GRAVE DIGGER, BURNING WITCHES

Bochum, Zeche, 17.01.2019

Es ist ja nicht so, dass ich es nicht geahnt habe. Warum zur Hölle, ist unter der Woche schon um 18:00 Einlass für ein Heavy Metal Konzert im Ruhrpott? Dazu habe ich noch einen Interview Termin mit den Hexen vor der Show. Lange Rede kurzer Sinn, nach fast zweieinhalb Stunden Fahrzeit, von einem Stau in den Nächsten und natürlich inklusive einem lustigem Schneegestöber auf der Autobahn bei Remscheid, komme ich endlich an der Bochumer Zeche an. Der Einlass läuft natürlich schon, also schmuggele ich mich durch den Musikereingang hinein und suche den Tour Manager der Burning Witches auf. Und siehe da, er erkennt mich schon beim Betreten der Halle. Manchmal hat die Präsenz in sozialen Medien auch Vorteile. Jetzt in Windeseile mit den Mädels einen kurzen, aber netten Plausch durchgezogen und dann geht es auch schon los.

Punkt 19:00 Uhr (nicht wie  im Internet zu lesen war 18:30) beginnen die Burning Witches mit ihrer Show. Zu meiner Enttäuschung fliegen sie nicht mit dem Besen auf die Stage, sondern benutzen ganz normal ihre Gehwerkzeuge. Direkt mit der ersten Nummer „Executed“  machen die Mädels klar, wohin der Marsch heute führt, traditioneller Metal mit sägenden Gitarrenriffs und der kraftvollen Stimme ihrer Oberhexe Seraina Telli.Burning Witches live2019 1Auch Neuzugang Sonia Nusselder an der Gitarre fügt sich nahtlos in das Gesamtbild ein, ausgesprochen hübsch übrigens, dazu überzeugt sie mit exzellenter Gitarrenarbeit. Die in den Niederlanden lebende Musikerin spielt zudem noch den Bass in der Death Metal Truppe Sepiroth. Irgendwie passt auch die gruselige Hintergrund Dekoration des Headliners, mit jede Menge Zombies und Totenschädeln zur Thematik der aktuellen Songs. Dem neuen Album mit dem treffenden Titel „Hexenhammer“ entsprechend, befassen sich auch die Lyrics mit Themen dieser unrühmlichen Epoche. Den Fans gefällt es definitiv, und der Eindruck macht sich breit, dass nicht wenige Leute nur wegen den brennenden Hexen gekommen sind. Wenn meine Ohren es richtig mitbekommen haben, lebt ein Teil von Romanas Familie sogar größtenteils in der näheren Umgebung. So waren sie natürlich alle vor Ort anwesend. Und so kommen wir in den Genuss einer voll motivierten Show, mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerkes trommelnden Lala, dem unglaublichen Gitarrenduo Sonia und Romana und am Basso Fantastico die rothaarige Jay.Burning Witches live2019 2 Dazu die betörende Zeremonienmeisterin und Überhexe Seraina, die immer wieder mit wirklich gemeinen und markerschütternden Schreien klarmacht wer hier der eigentliche Headliner ist. Eine grandiose Darbietung, an der ich nur zwei kleine Makel entdecke. Wie ich schon des Öfteren erwähnte, kann ein Song wie „Holy Diver“ einzig und allein von Ronnie James Dio gesungen werden. Dem Publikum hat es natürlich gefallen, wie der frenetische Applaus jetzt zeigt. Zum Zweiten finde ich die Lautstärke heute Abend alles andere als Metal gerecht, gibt es mittlerweile Auflagen für die Zeche, oder warum ist das so leise? Jedenfalls habe ich meine Ohrschützer schleunigst ausgezogen, obwohl ich ganz vorne stand. Ich denke die Hexen werden ihren Weg machen und bin schon gespannt auf das nächste Album. Gerne auch mit noch mehr Druck in der Produktion.

Setlist: Executed, Metal Demons, Hexenhammer, Bloody Rose, Save Me, Black Widow, Open Your Mind, Holy Diver, Burning Witches

Nach dem üblichen Umbau eröffnet nun der Headliner Grave Digger mit dem Song Fear Of The Living Dead vom neuen Album. Natürlich kennt das Publikum seinen Einsatz und grölt direkt mit. Die alten Herren sind immer noch fit, und Hohepriester Chris Boltendahl, der optisch ja so etwas von einer Pusteblume hat, interagiert von Anfang an mit den Fans. So und nicht anders, erwartet man das schließlich auch bei ein Konzert der Totengräber. Überhaupt ist die Bühnen Aktion von Chris und Bassist Jens Becker ziemlich dominant, wo hingegen Chefveganer Axel Ritt sich ziemlich zurück hält und scheinbar total vertieft in sein Gitarrenspiel ist. Grave Digger live 2Was direkt auffällt ist die geschmälerte Besetzung. Grave Digger als Vierer ist schon gewöhnungsbedürftig. Natürlich macht der bisherige Keyboarder Markus Kniep, der auch den Reaper dargestellt hat, seine Sache an der Schießbude vortrefflich. Letztlich fehlt aber optisch irgendwie etwas. Klar gegen solch eine optische Vollbedienung wie von der Supportband können die Heavy Metal Veteranen natürlich nicht anstinken. Dafür gibt es viele Klassiker aus dem mehr als reichhaltigen Repertoire der fast vierzigjährigen Bandhistorie. Nur drei Songs stammen von der aktuellen Veröffentlichung „The Living Dead“ wobei nicht ganz klar ist, ob das nicht vielleicht sogar pure Selbstironie darstellen könnte. Apropos Selbstironie, eine absolut untypische Nummer präsentieren Chris und sein Jungs mit der Metal Polka „Zombie Dance“, da selbst Bierbauch tragende Metalheads zum Tanzen anregt. Im offiziellen Video von Napalm Records unter Mithilfe von Russkaja zu sehen. Noch Fragen? Ansonsten natürlich die übliche Vollbedienung mit Klassikern wie „The Clans Will Raised Again“ und „Rebellion“, deswegen ist man schließlich heute zur Zeche gekommen. Endlich mal wieder die Sau rauslassen und mitgrölen was das Zeug hält. Der einzige Wermutstropfen, den ich schon bei der Vorgruppe ausmachte, setzt sich jedoch leider auch beim Headliner fort. Der heutige Lautstärkepegel ist mehr als gedämpft, für manchen wohl kaum mehr als gehobene Zimmerlautstärke. Ich war schon des Öfteren in dieser Veranstaltungsstätte, aber so leise wie heute habe ich es noch nie empfunden. Ich vermute stark, dass es hier massive Beschwerden seitens der Anwohner gegeben hat, anders kann ich es mir nicht erklären. Trotzdem ein sattes Set mit vielen Stücken, die man immer wieder gerne hört. 

Setlist: Fear Of The Living Dead, Tattooed Rider, The Clans Will Raised Again, Lionheart, Blade Of The Immortal, Lawbreaker, The Bruce, Dark Of The Sun, Call For War, The Curse Of Jaques, Wargod, Season Of The Witch, Highland Farewell, Circle Of The Witches, Excalibur, Rebellion, Healed By Metal, Zombie Dance, Heavy Metal Breakdown



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach