LEJANA, THE DIVISION MEN

Köln, Artheater, 31.01.2019

Drei Schneeflocken im Rheinland und das Chaos ist perfekt. Überraschenderweise bin ich dann doch recht schnell an der Location angekommen, und kann mich nun in Ruhe mit der Parkplatzsuche beschäftigen. Nach einigen Runden um den Block, habe ich dann doch noch Glück und stehe in fußläufiger Entfernung zum Artheater. Dort angekommen, fällt mir als erstes auf, dass eine große Anzahl der Besucher aus weiblichen Zweiergruppen besteht. Dieses hatte ich zuletzt bei Cyndi Lauper erlebt. Ein kurzer Check bei Dr. Google klärt mich auf. Linda Marlen Runge, die Sängerin der Hauptband, war Darstellerin in der Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Ihre Rolle darin, war die der lesbischen Anni. Wie gesagt, es handelt sich um eine Rolle. Nicht mehr und nicht weniger. Am Merchandise Stand angekommen, sehe ich das es auch eine Vorband geben wird. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, da die Information diesbezüglich sehr knapp war.

 

Jetzt geht es mit der Vorband The Division Men los, wobei der Name etwas irreführend ist. Das Duo, bestehend aus dem Ehepaar Caroline Rippy Portillo am Akustikbass und J. Spencer Portillo an der Akustikgitarre, hat sich in Berlin gegründet und lebt mittlerweile in Austin, Texas. Da mir die Dame recht bekannt vorkommt, hier schon mal eine kleine Randnotiz. Caroline hat sechs Jahre bei Tito und Tarantula den Bass gezupft. Geboten wird jetzt feinster Akustik Rock, mit Texten, die stimmungsvolle Portraits von Liebe, Leben und Tod darstellen. Hierbei begeistert sowohl der Gesang der Bassistin, gleichwohl wie die tiefe und warme Stimme von J.Spencer. Ein feines Gespinst aus ruhigen Melodien, perfekt arrangiert und vorgetragen. Lieder zum dahinschweben. Umso unverständlicher die Respektlosigkeit des Publikums, die sich teilweise in unverschämter Lautstärke vor der Bühne unterhalten, mit ihrem Geschwätz und Flaschen klirrend die Musik übertönen. Wenn ich labern will, suche ich eine Kneipe, Bistro oder ein Café auf. Aber nicht dort wo andere Menschen der Musik lauschen möchten. Eine Sache die mir mittlerweile immer öfter sauer aufstößt, deswegen bevorzuge ich meistens Metal Konzerte. Da hilft ein beherzter Griff am Lautstärke Regler. Nichtsdestotrotz versuche ich die Darbietung zu genießen, bewege mich also so nah wie möglich an den Bühnenrand. Dieses Duo würde ich gerne mal in einer vernünftigen Location erleben, um mich in den wohligen Gesängen zu verlieren. Sehr beeindruckend! Ein netter Plausch am Merchandise Stand rundet das Erlebnis positiv ab.

 

Lejana Live2019 1Nun gibt der Lichtmensch im Artheater wieder Vollgas an der Nebelmaschine, und Lejana betreten die Bühne. Ausgesprochen wird es Lechana, das „ch“ dabei wie im Wort „Ach“. Die Gruppe wurde 2008 von Schauspielerin und Komponistin Linda Marlen Runge und dem Gitarristen Eder Perales gegründet. Praktischerweise zog Linda nach Mexiko um dort ein erstes Demoalbum mit Songs einzuspielen. Es folgten eine Menge kleinerer Shows, womit man sich einen schon recht respektablen Bekanntheitsgrad erspielt hat. Absolut verdientermaßen, wie ich jetzt feststelle. Linda Marlen die sich immer wieder einen Schluck aus der Bierpulle gönnt, kommt herzerfrischend unchoreographiert daher. Das hatte ich so definitiv nicht erwartet, wohl auch bedingt durch ihre Schauspielerei. Ich war eher von einem komplett auf Nummer Sicher durcharrangierten Auftritt ausgegangen. Umso positiver, dass das Mädel ganz entspannt und hemdsärmelig rüberkommt und sich mit der hervorragenden Band fantastisch ergänzt. Ehrliche Musik mit viel Herzblut, rockig und auch gefühlvoll mit berührenden Texten.Lejana Live2019 2 Hatte mich schon das aktuelle Album „XII Bestias“ ziemlich geflasht, muss ich jetzt ehrlicherweise sagen, dass meine Erwartungen voll und ganz erfüllt werden. Es passiert einiges auf der Bühne, ob es die Duette mit der Backgroundsängerin sind, oder auch der gelegentliche Saxophon Einsatz einer Bläserfraktion. Wer hier nicht auf seine Kosten kommt, ist selber schuld. Auch optisch bietet man statt eines schnöden Backdrops, einen Endlosfilm auf der rückwärtigen Leinwand an, der wohl als Realaufnahme mit Filterlinse aufgezeichnet worden ist. Endlose Straßen, Insekten, Totenschädel und viele interessante Szenen ergänzen die gespielten Songs zu einem audiovisuellen Erlebnis, sofern es der Nebel zulässt. Hier wäre weniger Qualm positiv gewesen. Trotz allem ein überzeugendes Konzert mit großartigen Musikern. Und auch nach der Show stellt sich die Nachtigall den Fans zum Plausch, signiert und steht für Fotos bereit. Wie man in Köln zu sagen pflegt „En Mädche us em Levve“ Sehr sympathisch!   



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt