FLOTSAM AND JETSAM - THE END OF CHAOS


Label:AFM
Jahr:2019
Running Time:49:27
Kategorie: Neuerscheinung
 

Diese Band hat auch fast alles durch, was es in einer so langen Bandkarriere an Höhen und Tiefen zu durchleben gibt. Mit den ersten beiden Alben „Doomsday For The Deceiver“ (1986) und „No Place For Disgrace“ (1988), waren Flotsam And Jetsam weltweit in aller Munde und veröffentlichten zwei absolute Speed Metal Klassiker. Noch heute zehrt man vom großen Erfolg dieser beiden Meilensteine und hatte beim letztjährigem Keep It True Festival einen ausgezeichneten Gig hingelegt, auf welchem das Erstlingswerk in voller Länge dargeboten wurde. Vervollständigt wurde dieser tolle Auftritt mit einigen Tracks vom kaum schwächeren Nachfolgealbum. Auch im weiteren Verlauf der Karriere hatte man eigentlich nie einen regelrechten Stinker auf die Menschheit losgelassen und lieferte stets ein gewisses Maß an Qualität ab. Der bislang letzte, selbstbetitelte Dreher aus dem Jahr 2016, zeigte sogar wieder einen deutlichen Aufschwung. An den Erfolg der Frühphase konnte man dennoch nie wieder anknüpfen. Doch das könnte sich nun ändern! Was uns hier mit dem brandneuen Langeisen „The End Of Chaos“ aufgetischt wird, kann die Jungs wieder ein ganzes Stück näher an die großen Topacts der Szene heranrücken lassen. Vorbei sind die Zeiten in denen man versuchte, mit anderen musikalischen Einflüssen, das Schiff in neue Bahnen lenken zu wollen. Vorbei ist auch die Zeit, wo mitunter auch mal eher mittelmäßige Lieder einen Platz auf den Alben fanden. Mit einem wahnsinnig beeindruckendem Feingefühl für homogenes Songwriting und spielerischer Klasse, meldet sich eines der ehemaligen Aushängeschilder in Sachen Speed Metal zurück. Angereichert werden die bisweilen pfeilschnellen Songs mit einer ordentlichen Prise Power Metal, bei welchem mir ab und zu auch mal so manche Großtat von Iced Earth und Konsorten in den Sinn kommt.

Das Material entpuppt sich durchweg als treffsicher und vielfach auch unwiderstehlich. Gitarrist und Gründungsmitglied Michael Gilbert überzeugt mit gewohnt messerscharfen Riffs und Melodien, während Sänger und Aushängeschild Eric "A.K." Knutson sich anscheinend einer Frischzellenkur unterzogen hat. Sein Gesang ist ohnehin unverkennbar, entwickelt auf diesem Longplayer jedoch eine lange nicht mehr gehörte Vielfalt und Power. Vielleicht liegt es an der druckvollen Produktion, welche schön ausgewogen klingt und keinerlei Wünsche übrig lässt. Das Personal ist im Vergleich zum vorherigen Rundling zum großen Teil identisch. Einzig Fifth Angel Schlagzeuger Ken Mary, wärmt nun den Hocker, des zu Overkill abgewanderten Drummers Jason Bittner. Letztlich lässt sich nicht aufklären, warum Flotsam And Jetsam nun plötzlich wieder solch eine Spielfreude an den Tag legen. An allen Ecken und Enden groovt es wie Sau und diese majestätischen Lieder, entfalten genau diese Durchschlagskraft, die man auch auf den achtziger Jahre Alben vorfinden kann. Auch wenn die schreibende Zunft es mit ihren Vorschusslorbeeren oft ein wenig übertreibt – hier sind sie absolut gerechtfertigt! Zieht euch einfach mal die beiden offiziellen Vorab-Videos der Songs „Demolition Man“ und „Recover“ rein. Wenn das gefällt, dann darf man auch blind beim Longplayer zuschlagen. Auch wenn „ The End Of Chaos“ seine Langzeitwirkung erst noch beweisen muss, so darf ich trotzdem schon jetzt zur Bronze Medaille gratulieren. Auf so überzeugendes Songmaterial hatte ich zwar schon lange Zeit gehofft, aber eigentlich nicht mehr wirklich damit gerechnet. Somit darf sich dieses „Monster“ direkt hinter die ersten beiden Meisterstücke einreihen.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Dirk Determann


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