U.D.O., REECE, DEAD CITY RUINS

Bochum, Zeche, 12.02.2019

UDO - 2In Mitte 2018 erschien mit "Steelfactory", das letzte Studioalbum von U.D.O. Das Ding schlug ein, wie eine Bombe und bescherte den Metallern den siebten und damit bislang besten Platz in den deutschen Charts. Immerhin ist der letzte Studiorelease mit "Decadent", auch schon knapp drei Jahre her. Danach schloss sich eine Phase an, in der die Members der Gruppe U.D.O., unter Dirkschneider firmierten und nahezu ausschließlich Accept-Songs unter das Volk brachten. Nach dem Ausstieg von Kasperi Heikkinen in 2017, der zum Battle Beast - Abklatsch Beast In Black wechselte, wie kann man nur (Anm. des Autors), war die Stelle an der zweiten Gitarre lange Zeit vakant. Dann stieg Bill Hudson ein, den man von Circle II Circle oder auch vom Trans-Siberian Orchestra kennt. Nachdem selbiger die Band in 2018 wiederum verließ, sprang zwischenzeitlich Altmitglied Stefan Kaufmann in die Bresche. Auf das ganze Chaos folgte dann in 2018 noch der Ausstieg von Uralt-Basser Fitty Wienhold, der zweiundzwanzig Jahre mit Udo musizierte und eigentlich gar nicht mehr wegzudenken war. Dieser Ausstieg ging so rasch vor sich, dass die aktuellen Anzeigen für die im Februar startende Tour noch ein Gruppenfoto mit Udo Dirkschneider, Sven Dirkschneider, Andrey Smirnov und Fitty Wienhold zeigen. Erst nach und nach wurden diese Werbeblöcke aktualisiert und auf die neue Besetzung abgestimmt. Es muss so Ende 2018 gewesen sein, als ein bis dato völlig unbekannter Fabian Dee Dammers, übrigens wohnhaft in Duisburg, die zweite Gitarre übernahm und noch aktueller ist das Engagement des Slovenen Tilen Hudrap, der vormals bei Pestilence und Vicious Rumors agierte. Nun spielen bei U.D.O. also drei Deutsche und zwei "Gastarbeiter" aus dem ehemaligen Ostblock, wie Sven augenzwinkernd in einem kurzen Talk wiedergab. Mit der aktuellen Tour will Udo Dirkschneider nun endgültig seine Vergangenheit bei Accept hinter sich lassen und sich nur noch auf die eigenen U.D.O. - Sachen konzentrieren. Man darf also gespannt auf die Setlist des heutigen Abends und insbesondere die neuen Mannen sein. Mit im Gepäck hat die deutsche Metalschmiede die australischen Rocker von Dead City Ruins und mit Reece, sprich David Reece und Band, einen alten Bekannten von Accept. Mutmaßlich wegen etwas verringerter Kartenverkäufe im Vorfeld wanderte der Gig von der Turbinenhalle II in Oberhausen in die etwas kuscheligere und altehrwürdige Zeche in Bochum. Diese war allerdings sehr gut gefüllt und bei bester Laune.

 

Dead City Ruins - 1Los geht es mit den Australiern, die mit "Never Say Die", in 2018 ihren zweiten Output auf den Markt warfen, und das Publikum, wie kann es bei dem Plattentitel anders sein, mit einer modernen Variante des Classic Rock im Stile von Black Sabbath, Ozzy Osbourne, Black Label Society oder auch Thin Lizzy begeistern wollen. Und Dead City Ruins kommen wahrlich gut an, was wesentlich dem hoch gewachsenen, agilen und langhaarigen Shouter und dem extrem geil aufspielenden Gitarristen geschuldet ist. Nummern, wie "Dirty Water", "We Are One", "Bones" oder das finale "Devil Man" haben ordentlich Bumms, grooven wie Sau und machen einfach Spaß. Die Jungs sind die perfekten Anheizer und werden bereits megamäßig abgefeiert.

 

Reece - 1Der Stern von David Reece ging 1989 auf, als er mit Accept das Album "Eat The Heat" einspielte, auf dem einige Breaker wie "X-T-C", "Chain Reaction" oder "Generation Clash" vertreten sind. Danach war er unterwegs mit Bangalore Choir, den spanischen Sirius, Ez Livin und viele kennen ihn vom Bonfire-Album "Glörious" und natürlich von Sainted Sinners. Daneben gibt es noch seine Band Reece. Der Junge ist und bleibt ein genialer Shouter und Performer und dazu hat er eine tolle Band um sich geschart, die David mit Spielfreude und guten Stageaktionen super ergänzt. Immer wieder lobpreist der Amerikaner den heutigen Headliner und natürlich ist er selber Fan von dem großen Udo Dirkschneider. Songtechnisch hat es der mittlere Teil der Songs so richtig in sich. Erst wird "Generation Clash" so richtig ausgeweidet und zelebriert und nach "Perfect Apocalypse", gibt es dann noch "X-T-C", womit dann wirklich alle Metalheads voll aus dem Häuschen sind.

 

UDO - 3„Udo, Udo!!!“: schallt es aus den Mengen, aber der alte Barde lässt sich Zeit und nach einem kurzen Intro nimmt erst einmal Sohnemann Sven sein Platz hinter dem riesigen Drumkit, wo auf den Bass Drums fett die Lettern S und D prangen. Der Gig legt mit den ersten beiden Speedgranaten vom aktuellen Album, nämlich mit "Tongue Reaper" und "Make The Move" los, und Udo screamt, wie ein junger Gott. "2 /47", das tolle "Mastercuter" und "Cry For A Nation", sind die nächsten Nummern. Bei "Metal Machine", ist kein Halten mehr. Die neuen Jungs fügen sich klasse in das bestehende Line-Up ein, und Andrey Smirnov, ganz der abgeklärte Teamplayer, lässt dem jungen Dee jede Menge Spielraum. "Independence Day", das ruhigere "In The Heat Of The Night" und "Vendetta" folgen. Herr Dirkschneider agiert famos, irgendwie wirkt er viel abgeklärter, lächelt über die Zurufe, die allesamt an ihn gerichtet sind und man merkt ihm an, dass er wieder richtig Laune hat. Seine Aktionen sind etwas eingeschränkt, so hat er sich vor einigen Tagen mächtig auf den Pinsel gelegt und man merkt ihm an, dass er sein Bein schonen möchte. Beim späteren Gig in der Essigfabrik in Köln, nimmt er sogar einen Gehstock zur Hilfe, und nutzt ihn, wie einen Mikroständer. UDO - 4Solchen Aktionen gebührt alle Achtung. Ich denke, es gibt nicht wenige Shouter, die nach so einem Vorfall die gesamte Tour gecancelt hätten. Doch Udo ist und bleibt ein Kämpfer. Einfach toll. "Rising High" ist ebenfalls vom neuen Album und beim hymnischen "In The Darkness", grölt die ganze Zeche mit. Es folgt der textliche Zungenbrecher "I Give As Good As I Get" und dann "Timebomb". Der Verzicht auf die alten Accept-Nummern, die von Accept mit Wolf Hoffmann und Mark Tornillo, weiterhin rauf und runter gebetet werden, hat so auch was richtig Gutes. Wann kam man in der Vergangenheit mal in den Genuss diese Songs zu hören. Die Nummern stehen den alten Krachern in Nichts nach. Zwischenzeitlich darf die neue Klampfe nochmal ins Rampenlicht und zelebriert ein feines Solo im spanischen Flair. Auch Sven hat noch ein kleines Special auf Lager. "Hungry And Angry" vom letzten Machwerk "Steelfactory", ist wieder so eine genialer Song, gefolgt von "One Heart, One Soul". Zum Schluss gibt es dann Klassiker en masse. Wir starten mit "Holy", gefolgt von "Animal House" und dem Übergroover "Man And Machine", der fast an "Princess Of The Dawn" herankommt. Mit "They Want War", ist die metallische Schlacht dann zu Ende. Klitschnass und sichtlich zufrieden verabschieden sich Udo und seine jungen Draufgänger und lassen ein sichtlich begeistertes Publikum zurück.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey