jon Roth. Das Konzert wurde im Studio 3 der Dierks Studios abgehalten, welches sich vom Fassungsvermögen her ideal dafür eignete, sprich noch zu groß nicht zu klein ist. Knapp eine Stunde später als auf der Karte stand, legte die Band los. Erstmal eine freundliche Begrüßung des Meisters in einer Wohnzimmer-artigen, familiären Atmosphäre. Vergleichbares hatte ich bisher nicht erlebt. Seine recht junge Band – so im Altersband von fünfundzwanzig bis maximal fünfundvierzig Jahren einzuschätzen, erwies sich über das ganze Konzert hinweg als hochkompetent. Neben Drums und Keyboards waren ein ebenfalls über Leadsänger-Qualitäten verfügender Basser, ein Leadsänger, der die ganze Zeit mit der zweiten Gitarre auf höchstem Niveau mitspielte, sowie ein dritter Gitarrist der neben Rhythmus-Riffs, den Meister auf den teilweise frickeligen Parts ein zu eins begleitete. Los ging es mit Stücken von Electric Sun, der Band die er nach dem Ausstieg bei den Stacheltieren (Scorpions) gründete und bis 1985 fortführte. Also aus den damaligen Magazinen heraus kannte ich die Band, hatte mir aber aufgrund der zeitgleich erschienenen anderen Meisterwerke, nie was von Electric Sun angehört. Die Beiträge waren im Stile der früheren Scorpions-Werke, mit einem progressiven psychedelischen Touch. Titel wie „Why“, „Electric Sun“ und „Hiroshima“, waren auf der musikalischen Speisekarte. Auf jeden Fall ein Hörerlebnis und ich werde mir die eine oder andere Scheibe von der Formation bestellen.

Uli - 2018 - 1Der erste circa einstündige Abschnitt, bei denen Uli auch immer wieder die Leadvocals bediente, beinhaltete vornehmlich somit Frühwerke Ulis, die es aber in sich hatten und vor Melodie, Power und vor allem Abwechslung nur so strotzten. Ein Wahnsinn was der Mann mit seinen vierundsechzig Jahren noch so hinlegt. Aber spätestens jetzt wurde mir klar warum er sich damals von den Scorpions trennen musste. Diese Abwechslung und Vielseitigkeit konnte er eben bei Klaus Meine und Company nicht ausleben. Wobei ich selbst ein großer Fan der Hannoveraner bin und insbesondere der 80er-Phase. Nach einer kurzen Pause, denn in den heiligen Halle durfte weder geraucht noch getrunken werden, ging es weiter mit einigen Akustik-Darbietungen auf einer Sitar-artigen Gitarre, rein instrumental und nur mit Uli selbst. Auch hier kam man aus dem Staunen nicht raus, was Uli aus diesem acht-saitigen Instrument rauszuholen vermochte. Der letzte Abschnitt, der in Summe fast dreistündigen Darbietung, bestand dann neben zwei Jimi Hendrix Songs und dem The Shadows Song „Apache“ aus seiner Jugendzeit, aus Scorpions-Hits, wie „We’ll Burn The Sky“, „Pictured Live“ und „In Trance“, mal mehr oder weniger bekannt die dann besonders frenetisch abgefeiert wurden. Gegen Ende wurde dann auch Dieter Dierks gesichtet, der vom Meister auch persönlich begrüßt wurde. Zwischendurch erzählte Uli immer wieder aus der Klamottenkiste, was den Abend zu etwas Besonderem machte. Einen Mann wie Uli dermaßen exklusiv zu hören dessen Namen man getrost in einem Atemzuge mit Steve Vai, Joe Satriani, Ritchie Blackmore, Steve Morse und John Petrucci nennen kann, ist ein Geschenk und nicht zu vergleichen mit einer Arena-Show, bei der man die Musiker nur gut über die Großbildleinwände sehen kann. Mit einigen der genannten Kollegen nahm der Meister auch schon an der 3 G-Supergitarristen Tour teil. Denn er ist zweifelsohne einer davon. Ein Gitarrist der Generationen von Rock und Metalklampfern beeinflusst und inspiriert hat und von vielen Weltgrößen, immer wieder gerne zu gemeinsamen Projekten hinzugezogen wird. Alles in allem eine Wahnsinns-Veranstaltung mit einem 1A-Sound, wo sich jeder einzelne Euro der Karte gelohnt hatte. Ich bin froh und stolz dabei gewesen sein zu dürfen. Uli wünsche ich an der Stelle noch viele Jahre Musik und hoffe in irgendwann wieder bestaunen zu dürfen. Danke an Guido und sein Team, für dieses Konzert und gerne mehr davon.



Autor: Stephan Georg - Pics: Stephan Georg