SOBER TRUTH - So oft und so geil wie möglich live spielen!


Gerade im Ruhrpott, aber auch im gesamten Westen Deutschlands, tummeln sich unzählige Underground-Bands, die jede Menge live spielen - und das schon seit vielen Jahren - und dennoch überregional kaum bekannt sind. Zu dieser Spezies gehören auch Sober Truth aus Siegburg, die bereits seit zwölf Jahren ihr Unwesen in der Szene treiben. Live gesehen habe ich sie schon oft, gelesen von ihnen aber noch nichts. Grund genug also, Sänger, Gitarrist und Bandgründer Torsten Schramm mal zu kontaktieren und dies zu ändern.

logoDaniel: Hi Torsten! Lass uns doch zunächst ganz vorne anfangen: Wann und wie kam für Sober Truth der Stein ins Rollen?

Torsten: Hallo Daniel, wir starteten an einem kalten Januar Tag im Jahre 2007. Ich kann mich auch genau an das Datum erinnern. Es war der 17.01.2007; im Übrigen auch meinen Eintragungen geschuldet. Ich führe ja seit jeher eine Art Stichwort-Tagebuch. Es war von Anfang an der Leitspruch für diese Band ausgegeben worden, so oft und so geil wie möglich live zu spielen. Das ist es auch heute noch, was die Band ausmacht. Sie scheuen weder die kleinen noch die größeren Bühnen, und das Feuer brennt auch im zwölften Bandjahr lichterloh im Sober Club.

Daniel: Hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Torsten: Ich selber habe in 1991 angefangen. Von meiner ersten Station, der Band Nothammer (1991 bis 2003), über Nektra und Caliber.X gründete ich quasi meine eigene Band. Im Schnitt wechselte das Line-Up von Sober Truth alle zwei-drei Jahre, bis auf mich, den Gründungsvater. Wir nennen es mittlerweile auch den Sober Youth Club, da das Durchschnittsalter arg verjüngt wurde. Bis auf den Schlagzeuger, der aus verschiedenen Bands Erfahrungen mitbrachte, sind die Dame am Bass und der junge Mann an den Leads noch unerfahren gewesen. Das hat sich mittlerweile erübrigt, denn alle haben in den letzten Jahren sauviele Shows gespielt und bringen da mittlerweile eine beachtliche Routine auf das Parkett.

Daniel: Welche Bands haben Euch beeinflusst? Und inwieweit haben sich diese Einflüsse in all den Jahren geändert?

Torsten: Das ist bei uns natürlich verschieden. Wir sind ja eigentlich mit Sober bei der Heavy Metal-Musik gelandet, was aber nicht unbedingt der Ansatz war. Es ist das Ergebnis der Zusammenarbeit der verschiedenen Musiker bei Sober Truth. Ich persönlich stehe auf Monster Magnet, Schweisser oder gar Paradise Lost, höre aber vielseitig, das heißt, ich bin nicht auf ein Genre fixiert. Macht auch keinen Sinn, da ich mit Verbohrtheit und Tunnelblick nix anfangen kann. Die Welt ist riesig, und da gibt es so viele tolle Musik zu entdecken. Am breitesten aufgestellt von der Musikrichtung ist der Aaron (Leadgitarre), der hat die Palette von Johnny Cash über New Model Army und gar The Exploited. Beeinflusst hat uns nicht unbedingt ein Genre, sondern eher das Leben eines Muckers auf, vor und hinter der Bühne. In den Jahren wechselte, aber auch das war schon immer so, natürlich auch unsere verschiedenen Hörgewohnheiten. Ich höre zum Beispiel im Moment auch viel Thrash- und Death Metal und Progressives, aber festlegen kann ich mich da nicht wirklich.

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Gibt es so etwas wie eine Kernaussage, die Ihr vermitteln wollt?

Torsten: Mit jedem neuem Album verpacken wir die Lyrics zu einem festen Konzept zum Thema der Platte. Mit der neuen haben wir uns mit der Zerrissenheit und der Erkrankung der menschlichen Psyche beschäftigt. Was sehen wir in dem Menschen, der uns gegenüber steht? Zeigt er uns seine Wahrheit oder eine Maske? Die innere Trauer verändert ihn, unmerklich, grausam, sie zerreißt ihn und vernarbt seine Psyche. Jeder kennt das Gefühl von Machtlosigkeit, erst zaghaft, dann mit Wucht unser Bewusstsein flutend, unaufhaltsam und gnadenlos. Die Welle verebbt und hinterlässt einen zitternden, nackten Körper, dem das Schlimmste noch bevorsteht: Angst… Mit Titeln wie „Akardos“ (Herzlos), „Solitude“ (Einsamkeit) und besonders dem Titeltrack „Psychosis“ begeben wir uns in ein persönliches Universum von Trauer, Einsamkeit, Zweifel, das viele Menschen kennen. Mit „Psychosis“ erwacht möglicherweise Wahrheit, die wir verdrängten… aber auch Hoffnung, Kraft und Zuversicht. Sober Truth nimmt uns mit auf eine seelische Achterbahnfahrt, die der letzte Track kongenial ausrollen lässt. Wir verändern uns, jeden Tag, unser Leben lang. Das neue Album setzt dort an, wo wir anfangen zu verdrängen. „Psychosis“ sieht auf unsere vernarbte Psyche und erzählt unsere Geschichte.

Daniel: Gib uns doch eine kurze Übersicht über all Eure Veröffentlichungen, für den Fall, dass der eine oder andere Leser Euch noch nicht kennt…

Torsten: Diskographie:

2008 Riven (Full-Length)

2009 Outta Hell (Full-Length)

2011 Outta Hell (Full-Length • Special Edition)

2014 New Slavery World (EP)

2017 Locust ▽ Lunatic Asylum (Full-Length)

2019 Psychosis (Full-Length)

sober truthDaniel: Ich weiß, dass Ihr sehr viel live spielt. Wie wichtig ist es Euch, nicht nur ab und zu ein Album aufzunehmen, sondern auch auf der Bühne abzugehen?

Torsten: Live zu zocken ist das, was wir von Anfang an gemacht haben und werden; bis zum bitteren Ende. Es gibt so viele Bands, die auf Platte geil klingen und Live einfach abkacken. Dieses Problem haben wir nicht, sondern wir arbeiten eher noch weiter dran, so ehrlich wie möglich zu sein, das heißt, das, was wir auf Vinyl oder CD pressen, ist das, was wir auch live spielen und unser eigenes Handwerk. Das macht es aus. Unsere Energie für die Bühne ist ungebrochen, und das ist, was wir leben und lieben. Dieses spürt und sieht man sofort, wenn Du als Gast bei einer unserer Shows bist. Können wir Euch auch mal ans Herz legen, kommt rum und fiebert mit. Euer Alltag ist in zwei Minuten vergessen!

Daniel: Habt Ihr vielleicht auch schon mit größeren Bands zusammen gespielt, als Local Support oder so?

Torsten: Die Liste ist gar nicht so klein. Wir standen unter anderem mit Die Apokalyptischen Reiter, Sodom, Freedom Call, Anvil, Dream Spirit, Solstafir, Master uvm. auf der Bühne; meist war dieses aber im Vorprogramm auf Festivals.

Daniel: Ihr habt alle Eure CDs bei Taktart veröffentlicht, soweit ich weiß, ein Label, das ich lediglich mit Sober Truth in Zusammenhang bringe. Ist das Euer eigenes Label,  das Ihr als Plattform für Eure CDs nutzt? Oder was steckt dahinter?

Torsten: Taktart hat sich über die Jahre eher zu einer Event Agentur entwickelt. Diese führen für den Nachwuchs etliche Konzerte durch; über Taktart, quasi unser eigenes Label und Booking. Hier vernetzen wir alles, was mit Sober Truth zu tun hat. Wir haben selbst bei kleinen Labels immer das Problem, das die Angebote, na ja, sagen wir, schrecklich sind und für uns als sehr umtriebige Band nicht nutzbar. Was nutzt es uns, wenn wir trotzdem alles alleine machen und noch Geld an andere schicken, wir selbst aber so viel Erfahrung haben, wie man sich selbst supportet? Was anderes ist, wenn ein größeres Label anklopft. Da sind wir dann dabei. Aber das hat sich bisher leider keiner getraut. Wir spielen halt sehr spezifische Szene-Musik und die Masse, so  leider auch im Metal-Bereich ist, na ja, gefühlt noch nicht so bereit für uns.

Daniel: Soweit ich weiß, sind alle Eure Tonträger bislang nur auf CD erschienen. Gibt es auch Pläne für Vinylversionen?

Torsten: Wir haben das Album „Locust ▼ Lunatic Asylum“ als Vinyl herausgebracht und sogar extra hierfür den Mix angelegt; ein saugeiles Teil! Und es gibt noch ein paar wenige Exemplare dieses Meisterwerkes. Da sind wir sehr stolz drauf. Es kostet halt alles viel Geld und Einsatz. Wir betteln nicht, also auch kein Crowdfunding. Wir produzieren alles selber und finden es übrigens schade, dass kaum einer Notiz davon nimmt, wie geil unsere Produktionen klingen. Strange, denn das kann sich hören lassen im Vergleich zu selbst kostenintensiveren Produktionen von größeren Acts. Na ja, so ist die Welt. Singen wir ja auch ständig drüber, hehe!  

Daniel: Du bist, soweit ich weiß, das einzige noch verbliebene Urmitglied von Sober Truth. Warum handelt es sich für Dich trotzdem immer noch um dieselbe Band? Neue Mitglieder bedeuten ja auch immer auch neue Einflüsse, und Euer Sound hat sich  im Laufe der Jahre ja auch ein bisschen gewandelt…

Torsten: Also ich finde, dass Sober unverkennbar geblieben ist. Ich bin der Chef im Ring und führe die Band nun seit zwölf Jahren. Ich fördere junge Talente, baue sie auf. Sober ist immer noch Sober, aber das merkt man ja auch, wenn man sich die Mühe macht, alles durchzuhören. Wir sind einfach mit der Zeit natürlich besser geworden. Das bleibt ja nicht aus. Die Stimmung der Tracks ist etwas düsterer geworden, und auch meine Gesangstechnik habe ich nochmal erweitert. So werden auch Growls oder Screams eingesetzt, neben meinem Klargesang. Bei jedem neuen Mitglied kam natürlich auch immer was neues in die Band rein, so dass sich das auch entwickeln kann. Wir arbeiten ja immer fleißig zusammen an den Songs, und jeder ist da beteiligt. Aber eine Vorgabe gibt es da nicht. Es klingt aber am Ende immer nach dieser Eigenständigkeit Deluxe! Sober f. Truth! \m/

sober truthDaniel: Was steht in Zukunft so bei Sober Truth an?

Torsten: Wir promoten jetzt in 2019 natürlich erstmal unser neues Album. Das heißt wir haben natürlich wieder unsere Tour-Daten bereits fixiert. Auch in diesem Jahr sind wieder viele verschiedene Städte dabei. Es geht über Berlin, Hamburg auch mal nach Ostfriesland oder gar Holland. Wir kümmern uns dieses Jahr auch um unsere Aufstellung im Unplugged-Bereich. Wir sind auch bereits an neuen Tracks dran, und der ganz Neue ist so gewaltig, dass es schade ist, dass er nicht mehr auf das „Psychosis“-Album passte, von der Zeit her. Ja, ansonsten werden wir mit unserer Eigenständigkeit weiter machen. Es wird immer geiler, bis es dann am Ende einfach explodiert, hehe!

Daniel: Alles klar, Torsten! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Torsten: Vielen Dank für die tolle Möglichkeit, sich auch bei Euch vorstellen zu dürfen. Wir wünschen Euch und uns noch etliche tolle Tage, gefüllt mit viel Musik, guter Underground-Mucke und Heavy Metal. Geht auf Konzerte und unterstützt Eure Lieblingskünstler. Geht auch mal auf kleinere Events. Das macht Spaß, und hier lernt man immer viele interessante Leute und Musiker kennen. Das macht glücklich, Kinder! Burn! Burn! Burn! \m/ Eure Sober(z)

http://www.sober-truth.de/

http://www.facebook.com/sobertruthband

https://sobertruth.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller